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Wenn der Mont Blanc im Flug vergeht Mal angenommen: Wir gehen abends in Chamonix los. Können wir dann in der Früh vom Mont Blanc fliegen? Eine schlaflose Nacht, zwei Regenschauer und 3800 Höhenmeter später haben wir die Antwort: Ouiiiiiiiahhhhhuuuhhhh!

Es ist ja schon so eine Sache, wenn man mit dem Wohnmobil in Chamonix parkt, und der weiße Mont Blanc strahlt so unverschämt zum Fenster herein. Unser AirDesign-Teamkollege Martin klopft bei uns an und beim Kaffee kommen wir ins Plaudern. Über dies und das – und dann fällt ein Satz, der die nächsten Tage auf den Kopf stellt.

„Ab 1. September endet ja das Flugverbot am Mont Blanc.“

Kleine Anmerkung: Im Juli/August ist es verboten, vom Mont Blanc und an seinen Hängen oberhalb von Chamonix zu fliegen.

„Du könntest dir ja noch einen Tandem checken!?“, sag ich weiter. Drei Tage und unzählige Telefonate später ist das UFO-Tandem im Rucksack von Martin, und auch Mike hätte keinen Einwand, sich bei seinem ersten Besuch am Mont Blanc den Abstieg zu ersparen.

50:50-Chance

Es ist der 31. August, und irgendwie ist das Wetter so unsicher wie das erste Treffen mit einem Tinder-Date. Wird’s ein Reinfall? Oder kann’s was werden? Was fest steht: Morgen kommt die nächste Kaltfront. Gegen Mittag wahrscheinlich. Übermorgen muss Mike wieder arbeiten in Linz. Und heute am Abend machen sich noch ein paar gewittrige Wolken wichtig, aber über Mitternacht sollten sie abziehen. Sollten sie... Und dazwischen? Da könnte der Wind mit etwas Glück fliegbar sein. Und die Sicht? Das nächste Blind Date! Niedere Schichtwolken lassen uns vielleicht nicht ins Tal blicken. Aber: vielleicht ja doch! Die Chancen stünden fifty fifty, meint unser meteorologischer Telefonjoker. Einen kleinen Funken Hoffnung haben wir also. Und: Was sollten wir denn heute sonst machen? Etwa ins Elevation 1904 oder gar schlafen gehen?

3800 Höhenmeter. Na bumm!

Andis Blick ist ungefähr so schräg wie die Seilbahn auf die Aiguille du Midi, als ich vorschlage, dieses spontane Projekt doch direkt im Tal zu starten. 3800 Höhenmeter. „I bin jo nu nie vü mehr ois 2500 Höhenmeter am Stück gegangen“, schaut mich der Andi mit übergroßen Augen an. „Na wenn mas net probieren, werd' mas net rausfinden.“ Zumindest hatte ich schon einmal Erfahrung mit 4000plus gemacht (das ging beim Traunsee-Bergmarathon erstaunlich gut) – und unsere letzten drei Mont-Blanc-Besuche haben wir uns ja auch jeweils vom Tal aus erarbeitet (Peutereygrat, Brouillardgrat und die „Traversée Royal“ über die Domes de Miage und Aiguille de Bionnassay). Natürlich jeweils in Mehrtages-Projekten.

Aber in einem Tag? Besser gesagt: in einem halben Tag? Dass der Mont-Blanc-Vom-Tal-Hatscher (für andere) ganz locker geht, das ist uns schon klar. Der Kilian Jornet läuft da mal geschwind in 4:57 Stunden die Strecke Chamonix-Mont Blanc-Chamonix. Egal, um Zeit geht es uns nicht. Nur im Abstieg wollen vielleicht doch etwas schneller sein als der Kilian. ☺

Schaut noch nicht ganz nach Mont Blanc aus.

