Loading

Marets Marsch Ihr Wettlauf gegen die Geschichte

Adrien Woeffray (Text), Alain Amherd (Fotos)

Prolog

Die Wahlen 2019 waren Frauen- und Klimawahlen. Das zeigt sich auch an der neuen Zusammensetzung des Ständerats. Noch nie sassen darin so viele grüne Politiker. Noch nie so viele Frauen. Aber keines dieser Themen haben Marianne Maret zum Sieg verholfen. Im Gegenteil. Mehr noch: Eigentlich sollte nicht sie hier stehen, sondern Yannick Buttet, der in Ungnade gefallene Wunderknabe der CVP. Und doch ist es die 61-jährige CVP-Politikerin aus Troistorrents, Mutter und Grossmutter, die gestern vereidigt worden ist, als erste Walliser Ständerätin überhaupt. Und es ist nun doch die Wohnung in Bern geworden und nicht das Wohnmobil. Der Running-Gag zwischen ihrem Ehemann und ihr hat ausgedient. «Enfin!», sagt sie. Endlich.

Es war ein Krampf bis hierhin. Oft musste sie einstecken. Wegen mangelhaften Deutschkenntnissen, weil ihr das staatsmännische fehlt. Weil sie nicht Frau genug sei. Schliesslich hatte sie 1370 Stimmen mehr als Mathias Reynard. Nach hunderten von gefahrenen Kilometern zwischen St-Gingolph und Oberwald, 95 Wahlkampfterminen in 14 Wochen, gut einem Dutzend Debatten. Monatelanger Schlafmangel. Achterbahn der Gefühle. Der «Walliser Bote» hat sie die letzten vier Monate begleitet.

Chronik eines Wahlkampfs.

Maret, Melly und ihre Mankos

Brigerbad, 23. August 2019. Auf der Wanderung durchs Wallis versucht Marianne Maret zwei Mankos zu verbessern: Ihre Popularität und ihre Deutschkenntnisse.

Marianne Maret erscheint pünktlich zum Konzertbeginn der örtlichen Musikgesellschaften «Edelweiss» und «Echo des Alpes» auf der Place de la Tour in Vissoie, dem gepflasterten Dorfplatz der 500-Seelen-Gemeinde im Val d’Anniviers. Es ist ein Samstag Ende Juli, Handwerksmarkt. Hunderte Besucher flanieren, begutachten beim Schmied Messer und beim Metzger Würste. Auch Christian Melly schlendert durch die engen Gassen. Der ehemalige Chef des kantonalen Finanzinspektorats ist ein Häuptling im Val d’Anniviers. Sein Wort hat Gewicht. Und er hat sich bereit erklärt, Maret heute zu begleiten. Alle paar Meter hält er an, schüttelt Hände, nimmt sich Zeit für einen kurzen Schwatz. Im entscheidenden Moment lenkt er das Gespräch auf Maret, stellt sie vor. «Ah, Madame Maret!», sagt eine Dame, die die Kandidatin erst gar nicht erkannt hatte. Der Mangel an Popularität ist offensichtlich, ihr Start harzig.

«Welche Anlässe lohnen sich im Rahmen des Wahlkampfs für mich?»

Marianne Maret über die Ochsentour während der Kampagne

Marianne Maret hat ein grosses Problem und ein mittleres. Bis zum Ablauf der Frist für die Hinterlegung der Ständeratskandidaturen bleiben zwar noch mehr als fünf Wochen, und doch stehen neben ihr bereits drei politische Schwergewichte in den Startlöchern. Mathias Reynard, Philippe Nantermod und Cyrille Fauchère haben ihre Kandidatur bekannt gegeben und gegenüber der 61-Jährigen einen entscheidenden Vorteil: Man kennt sie. Als erfahrene Nationalräte, als Parteipräsident. Trotz 22 Jahren in der kommunalen und kantonalen Politik kommt die 61-Jährige gegen die Popularität und das Charisma ihrer Konkurrenten nicht an. Noch nicht. Sie muss ihre Bekanntheit steigern. Aber wie kommt man rein in die Köpfe und Herzen der Walliser?

