Wissen, Skills, Tools, Lernzeiten und -orte, Kompetenzen - Lernen im Bildungsbereich wird meist über Strukturen definiert.
Es wird versucht, Lernen zu lenken, zu portionieren, zu bewerten.
Es wird versucht, Lernen zu vermessen.
Lernen - viele Theorien und keine einheitliche Definition
Hier ein kurzer Überblick über die Lerntheorien:
Unterscheidung Schule - Lernen:
Oft werden die Begriffe Schule und Lernen in ihrer Bedeutung nicht unterschieden. Dabei kennzeichnen sie zwei sehr unterschiedliche Bereiche von Lehr-Lernprozessen. Schule bezeichnet die organisatorische, verwaltungstechnische und gesellschaftlich geprägte Seite, Lernen dagegen den eigentlichen individuellen Zuwachs an Wissen, Erfahrung, Können, Verständnis, ... (Hier wird deutlich, dass es schwierig ist, Lernen allgemeingültig und umfassend zu definieren.)
Schule hat die Aufgabe, eine Struktur zu schaffen, in der Lernen optimal stattfinden kann. Damit dies möglich ist, muss ein Vertrauensverhältnis zwischen Lernenden und Lehrncoaches bestehen.
Exkurs: Lehrende
Der Antonymie Lehrende - Lernende legt ein Verständnis zu Grunde, das die beiden am Lernprozess beteiligten Personengruppen hierarchisch ordnet. Lehrenden wird zugeschrieben, den Lernenden Wissensinhalte zuteilen zu können, das Lernen lenken und bewerten zu können/müssen. Dieses Rollenverständnis lässt sich unter den Bedingungen der Kultur der Digitalität nicht mehr aufrechterhalten.
Auch Lehrende sind Lernende. Wenn dies Basis des Selbstverständnisses von Lehrpersonen ist und diese sich als lebenslange Lerner:innen verstehen, dann wird sich auch das Verhältnis Lehrer:innen - Schüler:innen im Schulkontext verändern.
Schule - Organisation des Lernens
Lernen im 21. Jahrhundert, verstanden als individueller und ko-konstruktiver Prozess, benötigt andere Strukturen als die, die Schule des 20. Jahrunderts bietet.
Lernen ist immer noch ein individueller Prozess, der aber in der Digitalität immer gemeinschaftlich gedacht werden muss. Georg Siemens macht das mit seiner Lerntheorie des Konnektivismus deutlich - Netzwerke aufbauen, Netzwerkknoten verbinden. Lernende müssen sich ihre eigenen PLNs (Personal Learning Network) aufbauen.
Wenn man Lernen vom Lernenden aus denkt, wird die Notwendigkeit einer individuellen Begleitung ersichtlich. Dieses Mentoring erfordert eine vertrauensvolle Beziehung. Mentor:innen/Coaches/Guides - oder wie auch immer sie genannt werden - müssen die Bedürfnisse der Lernenden kennen, ihre Stärken und Schwächen mit ihnen ausloten und Wege, Ziele und Tools aufzeigen und empfehlen können.
mögliche hybride Formate:
- Wochen-Reflexions-Gespräche
- offene Formate mit Unterstützung für Zielsetzung, Wahlempfehlungen für Lernwege, Methoden und Tools
- Peer-to-Peer-Feedback - da Rückmeldungen auf Augenhöhe ohne Bewertungsdruck
- Lern-Bar: Ort (Präsenz & online), der zum Austausch über aktuelle Projekte dient: spezielle Anfragen zu Inhalten, Methoden und Tools werden mit der Erwartung von Empfehlungen und Beratung gestellt
- Lounge: Ort (Präsenz & online), der für informelle Gespräche genutzt werden kann; Treffpunkt für Gruppen
- Projektorraum: Ort (Präsenz & online), an dem Zwischenstände präsentiert/hinterlegt werden, zu denen der Einzelne oder das Team Feedback möchte
- Kinosaal: Präsentation (Präsenz & online) mit Platz für Gäste (schulischer und außerschulischer Kontext, Eltern)
- ePortfolio: Lernende halten ihre Lernwege, Präsentationen und Reflexionen digital fest; Nutzung als Leistungsstand-Nachweis und später für Bewerbung
Benotung und Beziehung?
Nein - passt nicht.
Es gibt zentrale Lernstandserhebungen (ohne Noten), die als individuelle Rückmeldung dienen können. Jeder Lernende kann dies als Gelegenheit zur Selbsteinschätzung und Reflexion nutzen.
Feedback kann den Lernenden individuell in Gesprächen gegeben und mit der entsprechenden Motivation verbunden werden. Noten basieren auf dem anfangs erwähnten hierarchischen Verhältnis zwischen Lernenden und Lehrenden und stehen einer vertrauensvollen Beziehung entgegen. Hans Anand Pant hat sie als "Bad Bank" im Schulsystem bezeichnet.
Wichtige Formate, um die bisherige Benotungspraxis zu ersetzen, liegen im formative assessment (Hier Hinweise vom Hessischen Bildungsservers zur Formativen Beurteilung) und im Führen von ePortfolios. Die Portfolio-Arbeit bietet mit ihrem Schwerpunkt auf Selbstreflexion großes Potential formative Beurteilung mit dem im laufenden Lernprozess notwendigen Nachjustieren zu verknüpfen und darüber mit den Lernenden ins Gespräch zu kommen.
Vertrauen, Verständnis, Respekt, Aufmerksamkeit, ...
Beziehungen pflegen ist die Grundlage für erfolgreiches Lernen.
Credits:
Erstellt mit Bildern von LisaAttractLove - "trust faith encouragement" • Xavi Cabrera - "discovering the world" • sasint - "grandmother kids laptop" • terimakasih0 - "ask sign design" • sasint - "achieve woman girl" • Anemone123 - "team spirit cohesion together" • geralt - "feedback confirming board" • sasint - "bicycle relationship parrent" • geralt - "change board door"