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Marokko mit dem Motorrad 2018 Teil 1

03. März 2018

Die Anfahrt nach Zürich war problemlos. Nach einer kurzen Suche des Hauses holt uns Nicola vom Parkplatz ab, da wir in den verwinkelten Ecken die Orientierung verloren haben. Leider hat der Flieger von Frank, der aus Hamburg zu uns stößt, Verspätung. Außerdem fehlte zunächst sein Gepäck, so dass es recht spät wird, bis wir ins Bett kommen.

04. März 2018 Flug nach Malaga, Competa - Tarifa, Fähre nach Tanger, geplant 220 km

Nach einer kurzen Nacht fährt uns Nicola zum Flughafen. Als wir alle schon im Flieger sitzen stellt der Pilot beim Außencheck fest, dass am Flieger ein paar Schrauben fehlen, ein Blech lose ist. Der Techniker wird einbestellt, das Teil muss erst geliefert werden, so dass wir mit einer Stunde Verspätung nach Malaga starten. Noch in Zürich wartend informiert uns der Veranstalter, dass unsere Fähre von Tarifa nach Tanger wegen schlechten Wetters nicht fährt und wir nach Algeciras ausweichen müssen, wo eine Fähre nach Tanger Méditerranée fahren wird. Unser Flieger hat auf dem Flug heftig Gegenwind, so dass wir mit eineinhalb Stunden Verspätung in Malaga landen. Dort werden wir mit dem Taxi abgeholt und fahren nach Competa, ca. 50 km von Malaga entfernt, wo Martin schon auf uns wartet und wir die Motorräder übernehmen.

Wir sind schon reisefertig angezogen, schließlich haben wir nur kleines Gepäck für das Motorrad, und so sausen wir gleich los nach Algeciras, damit wir trotz Verspätung die Fähre um 18.00 Uhr erwischen. Wir fliegen geradezu über die Autobahn, vorbei an Malaga, Marbella und Gibraltar. Es ist kühl und sehr windig, aber wir erwischen die Fähre gerade noch rechtzeitig. Die Fähre benötigt normal rund 1,5 Stunden bis Tanger Méditerranée. Auf der Fähre werden die Motorräder halbherzig vertäut.

im Hintergrund Gibraltar

An Bord befinden sich fast nur Marokkaner, wir sind eine der wenigen Europäer. Leider fährt die Fähre erst eine Stunde später als geplant los. Die Überfahrt ist zwar relativ ruhig, aber wir können nicht in den Hafen einlaufen. Eine Stunde lang drehen wir eine Schleife nach der anderen, bis wir endlich anlanden können. Dann beginnt unsere Odyssee im Hafen von Tanger Med, 60 km östlich von Tanger, besser gesagt bei der Zollabfertigung. Unsere Einreisenummer für den Pass haben wir schon an Bord bekommen, aber die Motorräder müssen auch eingecheckt werden. Man schickt uns hin und her, keiner fühlt sich zuständig, die Zollpolizei macht Pause und wartet auf die Ablösung. Im Zollhauptgebäude vertröstet man uns auf die Wachablösung, es dauert fast zwei Stunden, bis wir alle notwendigen Stempel und Papiere beieinander haben. Und dann fällt einem Zöllner auf, dass ein Papier ein falsches Kennzeichen enthält, das muss unbedingt geändert werden. Also nochmal zurück zum Zoll und neues Papier ausfüllen. Und das ganze findet statt im strömenden Regen und in der Nacht. Im Dunkeln fahren wir nach Tanger, sehr interessant, weil die Marokkaner gerne ohne Licht fahren. Gegen 23.00 Uhr kommen wir in Tanger an, essen erstmal was, dann geht es ins Hotel, wo wir gegen 01.30 Uhr in den Schlaf fallen können.

Hotel in Tanger

05. März 2018 Tanger-Oualidia/ Beach Cottage, 541 km

Nach einer kurzen Nacht und einem guten Frühstück geht es los. Es regnet und stürmt noch immer, so dass wir uns bei diesem für Marokko außergewöhnlichen Wetter durch das Stadtgewühl von Tanger quälen, bevor es auf die Autobahn nach Süden geht. Es schüttet und windet, man hat den Eindruck, Marokko will es uns nicht einfach machen. Die geplante Tagesetappe von 540 km schaffen wir so nie, zumal unser Guide noch nicht einmal Regenklamotten dabei hat und es ihn durchnässt bis auf die Haut, und dann friert man natürlich. Niemand rechnet mit so einem Wetter in Marokko um diese Jahreszeit, eigentlich Hauptreisezeit. Also verlassen wir in Rabat die Autobahn, um dort nach einer Übernachtung zu suchen. Leider stürzen Louis und Frank kurz darauf, weil die Motorräder auf der nassen Straße keinen Grip haben. Tanja und ich, die dahinter fahren, kommen ungeschoren davon, aber die beiden sind etwas lädiert und die Motorräder müssen in die Werkstatt. Knöchel, Hand, Schulter, Bremshebel, Fußbremse, Kupplungshebel, so die kurze Diagnose. Glücklicherweise waren wir nur mit 40 km/h unterwegs.

Frank schmerzlich lächelnd vor der Werkstatt

Während Frank und Louis bei der Werkstatt bleiben, suchen Martin, Tanja und ich ein Hotel. Dazu lassen wir uns von einem Taxifahrer zu verschiedenen Hotels leiten, das Taxi fährt voraus, wir hinterdrein. Nach einer Stunde haben wir ein freies Hotel mit Heizung, denn wir sind ziemlich nass und brauchen Wärme zum Trocknen unserer Sachen. Martin holt unsere Freunde von der Werkstatt ab und wir müssen abwarten, wie sich die Verletzungen entwickeln. Beim Abendessen in der Nähe des Hotels wollen wir die Optionen besprechen. Weiter fahren mit Programmänderung, sofern Hotelumbuchungen möglich sind, Pause, zurück nach Malaga, Abbruch? Alles ist möglich, der morgige Tag wird es zeigen. Aus den geplanten 541 km sind nun nur 250 km geworden.

Zunächst gehen wir aber schön Essen in Rabat, in einem kleinen netten Restaurant, ein Italiener, zu dem wir mit dem Taxi hinfahren. Marokkanisch bekommen wir noch genug.

06. März 2018 Rabat - Oualidia, Azalee Beach Cottage, noch 300 km

Beim Frühstück entscheiden wir, das heißt Louis und Frank entscheiden, denn sie haben das Sagen in der Sache, dass es weiter geht. Die Nacht war für beide einigermaßen erholsam, die Prellungen und die Schulterschmerzen sind soweit abgeklungen, dass wir es wagen können. Die Unterkünfte der nächsten Tage konnte Martin umbuchen, und aus unserem geplanten zwei-Tage Aufenthalt in M´Hamid wird ein Tag gestrichen, dann sind wir wieder im Plan.

Früh auf dem Markt in Rabat

Zunächst kaufen wir für Martin auf dem Markt aber eine Regenkleidung, und für Frank zwei wärmere Sweatshirts, dann geht es im Regen und bei starkem Wind weiter. 300 km sollen es werden. Wir jagen vorbei an Casablanca, das wir achtlos rechts liegen lassen, trotzen den Winden und dem Regen, machen eine Mittagspause am Straßenrand und essen eine Tajine, was uns in den nächsten Tagen meistens serviert wird.

Frisches Essen am Straßenrand, Tahine

Dann geht es weiter, die letzen 100 km über eine Landstraße durch eigentlich schöne Landschaft, am Meer entlang, wenn nur Wind und Regen nicht wären. Langsam lässt der zwar nach, aber Marokko hatten wir uns trockener und wärmer vorgestellt. Auf dem Weg zu unserer Unterkunft machen wir noch einen Stopp und kaufen ganz frische Austern, für Martin, von uns hat keiner Appetit auf diese Leckerei.

