Was uns seit der Gründung unserer Einrichtung bis auf den heutigen Tag am Herzen liegt: Eine bewusste Auseinandersetzung mit den Themen Sterben und Tod, die das Leben bis zum letzten Moment bereichert und erfüllt.
Im Jahr 1991 wurde der Hospizdienst DaSein e.V. gegründet. Damit wurde das Angebot in München um einen konfessionell nicht gebundenen Hospizdienst erweitert.
Seitdem entwickelte sich unser Dienst Stück für Stück weiter. So wurde 2002 die erste medizinisch-pflegerische Fachkraft fest angestellt.
Eine weitere für uns wesentliche Etappe unserer Geschichte: 2010 stellten wir eine interkulturelle Moderatorin ein. Damit haben wir das Thema der kultursensiblen Hospiz- und Palliativversorgung in den Fokus genommen.
Die nächste richtungsweisende Etappe: Die Einführung der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) im Jahr 2013. Von da an hatten wir noch schnellere Handlungsmöglichkeiten und können seitdem unsere Patienten medizinisch vollumfänglich selbst betreuen.
Wenn DaSein eine Melodie wäre...
...wäre es ein sehr bewegtes Musikstück. Zum Beispiel ein Orchester mit vielen unterschiedlichen Instrumenten. Auf jeden Fall etwas sehr Lebendiges!
Was ist das Besondere an DaSein e.V.?
Den Gründerinnen war es wichtig, einen Hospizdienst ohne konfessionelle Bindung ins Leben zu rufen. Das war zur damaligen Zeit etwas gewagt. Diesen Ansatz haben wir über die Jahre systematisch ausgebaut. Da in München Menschen unterschiedlichster Nationalitäten, Glaubensrichtungen und Ethnien leben, hat sich diese Offenheit bis heute sehr bewährt.
Ihr Team besteht inzwischen aus 20 festen und rund 70 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Was ist Ihnen im zwischenmenschlichen Umgang wichtig?
Mir bedeuten Verbundenheit, Offenheit und Echtheit im täglichen Miteinander sehr viel, ebenso eine achtsame Haltung. Und nicht zuletzt eine gute Portion Freude und Humor. Bei uns wird viel gelacht!
Was hat Sie zur Hospizbewegung geführt?
Die Hospizbewegung lernte ich auf Umwegen kennen, als ich um die 30 Jahre alt war. Persönliche Erfahrungen haben mich früh „suchend“ werden lassen. Als ich dann mit der Hospizbewegung in Berührung kam, sind die Dinge sehr schnell an ihren Platz gefallen. Ich habe erlebt, dass sich meine Fähigkeiten, mit existentiellem Leid um zu gehen, gut in die Hospizarbeit einbringen ließen und ich mich in der Hospizarbeit wie der sprichwörtliche Fisch im Wasser fühlte. Dafür bin ich immer noch überaus dankbar.
Inwiefern hat die Auseinandersetzung mit dem Tod Ihr Leben verändert?
Seit ich mir meiner Vergänglichkeit mehr bewusst bin, schiebe ich wichtige Dinge, vor allem zwischenmenschliche Angelegenheiten, nicht mehr auf „die lange Bank“. Es gibt keinerlei Sicherheit für ein „nächstes Mal“. Außerdem erlebe ich viel mehr Freude und Dankbarkeit, auch Wertschätzung in den kleinen Dingen des Alltags, weil mir klar geworden ist, dass nichts so selbstverständlich ist, wie wir gerne glauben.
Was könnte DaSein e.V. in Zukunft noch werden?
Eigentlich darf es in dieser Weise weiter gehen, ein behutsames Wachstum steht uns gut. Ein paar Ideen tragen wir mit uns herum, wie wir unseren Auftrag noch besser erfüllen und noch mehr Menschen damit erreichen können. Eine Plattform für Münchner Bürgerinnen und Bürger etwa, wo es um die Auseinandersetzung mit dem Thema Tod und Sterben geht, das fände ich schön.