Mike&Martin nehmen anfangs doch lieber die Aufstiegshilfen von Les Houches bis zur Nid d’Aigle – und wir dürfen ihnen sogar unsere Rucksäcke mitgeben. Welch ein Aufwärmgeschenk! Oben treffen wir uns und gehen gemeinsam weiter. So der Plan... Tschüss Bus – Asphaltstraße, vorbei an den letzten Luxus-Chalets, Forstraße, Donner in der Ferne, Waldwegerl – so ein Easy Going bis zur Bellevue-Bergstation. Aber nanu, wieso winken sie uns hier schon zu? Sie wollten doch noch mit der Tramway du Mont Blanc weiterfahren, zum üblichen Ausgangspunkt aller Mont-Blanc-Normalweg-Aspiranten? Nur so viel: Wer einen Fahrplan lesen kann, ist klar im Vorteil ;-) Einen Wasserkrug trinken wir noch auf der Terrasse mit der schönen Aussicht, und die Gouterhütte blinkt als silber funkelnde Paillette aus den Wolken zu uns herunter.

Bellevue.

Gletscherzeug, Gleitschirm, Gaskocher

Zirka zehn Kilogramm schwere Rucksäcke schultert jeder von uns. Inklusive Gleitschirm (zwei SuSi3, ein UFO-Tandem), Gaskocher und Gletscherausrüstung. Wir wollen’s gemütlich angehen – und uns in etwa fünf Stunden bei der Gouterhütte ein Süppchen kochen.

Nach einer Minute stoppen wir bereits wieder. Erst tröpfelt es, dann schüttet’s – wir Glücklichen! Das Bahnhäuschen kommt als Unterschlupf gerade recht.

So schnell wie der Regen kam, ist er auch wieder weg. Nach einer Viertelstunde gehen wir unter einem Regenbogen und über die Bahngleise (normal verboten, aber heute hat sich der Zug ja schon ausgefahren) bis zur letzten Station der alten Tramway du Mont Blanc.

Gut 1400 Höhenmeter haben wir schön langsam in den Beinen und die Sonne legt sich schlafen. Die Motivation ist meistens gut und nur selten grüblerisch („wieso tun wir uns das eigentlich an?“).

Von nun an schreiten wir im Schein der Stirnlampen immer höher. Die Pfadspuren sind meistens gut zu finden – und beeindruckt vom Wetterleuchten in der Ferne geht’s in immer unwirtlichere Gegenden.

Nach dem Regen kommt der Graupel

Nach ein paar Stunden verfinstert sich die dunkle Nacht im Westen zunehmend. Es fängt schon wieder zu tröpfeln an. „Legen wir besser einen halben Schritt zu“, sag’ ich – und als es graupelt, haben wir Unterschlupf beim kleinen Ranger-Häuschen unterhalb der Tête Rousse Hütte gefunden. Für die kurze blanke und mit Steinen übersäte Gletscherquerung legen wir besser die Steigeisen an, im Trockenen bereiten wir uns vor. Das geht sich aus, bevor das drohende Gewitter ankommt! Zack, los – und der Graupel ist verschwunden. Aufatmen. Es ist kurz vor 23 Uhr und bei der Tete Rousse schläft schon alles. Leider keine Chance auf Kaffee und Kohlenhydrate. Steigen wir gleich weiter auf bis zur Gouterhütte, die Wolken haben sich erstmal verzogen.

Grande Rumpeln im Grand Couloir

In der stockdunklen Nacht finden wir den Weg ganz gut. Bald schon sind wir bei der Schlüsselstelle angelangt – dem Grand Couloir, dieser breiten Steinschlag gefährdeten Rinne. Es ist nicht schwierig, sie zu überqueren, dafür saugefährlich. Ruhig ist es hier heute, kein Rumpeln. Es liegt kein Schnee mehr drin – und sogar gute Pfadspuren sind ersichtlich. Nix wie rüber.

Erst lauschen, dann laufen: Am Beginn der Querung des Grand Couloirs

Wir machen uns an die Felsen und kämpfen mit der Müdigkeit und den Höhenmetern. Auf einmal kracht es – wir werden hellwach. Eine Minute lang rumpeln Blöcke und Steine durch das Grand Couloir. Sie ist einfach ein Hund, diese Stelle! Selbst um Mitternacht. Der steile Hang bis zur Gouterhütte ist mit Punkten gut markiert – dazu abgegriffene, einfache Kletterstellen und immer wieder Drahtseile. Der Weg mag sich aber ziehen wie ein Strudelteig der besten französischen Bäckereien. Ich fühl’ mich wie eine Nussschnecke. Immerhin sinkt unser Zähler – wie cool, schön langsam haben wir nur noch den Höhenschied von einem Großen Priel vor uns! Okay noch kurz zu unserer Relativitätstheorie: Meistens macht man auch den großen Priel als Zweitagestour, aber für uns heißt das heute: Halbzeit!

