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Wir nehmen Ford beim Wort Teil 4 – das finale

Auf Tour in Rumänien

Schon die Anfahrt in die Transsilvanische Alpen (Südkarpaten) wird zum Abenteuer. 1200 Kilometer liegen vor uns und die schaffen wir diesmal nicht an einem Tag. Erstens, weil wir nicht früh genug von München losfahren. Zweitens, weil dichter Verkehr und verschärfte Kontrollen an den Grenzen Staus verursachen und drittens der Fahrer (ich) nach 520 Kilometern am Stück eine längere Pause nötig hat. Außerdem ist es schon dunkel geworden und wir suchen eines unser „geheimen Wildcamps“ auf, wo wir ungestört die Nacht verbringen können.

Nur wenige Kilometer hinter der österreichischen Grenze finden wir unser 5000 Sterne Hotel. So viele kann man mit bloßem Auge bei klarer Sicht in einer Sommernacht sehen. Überprüft haben wir das natürlich nicht.

Die Belohnung für diese Outdoornacht, ein irrer Sternenhimmel.

Das Schöne, wer draußen übernachtet, steht früh auf. So sind wir schon mit dem ersten Sonnenlicht wieder auf den Beinen und setzen unsere Reise im Ford fort und erreichen am späten Nachmittag unsere Zieldestination in Rumänien.

Der Tourneo hat uns sicher hingebracht. Grund zum Feiern.

Nach unserer ausgiebigen Grillparty beschlossen mein Sohn und ich, wir übernachten in der Hängematte. Vorsorglich spannte ich noch ein Tarp über die Matte. Man weiß ja nie und das war gut so.

Kann der Tourneo auch Outdoor?

Natürlich ist der Tourneo kein Geländefahrzeug, aber ein Feldweg sollte schon gehen, oder? Probieren wir es aus. Die schönsten und ruhigsten Plätze sind eh dort, wo das Asphaltband nicht hinreicht und wir nutzen den späten Nachmittag für eine kleine Spritztour. Zweifel waren angebracht, denn in der Nacht regnete es heftig und ich war mir nicht sicher, ob der Feldweg zu den Sonnenblumenfeldern überhaupt befahrbar war.

In Szene gesetzt – Fotosession mit unserem Model

Wir hatten Glück, der Feldweg war weitestgehend abgetrocknet und befahrbar, trotzdem mussten wir an den Matsch- und Wasserlöchern – die ab und zu im Weg waren – höllisch aufpassen, um nicht stecken zu bleiben. Aber es war nicht das Fahrzeug, das hier an seine Grenzen kam, sondern die Reifen. Normale Straßenbereifung eignet sich für solche Ausflüge nicht so gut. Schon eine gute A/T-Bereifung (Allterrainreifen) würde ausreichen, um solchen Hindernissen den Schrecken zu nehmen.

Mit vorauschauendem Fahren und etwas Gefühl im Gasfuß meistert der Tourneo diesen Test und wir kommen zu ein paar stimmungsvollen Fotos von unserem Model.

Die schönsten Plätze in Rumänien erreicht man nicht auf Asphaltwegen.

Und Ford bringt uns hin? Versuchen wir es. Mit unserem Grabner Outside Wildwasserschlauchboot wagen wir uns auf die Strei, einem Fluss, der im Sureanu-Gebirge entspringt und bei Simeria in den Mures fließt. Über Mures, Theiß und Donau könnten wir bis ins Schwarze Meer paddeln (wäre durchaus ein überlegenswertes Abenteuer). Unweit der „Route 66“, in der Nähe von dem Ort Strei, führt uns ein Feldweg zum Fluss und wir finden eine gute Stelle, um das Boot ins Wasser zu lassen.

Die Keen Wassersandalen mit sehr gutem Zehenschutz und griffiger Sohle sind hier in ihrem Element und für solche Einsätze wirklich zu empfehlen.

Frisches Trinkwasser direkt aus dem Fluss.

Bei 32° C ist der Durst groß, aber wir nehmen kein Wasser mit. Warum auch, es fließt ja genügend um uns herum. Zeit für den LifeStraw-Test.

Bei dieser Gelegenheit testen wir auch den Wasserfilter von LifeStraw und er muss zeigen, was er taugt. Hunderte von Schafen, die an der Strei ihren Durst löschen, Kuhherden, die weiter oben das ein oder andere Geschäft im Fluss erledigen, sind eine Herausforderung. Wir lassen eine 1,5-Liter PET-Flasche mit Schleiwasser volllaufen, setzen den Wasserfilter davor und trinken. „Schmeckt gut“, der Kommentar meines Sohnes. Test bestanden. Wir werden auf ADVENTURE-magazin.de dieses Thema noch ausführlich behandeln.
Die Schafherde hat sich sprichtwörlich vom Acker gemacht und auch die Schäfchenwolken am Himmel sind verschwunden und hat einer dramtisch schönen Gewitterstimmung Platz gemacht.

Auf der kurvigen Transalpina nach Sibiu

Den Test über Feldwege haben wir hinter uns. Jetzt wollen wir wissen, wie ist das Fahrverhalten des Tourneo auf abwechslungsreichen Bergstraßen und wählen eine Strecke, die ein breites Spektrum zu bieten hat: von holprig und mit Schlaglöchern übersäht bis hin zu supergut ausgebaut mit Kurven wie auf einer Rennstrecke.

Unsere Test-Tour führt von Hateg auf der Route 66 nach Petrosani, dort auf die 7A durch die Jiet-Schlucht bis kurz vor den Lacul (See) Vidra und dort auf die Transalpina (67c) am Lacul Oasa vorbei immer Richtung Sebes. Fahren am Lacul Tau vorbei bis Dobra und biegen hier rechts ab auf die DJ 106E Richtung Hermannstadt. Eine sehr abwechslungsreiche Teststrecke: 212 Kilometer lang, reine Fahrtzeit 4 Stunden.

Momente von unserer Test-Tour. Bei Kurven immer besonders gut aufpassen. Eine Spezialiät der hiesigen Bevölkerung, an unübersichtlichen Kurven noch schnell überholen. Besonders Fahrer hubraumstarker Fahrzeuge haben ein Faible für diese Art von Nervenkitzel. Be prepared!

Sibiu (Hermannstadt) - immer einen Besuch wert.

Das Astra Museum im Naturpark Dumbrava

Dieses Open-Air-Museum im Naturpark Dumbrava – ca. 4 Kilometer südwestlich von Sibiu – gibt einen Einblick in das rumänische Landleben von einst bis heute.

Und zum Schluss sägen wir noch am Ast ;-)

Unser Fazit zum Ford Tourneo Custom Limited:

Die schönsten Wochen im Jahr wollen wir frei sein, die Natur genießen und einfach nur Vagabunden sein. Wir buchen keine Hotels und wollen so flexibel unterwegs sein, wie es nur geht. Mit schulpflichtigen Kindern läuft man dann natürlich Gefahr, dass in den angesagten Regionen keine Zimmer mehr frei und alle Campingplätze überfüllt sind. Das verlangt nach einem Fahrzeug mit Platz für vier und all dem Zeugs, das unterwegs so gebraucht wird: Mountainbikes, Wildwasserkajak, Zelte, eine komplette Outdoor-Küche usw.. Und es muss im Nu zum rollenden Hotel umfunktioniert werden können. Das nur zum Verständnis, damit jeder weiß, welche Anforderungen wir an ein Reisefahrzeug stellen und jetzt wieder zurück zum Ford Tourneo Custom Limited. Natürlich könnte man sich dann auch gleich den Ford Tourneo als Camper zulegen, aber dazu später.

Ford hat uns den Tourneo Custom Limited in der Langversion vor die Tür gestellt mit 170 PS starkem 2-Liter-EcoBlue-Dieselmotor und 6-Gang-Automatikgetriebe, leider ohne Anhägerkupplung, so mussten auch die Mountainbikes irgendwie im Innenraum verstaut werden. War aber nicht weiter schlimm. Sonst hatte das Fahrzeug alles was man zum „betreuten Fahren“ so braucht. Im Fachjargon „Unterstütztes Fahren“, einer Vorstufe des „Autonomen Fahrens“. Der Fahrer ist wohl nach wie vor für das Fahren zuständig und auch voll verantwortlich, kann aber einige Tätigkeiten delegieren. Dann bremst und beschleunigt das Fahrzeug selbstständig und der Spurassistent warnt einen, wenn man dieselbige verlässt. Zugegeben, der Tourneo macht das schon recht gut. Auf langen Autobahnstrecken ist das durchaus eine tolle Sache und ich könnte mich daran gewöhnen und das, wo ich persönlich ein Schaltgetriebe bevorzuge. In Freundeskreisen wurde ich mit dieser Pro-Äußerung schon als Verräter gebrandmarkt.

Blick aufs Cockpit.

Navi, Radio, Getränkehalter ..., alles ist an Bord und muss hier nicht im Detail aufgelistet werden. Wer sich dafür interessiert, kann sich ja auf der Ford-Seite kundig machen und sich Broschüren und Preislisten herunterladen.

Blick in den Innenraum. Viel Platz für individuelle Ausbaumöglichkeiten.

Trotz einer Länge von fast 5,40 m ist das Fahrzeug sehr handlich und man hat vom Cockpit aus alles sehr gut im Blick. Eine Rückfahrkamera erleichtert außerdem das Einparken und man traut sich damit – nach etwas Übung – auch in sehr enge Parklücken. Als wir das Fahrzeug übernahmen, hatte es gerade mal 2.500 Kilometer hinter sich, es war also noch nicht einmal richtig eingefahren und die 170 PS machten zu Beginn noch einen recht müden Eindruck und die 405 Newtonmeter Drehmoment waren auch noch nicht so drehmomentig. Mit jedem gefahrenen Kilometer wurde es besser und 1000 Kilometer später fühlten sich Fahrzeug und Fahrer so richtig wohl und befreit.

Überholvorgänge gingen zügig über die Bühne und die 170 Pferde waren so agil, wie es sein sollte. Die im Fahrzeugbrief mit 175 km/h angegebene Höchstgeschwindigkeit hat er locker überboten und das mit einem Leergewicht von rund 2,5 Tonnen und circa 300 Kilo Zuladung. Da kann man wirklich nicht meckern. Über die angegebenen durchschnittlichen Verbrauchswerte schon, aber da stimmen die Angaben im Realmodus ja nie. Der hier angegebene Durchschnittsverbrauch von 7,1 Liter auf 100 Kilometer lässt sich wohl nur als rollendes Verkehrshindernis erreichen. Tatsächlich lag unser Schnitt bei 10 Litern, wenn wir flott mit sanftem Gasfuß unterwegs waren und bei 11 Litern, wenn wir den Pferden freien Lauf ließen.

Insgesamt spulten wir in vier Wochen rund 7000 Kilometer herunter. Verbrauchten 750 Liter Diesel und an die 50 Liter Adblue.

Manche bemängeln, dass der Tourneo aus der Nutzfahrzeugsparte des Unternehmens kommt und zu wenig Pkw-Gefühl bietet. Für uns haben seine Transportergene durchaus ihre Vorteile, auch wenn sich die Hinterachse mit ihren Blattfedern auf schnellen Kurvenpassagen etwas schwammig anfühlt und auf schlechten Wegen bei zu flotter Fahrweise etwas holpert, punktet diese robuste und belastbare Technik auf Wald- und Wiesenwegen und man kann Plätze ansteuern, von denen Wohnmobilbesitzer nicht einmal wissen, dass es sie gibt.

Insofern hat Ford sein Werbeversprechen:

„Egal was Sie vorhaben, der neue Ford Tourneo Custom bringt Sie komfortabel hin.“

auch tatsächlich gehalten.

Warum nicht gleich den Ford Tourneo als Camper?

Wenn Geld keine Rolle spielt, klar doch oder vielleicht doch nicht? Was spricht dafür, was dagegen? Es kommt natürlich immer darauf an, was man will und was man tatsächlich braucht und das muss jeder mit sich selbst ausmachen. Wie heißt es so schön: „Viele Wege führen nach Rom.“ Und jeder für sich mag der absolut Richtige sein.

Für uns haben die meisten Camper viel Überflüssiges an Bord und feste, unflexible Einbauten bedeuten nur unnötiges Gewicht (= höherer Kraftstoffverbrauch) und Raumverschwendung. Eine fest eingebaute Küche und Spüle. Wozu? Will wirklich allen Ernstes jemand in einem Fahrzeug dieser Größenordnung groß aufkochen und Fettspritzer gleichmäßig im Innenraum verteilen? Wir wollen doch draußen sein, also auch draußen kochen und essen. Das geht auch, wenn das Wetter nicht so freundlich ist. Dann die Einbauschränke, die den Platz für das Doppelbett beträchtlich einschränken. Der Smoking lässt sich auch zusammenrollen und in einer Reisetasche verstauen. Beim Tourneo Custom ist der Innenraum hinten bis 1,70 m breit, also Platz für ein richtiges Doppelbett für ruhigeren Schlaf und mehr Spaß. Will Frau/Mann darauf verzichten? Als Fest-Ein- bzw. Ausbau käme für uns nur Standheizung und ein Aufstelldach infrage.

Mit etwas handwerklichem Geschick kann jeder den Innenausbau selber machen und dabei viel Geld sparen. Je nach Anspruch entstehen dann Kosten von etwa 100 bis 600 Euro. Bei professionellen Reisemobilausbauern muss für Vergleichbares locker das Zehnfache ausgegeben werden.

Von Vorteil ist es auch, wenn die „Möbel“ in wenigen Minuten eingebaut und wieder entfernt werden können und das Fahrzeug vom Wohnmobil blitzschnell wieder zum Transporter oder Alltagsfahrzeug verwandelt werden. Recht flott geht das, wenn die Befestigungsösen im Wagenboden genutzt werden. Je nach Konstruktion reichen dann vier starke Spanngurte, um den Einbau an Ort und stelle zu halten und ebenso schnell wieder zu lösen (kein bohren, kein schrauben). Unser Spontanumbau beim Tourneo (siehe Teil 1 von „Wir nehmen Ford beim Wort!“) kostete gar nichts. Zugegeben, einen Designpreis würden wir damit nicht gewinnen, hat aber seinen Zweck erfüllt.

Sieht man dem Fahrzeug von außen sein Wohnmobil-Innenleben nicht an, hat das zudem ungeahnte Vorteile auf Reisen. In vielen Ländern sind Wohnmobile in Innenstädten und auf öffentlichen Parkplätzen unerwünscht oder gar verboten. Sehr häufig haben Parkplätze zudem Höhenbegrenzungen zwischen 1,90 m und 2,10 m. Da haben Wohnmobile und Hochdachtransporter schlechte Karten. Abgesehen davon, dass sie auch draußen in der Natur an die schönsten Plätze gar nicht kommen, weil sie zu groß, zu hoch, zu sperrig sind.

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Credits:

© Herbert Worm

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