PROJEKT: ANTARKTIS ist für uns ein Traum, der wahr wird und eine Reise, die atemberaubend schön war, uns aber auch an unsere Grenzen gebracht hat. Was genau wir erlebt haben, könnt ihr seit Herbst 2018 im Kino sehen.
Viel Spaß beim Stöbern in unserem Logbuch!
Euer Team - Tim, Dennis und Michael
10. November: Reisestart
Unsere Vorbereitungszeit von etwa einem Jahr hat sich ausgezahlt. Dennoch trudeln einige Pakete erst wenige Tage vor dem Abflug ein, insbesondere die Geräte unserer Sponsoren. Das bringt uns ins Schwitzen, jedoch haben wir für alle Fälle Notfallpläne parat. Auch unsere Facebook-Seite starten wir kurz vorher.
In einem Van fahren wir zum Bremer Flughafen. Unter den Augen neugieriger, anderer Flugpassagiere nehmen wir in der Wartehalle ein Erinnerungsfoto mit unserem Gepäck auf. 7 große Koffer voller Kameraequipment und mehrere Reisetaschen. Die Verabschiedung von unseren Freundinnen und Familien fällt herzlich, aber kurz aus. Im Regen hebt unser Flugzeug ab.
11. November: Argentinische Kälte
Nach einer Stunde Verbindungsflug nach Frankfurt, Umstieg und anschließend 13:45 Stunden Interkontinentalflug, landen wir in Buenos Aires. Wir freuen uns über das schöne Wetter und Sonne - die Außentemperatur beträgt 25 Grad Celsius.
Voller Spannung gehen wir zum Gepäckband und stellen begeistert fest, dass alle Koffer unbeschadet angekommen sind. Diese Begeisterung hält nicht lange an, nachdem wir kurz vor dem Ausgang durch die Zollkontrolle gehen. Wir geben alle Koffer zum Durchleuchten und sind natürlich darauf vorbereitet, dass der Zoll uns Rückfragen stellen wird.
Diese beantworten wir, legen Papiere und Pässe vor - doch die Beamten halten inne. In abgehacktem Englisch wird uns erzählt, man könne unser Gepäck trotzdem nicht freigeben. Auch das Büro nebenan kann uns keine genaueren Infos geben und scheint unterbesetzt zu sein - es ist Samstag.
Wir verpassen unseren Anschlussflug nach Ushuaia, wo am 15. November, also in 4 Tagen, das Schiff starten soll. Der Zoll sagt uns, wir müssen auf Montag warten, um die Sachen zurück zu bekommen. Wir suchen uns ein Hotel in Buenos Aires und buchen den Anschlussflug auf Montag um.
12.-13. November: Zwangsurlaub
Tagsüber bewegen wir uns nur im Hotel, um erreichbar für unseren Logistik-Agenten zu sein. Dieser will sich um die Herausgabe unserer Koffer kümmern, vertröstet uns pro Tag aber mehrere Male. Es ist absehbar, dass es mit Montag nichts wird, daher buchen wir die Flüge erneut um. Und zwar auf Mittwoch früh - den Tag der Schiffs-Abreise. "Bald" sollen wir die Sachen wieder bekommen, sagt der Agent.
Abends sind wir ein paar Mal in der Stadt unterwegs und erkunden zu Fuß die Umgebung. Dabei stolpern wir über moderne, hochpolierte - aber auch alte, klassische Wohn- und Geschäftsviertel.
Die milden Temperaturen, auch nachts, sind angenehm. Trotzdem können wir unseren "Urlaub" nicht wirklich genießen und der Blick wandert immer wieder auf das iPhone. Wir erhalten weiterhin nur unregelmäßige, sehr ungenaue Rückmeldungen vom Agenten.
Aus dem fernen Deutschland dringen über Facebook, WhatsApp und Instagram Nachrichten, Kommentare und viele viele Likes zu uns durch. Unsere Community ermutigt uns, die Hoffnung nicht aufzugeben. Jeder hat eine Idee und wir prüfen, welche davon für uns in Frage kommt.
Die Nervosität hat ihren Höhepunkt erreicht. Wenn wir heute das Equipment nicht zurück bekommen, müssen wir die Reise ohne unsere Kameras, Akkus und Festplatten antreten. Nur die "Handgepäck"-Kamera und ein paar GoPros haben wir noch. Zur Sicherheit erhöhen wir den Kreditrahmen unser Bankkonten, um notfalls wenigstens das wichtigste Equipment neu kaufen oder leihen zu können. Zeit für den Rooftop Swimming Pool im Hotel bleibt keine.
