Preis pro Mahlzeit sank
Vor fünf Jahren fiel in der Kindertagesstätte Upstalsboom die Entscheidung, das Essen selbst zuzubereiten. Eine Entscheidung, die nach Einschätzung von Leiterin Patricia Janßen und Küchenchef Enno Enninga goldrichtig war. Denn die Qualität der Mahlzeiten sei gestiegen, und die Kosten würden mehr als eingehalten. „Wir konnten den Preis sogar senken“, so Janßen. Begonnen habe man seinerzeit mit bis zu 2,80 Euro pro Mahlzeit, differenziert nach Krippe, Kindergarten und Hort. „Es stellte sich heraus, dass die Krippenkinder am meisten gegessen haben“, sagt Janssen. Deswegen würden nun alle pauschal denselben Betrag zahlen – 2,50 Euro pro Mahlzeit. Von den 184 Kindern in der Einrichtung werden 150 von Enninga und seinem Team bekocht.
Küchenchef besucht regelmäßig Fortbildungen
Enninga legt Wert auf frisch zubereitetes Essen. Um grade bei der Ernährung von Kleinkindern auf dem neuesten Stand zu bleiben, nimmt er regelmäßig an Fortbildungen teil. Viermal im Jahr trifft sich ein ostfriesischer Arbeitskreis unter dem Dach der Verbraucherzentrale Niedersachsen. In diesem Jahr lag der Fokus auf der Allergenkennzeichnung und dem Umgang der Kita-Küchen mit Kindern, die spezielle Diäten benötigen.
Nicht alle Elternwünsche können erfüllt werden
„Wir können nicht alles leisten“, sagt Enninga. Auf Unverträglichkeiten nehme man natürlich Rücksicht, auch eine vegetarische Ernährung sei täglich in der Kita gewährleistet – mit Einschränkungen. Das erläutert Enningas Mitarbeiterin Antje Kuhlmann. „Wir können nicht dem Wunsch einiger Eltern nachkommen und Ersatzprodukte kaufen.“ Gemeint sind zum Beispiel vegetarische Schnitzel, die auch noch wie Schweinefleisch schmecken. Das kann die Kindertagesstätte nicht leisten. „Es muss ja auch alles noch bezahlbar sein“, ergänzt Patricia Janßen. Das gelte auch für den nachvollziehbaren Wunsch, ausschließlich Bio-Produkte zu verwenden.
Es gibt vielfältige Unverträglichkeiten
Laktose, Gluten, Fructose, Histamine – es gibt viele Inhaltsstoffe, bei denen der Körper Unverträglichkeiten entwickeln kann. Schwierig ist es laut Enninga zu unterscheiden, ob tatsächlich ein medizinisches Problem vorliegt oder einfach ein Mode mitgemacht wird. Im Zweifel wird inzwischen von den Eltern der Kinder ein Attest angefordert. In Fällen, in denen es über eine Unverträglichkeit hinausgeht, muss die Kita aber passen. „Ein Kind mit einer diagnostizierten Zöliakie könnten wir nicht versorgen.“ Denn in solchen Fällen darf wirklich überhaupt kein Gluten im Essen enthalten sein. „Dafür benötigt man im Grunde eine zweite Küche.“ Denn es genüge schon, mit normalem Weizenmehl zu arbeiten. Der Mehlstaub stelle bereits eine Gefahr für Zöliaker dar. Bislang gab es noch keinen solchen Fall in der Einrichtung.
Kinder dürfen alles ausprobieren
Vieles erledigt sich aber auch von selbst. Es gebe durchaus Kinder, die von sich aus den Wunsch hätten, sich vegetarisch zu ernähren. Das nimmt die Kita dann auch ernst. „Ich habe zum Beispiel für ein Kind schon Schaschlikspieße mit Gemüse gemacht.“ Beim Sommerfest der Einrichtung seien auch vegane Würstchen gereicht worden. Beide Gerichte hatten jedoch nur mäßigen Erfolg. Gegessen wurden am Ende die „normalen“ Schaschlikspieße. „Und von den Würsten sind auch einige übrig geblieben“, so Janßen.
"Gesundes Essen ist auch mit wenig Geld möglich"
Für Enno Enninga steht dennoch fest. Gesundes, frisches Essen ist auch mit einem schmalen Geldbeutel möglich. Das gelte für die Kita ebenso wie für den Privathaushalt. Das Problem sei nicht, frische Lebensmittel finanzieren zu können. „Das Problem ist, dass immer weniger Menschen noch selbst kochen.“ Dazu gehöre auch, aus den Resten einer Mahlzeit noch etwas Schmackhaftes für den nächsten Tag zaubern zu können. „Mit einer Tiefkühlpizza geht das natürlich nicht.“
Kinder müssen an Essen ohne Aromen gewöhnt werden
Die Kinder der Kita Upstalsboom mussten zum Teil wieder an den Geschmack natürlicher Zutaten herangeführt werden. Einige der Kleinen sind von Anfang an dabei, so Enninga. Sie würden immer mehr die Geschmacksvielfalt entdecken. Ein Beispiel sei Obst. Es habe gedauert, bis die Kinder den selbst gemachten Fruchtquark angenommen hätten. Denn gewohnt seien sie intensive Geschmackserlebnisse, hervorgerufen durch Aromastoffe der Lebensmittelindustrie. Wie eine echte Erdbeere schmecke, wüssten viele Kinder nicht.
Entdeckungstour an der "Saladette"
In der Kita Upstalsboom können sie täglich auf Entdeckungstour gehen. Dafür sorgt auch die Saladette, ein kleiner Kühlwagen für Obst und Gemüse. An dieser Frischebar bedienen sich die Kleinen selbst und lernen dabei viele neue Obstsorten kennen. Die schönste Belohnung für Enninga und sein Team ist der Moment, wenn die jungen Gäste in der Kindertagesstätte sich für das leckere Essen bedanken. „Auch nach Rezepten wurden wir schon gefragt, damit die Eltern das Essen nachkochen können.“
Text: Heino Hermanns
Fotos: Romuald Banik, Heino Hermanns und Bernadette Wurzinger/pixabay