Die Ankunft im Schnee bringt neue Motivation. Nur noch ein Quergang zur Gouterhütte – und dort machen wir mal Pause. Es ist gegen halb zwei Uhr früh. Wir setzen uns in den Schuhraum und im Vorraum schmelzen wir Schnee. Etwas Warmes im Bauch tut gut, und über die Energie freuen sich die Beine. Den so sehr erhofften Kaffee (vor allem für den Kopf) können wir uns leider abschminken – Frühstück gibt’s hier erst um drei Uhr früh.

Sekundenschlaf auf der Mont-Blanc-Hauptautobahn

Ein paar von Kopfweh geplagte Frühaufsteher setzen sich zu uns und tanken vor der Hüttentüre Frischluft. Schließlich sind auch wir erst gegen drei Uhr fertig und wieder in Aufbruchstimmung. Monotonen Schrittes geht’s über den Gletscher – und der Kampf mit der Müdigkeit beginnt jetzt knallhart. Immer wieder komme ich ins Wanken, Sekundenschlaf auf der Mont-Blanc-Hauptautobahn... Schnee fällt jetzt auch noch, er erfrischt zumindest mein Gesicht. Herrjemine, die Wolken sollten sich doch in Luft auflösen! Die Spur ist meistens sehr gut – nur manchmal fühlen sich meine müden Beine zu kurz geraten für manche hohe Stufen im Schnee. Welche Giraffen waren denn hier schon wieder unterwegs!? Furchtbar anstrengend. „Nur noch ein Schoberstein“, sagt der Martin. Sechshundert Höhenmeter sind also nur noch übrig von den 3800. Akklimatisiert sind Andi und ich mittelgut – wir kletterten in den letzten Tagen immer knapp an die Viertausender-Marke heran, aber nie darüber hinaus. Der Wind frischt jetzt auch noch kräftig auf – 40er-Böen lassen es eisig kalt werden. Oh Mann...

Wofür tragen wir eigentlich unsere Gleitschirme mit?"

Ein paar (offensichtlich frischere) Bergsteiger von der Gouterhütte überholen uns. Mein nächstes Etappenziel ist das Vallot-Biwak. Noch nie hab ich mich auf diese kleine Notunterkunft am Normalweg auf 4362 Metern gefreut. Es hat einen miesen Ruf und ich kenne es nur von Müll übersät – aber heute? Es ist wunderbar, hier einzutreten. Noch eine Kleiderschicht anlegen und einen kräftigen Schluck vom warmen Tee machen. Viele andere Bergsteiger machen dasselbe und legen hier eine kurze Pause ein. Wir sind ruhig. Im Moment denkt keiner von uns vier, dass der Abflug gelingen könnte. Und wäre es für Mike nicht das erste Mal am Mont Blanc, hätten Andi und ich wohl gleich einen Abflug gemacht...

Im Vallot-Biwak. Überraschend sauber und gut besucht.

Egal, jetzt sind wir schon hier. Mit der langen Unterhose und einer Überhose sowie den Wärmepads in den Handschuhen geht’s mit neuer Frische (und Wärme) in Richtung Bossesgrat. Und der nächste Lichtblick kommt bestimmt – mit der Dämmerung in einer Stunde. Bis dahin: Nicht den Sinn oder Unsinn unserer Tour hinterfragen, sondern sich einfach gehen lassen – selbst Schnecken haben schon ihre Ziele erreicht. Mmhhh... Ein Cappuccino mit einer Nussschnecke wär’ jetzt gut!

Mann, bin ich müde!

Immer wieder übermannt mich die Müdigkeit. Ich kann meine Augen kaum noch offen halten. Mein Kopf ist leer, alle Gedanken sind verschwunden. Irgendwie bringe ich aber doch immer wieder ein Bein vor das andere. Ehe der Schlaf endgültig das Kommando übernimmt, bricht langsam der neue Tag an.

