Sonntag, 16. Oktober 2016
Auf dem Subigerberg bei Gänsbrunnen werden seit 1968 jedes Jahr im Herbst hunderte Zugvögel beringt. Diese Beringung bringt den Ornithologen viele Vorteile: Zum Beispiel wissen sie, wohin die Zugvögel ziehen, denn von den meisten Arten sind heute die Zugrouten bekannt. Auch das Höchstalter der Vogel können sie dadurch bestimmen und können z.B. die Sterblichkeit oder ein Bruterfolg eines Vogelbestandes messen und erklären. Als Vogel-Begeisterte durfte ich mir dieses Spektakel natürlich nicht entgehen lassen und wartete auf gutes Wetter.
Die Anreise
Zuerst fuhren wir mit dem Postauto in das von unserem Wohnort Laupersdorf aus nahegelegene Gänsbrunnen. Von da aus wanderten wir dem Erlebnisweg «Husis Reise» entlang ca. eine Stunde auf den Subigerberg.
Oben angekommen wurden wir von einer wunderschönen Aussicht begrüsst:
Auf zur Beringungsstation
Auf dem Subigerberg angekommen ging die Route noch ein paar Minuten bergab und schon waren wir da. Wie sich schnell zeigte, waren wir nicht die einzigen Besucher mit dieser Idee an diesem schönen Sonntag - viele Familien mit kleineren Kindern besuchten dieses Spektakel ebenfalls.
Nebst der alten Beringungsstation (Bild oben) steht auf dem Subigerberg seit ein paar Jahren ein neu gebautes Infohaus. Darin hat es viele Tafeln mit Informationen zu den Vögeln selbst, Vogelbeständen, deren Reiserouten, und, und, und. Im Nebenraum darin werden die eingefangenen Vögel dann auch beringt.
Die Vogelberingung
Dann ging es zum eigentlichen Akt, der Vogelberingung. Dafür werden jedes Jahr an zwei gegenüberliegenden Hangseiten zahlreiche Netze aufgestellt, in welchen sich die Vögel beim Hereinfliegen dann verfangen und nicht selbst entwirren können. Ein Ornithologe vor Ort erklärte mir, dass sie diese Netze (die wir, wie man auf dem Bild sieht, von weitem fast nicht sehen können) seit mehr als 50 Jahren immer am selben Ort aufstellen, um die erarbeiteten Werte nicht zu verfälschen.
Jede Stunde, von Sonnenaufgang bis -Untergang werden die Netze dann 1x «geerntet». Es kam mir wirklich wie eine Ernte vor, denn die Vögel hingen reglos, meist kopfüber in den Netzen, keiner gab einen Ton von sich.
Sie aus diesen Netzen zu befreien, war teilweise sehr aufwändig und zeitintensiv, denn die Experten mussten zuerst bei jedem einzelnen Vogel herausfinden, von welcher Richtung her er ins Netz geflogen ist, um ihn nicht zu verletzen. Jeder befreite Vogel kam dann in ein Stoffsäckchen, zusammen mit einem Zettelchen mit der Nummer des Netzes, in welchem er hing.
Zurück in der Hütte wurde jeder Vogel, einer nach dem anderen gewogen und dann aus seinem Säckchen befreit. Anschliessend bekam er seinen Ring (wenn er nicht schon einen hatte) und wurde vom Ornithologen «gecheckt»: Er stellte anhand der Farbe des Gefieders das Alter des Vogels fest und schaute, wie viel Fett der Vogel an sich hatte. All diese gesammelten Informationen werden in einem speziellen Programm festgehalten. Fun Fact: Die meisten Vögel, die sich an diesem Sonntag und auch allgemein in dieser Gegend aufhalten und somit auch beringt werden, sind Hausrotschwänze. Aus diesem Grund bekam der Wanderweg auf den Subigerberg auch den Namen «Husis Reise».
Nach dieser Prozedur wurden die Vögel natürlich wieder freigelassen - von den Besuchern. Auch ich durfte eine bissige Blaumeise in die Freiheit lassen:
An diesem Tag wurden wie schon gesagt viele Hausrotschwänze gefangen, aber auch Rotkehlchen, Blaumeisen und sogar ein eher seltener Distelfink. Es waren am Nachmittag auch ein paar Vögel dabei, die am Morgen bereits schon einmal im Netz waren und somit schon einen Ring hatten. Auch solche Informationen sind für die Ornithologen wichtig und werden in ihrem Programm erfasst. Am späteren Nachmittag war dann auch ein etwas seltener Gast dabei, eine (fotogene) Singlerche.
Als der Abend kam, machten wir uns wieder auf den Heimweg, um bei Tageslicht wieder unten in Gänsbrunnen anzukommen. Für mich war dies ein sehr informativer und interessanter Tag und ich bin mir sicher, dass ich nächstes Jahr wieder dabei sein möchte.
Wer mehr dazu erfahren möchte oder eine der vielen anderen Seiten des Naturpark Thal kennenlernen möchte, feel free: