VERNETZT INS NEUE JAHRZEHNT – WAS KANN DER STANDORT EUROPA BIETEN?
Die Themenreise durch Deutschland und Österreich mit einem digitalen Blick über den Tellerrand in die Welt.
Die interdisziplinäre Themenreise 2020 erörtert die unternehmerischen Chancen und Risiken in einem vernetzten Europa:
PEOPLE : Welche Köpfe und Ideen steigern die Wettbewerbsfähigkeit am Standort Europa dauerhaft? Was erzeugt Agilität und Schnelligkeit in den Unternehmen, aber auch über Unternehmens- und Ländergrenzen hinweg? Wie können Unternehmen und Politik gemeinsam den Fachkräftebedarf trotz demografischen Wandels zukünftig decken?
PROCESS: Welche Rahmenbedingungen werden benötigt, damit Innovationen und Datenaustausch zwischen Unternehmen einen Mehrwert erzeugen? Wie steht es derzeit um Kollaborationen, Supply Chains und Plattformökonomie in Europa und in Asien? Wie kann Europa im Themenfeld Nachhaltigkeit durch viele verschiedene Geschäftsmodelle den Weltmarkt anführen?
PLACES: Womit positioniert sich Europa als Standort im Wettkampf um knappe Ressourcen, Marktzugänge, digitale Infrastruktur und Datennutzung? Wie wirken sich Smart Grids, Kohleausstieg, CO2-Bepreisung und der Ausbau erneuerbarer Energien auf die Wettbewerbsfähigkeit Europas aus? Welchen Einfluss übt die Transformation in der Mobilität auf die Entwicklung der Unternehmen und deren Standorte aus?
Hybrider Themendialog Dortmund – 24.09.2020
Die Verschiebung der Weltwirtschaft – Transformation in einer verrückten Welt
Die deutsche Wirtschaft steht vor gewaltigen Problemen: Corona verschärft die Strukturkrise in Schlüsselbranchen wie Automobil und Maschinenbau. Wir müssen uns die Fragen stellen, ob unser Land im Wirtschaftskrieg zwischen den USA und China aufgerieben wird, welche unternehmerischen Chancen und Perspektiven sich in einem sich wandelnden Europa auftun und ob der so oft heraufbeschworene Niedergang der alten Industrien durch KI abgewendet werden kann.
Rund 70 Teilnehmer diskutierten über diese Fragen digital und analog bei Impulsvorträgen, in Workshops und bei einer Paneldiskussion am 24. September 2020 in Dortmund in den Design Centern von KPS. Vertreter aus Wirtschaft und Politik wie beispielsweise EnBW, Sülzle, ZF Friedrichshafen, E.ON, Comma Soft, Benning Elektrotechnik und Elektronik, das InnovationLab, J.D. Geck, die Wirtschaftsförderung Dortmund u.v.m. waren am Phoenix See – einem Ort, der die Transformation ganz deutlich widerspiegelt – um sich auszutauschen und zu netzwerken.
Matthias Nollenberger, Vice President des Gastgebers KPS begrüßte die Gäste gemeinsam mit Stefan Heselschwerdt, Geschäftsführer NRW bei Drees & Sommer.
KEYNOTE
Christoph Dammermann, Staatssekretär des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen führte in den Tag ein und erinnerte an die „verrückten“ Ereignisse der letzten Jahre, angefangen beim Brexit, dann die Wahl des amerikanischen Präsidenten und nun Covid-19.
Wir müssen derzeit mit einem großen Maß an Unsicherheit leben und sind in einer Situation, in der wir mit vielen Fragen konfrontiert werden: Müssen wir unsere Lieferketten weltweit neu ausrichten? Müssen wir unsere Unternehmen intelligenter ausrichten?
Wird es bald eine Zeit nach Corona geben oder wird es noch eine lange Zeit mit Corona geben? Dammermanns Appell ist sich sowohl politisch als auch wirtschaftlich auf beide Szenarien einzustellen und gibt uns eine Botschaft mit, um diese verrückte Welt ein bisschen weniger verrückt zu machen: „Wir brauchen in Europa die Kreativität der Dezentralität!“
Impulsvorträge
Thomas Sindemann, Vice President bei KPS und Gastgeber des heutigen Tages nennt Stichworte wie „Radikal digital“ und „agile Transformation“. Dies sind grundlegende Begriffe, an denen in Zukunft nichts mehr vorbeiführen werde. Transformation scheint uns jedoch schwer zu fallen, die Unternehmen stecken das Geld oft in das „Alte“. Für ihn ist das Problem nicht die Ideenknappheit, sondern vielmehr ein großes Skalierungsproblem. Der nächste Schritt ist seiner Meinung nach die Industrialisierung digitaler Transformation.
Laut Santosh Wadwa, Head of Product Channel Sales, Central Europe bei Fujitsu war nie mehr Anfang als jetzt. Wir leben in einer sehr unsicheren Zeit. Die Welt verändert sich schneller als jemals zuvor, aber wir leben auch vernetzter und digitaler. Doch stellt sich immer öfter die Frage: Wo geht die Reise eigentlich hin?
Wadwa sieht COVID-19 als ein Brennglas. Ein Finger, der sich auf die Wunden der Gesellschaft legt. Es ist ein Beschleuniger der Digitalisierung oder anders formuliert: Durch einen steigenden Digitalisierungsgrad können die wirtschaftlichen Defizite, die die Corona Pandemie nach sich ziehen würde, minimiert werden. Wichtig für die Zukunft und für die Wettbewerbsfähigkeit sind für ihn ein gesundes Wertesystem gepaart mit der Anpassungsfähigkeit in der Digitalisierung.
Ulrich Leidecker, COO bei Phoenix Contact schlägt vor, die Systeme offener, non-proprietary, zugänglicher und flexibler zu machen und dadurch für Akzeptanz zu sorgen. Dies ist für ihn ein wesentliches, strategisches Kernelement.
Er verweist auf ein offenes Miteinander, denn ohne den Zugang zu China hätten sie die Pandemie nicht ansatzweise so gut meistern können: Zu Beginn der Pandemie konnten sie Schutzmasken aus China besorgen, um damit die lokale Infrastruktur im Bereich des Gesundheitswesens zu versorgen und das eigene Unternehmen zu schützen.
Dr. Christian Baur, CEO bei Swisslog appelliert an die Teilnehmer: Wir müssen uns ändern und eine Neubewertung der Supply Chain aufgrund von COVID-19 vornehmen. Das Kaufverhalten hat sich verändert. In Deutschland sind die E-Commerce Umsätze im 2. Quartal um 16,5 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen und in Europa wird der Online-Lebensmittelhandel bis 2023 um 66 % wachsen.
Für ihn ist die große Frage: Schaffen wir es, unsere Supply Chain wie die Kunden ihr Kaufverhalten anzupassen? Dann wären wir weiter wettbewerbsfähig. Schlüssel hierfür sind Digitalisierung, Transformation und Agilität. Er sieht den USP hier in Deutschland in der Verbindung von Software und Hardware. Die lange Historie im Maschinenbau helfe uns dabei. Dies sei ein Vorteil, den andere lange nicht einholen könnten.
Für Dr. Burkhard Fritz, CEO bei der Unternehmerkraft Group, heißt Unternehmerkraft Zukunft gestalten, das heute erlebbar zu machen und den Menschen mit auf die Reise zu nehmen. Er warnt vor dem Erfolg von gestern. Dies sei der größte Feind, den wir haben, da es uns aufhält den nächsten Schritt zu tun.
Er zeigt auf, dass Transformation mit analog oder digital erstmal nichts zu tun hat. Transformation ist für ihn eine geistige Leistung, ein Mindset. Ein wichtiger Aspekt ist die Menschen dabei mitzunehmen und dies gelänge vor allem durch Kommunikation.
WORKSHOPS
Andreas Frary, KPS & Tobias Grün, mantro Ruhr
Stadt-Commerce: Wie verändern sich Logistikketten in Städten und was bedeutet dies für die Stadt- und Standortentwicklung?
