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Eine kleine Chronik ... ... der Nachhaltigkeit

Eine kleine Chronik der Nachhaltigkeit

Häufig scheint es, als sei das Thema Nachhaltigkeit erst ein Phänomen der letzten Jahre und Jahrzehnte. Der Ruf nach ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltigem Handeln wird stetig lauter. Die digitale Transformation erfordert beispielsweise neue Geschäftsmodelle, um ökonomisch langfristig erfolgreich zu sein. "Fridays for Future" öffnete so manchem Kritiker des Klimawandels die Augen und der Fachkräftemangel erfordert gezielte Maßnahmen für mehr soziale Nachhaltigkeit.

Dennoch ist das Konzept der Nachhaltigkeit bereits Jahrhunderte – wenn nicht sogar Jahrtausende – in den Köpfen der Menschheit. Wir nehmen Sie mit auf eine kleine Zeitreise in die Geschichte der Nachhaltigkeit und stellen Ihnen Gesellschaften, Personen und Institutionen vor, die nachhaltige Bestrebungen seit jeher vertreten haben – bewusst oder unbewusst.

Eine stein(zeit)alte Geschichte

Wenn man möchte, kann man die Ursprünge der Nachhaltigkeit bereits in der Gesellschaft der Jäger und Sammler finden. Sie erlegten und sammelten nur das, was sie für den Erhalt ihrer Gesellschaft benötigten. Überschusswirtschaft gab es nicht. Auf das heutige Konzept übertragen, war das sowohl ökonomisch als auch ökologisch nachhaltig.

Auch der in der Jungsteinzeit vor circa elf- bis zwölftausend Jahren einsetzende Wandel hin zur Agrargesellschaft tat der Nachhaltigkeit des Wirtschaftens keinen Abbruch. Denn auch hier wurde nur erwirtschaftet, was benötigt wurde, verschiedene Personen hatten unterschiedliche Rollen und versorgten in diesen auch die Gemeinschaft. Selbst soziale Nachhaltigkeit hatte also ihren Raum.

Antike überdauert

Nachhaltig im Sinne von Zeiten überdauernd – dieses Prinzip hatten antike Gesellschaften verinnerlicht.

Man sieht die Ergebnisse noch heute – in Rom, Athen oder Ägypten. Was könnte „enkelgerecht“ besser verkörpern?

Von Klöstern und Forstwirtschaft

Eine der ersten Krisen in Sachen ökologischer Nachhaltigkeit erlebte Mitteleuropa bereits vor hunderten von Jahren. Wälder wurden unkontrolliert abgeholzt. Die Ausbeutung der Natur führte zu den ersten Forstordnungen – beispielsweise aus dem Benediktiner-Kloster im italienischen Camaldoli 1350 oder im Bistum Speyer Mitte des 15. Jahrhunderts.

Auf den Punkt gebracht hat es letztendlich der vielzitierte Kameralist Hans Carl von Carlowitz in seinem Werk Sylvicultura Oeconomica. Mit folgender Anweisung wollte er der von ihm beobachtete Holznot entgegenwirken:

"Wird derhalben die größte Kunst/Wissenschaft/Fleiß und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen / wie eine sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen / daß es eine continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weiln es eine unentberliche Sache ist."

Die moderne Debatte – Was ist eigentlich Nachhaltigkeit?

„Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unverändert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht", schlussfolgert die Studie Grenzen des Wachstums im Jahr 1972.

Sie rückt die problematische Situation der (ökologischen) Nachhaltigkeit in den Fokus und ins Licht wissenschaftlicher Aufmerksamkeit.

Im selben Jahr tagt eine Konferenz der UNO „über die menschliche Umwelt“ in Stockholm. Sie gilt als Beginn der internationalen Umweltpolitik und Meilenstein in Sachen ökologischer Nachhaltigkeit.

1983 definiert die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung die nachhaltige Entwicklung als eine,

„[…], die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, daß künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“

Ob von ökonomischer, ökologischer oder sozialer nachhaltiger Entwicklung die Rede ist, oder von allen dreien, bleibt uneindeutig. Das ändert sich in Deutschland spätestens mit der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages 1998. Hier finden sich die drei Dimensionen – klar benannt.

„Eine Politik der Nachhaltigkeit wird als strategische Herausforderung begriffen, die auf einer dimensionenübergreifenden Problemanalyse fußt. Sie soll sicherstellen, daß die traditionelle, partielle Optimierung von Teilbereichen in ein Verfahren integriert wird, das zu einer integrativen Bearbeitung der in einem konkreten Erkenntniszusammenhang identifizierten ökologischen, ökonomischen und sozialen Ziele führt. Dazu müssen die Wechselbeziehungen und Wechselwirkungen zwischen den drei Dimensionen und der Zielsetzungen ermittelt, dargestellt und beachtet werden."

Vierzehn Jahre hebt die UN die ganzheitliche Betrachtung der Nachhaltigkeit auf eine neue Ebene und formuliert konkrete 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung.

So weit das Thema Nachhaltigkeit in die Vergangenheit ragt: Die Debatte ist noch lange nicht vorbei und wird uns auch in Zukunft beschäftigen.

Credits:

Erstellt mit einem Bild von Sonja Langford - "clock alarm"

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