14. November: Geschafft!
Auf den letzten Drücker bekommen wir unsere 7 Koffer wieder. Was das Problem war, ist immer noch nicht klar. Eine Gebühr zahlen müssen wir dennoch, und das nicht zu knapp. Doch der Film hat für uns oberste Priorität, somit nehmen wir diese Einbußen in Kauf. Die Koffer begleiten wir ins Hotel und checken erst einmal alles auf Vollständigkeit. Sie scheinen ungeöffnet zu sein! Leicht paranoid lassen wir sie an diesem Abend nicht mehr aus den Augen. Eine echte Grenzerfahrung!
15. November: Abflug!
Am nächsten Morgen stehen wir um 4 Uhr auf, um es mit all dem Gepäck noch rechtzeitig zum Flughafen zu schaffen. Wir müssen 2 Taxen nehmen und werden am Ende von den Fahrern noch beim Fahrpreis betrogen. Diese wissen, dass sie mit unserem Equipment im Kofferraum am längeren Hebel sitzen. Bloß weg hier!
Alles läuft ansonsten rund und wir betreten das Flugzeug zum 3000 km entfernen Schiff. Auf halber Strecke, an einem Flughafen, der nur von endlos großen, goldgelben Feldern umgeben ist, legt das Flugzeug einen Zwischenstopp ein. Einige Fluggäste steigen aus und neue steigen ein.
Wir erreichen Ushuaia – das so genannte „Ende der Welt“. Unser Flugzeug fliegt tief über die umliegenden Bergkuppen und die Landung stellt sich durch meherere, extreme Luftlöcher als die ungemütlichste unseres Lebens heraus. Egal, wir sind da! Auf zum Gepäckband!
Die gute Neuigkeit: Alle Koffer sind angekommen, es kann losgehen! Schon auf der Fahrt in den Hafen erhaschen wir einen Blick auf die „m/v Ortelius“, die mit ihrem großen blauen Rumpf an der Kaje liegt. Wenig später erreichen wir sie und somit auch unser Zuhause für die nächsten drei Wochen.
An Bord eingecheckt, werden wir herzlich von dem Expeditionsteam empfangen, das Michael schon gut von seinen vorherigen Reisen kennt. Wir beziehen unsere Dreier-Kabine und laufen schon bald aus. Draußen zieht Regen auf, der unsere Vorfreude aber nicht wirklich trüben kann.
Vor der Küste von Chile hält das Schiff noch einmal an und auf dem Helideck landen unsere beiden Bordhubschrauber. Jetzt kann uns nichts mehr halten – PROJEKT: ANTARKTIS ist auf dem Weg!
Woche 1: Kurs - Antarktis
Der erste Seegang von etwa 5 Meter Welle macht uns zu Schaffen. Die größte Herausforderung: er wird tagelang anhalten, denn wir sind in der Drake-Passage: Einer der wildesten wie gefährlichsten Seepassagen der Welt. 5 Meter seien da noch gar nichts, erzählt uns die Crew. Unsere Medikamente gegen Seekrankheit wirken jedenfalls und so können wir die ungewohnten Bewegungen direkt filmen und fast schon genießen.
Unsere Kabine ist gerade so groß genug, dass einer von uns den Schreibtisch nutzen kann. Die anderen müssen vom Bett aus arbeiten oder sich einen anderen Platz suchen.
Wir gewöhnen uns an die Tatsache, dass wir für die nächsten Tage nichts als Wasser um uns herum haben werden. Kein Telefon, kein Internet. Eine fast schon meditative Stimmung hält Einzug. Was ein Gegensatz zu den stressigen Tagen in Buenos Aires!
Zwei Nächte vergehen. Wir erkundigen weiter das Schiff und machen Außenaufnahmen. Es wird merklich kälter und neblig. Plötzlich rieselt Schnee vom Himmel.
Leider wird das Wetter in den nächsten Tagen schlechter. Wir können nicht, wie geplant, mit den Hubschraubern losfliegen und auf die Suche nach Pinguinen gehen. Bedenken kommen auf, denn wir sind nun schon einige Zeit hier, ohne das Schiff verlassen zu haben. Werden wir überhaupt noch fliegen können?
Bei der Verkündung von schlechten Nachrichten gibt die Crew immer öfter ein Achselzucken von sich und das Sprichwort: "It's Antarctica!".
Trotzdem rüsten wir die Maschinen mit unseren GoPro Kameras aus. Die freundlichen Techniker und Piloten nehmen alles ab und wir sind bereit - für wann auch immer.
Flugwetter! Was ein Morgen. Nun muss alles ganz schnell gehen. Zum ersten Mal legen wir unsere komplette Ausstattung an: Merino Unterwäsche, wasserdichte Jacken wie Hosen, Handschuhe, Gesichtsmasken, Rettungswesten, Funkgeräte, Schneestiefel, Kompasse, Bergsteiger-und Taucher-Uhren. Nicht zu vergessen: Unsere Kameras und die Sonnencreme!