Die Strategie ihres Wahlkampfs ist so einfach wie aufreibend: jede Hand schütteln, jede Wange küssen. Jeder Schwatz eine Möglichkeit, einen Eindruck zu hinterlassen, draussen auf dem Terrain. Dorffeste, Wochenmärkte, Eidgenössisches Volksmusikfest – fast kein Anlass ist zu gross oder zu klein oder zu unbedeutend, um unter die Leute zu kommen. Und zwar möglichst in allen 63 Gemeinden des frankofonen Wallis. Um die Anlässe auszuwählen, hatte sie im Vorfeld Bekannte in jeder französischsprachigen Kommune kontaktiert: «Welcher Anlass lohnt sich im Rahmen des Wahlkampfs für mich?» Vor Ort ist das Schema dann jeweils dasselbe: Lokale Persönlichkeiten mit grossen Netzwerken in alle Winkel der Gesellschaft sollen sie begleiten und ihr den Zugang zur Bevölkerung erleichtern. Wie Melly in Vissoie.

Von Ost nach West durch den Kanton

Die Woche darauf verbringt Maret mit ihrem Mann Christian und zwei ihrer Söhne in Bellwald. Mit der Bekanntgabe ihrer Kandidatur war für sie klar, dass sie das Wallis in seiner Gesamtheit repräsentieren will, ja muss. «Da gehört es dazu, dass ich meine Ferien im Oberwallis verbringe», sagt sie. Der Ferienort Goms als wahlkampfstrategische Sommerresidenz? Maret bestreitet das. Ganz glauben will man ihr aber nicht. Gerade im Oberwallis wird sie punkten müssen. Das weiss die geborene Bachmann, Tochter eines Zürchers, von Beginn an. Im Gegensatz zum Welschwallis führt sie im Goms und in den anderen Oberwalliser Bezirken aber keine aktive Kampagne. Sie vertraut auf ihren Listenpartner Beat Rieder, seit vier Jahren Ständerat.

Gemeinsam treffen die beiden Ende August kurz vor 9 Uhr vor dem Bahnhof Visp ein. Das Wetter an diesem Freitagmorgen ist angenehm warm, die Rushhour vorbei, die Pendler auf der Arbeit. Perfektes Wetter für die siebte und vorletzte Etappe ihrer einwöchigen Wahlkampf-Wanderung von Visp über Bitsch nach Brig. Der Start: Saint-Gingolph. Das Ziel: Oberwald. Die zehnköpfige Wandertruppe heute stammt mehrheitlich aus dem Oberwallis und läuft wegen Rieder mit.

Noch vor vier Jahren war es Jean-René Fournier, der den Lötschentaler unter die Fittiche nahm. Zwei Katholisch-Konservative, deren Laufbahnen sich damals gerade diametral kreuzten. Fournier bog auf die Zielgerade seiner Karriere ein. Rieder stand vor dem Sprung auf das nationale Polit-Parkett. Da ist er angekommen und will nun Maret nachziehen. Sie wissen beide, dass es ein Krampf wird.

Unter dem Motto «Ausgewogen» – Mann und Frau, Ober- und Unterwallis – möchten sich die Listenpartner «als Team» finden. Alle Bezirke abwandern, jede Etappe auf Social Media festhalten. Zeigen, dass man für das gesamte Wallis da sein will. Nahbar mit Schweissflecken unter den Armen und Blasen an den Füssen. «Wir gehören zu euch.»

Auf der Feldstrasse bei Eyholz wagt Maret an diesem Tag erste Gespräche mit Mitwanderern. Auf Hochdeutsch. Wöchentlich besucht sie Kurse, im Frühjahr war sie eine Woche in München, Intensivunterricht. Anfang August eine Immersion in Freiburg im Breisgau. Das Geplauder nimmt an Fahrt auf, bleibt holprig. Ihr zweites Problem. Und etwas, wofür sie bis zuletzt kritisiert werden wird, als ob sie sich für einen Posten als Deutschlehrerin beworben hätte.

Maret und die Medien

Genf, RTS-Studio, 28. August 2019. Sekunden vor Beginn der Livesendung.

Marianne Maret ist glücklich. Und am Ende mit ihren Kräften. Die Nichtraucherin braucht jetzt erst einmal eine Zigarette. Sie sass gerade über zwei Stunden in einem Genfer Studio im Scheinwerferlicht des Westschweizer Fernsehens RTS. Es ist immer noch Ende August, der Wahlkampf geht in seine heisse Phase. Zum Glück ist das Studio klimatisiert.

Ein Teil des TV-Formats wurde bereits Wochen zuvor aufgezeichnet. Maret, wie sie mit anderen Westschweizer Kandidaten jenen Bürgern den Puls fühlt, die durch die Maschen des viel gelobten Systems gefallen sind. Verschiedene Drehorte, verschiedene Aufgaben. Stimmung Klassenfahrt hinter den Kulissen. Trotz ihres gelungenen Auftritts wird sie in den folgenden Wochen aber vor allem auf eines angesprochen: den Risotto, den sie in der Sendung kochen musste. Zusammen mit der Genfer SVP-Nationalrätin Céline Amaudruz und einem Budget von 20 Franken für sechs Mäuler. Sie sei frustriert gewesen, dass sie sich – im Gegensatz zu den anderen Kandidaten – nicht mehr in die politische Debatte habe einbringen können, wird sie einige Tage später am Telefon erklären. Aber die Sendung im Hauptabendprogramm habe doch etwas Gutes. Seither wird sie auf der Strasse gegrüsst, angelächelt. «Das bedeutet noch lange nicht, dass mich diese Leute wählen werden», sagt Maret. «Aber zumindest wissen sie nun, wer ich bin.»

Genf, 28. August 2019. Johanna Gapany (FDP/FR), Marianne Maret und Adèle Thorens (Grüne/VD) werden vor dem Auftritt im RTS geschminkt. Showmaster Alexis Favre hat bei der Auswahl der Gäste ein goldenes Händchen bewiesen: Alle drei wurden gestern als Ständerätinnen vereidigt.

Mit Medien kann sie es, sagt Maret über sich selbst. «Sincèrement», ihr Wahlslogan, ist Programm, «ohne Wenn und Aber». Bisweilen ist Maret zu Beginn des Wahlkampfs aber so offen und ehrlich, dass sie aus den eigenen Reihen zurückgepfiffen werden muss. Sie hält dagegen: «Ich würde es vorziehen, nicht gewählt zu werden, als unehrlich zu sein.» Das führt dazu, dass sie bei den zahllosen Auftritten fortan etwas schwerfällig wirkt. Das Mikrofon fest umklammert wie ein Rettungsseil. Nichts Falsches sagen, lächeln, jetzt ernst, und wie wirkt mein Jackett? Manchmal sieht man es ihr an, wie sie einen Gedanken zwischen Kopf und Herz hin- und herjagt, bevor sie ihn dann loslässt, hinein in die Mehrzweckhallen und Mikrofone. Von irgendeinem Medium für immer verewigt.

Maret und die Medien – der intensive Kontakt in all den Wochen führt auch zu Reibungsverlusten. Von «Radio Châblais» fühlt sie sich hintergangen. Vom «Matin Dimanche» im Vergleich zu anderen Kandidaten übergangen. Vom «Nouvelliste» verschaukelt: In einem Kommentar vor dem zweiten Wahlgang wurde ihre Kandidatur zur Alibi-Kandidatur degradiert. Mit der Journalistin wird die Sache noch vor der Wahl bei einem Kaffee geregelt. Maret besteht darauf.

Maret und die Männer

Rieder und Maret sind gewählt – zumindest wenn es nach der Sotomo-Umfrage geht, die der «Walliser Bote» gemeinsam mit dem «Nouvelliste» in Auftrag gegeben und am 20. September publiziert hat. Mathias Reynard und Philippe Nantermod sind ihr aber dicht auf den Fersen. Die Resultate machen schnell die Runde in diesem bis anhin eher lauen Wahlkampf. Und die Kandidaten und Parteien, mit denen es die Prognosen nicht gut meinen, zweifeln an deren Methodik und Aussagekraft. Die vorläufigen Gewinner stapeln bewusst tief. Auch Marianne Maret. Eigentlich war sie gar nicht vorgesehen für diese Geschichte. Noch ein Monat bis zum ersten Wahlgang.