Der Einzelhandel in deutschen Städten steht vor einer existenziellen Herausforderung. Es wurde die Frage in den Raum gestellt, was der Einzelhandel braucht, um gegen Amazon und Co in Zukunft bestehenden zu können. Die Hypothese: Das „Frontend“ Stadt funktioniert, Menschen gehen weiterhin gerne shoppen und schätzen das Erlebnis Innenstadt. Zugleich ist das „Backend“ Stadt viel weniger Leistungsfähig als der Online-Handel. Warenverfügbarkeit, Logistik, und Fulfillment könnten mit einem gemeinsamen „Backend“ deutlich verbessert werden und so das Shoppingerlebnis deutlich verbessern. Das Ziel der Workshopleiter: gemeinsam ein Venture gründen, welches ein Backend für den Einzelhandel bereitstellt.
Kontakt
Andreas Frary, KPS, +49 (175) 1194464, Andreas.Frary@kps.com
Tobias Grün, mantro Ruhr GmbH, +49 151 17481277, tobias.gruen@schacht.one
Michael Aechtler und Hanna Huber, Drees & Sommer
Creators: Collaborative. Challenging. Creative.
Wie man im Team gemeinsam in nur 45 Minuten sehr gute Ideen entwickeln kann, das zeigte sich beim CREATORS Workshop.
Was sind verschiedene Probleme bei der Thematik? Welches davon ist das größte Problem? Wer hat das Problem? Wie löst diese Person das bisher? Wie könnte die Person das Problem besser lösen? Was ist unser konkreter Lösungsvorschlag?
Mit dem Time-Boxing Prinzip wurden schnelle und sehr effektive Brainstorming Sessions mit Flipchart und Post-Ist und viel Teamgeist durchgeführt. Was wir gezeigt haben: Wichtig ist ein Ökosystem, anstatt Alleingang.
Kontakt
Michael Aechtler, Drees & Sommer, +49 172 7697749, michael.aechtler@dreso.com
Hanna Huber, Drees & Sommer, +49 172 7694748, hanna.huber@dreso.com
Holger Mennigmann, RheinEnergie AG
Die Verbindung von Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit: Zukunft Wasserstoff!?
Im Rahmen des Workshops wurde über die unterschiedlichen Arten von Wasserstoff diskutiert und man war sich weitestgehend einig, dass für eine CO2-freie Zukunft natürlicherweise nur der grüne Wasserstoff sinnvoll zu nutzen ist.
Anwendungsgebiete und -technologien gibt es heute bereits in vielen Sektoren, sodass es von dieser Seite durchaus mehr umgesetzte Ideen geben könnte – wäre da nicht der immer noch sehr hohe Preis und auch die regionale Verfügbarkeit von gerade grünem Wasserstoff.
Ruben Dahmen, WAYS & Hasan Canti, GRIP
RO:BUT SMART - Data Driven Business Models & Future of Collaborative Robots
Ruben Dahmen und Hasan Canti gaben eine Einführung in die Welt der datengetriebenen Geschäftsmodelle: Need vs. Date und stellten echte Use Cases im Bereich Data Driven Innovation (anonymisiert) vor.
Darüber hinaus wurde die mittelständische Transformation vom Hidden Champion GRIP aus Dortmund vorgestellt: Vom Handwerk zu digitalen Services. Sowie die GRIP Smart Products zur Anwendung in der kollaborativen Robotik gezeigt wurden.
Kontakt
Hasan Canti, GRIP GmbH, +49 231 96450 61, canti@grip-gmbh.com
Ruben Dahmen, WAYS GmbH, +49 231 700 12 750, ruben.dahmen@ways.de
Jan Barenhoff, placense
Making better decisions: How location intelligence reduces uncertainty in a new normal
Beim Workshop von placense gab es eine kurze Einführung in das Thema Location Intelligence.
Gemeinsam wurde eine Case Study erarbeitet und vorgestellt, wie man mit den Datenauswertungen von placense einem Hamburger Einzelhändler bei der Auswahl des idealen Standortes für seinen Flagship Store helfen konnte.
Zusätzlich gab es einen Einblick in die "Startup-Nation" Israel.
Kontakt
Jan Barenhoff, placense, +49 170 7900064, jan@placense.com
Christopher Herweg, Swisslog & Janine Zimmermann, Drees & Sommer
Digitale Lösungen in der Logistik
Hierbei stand insbesondere die Ideenerläuterung zur Entwicklung einer App für einen Logistikimmobilien-Konfigurator im Mittelpunkt. Sowie die Vorstellung von Abfragen in einem Hallenkonfigurator und ein Click-Dummy. Die modularen Produkte von Swisslog wurden gezeigt und die Idee erläutert wie Intralogistik / Anlagen mittels Konfigurator untergebracht werden können. Im Workshop wurde gemeinsam mit den Teilnehmern Fragen zur Optimierung des Konfigurators und zur weiteren Entwicklung gestellt bzw. deren Antworten gemeinsam erarbeitet.
Kontakt
Christopher Herweg, Swisslog GmbH, +49 231 75895 7134, christopher.herweg@swisslog.com
Janine Zimmermann, Drees & Sommer, +49 341 91930-6273, janine.zimmermann@dreso.com
PODIUMSDISKUSSION
Mit
- Marcus Hepp, CSO bei Müller – Die lila Logistik AG
- Ulrich Leidecker, COO bei Phoenix Contact
- Bernhard Dörstel, Global Building Solutions Generation Manager bei ABB / Busch-Jaeger Elektro GmbH
- Pascal Biesenbach, Vorstand des Klimaquartiers Arrenberg
- Kay Hoffmann, Director Corporate Communications bei WILO SE
- Prof. Jana Koehler, Scientific Director Algorithmic Business and Production beim Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz DFKI GmbH (digital)
Die wichtigsten Statements der Podiumsteilnehmer:
- Digitalisierung kann maßgeblich helfen, Wertschöpfungsketten zu optimieren und das Thema Energieschutz deutlich voran zu bringen.
- Daten ist das eine, was man aus den Daten macht ist das andere. Was passiert mit den Daten und wie werden diese Daten zu Information und zu Taten formuliert? Hierzu müssen wir gemeinsam Erfahrungen austauschen. Wir müssen gemeinsam kreativ werden! Lassen Sie uns die Daten lieber freiwillig teilen, bevor wir geteilt werden.
- Wachstum müssen wir nicht mehr im Quantitativen, sondern im Qualitativen denken.
- Wir müssen schauen, dass die neuen Industrien und die neuen Technologien bei uns angesiedelt werden und bei uns entstehen – da haben wir noch Versäumnisse, z.B. bei der Elektrobatterieentwicklung und -fertigung, obwohl wir in der Technologie und in der Forschung nach wie vor führend sind.
- Ein unheimlich großes Potenzial liegt im Pooling von Material, wenn wir es schaffen würden, verschiedene Unternehmen zusammenzubringen, die gleiche Warenströme und gleiche globale Beschaffungsströme haben und wir es schaffen, diese miteinander zu verbinden, wäre dies ein Gewinn für alle.
- Es muss uns klar werden, dass Produktivität und Effizienz heute zusammenhängt mit Flexibilität. Die Welt ändert sich, sie ist dynamischer. Wir müssen schneller reagieren. Früher war dies machbar ohne KI, aber heute müssen wir Entscheidungen automatisieren durch Algorithmen und Szenarien durchspielen, um die optimale Reaktion zu berechnen.
Besichtigung SIGNAL IDUNA PARK – 23.09.2020
Für rund 30 Teilnehmer mit weiter Anreise gab es zudem am Vorabend das Angebot einer Besichtigung des SIGNAL IDUNA PARKs, Deutschlands größtes Fußball-Stadion, mit einer Einführung und Diskussion durch Carsten Cramer, Vorstand des BVB. Anschließend konnte man den Abend im Office der Unternehmerkraft Group mit Live Musik ausklingen lassen.
Teilnehmende Unternehmen
Weitere Informationen zur Themenreise 2020
Ansprechpartner zum Themendialog
Götz Schönfeld, Telefon +49 711 1317-1911, goetz.schoenfeld@dreso.com
Kim Heselschwerdt, Telefon +49 1727690198, kim.heselschwerdt@dreso.com