Die Kantonsratsdebatte zur Vergrösserung der geplanten Deponie im Tägernauer Holz zwischen Gossau und Grüningen wird voraussichtlich erst im Mai oder Juni im neu gewählten Kantonsrat über die Bühne gehen. Die heutigen Kantonsräte des Bezirks Hinwil sagen nun, wie sie abstimmen würden oder werden.
Daniel Wäfler SVP, Gossau
Ich bin gegen eine Vergrösserung der Deponie Tägernauer Holz.
Der Grund: Ursprünglich sollte nur eine Deponie in Betrieb sein und nach deren Renaturierung die zweite. Daran hatte ich als Anwohner zwar keine Freude, aber ich hätte es akzeptiert. Nun kommt die Planung aber völlig übertrieben daher. Beide gleichzeitig und noch dazu doppelt so gross, dagegen werde ich mich im Kantonsrat wehren. Wir müssen eines nach dem andern machen und sicher nicht noch verdoppeln.
Jörg Kündig, FDP, Gossau
Wie in der Vergangenheit und anlässlich der Anhörungen in der Kommission werde ich mich gegen die Erhöhung des Deponievolumens Tägernauer Holz einsetzen, entsprechend votieren und abstimmen. Primär geht es zwar um diese Erhöhung, es gibt jedoch Minderheitsanträge, die eine vollständige Streichung des Eintrages fordern. Auch dies entspricht dem Wunsch der Gemeinde Gossau, deren Interessen ich in erster Linie vertreten werde. Geichzeitig versuche ich zusammen mit meiner Amtskollegin Elisabeth Pflugshaupt, einem Änderungsantrag zum Erfolg zu verhelfen, der den Eintrag zwar zulässt, bei den Bedingungen aber festschreibt, dass eine Befüllung erst geschehen kann, wenn die Deponie Lufingen keinen Platz mehr hat und eine erneute Evaluation der Optionen stattgefunden hat.
Yvonne Bürgin CVP, Rüti
Einer Verdoppelung des Volumens in der Deponie Tägernauer Holz stehe ich kritisch gegenüber. Es handelt sich jedoch erst um einen Richtplaneintrag. Dies bedeutet nicht, dass die geplante Fläche je in Anspruch genommen wird. Zudem hat die Kommission nun eine Etappierung vorgenommen. Das heisst: es werden nicht in absehbarer Zeit tatsächlich 10 Hektaren Wald gerodet. Ab wann ein Ausbau nötig sein wird, ist unklar. Daher wäre eine Beibehaltung von 750‘000 m3 zum jetzigen Zeitpunkt tragbar. In einigen Jahren kann das aber anders aussehen. Da das Tägernauerholz aus hydrogeologischer Sicht die besten Voraussetzungen für Kehrichtschlacke bietet, ist dieser Standort für den Kanton Zürich enorm wichtig. Eine komplette Streichung aus dem Richtplan werde ich daher nicht unterstützen. Denn die im Richtplan festgesetzten Deponiestandorte basieren auf einer flächendeckenden Standortevaluation. Das Streichen einzelner Standorte aus dem Gesamtkonzept würde die Entsorgungssicherheit für nicht verwertbare Abfälle gefährden.
Elisabeth Pflugshaupt, SVP, Gossau
Ich bin gegen eine Vergrösserung des Deponievolumens im Tägernauer Holz.
Es handelt sich um eine Deponie des Typs D, geeignet für die Deponierung von Schlacke. In diesem Bereich ist die Forschung intensiv dabei, einen Weg zu finden, um die Menge der Schlacke stark zu reduzieren. Ziel ist es, dass in absehbarer Zeit noch rund 20 Prozent der heutigen Menge deponiert werden muss. Eine Vergrösserung des Volumens zum jetzigen Zeitpunkt macht darum wenig sinn. Auch bin ich der Meinung, dass Wald nur im äussersten Notfall für eine Deponie geopfert werden sollte, denn bis Waldboden wieder Waldboden ist dauert es 100 Jahre nach der Aufforstung, es müssen zuerst alle anderen Möglichkeiten ausgenutzt werden.
Max Homberger, Grüne, Wetzikon
Ich bin gegen die Deponie im Tägernauer Holz.
Für mich ist der integrale Schutz der Umwelt ein Anliegen. Als Gegner der Oberlandautobahn und als Befürworter der Zersiedelungsinitiative, der Zweitwohnungsinitiative, der Alpeninitiative und der Ustermer Waldinitiative ist mir auch am Tägernauer Holz gelegen - dieses ist schon durch die unselige Schneise der Forchautostrasse stark beeinträchtigt. Weiterer Schaden soll abgewendet werden.
Unser Abfall soll grundsätzlich in den unzähligen ausgebeuteten Kiesabbaugebieten verlocht werden. Und Abfall soll konsequent vermieden werden, durch hochwertige Produkte, durch Verzicht auf Unnötiges und Umnützliches, und durch eine systematische Kreislauf-Wirtschaft. Darin liegt die Lösung des Problems, nicht in Deponien.
Roland Brändli, SVP, Hinwil
Ich bin gegen die Vergrösserung der Deponie Tägernauerholz.
Das Tägernauerholz ist eines der grössten Waldstücke im Zürcher Oberland, das von der örtlichen Bevölkerung als Naherholungsgebiet genutzt wird. Die Fläche ist so gross wie 14 Fussballfelder, es müssten rund 7000 Bäume gerodet werden, obwohl der Kanton noch genügend Deponiereserven hat. Mit der Reststoffdeponie Wissenbühl in Gossau, der Deponie Chrüzlen in Oetwil und der Kehrichtverwertungsanlage KEZO in Hinwil leistet das Zürcher Oberland bereits heute einen sehr grossen Beitrag zur Entsorgungssicherheit des Kantons Zürich.
Monika Wicki, SP, Wald/Zürich
Die SP ist klar gegen die Vergrösserung der geplanten Deponie Tägernauer Holz.
Der Eintrag des Standorts Tägernauer Wald mit dem Regionenmodell (1 Standort pro Deponietyp und Region) im Richtplan ist rechtsgültig mit einer Mehrheit im Kantonsrat erfolgt. Diesen Beschluss rückgängig zu machen war aufgrund der Mehrheiten im Rat nicht angezeigt. Dass ein kantonaler Wald abgeholzt wird, anstatt von Privaten Ackerland dafür zu kaufen, ist sehr bedauerlich. Darum spricht sich die Kantonsratsfraktion der SP klar gegen eine Erweiterung aus. Denn der jetzt eingetragene Standort Tägernauer Wald reicht noch für mindestens 20 bis 30 Jahre. Selbst wenn der Deponiestandort Feldmoos Niederhasli wegfallen würde. Zudem wird vertraglich geregelt, dass keine zusätzliche Schlacke aus ausserkantonalen Abfällen im Kanton Zürich endgelagert wird.
Ruth Frei, SVP, Wald
Ich bin gegen eine Vergrösserung der Deponie Tägernauer Holz.
Bei der Richtplandebatte im 2007 befürwortete eine Mehrheit des Kantonsrates, inklusive mir, die Deponie im Tägernauer Holz. Jedoch unter Auflagen. Dass der Regierungsrat nun eine Vorlage mit dreifachem Volumen, und gleichzeitiger offener und vergrösserter Deponie Leerüti bringt, ist gegen Treu und Glauben, auch wenn es sich dabei um einen anderen Deponietyp handelt. Wenn die KEZO Abfall importiert und in Hinwil verbrennt, bin ich klar der Meinung, dass das Zürcher Oberland nicht als Schlackendepot herhalten muss. Die Schlacke kann auf den Rücktransporten wieder an den Ursprungsort zurückgebracht werden. Bei der Richtplandebatte im 2007 ging man davon aus, dass auf einer begrenzten Waldfläche auch eine Deponie möglich sein müsste. Insbesondere, um Kulturland zu schonen. Bei der jetzt vorgesehenen Deponie übersteigt aber der grosse Schaden bei weitem die im 2007 ausgehandelten Kompromisse.
Andreas Erdin GLP, Wetzikon
Ich bin gegen die Vergrösserung der geplanten Deponie,
Dies, weil ich den Alternativvorschlag der Grünen vorteilhafter finde: Gleisanschluss an die Kezo und Abtransport des Deponiematerials mit der Bahn zu anderen Deponien. So müssen nicht 7000 Bäume gefällt werden im Tägernauer Holz.
Beat Monhart, EVP, Gossau
Ich lehne eine Deponie im Wald grundsätzlich ab - ein wiederaufgeforsteter Wald hat aus ökologischer Sicht wenig zu tun mit einem natürlich gewachsenen Wald. Das neu vorgesehene Deponievolumen ist völlig überdimensioniert und entspricht in keinster Weise mehr dem ursprünglich kommunizierten, regionalen Verwendungszweck. Zudem besteht im Kanton bereits genügend freier Deponieraum, der das grossflächlige Abholzen eines funktionstüchtigen Waldes nicht rechtfertigt. Auch die Argumentation der kurzen Transportdistanz hält einer genaueren Betrachtung nicht stand, da die Anlieferung neu aus dem ganzen Kanton geschieht und eine grosse Anzahl unökonomischer und unökologischer Leerfahrten auslöst. Viel besser wäre es, wenn der Kanton mehr investiert in die Vermeidung von Abfall und die Entwicklung der technischen Verfahren, damit die Schlacke verwertet statt deponiert werden kann.
Cornelia Keller, BDP, Gossau
Ich bin total dagegen, im Tägernauer Holz eine Deponie zu erstellen und in der Teilrevision Richtplan 2016 sogar noch das Volumen zu verdoppeln, auf rund 1,5 Millionen Kubikmeter.
Es besteht kein Nachweis, dass es eine solch grosse Deponie braucht, denn nur dann wäre eine Rodung möglich. Es herrscht keine Transparenz über alternative Standortmöglichkeiten. Zudem baut man nicht zuerst eine grosse Schlackenaufbereitungsanlage der ZAV, die tiefrote Zahlen schreibt, und ändert dann sämtliche bisherigen Spielregeln mit dem Ergebnis, dass die Deponie doppelt so gross werden muss. Das Tägernauer Holz soll rein wirtschaftlichen Überlegungen zum Opfer fallen.
Erich Vontobel, EDU, Bubikon
Ich bin für eine Vergrösserung der geplanten Deponie Tägernauer Holz.
Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass die betroffene Bevölkerung diese Deponie nicht haben möchte. Wer will schon eine Deponie fast vor der Haustüre. Als Kantonsrat müssen wir aber den ganzen Kanton im Auge haben. Jede Region muss Opfer bringen. Der Schwarze Peter darf nicht einfach anderen zugespielt oder gar exportiert werden. Im gleichen Mass wie wir ziemlich blind ein grosses Bevölkerungswachstum in unserem Kanton zulassen, wird es auch mehr Abfall und damit mehr Schlacke geben. Der Standort ist offenbar geeignet, und Alternativen gibt es wenige. Zudem sprechen auch die Nähe zur KEZO und die Erschliessung über die A52 für den Standort. Schwerverkehr durch die umliegenden Ortschaften wird mit dieser Lösung vermieden. Der Wald soll etappenweise wieder hochwertig aufgeforstet werden. Zudem nimmt die Waldfläche in der Schweiz zu - jährlich um zirka die Fläche des Thunersees. Ich sehe keine sinnvollen Alternativen zum jetzigen Plan und empfehle deshalb, diese Kröte zu schlucken.