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Ibiza Ein Jahr in Bildern

Politik lebt von Bildern – gesprochenen wie geknipsten. Heerscharen von PR-Beratern sind daher damit beschäftigt, ihre Herren ins rechte Licht zu rücken. Das sind die einen, die inszenierten Bilder.

Dann gibt es aber auch die anderen Bilder, die nicht inszenierten. Sie sagen – das muss man als Mitglied der schreibenden Zunft neidlos anerkennen – mitunter mehr als tausend Worte. Das Bild von Heinz-Christian Strache und Johann „Glock, Glock“ Gudenus auf Ibiza wird für immer mit Großsprecherei, Korruption und dem Ende der türkis-blauen Koalition verbunden bleiben. Ein Foto wie eine Ikone.

Das absolute Foto des Jahres. Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus redeten sich auf Ibiza um Amt und Kragen. Danach war in der FPÖ und in Österreich politisch nichts mehr so wie davor.

Oder das Fernsehbild von Pamela Rendi-Wagner im Anschluss an die SPÖ-Vorstandssitzung nach verlorener Europawahl: Wie ein Grablicht hält die Parteichefin das Mikrofon umklammert. Hinter ihr in der Dunkelheit stehen finstere, schweigende Gestalten – die SPÖ-Granden. Auch das ein Bild, das besser als jede Abhandlungen den Zustand der SPÖ beschreibt.

Ein Bild des Jammers: Nach der Niederlage bei der Europawahl im Juni trat die SPÖ so vor die Kameras.

Dann gibt es natürlich auch die Fotos, auf die ein Politiker sein halbes Leben lang hinarbeitet. Der Schnappschuss vom Empfang im „Oval Office“, wie ihn Sebastian Kurz heuer nach Hause brachte, wird wohl für immer sein Erinnerungsalbum zieren. Selbst wenn der „Weiße Haus“-Herr ausgerechnet Donald Trump hieß.

Ein Foto fürs Album. Im Februar wurde Bundeskanzler Kurz im Weißen Haus von US-Präsident Donald Trump empfangen.

Bilder dienen auch dazu, die Flüchtigkeit der Zeit aufzuhalten. Wer erinnert sich noch an die vier Expertenminister, die nur für wenige Tage der Übergangsregierung von Sebastian Kurz angehörten und dann gemeinsam mit ihm per Misstrauensvotum gestürzt wurden?Valerie Hackl, Johann Luif, Wolfgang Pöltner und Eckart Ratz (v. r. n.l.) waren nach der Ibiza-Affäre nur für wenige Tage Übergangsminister.

Valerie Hackl, Johann Luif, Wolfgang Pöltner und Eckart Ratz (v. r. n.l.) waren nach der Ibiza-Affäre nur für wenige Tage Übergangsminister.

Oder wer wird sich in einiger Zeit noch an DAÖ erinnern, an „Die Allianz für Österreich“, das Trojanische Parteipferd, das Heinz-Christian Strache in die Politik zurückbefördern wollte oder will?

Karl Baron, ein Freund von Heinz-Christian Strache, spaltete sich mit der Partei-neugründung DAÖ von der krisengeschüttelten FPÖ ab.

Was bleibt, sind die Bilder.

Und tschüss! Im Juni musste Sebastian Kurz das Bundeskanzleramt verlassen. Vorerst.

Und jetzt? Für die FPÖ unter ihren neuen Chefs Norbert Hofer und Herbert Kickl ist die Situation nach Ibiza zum Haareraufen.

Türkis-Grün? Sebastian Kurz und Werner Kogler ließen sich Zeit.

Die Übergangsregierung Bierlein verwaltete gut, aber regierte kaum.

Da war die türkis-blaue Welt noch in Ordnung. Strache und Kurz im Jänner auf der Regierungsbank.

Überraschende rot-blaue Allianz: Thomas Drozda und Herbert Kickl.

37,5 Prozent! die ÖVP gewann die Nationalratswahl deutlich.

Alexander Van der Bellen betete die Schönheit der Verfassung an.

Ein historisches Ereignis: Brigitte Bierlein, die erste Bundeskanzlerin.

Ein Star für wenige Tage: Hartwig Löger als einstweiliger Kanzler.

Wie konnte das nur passieren? Mit der SPÖ ging es 2019 steil bergab. Die einst so disziplinierte Partei machte es ihrer ersten Chefin sehr, sehr schwer.

Am Wahlabend hieß es: Ein grüner Star ist geboren. Werner Kogler führte die Grünen zurück ins Parlament und in die Regerungsverhandlungen.

Credits:

Fotos: SN/APA/picturedesk.com/Screenshots ORF/AFP