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Mit Abstand das Beste Lookdown vor dem Lockdown: Klettern und Fliegen und möglichst viel Abstand gewinnen - An diesem Wochenende ging alles in einem und fast alles auf.

Mit unserem Bus könnten wir uns wahrscheinlich auch über alle Häuser hauen und weit weg von den Corona-Hotspots sein. Unser Bauchgefühl sagt uns aber, es sei besser, etwas gebremster auf Achse zu sein, die Maßnahmen mitzutragen und dorthin zurückzukehren, wo wir herkommen. Also verbringen wir den Lockdown 2.0 wieder in der (erweiterten) Heimat - und natürlich nach wie vor in unserem Wohnmobil. Mehr Caravantäne geht ja quasi nicht.

Geht doch!

Als wir uns zwischen Klettern und Fliegen und möglichst viel Abstand-Gewinnen (vom Alltag und von Anderen) gar nicht entscheiden konnten, verbanden wir vor dem Lockdown unsere Grundbedürfnisse noch einmal über dem Edelgrießkar am Fuße des Koppenkarsteins.

18 kg für die Komfortzone

Herrlich, fast haben wir vergessen, wie sich ein 18 Kilogramm schwerer Rucksack anfühlt! Ein Podcast im Ohr erleichtert das Gewicht zwar nicht, aber verkürzt die Gehzeit zwischendurch gedanklich: Vom "Standard"-Thema des Tages (Corona, whatelse) hin zu Ulligundes netter Folge mit Simon Gietl und dann raus mit den Stöpseln. Bald wollen wir nur noch eines: Stille. Und Eins-Sein mit dem Fels.

Das Edelgrießkar, umrahmt von den Türl-, Gamsfeld- & Scheichenspitzen, liegt hinter uns. Die Pfeiler des Koppenkarsteins ragen vor uns unter der Novembersonne zum Himmel. Drei andere Seilschaften sind gerade an den Einstiegen des zweiten Pfeilers. Wir bleiben links davon und gehen es gemütlich an - am Kompaktpfeiler.

Kompakt (großteils) & ganz gut.

Klettern wir ins Zelt!

Ein, zwei Sonnenstunden sind an diesem Novembertag noch übrig, aber anstatt in eine zweite Route einzusteigen, bauen wir doch lieber gemütlich unser Zelt auf.

Daydreaming in der Abendsonne...

...und dann dürfen wir kurz vorm Schlafengehen noch einen anderen fliegenden Kletterer (oder ist es ein kletternder Flieger?) beobachten. Er macht uns heute vor, was wir dann morgen nach einer zweiten Kletterei vorhaben. Einfach abheben!

Die Nacht ist lange, aber irgendwie doch sehr kurz. Uns begleitet kein Tiefschlaf, mehr ein Dösen und Dahindämmern - und Gottseidank verschlafen wir ihn diesmal nicht. Wir hätten etwas versäumt!

Während uns die Sonne wach küsst (und uns der Nuss-Strudel den Morgen und Magen versüßt), träumen wir schon vom Kontakt mit dem perfekten Fels des Idealpfeilers.

Zelte abbrechen - und zehn Minuten später warmen Fels berühren: Was für ein Geschenk!

Ideal! Bis auf den kurzen Verhänger beim Abseilen ;-)

Wind, wieso?

Einmal aus dem Schnee gestiegen und den ersten Überhang überwunden, ist der Sommer zurück. Das fühlt sich einfach gut an. Ab der siebenten Seillänge übernimmt dann doch wieder der Spätherbst das Kommando und frischt den Wind zum Unbehagen unserer Finger eisig auf. Nicht wenig Wind. Zu viel Wind? Das ist die einzig verbleibende Frage, die uns beim Abseilen über diese Traumtour begleitet.

Zwar nicht direkt vom Zeltplatz, aber immerhin eine Etage tiefer, dürfen wir uns bei guten Bedingungen von unseren Flügeln ins Tal nach Ramsau tragen lassen. Diese beiden Tage sind mit Abstand das Beste, das wir uns vor den verschärften Corona-Maßnahmen wünschen konnten.

Der schönste Weg, eine Tour zu beenden.

Credits:

Marlies & Andi // www.hochzwei.media

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