Dann steigen wir in die Hubschrauber und fliegen zur Kolonie nicht irgendwelcher - sondern der Kaiserpinguine! Ein unglaublicher Moment und unser Höhepunkt der Reise bisher! Um unserem Film nicht zu viel vorweg zu nehmen, beschränken wir uns hier auf ein paar ausgewählte Bilder:
Nach mehreren Flügen und fantastischen Erlebnissen, landen wir wieder auf dem Schiff. Die Hubschrauber werden mit demontierten Rotorblättern in den Hangar geschoben. Nun ist es an der Zeit, die Daten unserer 10 Kameras zu sichern, die wir an uns selbst, an den Hubschraubern und am Schiff befestigt hatten.
In den nächsten Tagen ziehen unglaubliche Eiswelten an uns vorbei. Das Wetter wird wieder schlechter und - kaum zu glauben - unser Schiff verlässt die Antarktis bereits. Wir machen uns auf den ersten Rückweg nach Ushuaia. Dort sollen neue Mitreisende, Proviant und Treibstoff aufgeladen werden. Danach soll es weiter gehen!
Woche 2: Hello again!
Doch da gibt es ein Hindernis: Die Drake-Passage meint es diesmal nicht besonders gut mit uns. Bei ca. 10 Meter hohen Wellen kämpft sich das Schiff durch das Meer. In unserer Kabine, dem kleinen Bad und im Kleiderschrank machen sich immer wieder Gegenstände lautstark selbstständig - auch nachts.
Durch den Seegang schlafen wir schlecht und sind den ganzen Tag müde. Die Wellen klatschen an die Bordwand unserer Kabine, direkt hinter unseren Kopfenden. Michael bekommt Fieber und wird krank. Die Zeit auf dem Wasser zieht sich ewig.
Michaels Zustand verbessert sich nicht, deswegen sucht er den Schiffs-Arzt auf. Wenig später erreichen wir Ushuaia. Immerhin können wir diesen Zwischenstopp nutzen, um ein Video-Gespräch mit unseren Facebook-Fans zu führen und ein Update nach Hause zu geben.
Doch schon wenige Stunden später marschieren wir zurück in den Hafen: Es geht zurück in die Antarktis! Das Abenteuer will fortgesetzt werden. Wir haben 3 weitere Seetage vor uns.
Wir nehmen Kurs auf die Westseite der antarktischen Halbinsel. Die Drake-Passage hat nocheinmal zugelegt: 10-15 Meter. Niemand von uns hat mehr Appetit und wir wollen endlich ankommen. Tim steckt sich ebenfalls mit der Grippe an. Man kann es wohl oder übel so beschreiben: Die Stimmung ist angeschlagen.
Wir erreichen endlich die Antarktis. Die Schlauchboote werden zu Wasser gelassen. Es fällt uns aber schwer, mit Fieber das Schiff zu verlassen und so zu tun, als ob nichts wäre.
Andererseits fragen wir uns: Werden wir jemals wieder hier sein? Und können wir es uns wirklich leisten, einfach mal einen Tag nicht zu filmen? Wir raffen uns immer wieder auf, doch merken, wie schnell unsere Kräfte wieder nachlassen.
Woche 3: Am Limit
Die nächsten Tage verbringen wir abwechselnd im Schlauchboot, an Land und im Bett. Es ist sehr schwierig, uns bei der trockenen Kabinen-Luft auszukurieren. Doch an Land ist es auch nicht gerade gemütlich. Die Gesamtsituation drückt auf die Psyche.
Wir ermutigen uns aber gegenseitig und machen uns immer wieder bewusst, dass wir nicht zum Urlaub hier sind. Zum Glück ist Dennis noch fit und kann sich voll rein hängen.
In den folgenden Tagen geht dann aber noch mehr schief: Das Wetter klart nicht mehr auf, die Nässe bereitet uns technische Probleme und wir fragen uns langsam, was wir hier eigentlich gerade machen. Ist es das, wovon wir so lange geträumt haben?
It's Antarctica!
Liebe Freunde, Fans, Follower & Unterstützer!
Wir wissen, dass es ziemlich gemein ist, an genau dieser Stelle mit unserem Logbuch aufzuhören. Doch wir wollen natürlich auch nicht zu viel verraten, bevor ihr unseren Film gesehen habt. Wir freuen uns über jeden einzelnen, der uns bis hierher schon gefolgt ist!
Hier könnt ihr euch unseren Trailer anschauen:
Bleibt dran und seid weiterhin gespannt auf die Updates auf unseren Kanälen: