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Irma Brust „Wir machen das zusammen"

Irma und Jürgen Brust: Zwei beherzte Oldies im Einsatz gegen Einsamkeit im Alter

"Rituale sind wichtig. Gemeinsam Kaffeetrinken und dann einen Spaziergang machen. Und beim Abschied vielleicht noch mal in den Arm nehmen. Das fehlt den alten Leuten ja oft so sehr." Irma Brust, 79, weiß, wovon sie spricht. Seit 20 Jahren besucht sie alte und einsame Menschen – gemeinsam mit ihrem Mann Jürgen.

Als die ehemalige Sparkassen-Angestellte und ihr Mann in den Ruhestand gingen, waren sich beide schnell einig, dass sie etwas tun wollten. Und zwar für alte Menschen. "Junge Leute sind nicht so mein Ding", sagt Irma Brust. Sie hatte schon in der Sparkasse ein gutes Händchen für Oldies, die sich mit Vorliebe von ihr am Schalter beraten ließen.

Erfahrene Wegbegleiter

Im AWO Projekt "Vertrauen im Alter", der Freiwillige mit Hilfesuchenden zusammen bringt, fand das Ehepaar genau das Richtige und ließ sich für den Besuchsdienst schulen. In den 20 Jahren ihres Engagements haben Irma und Jürgen Brust bis heute 17 Menschen betreut. Viele begleiteten sie auch ins Alters- oder Pflegeheim und einige bis in den Tod. Was sie tun, liegt ihnen so sehr, dass sie auch noch eine Ausbildung in Sterbebegleitung gemacht haben. "Für andere etwas zu tun, finden wir beide schön", sagt Irma Brust, "es erfüllt uns und macht uns zufrieden."

Irma Brust ist mehr fürs Zuhören und für Gespräche da. Ihr Mann, der stark schwerhörig ist, macht eher die körperlich anstrengenden Arbeiten, schiebt z.B. den Rolllstuhl und, so sagt sie, sieht häufig ganz aufmerksam Dinge, die ihr entgehen. Über die Frage, warum sie sich für Alte engagiert, muss sie länger nachdenken. "Meine Großmutter hat mich und meine Geschwister nach der Flucht aus Hinterpommern alleine großgezogen. Vielleicht möchte ich deswegen alten Menschen etwas zurückgeben..."

Quellen der Kraft

Derzeit stehen drei Besuche pro Woche auf dem Programm des Ehepaars. Sie hören zu, spielen, machen Spaziergänge und kümmern sich um Papierkram. Damit neben dem Ehrenamt auch noch Zeit für Haushalt und Hobbies bleibt, beginnt der Tag für Irma Brust und ihren Mann früh um halb sieben. Während ihr 79jähriger Mann leidenschaftlich Tischtennis spielt, macht Irma Brust in ihrer Freizeit am liebsten Handarbeiten. Sie ist ein eher ernster Mensch, aber wenn sie von ihrer Handarbeitsgruppe erzählt und ihre Puppensammlung mit den selbst genähten Kleidern vorzeigt, strahlt sie vor Freude. "Meine Handarbeiten", schwärmt sie, "sind meine Kraftquelle!" Und wenn man sich die vielen aufwändigen, liebevoll gemachten Details ansieht, dann weiß man: Diese Frau hat Geduld.

Solche Momente ...

Kraft und Geduld können die beiden in ihrem Ehrenamt gut gebrauchen, denn der Umgang mit den Schützlingen ist nicht immer einfach. Eine alte Dame etwa, die an beginnender Demenz leidet, wollte sie am Anfang gar nicht sehen und viele Male gleich wieder nach Hause schicken. Und manchmal bekamen sie das Misstrauen der Kinder zu spüren, ob die Betreuer da nicht was vom Erbe abstauben wollen...

Irma und Jürgen Brust nehmen solche Dinge mit Gelassenheit, besprechen Probleme in der AWO-Gruppe, haken die Geschichte dann ab. Und am Ende überwiegen die positiven Erfahrungen. Wie etwa die mit der über 90Jährigen, der sie zu ihrem Geburtstag einen Auto-Ausflug an die Elbe, nach Lauenburg, Boizenburg und Hamburg geschenkt haben. Die alte Dame sprach noch oft ganz stolz von der spannenden "4-Länder-Tour". "Wenn jemand mit leuchtenden Augen erzählt, das sind dann solche Momente ...", Irma Brusts Stimme wird leise und sie lächelt ein wenig, "die sind schön."

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Credits: www.inspirative.de

Credits:

Karin Steinhage

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