Wow! Dieses Farben-Schauspiel am Himmel wirkt wie ein Weckruf und wird immer eindrucksvoller. Die Wolken (Mist, viele Wolken!) färben sich in grelles Orange. Mein Kopf drückt die Schlummertaste. Ich bin zu müde, um mit meiner Kamera Fotos zu machen. Andis Finger sind zu kalt, um hier jeden so unglaublichen Moment festzuhalten. Und schon bald verschlucken uns die Wolken wieder. Zumindest der Wind lässt eine Spur nach. Kurz treten wir aus den Wolken und sehen sogar ins Tal hinunter – und dann stecken wir wieder mittendrin.

Die Luft wird dünner – und der Aufstieg immer länger. Hinter jedem Hügel kommt noch ein Hügel. Ich dachte, der Mont Blanc verliert durch den Klimawandel Höhe und wird nicht noch höher? So viele Schritte, die mir heute extrem mühsam fallen. Die Gedanken an frühere Mont-Blanc-Touren bringen mich heute aber auch nicht schneller voran. "Nur noch ein Hirschwaldstein", rechnen wir hoch (auf den Voralpen-Flugberg latscht man ungefähr 200 Höhenmeter vom höchsten Ausgangspunkt)... Mist, noch immer ein Hirschwaldstein!

Hoffnungsschimmer im Wolkenmeer

Als es wieder einmal kurz aufreißt, hopst Martin vor Vorfreude vor sich hin. Und auch Andi scheint bei seinem persönlichen Höhenmeter-Rekord noch gut voran zu kommen. Mann oh Mann... Durchbeißen... Kurz vor meinem Verzagen ist nichts mehr von der Schneekuppe übrig.

Ohhhh yeah!

Da ist er endlich, der Gipfel!

Um halb acht Uhr früh fallen wir uns am höchsten Punkt der Alpen in die Arme. Und bald ist auch Mike bei uns. Und wen sehen wir da? So kleine Hoffnungsschimmer blitzen zwischen den ganzen Wolkenfetzen auf. Vielleicht klappt es ja doch noch mit dem Abflug! Der Wind streicht aus westnordwestlicher Richtung über das Gipfelplateau. Somit könnten wir uns direkt hier startklar machen! Das wär’ ja grenzgenial! Aber nur wenn wir eine Sicht bis ins Tal haben! Das steht für mich außer Frage.

Siehste nix, geht’s zu Fuß nach Chamonix..."

Bei der heutigen guten Spur würd’ ich mir den Abstieg auch alleine und seilfrei zutrauen – oder vielleicht eine Seilschaft bitten, mich einklinken zu lassen. Das nimmt mir viel Druck, „unbedingt“ starten zu müssen – sollten die anderen weg kommen und ich hier „übrig“ bleiben. Bauchkribbeln. Machen wir uns doch bereit! Wir packen die Steigeisen weg, tauschen den Klettergurt mit unserem leichten Fluggurtzeug. Wenn sich die Wolken lichten und der Wind passt, dann nichts wie raus mit uns!

Mein Herz klopft wild, ich spüre den Pulsschlag von den Zehenspitzen bis in meine Schläfen. Ich fühle tief in mich hinein – und weiß, dass ich das drauf hab’. Beim Starkwind-Training mit Mike Küng vor ein paar Wochen in Dänemark habe ich eine Woche lang die perfekte Technik trainiert.

"Oh Mann, es reißt auf!"

Martin und Mike mit dem UFO-Tandem

Unser UFO-Tandem zuerst. Martin zieht den Schirm hoch – und eine fiese Böe fährt in den Singleskin. Er bändigt den Schirm gekonnt, das UFO lässt sich gut beherrschen. Als die 26 Quadratmeter Stoff über ihren Köpfen stehen, rennen sie Richtung Steilhang – und fliegen. Mein Herz klopft. Es hat geklappt! Noch ein Kuss mit Andi. Jetzt ich. Meine SuSi3 füllt sich mit etwa 15-20 km/h starken Wind, der Schirm tänzelt am Boden.

Ich ziehe die Leinen kontrolliert hoch, drehe mich um – und renne. Renne so schnell ich nur kann – vor allem über das anfangs noch flache Gipfelplateau muss ich Gas geben. Der Schirm über mir, der Gletscher unter mir – und gleich ist da nur noch Luft. Ich bin in der Luft! Fliege vom Mont Blanc!