Austernzucht

Das Beachcottage Azalei ist wunderschön gelegen, direkt am Meer, das aber sehr aufgewühlt ist. Außerdem ist es kalt, so dass sich ein Bad nicht gerade empfiehlt. Dafür ist unsere Unterkunft sehr schön, tolle Zimmer, geschmackvolle Einrichtung, absolut nette Gastgeber und Essen vom Feinsten. Wir werden abends mit einer ganz tollen Fischpaella überrascht. Es geht aufwärts, auch wenn nicht nur das Wetter gegen uns ist, und man am Morgen auch noch die Handschuhe von Martin gestohlen hat. Trotz allem ist die Stimmung gut, es wird laut Wetterbericht langsam besser, und der Verkehr in Marokko geht mit uns sehr rücksichtsvoll um. Martin bekommt noch die letzten Bestätigungen für die Zimmerumbuchungen der anderen Hotels, so dass unserer Weiterreise nichts mehr im Wege steht, so hoffen wir jedenfalls.

07. März 2018 Azalei Beach Cottage - Tasgua Yan - 228 km geplant

Das Wetter sollte eigentlich besser sein, ist es auch, es regnet nicht mehr ganz so stark, dafür kommt dichter Nebel dazu. Wass soll's, es geht weiter, auf einer Straße dicht am Meer entlang. Eigentlich schön, so zwischen Meer und Gemüseanbau, immer wieder Schafe und Ziegen am Fahrbahnrand, aber wir müssen trotzdem sehr aufpassen, denn die Schlaglöcher kommen unverhofft. Mit Fotostopp und Kaffeepause ist es eher nicht so weit her, das Fahren steht im Vordergrund. Bei den Wetterbedingungen auch kein Problem. Aber wenn man anhält, dann sind die Eindrücke doch sehr interessant.

Mittagspause irgendwo

Wir kommen vorbei an Essaouira, das wir nicht ansehen und fahren weiter Richtung Süden. Nach einer langen Fahrt freuen wir uns schon auf unsere nächste Unterkunft, dem Tasgua Yan, das ca. 60 km südlich von Essaouira liegt, denn es regnet noch immer. Und dann die Überraschung. Tja, was soll man sagen, wir sind Luftlinie keinen Kilometer vom Hotel entfernt, kommen aber nicht hin, weil der Trockenfluss, ich wiederhole, der Trockenfluss Hochwasser hat. Was tun sprach Zeuss.

Blick nach 60 km Umweg auf die Bucht

Also fahren wir einen Umweg von fast 60 km, damit wir von der anderen Seite ans Hotel rankommen. Der Weg führt über Gravelpads, rutschig, schmierig, sandig, lehmig, dreckig, ziemlich versaut aber unversehrt kommen wir im Hotel an. Diese Etappe wäre auch geschafft. Und es hat sich gelohnt, nicht wegen dem Wetter, aber das Hotel ist ebenfalls sehr schön. Einmal mehr können wir weder Pool noch Meer genießen, aber wir haben ja auch keinen Badeurlaub gebucht. Jeder erzählt, soviel Regen und so lange, das hat es in Marokko die letzten 100 Jahre nicht gegeben. Nun denn, dann bringen wir den Marokkanern halt etwas Glück und sorgen für ausreichend Wasser in der Wüste.

08. März 2018 Tasgua Yan - Tafraoute - Icht, Borj Biramane, 393 km

Es geht aufwärts, sowohl was unsere Krankentruppe anbelangt als auch das Wetter. Nach einer kurzen Fahrt durch Nebel kommt endlich mal die Sonne raus, und blauer Himmel. Wir fahren vorbei an Agadir und biegen ab in den Antiatlas, endlich wird die Landschaft wüstenhaft, es wird sonnig, warm, das haben wir sehnsüchtig erwartet.

In einem kleinen Städtchen machen wir Pause, mitten am Dorfplatz. Wir sind angekommen, im orientalischen Marokko, mit seinem Markt, seinen Menschen, Waren und Gebäuden.

Die Fahrt geht weiter Richtung Icht, entlang von wunderschönen Landschaften, Dörfern mit Oasen, Canyons. Immer wieder am Straßenrand Viehhirten mit Schafen, Kühen, Ziegen, manchmal auch wilde Hunde, die aber eher verängstigt sind. Und es ist warm, die Regenklamotten können eingemottet werden, nur der Wind bleibt uns noch etwas erhalten.

Mandelblüte in der Wüste

Oberhalb einer Dattelpalmenoase

tiefer Canyon im Hochplateau

Abends, nach einer kleinen Offroad-Einlage, kommen wir in Icht an, einer Hotelnlage mit schönen Lehmhäusern, mitten in der Wüste. So soll es sein, das macht jetzt Freude, auch wenn die Fotostopps auf der Strecke und die Kaffeepausen etwas dürftig sind, aber das Fahren, die Landschaft, die Strecken, das ist sehr schön.

Nach dem Abendessen in gemütlicher Runde, mit einer Bauchtanzeinlage des Personals, gehen wir früh zu Bett, aber erst nachdem wir den traumhaften Nachthimmel betrachtet haben. Soviel Sterne, der große Wagen, unendliche Weiten....... Leider hat der starke Wind trotz Stativ mein zweites Nachtbild leicht verwackelt, trotzdem, hier muss es gezeigt werden.

09. März 2018 Icht - M´Hamid, Hotel Dar Azawad, 487 km

Am nächsten Morgen geht es weiter, in die Wüste. Keine Wolke am Himmel, aber Wind. Mal sehen was der Tag bringt. Man soll sich ja nicht zu früh freuen. Und so war es denn auch. Die Landschaft wunderbar, die Wärme sehr schön, aber der Wind bis hin zum kleinen Sandsturm, es war mal wieder alles dabei.

Die Landschaft ähnelt sehr Namibia, karg, Felsen und große Weiten. Ach ja, Kamele gibt es in der Wüste auch, sogar ein eigenes Verkehrszeichen. Eigentlich dachten wir, das ist nicht ernst gemeint, aber wir wurden eines besseren belehrt. Mitten auf der Strecke auf einmal eine Kamelherde, alles bremst und schaut, ein eindrucksvolles Erlebnis.

Und heiß ist es geworden, genau so wie wir das wollen. Und was liegt da näher als eine Offroadetappe in die Wüste! M´Hamid ist unser Ziel, der südlichste Zipfel in Marokko, nahe der Grenze zu Algerien. Eine Sackgasse, danach geht es nur noch in die Dünen und ins Nichts, kein Ort mehr. Soweit wollen wir nicht, aber bis in unser Hotel ist es eine sehr schöne Strecke. Wir fahren dann eine kleine Strecke Offraod, entlang eines Flusses und dann durch ein Dorf mit wunderschönen Palmenhainen, bevor wir wieder Richtung Straße abbiegen.

Die Straße bringt uns durch einen schmalen Canyon zu unserem Tagesziel M´Hamid, wo ein sehr schönes Hotel, erbaut im traditionellen Stil aus Lehm, auf uns wartet, das Dar Azawad. Für den Pool ist es zwar zu spät, aber den traumhaften Garten können wir noch genießen. Die ganze Anlage strahlt eine Ruhe aus, die einen gefangen nimmt. Zwei aus unserer Truppe genießen das Hamam, ein orientalisches Bad. Dazu später mehr. Alle treffen wir uns wieder beim Abendessen, das sehr lecker ist.

Danach setzen wir uns noch in den Garten, genießen den warmen Abend und den Sternenhimmel bei einem Glas Wein oder Bier, ja, das gibt es in Marokko auch. Fast überall, auf jedenfall in den Hotels. Marokko ist überhaupt sehr weltoffen, auch die Frauen sind teils sehr westlich gekleidet, jeder wie er mag. Man bekommt einfach alles zu Gesicht. Überragend ist die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, es wird immer Kontakt gesucht, viele sprechen Deutsch, Französisch sowieso. Nach einem weiteren Versuch den Sternenhimmel einzufangen fallen wir dann todmüde ins Bett, ein langer Tag findet ein ruhiges Ende.

Orion am Nachthimmel (rechtes Bild)
Created By
Markus Spieth
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