E. Katharina Rizzi ist die Geschäftsführerin des Hospizdienst DaSein e. V. und engagiert sich seit 1992 für die Entwicklung der Einrichtung.
Seit mehr als 25 Jahren begleitet DaSein e.V. nun Sterbende und ihre Angehörigen mit einem hochqualifizierten und sehr engagierten Team.
Die Frage, wie ich mit der eigenen Angst vor dem Tod umgehe, beschäftigt mich schon lange. Seit neunzehn Jahren begleite ich für DaSein e.V. Sterbende und habe in dieser Zeit meine Angst zwar nicht verloren, doch viel für das Leben gelernt.
Eckart Böck, ehrenamtlicher Hospizbegleiter seit 1999 bei DaSein e.V.
In meiner langen Zeit als Sterbebegleiterin habe ich nie erlebt, dass sich Menschen gegen den Tod gewehrt hätten. Alle haben sich in ihr Schicksal gefügt und den Tod angenommen. Dadurch entstand immer eine große Ruhe und ein greifbarer Frieden, der sich auch auf mich übertragen hat. So konnte ich stundenlang am Bett eines Patienten sitzen, ihm die Hand halten und dabei meinen eigenen inneren Frieden spüren.
Gaby Mann, ehrenamtliche Hospizbegleiterin, seit 2007 bei DaSein e.V.
Als junger Mensch lerne ich fachlich und menschlich außerordentlich viel in der Palliativszene. Für mich ist es nicht zuletzt ein politisches Zeichen, für sterbende Menschen einzustehen, also für solche, die unter dem Aspekt der Leistung keinen "Mehrwert" mehr für die Gesellschaft bringen.
Dominik Schmidt, Sozialpädagoge B.A., Palliative-Care-Fachkraft, seit 2018 bei DaSein e.V.
Durch die Begegnung mit Sterbenden bin ich mir meiner eigenen Vergänglichkeit bewusst geworden. Das lässt mich das Leben in einem viel brillanteren Licht wahrnehmen. Nebenbei verschieben sich Prioritäten auf eine heilsame Art und Weise.
E. Katharina Rizzi, Geschäftsführerin, seit 1992 bei DaSein e.V.
Eher durch Zufall als durch eine bewusste Entscheidung kam ich als Arzt, der viele Todesfälle erlebt hatte, in den Bereich der Palliative Care. Das war für mich eine kleine Offenbarung. Ich fühlte mich jetzt mehr als Arzt als jemals zuvor.
PD Dr. Johannes Bükki, Leitender Arzt SAPV-Team Hospizdienst, seit 2013 bei DaSein e.V.
Das Besondere ist für mich, dass man hier so viele faszinierende Menschen kennen lernt. Sowohl unter den Mitarbeitern als auch unter den Patienten. Das empfinde ich als echte Bereicherung für mein Leben!
Anna Maria Lutz, Gesundheits- und Krankenpflegerin, Palliative-Care-Fachkraft, seit 2016 bei DaSein e.V.
Das Sterben hat viele Gesichter und unterschiedliche Geschichten, die es uns zu erzählen hat. Es erfüllt mich jedes Mal mit Demut, wenn Betroffene und ihre Angehörigen sich mir auf ihrem einmaligen und endlichen Weg öffnen.
Yasemin Günay, Gesundheits- und Krankenpflegerin, Palliative-Care-Fachkraft, Fachbereich Migration, seit 2017 bei DaSein e.V.
Der Wunsch, dem Tod den Schrecken zu nehmen, hat mich zu DaSein geführt. Die Fragen, die die Arbeit aufwirft, sind so grundsätzlich: Angst, Schuldgefühle, Schmerz. Ich wollte nicht warten, bis ich selber sterbe, um mich damit zu beschäftigen.
Claus-Christian Vogel, ehrenamtlicher Hospizbegleiter, seit 2016 bei DaSein e.V.
Credits:
Christoph Hellhake, www.bilderlesung.de