Die Einsicht, dass ein Unternehmen die ersten Schritte Richtung Industrie 4.0 gehen sollte, kommt bei der Geschäftsführung häufig erst dann, wenn Probleme auftauchen. Als die Drehtechnik Jakusch GmbH 2016 diese ersten Schritte ging, war die Auftragslage allerdings so gut wie nie. Die Maschinen liefen auf Hochtouren, der Geschäftsführer Enrico Jakusch erlebte einen richtigen Boom. Trotzdem war es genau diese Situation, die der Auslöser für ein Umdenken bei dem Geschäftsführer war.
Ausgangssituation
Die konkrete Notwendigkeit seinen Betrieb zu digitalisieren, beschreibt Enrico Jakusch so: „Es ist einfach schlichtweg nicht möglich alle Maschinen so anzuordnen, dass ich Sie auf einen Blick sehen kann.“ Die Maschinen stünden verstreut über das Unternehmen, das Wissen darüber wie es der Maschine „gerade geht“, werde allerdings dringend gebündelt gebraucht.
Als die Problemstellung für Enrico Jakusch klar war, half ihm ein alter Bekannter aus Saalfeld die richtigen Lösungen zu finden. Dr. Reimund Meffert ist bei der Batix Software GmbH Berater und für Unternehmenskontakte zuständig. Die Beiden entwickelten gemeinsam eine Strategie für den Maschinenbauer.
Strategie
Entscheidend sei es, von Anfang an ein Netzwerk aufzubauen mit und in dem man die Digitalisierung als nachhaltiges Projekt angeht, so Jakusch. Dabei müssen man natürlich darauf achten, dass man dabei die Kontrolle über das Unternehmen und die entstehenden Daten und Erkenntnisse behält.
Technologie
Hardware / Schnittstellen
Bei der Jakusch Drehtechnik GmbH ist nach der Analyse in Hardware investiert worden. Insgesamt wurden 12 Kilometer Lan-Kabel verlegt, über 40 neue Tablets und Monitore für die Maschinen eingekauft und die Computer auf den aktuellen Stand der Technik gebracht. In den Boom-Zeiten 2016 waren solche Investitionen verkraftbar, aber eben auch unverzichtbar für die Zukunft.
MES-System
Die Vorteile der Hardware Nachrüstung sind für den Geschäftsführer schnell zu erkennen gewesen. Mittels der entstandenen Konnektivität und einer Softwarelösung der Firma Batix konnte ein MES-System in Betrieb genommen werden, dass für mehr Transparenz in Sachen Maschinenauslastung sorgte. Das hilft zum Beispiel bei den Einsatzplänen der Maschinen oder deren Wartung.
Organisation / Prozesse
Arbeitsorganisation
Die durch die Vernetzung der Maschinen gesammelten Daten macht die Jakusch Drehtechnik GmbH für jeden Mitarbeiter sichtbar. An nahezu allen für die Produktion entscheidenden Arbeitsplätzen sind mobile Endgeräte angebracht, auf der die Auftragslage und Maschinenauslastung zu sehen ist. Das bringt entscheidende Vorteile.
Vision / Perspektive
Die Konnektivität und Sichtbarkeit der Daten sind bei Jakusch inzwischen vorhanden, damit kann der Geschäftsführer sehen was passiert. Derzeit und in naher Zukunft geht es Enrico Jakusch darum zu verstehen, warum etwas passiert und wie man sich darauf vorbereiten kann.
Das langfristige Ziel des Unternehmens ist eine selbstoptimierende Produktion. Ein autonom reagierendes System, das sich mit Hilfe von maschinellem Lernen selbstständig auf verschiedene Situationen einstellen kann. Den Weg will Enrico Jakusch gemeinsam mit seinem Netzwerk gehen.
Lessons learned
Enrico Jakusch spürt die Verantwortung für sein Unternehmen. Für ihn ist die Digitalisierung nicht nur ein Mittel zum Zweck, sondern die Basis für eine erfolgreiche Zukunft. Auch wenn die Entscheidung ein Umdenken und einige Anstrengungen mit sich gebracht hat, er hat es nie bereut, dass er sich auf den Weg gemacht hat.
Reimund Meffert betreut neben Jakusch noch einige andere Unternehmen. Seine Erfahrung als Berater in Sachen Industrie 4.0 und Digitalisierung ist, dass viele Unternehmerinnen und Unternehmer gleich zu Beginn ihrer Bemühungen unter dem „Fitnessstudio-Effekt“ leiden.
Was raten Sie Unternehmern, die sich auf den Weg Richtung Industrie 4.0 machen?
Credits:
Bilder/Videos: Tilman Vogler / VDI Technologiezentrum GmbH