Mit Respekt über der Basis

Die Wolkenbasis öffnet ein Fenster über Chamonix und ich kann nur staunen. Halte mich fern von allen Wolken und drehe mich im Kreis. Ein paar super sanfte Wingover, die SuSi3 ist in dieser Höhe noch dynamischer! Mein Herz klopft. Irgendwie kommt mir vor, dass ich nur sehr langsam an Höhe verliere. Der Blick nach Westen wandert in eine dunkle Basis. Drückt hier eh noch nicht die Kaltfront herein? Über mir noch blauer Himmel und die Sonne blitzt über die Spitzen der Aiguilles oberhalb von Chamonix. Ich staune – und habe eine gehöre Portion Respekt in mir. Hinunter spiralen oberhalb der zerrissenen Gletscherzungen will ich vermeiden – ich weiß nicht, wie mein Körper nach einer schlaflosen Nacht in dieser Höhe reagieren würde – und auch mein Gleitschirm. Das UFO-Tandem hat schon viel mehr Höhe verloren – und langsam bin auch ich mir sicher, dass ich im Sink- und nicht im Steigflug bin. Blanker Wahhhhhnsiiiiiiin!!!

Als ich mir dickere Handschuhe anziehen will, greife ich schnell wieder zu meinen Steuerleinen. Ich spüre Windscherungen in dieser Höhe und bin voll fokussiert auf meinen Gleitschirm. Kalte Finger? Ausgeblendet. Die Luft stabilisiert sich und ich visiere die Aiguille du Midi als meinen neuen Referenzpunkt an. Nur langsam baue ich die 3800 Höhenmeter wieder ab – absolut atemberaubend ist diese Flugzeit. Aufs Fotografieren vergesse ich völlig. Mit den dicken Handschuhen wär’ mir das auch zu mühsam gewesen. Die zweite Hälfte kann ich viel mehr genießen – das ist schon eher der Flugraum, der uns vertraut ist. Also fast genießen. Ich finde Andi nicht am Himmel.

Eine gute halbe Stunde Flugzeit

Nach einer halben Stunde rückt allmählich meine eigene Landung in den Fokus – ich spüre, dass über dem Tal wieder stärkerer Westwind weht. Am Landeplatz in Chamonix wollen wir gesammelt eintreffen - unsere Flugkollegen haben das schon geschafft. Yaiiii!!! Es dauert noch etwas, bis auch ich Boden unter die Füße bekomme. Überraschenderweise ist es hier unten sogar windstill – und ich radier’ schnell auf die Wiese neben Mike und Martin. Supersuuuuperhappy fallen wir uns in die Arme – und mein Herz hüpft vor Glück, als sie sagen:

Und hier kommt Andi!
Andis Luft-Eindrücke

Wir laufen freudig zu ihm hin und ich springe in seine Arme. Um 9 Uhr früh – einen guten halben Tag nach unserem Aufbruch – sitzen wir in der Paniére in Chamonix. Endlich haben wir unseren Cappuccino, die Schnecke - und ein Abenteuer im Kopf, für das wir tief dankbar sind, es gemeinsam so erlebt zu haben.

Gedanken.

Hochalpine Hike&Fly-Touren wie diese sind keine Selbstverständlichkeit, das wissen wir. Wir haben unsere Gleitschirme schon öfters wieder hinuntergetragen (und werden das im Zweifelsfall auch in Zukunft immer wieder tun). Und doch kann immer etwas passieren. Leider wurde uns das im Laufe des Tages noch in aller Tragik und Traurigkeit vor Augen geführt. Als uns eine Unfallmeldung aus dem Aostatal erreichte, machte unsere eigene Freude einen rapiden Sinkflug. All unsere Gedanken wanderten zu zwei Menschen, die an einem anderen hochgelegenen Startplatz nicht mehr zu ihren Liebsten zurückkommen durften. Lieber Gerald, jetzt fliegst du nur noch im Himmel. Viel zu früh. Pass bitte auf jene auf, die dich von nun an im Herzen auf die Berge tragen.

Created By
Marlies Czerny
Appreciate

Credits:

www.hochzwei.media / Marlies Czerny und Andreas Lattner

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