Ihr Sohn spielte mit Nantermod in einer Band

Ursprünglich hätte Yannick Buttet kandidieren sollen. Der smarte Rechtskonservative, der nach seiner ersten Legislatur im Nationalrat mit imposanten 43585 Stimmen wiedergewählt worden ist. Das war 2015. Zwei Jahre später der tiefe Fall. Buttet hat seine Ex-Geliebte belästigt und auch in Bundesbern wurden Frauenstimmen laut, dass sich der verheiratete Familienvater immer weniger spüre, je länger die Apéros und die Nächte in den Berner Gassen dauern.

Marianne Maret will nicht mit Buttet abrechnen, hat auch seinen Segen eingeholt. Und Unterstützung versprochen erhalten. Bis zuletzt war davon nicht viel zu sehen. Seit mehr als 20 Jahren macht sie Politik in Gremien und Ämtern, wo sie von Männern umgeben war. Sie weiss, wie Männer ticken. Und ist überzeugt, dass Buttet eines Tages zurückkehrt. Das lässt er sie während des Wahlkampfs auch immer wieder spüren. Sein Name bleibt an ihr und ihrer Geschichte kleben. Bis heute.

«Mein Mann sagte mir, ich solle meiner Leidenschaft nachgehen. Das war der Auslöser für meine Kandidatur.»

Marianne Maret über ihre Zusage

Anfang 2018 machte sich die Unterwalliser CVP auf die Suche nach einem Ersatz für den gefallenen Wunderknaben. Karin Perraudin, Verwaltungsratspräsidentin der Groupe Mutuel, und Stéphane Coppey, Gemeindepräsident in Monthey, sagten ab. Auch der Name von Marianne Maret stand auf der Shortlist. Sie wollte nicht. «Eine Karriere in Bundesbern konnte ich mir damals einfach nicht vorstellen.» Bis ihr Mann, Christian, sie eines Tages fragte: «Mensch, Marianne! Und du? Warum willst du nicht?» Er werde im Sommer pensioniert, sagte er, und könne seiner Leidenschaft, der Musik, nachgehen. Dann solle auch sie dürfen, was sie will. «Das war der eigentliche Auslöser für meinen Entscheid», sagt Maret. Das war im Frühjahr 2018. Bevor sie der Partei die Zusage zusicherte, brauchte sie den Segen der wichtigsten Exponenten. Zwei Sachen wollte sie von ihnen wissen: Wäre eine Kandidatur glaubwürdig? Und wäre sie überhaupt gut für die Partei? Auf keinen Fall wollte sie die Alibi-Kandidatin jener Partei sein, der nachgesagt wird, dass sie erst auf Frauen setze, wenn es nicht mehr anders geht. Für ihre Gegner wurde und blieb sie es trotzdem, die Alibi-Kandidatin.

Sitten, 20. Oktober 2019. Marianne Maret stösst mit ihrem Mann Christian auf das Resultat des 1. Wahlgangs an. Ohne ihn hätte sie vielleicht gar nie kandidiert.

Einer ihrer Gegner heisst Philippe Nantermod, 35, frischgebackener Vater, Jurist. Sie fürchtet die Kandidatur des FDP-Nationalrats. Er fürchtet sich vor niemandem, greift in einem Interview mit dem «Nouvelliste» Beat Rieder und das Oberwallis frontal an. Und er legt bei jeder Gelegenheit noch einen drauf. Mit keinem anderen kreuzt Marianne Maret in den Wochen vor dem ersten Wahlgang so häufig die rhetorischen Klingen wie mit ihm. Mehrmals treffen die beiden nur zu zweit für Debatten aufeinander, im Chablais, in dieser wirtschaftsstarken Region, wo so viele Menschen leben und nur so wenige wählen gehen. Beide wohnen dort in Troistorrents, oberhalb von Monthey.

Maret hat Nantermod aufwachsen sehen. Er spielte damals mit einem ihrer Söhne in einer Band. Nantermod war der Frontman mit den Allüren. Man trennte sich, bevor es ihn um die Jahrtausendwende für ein Jahr nach New York zog. Er machte dort ein Praktikum in einer IT-Bude. «Herr Nantermods Auffassungsvermögen ist beeindruckend», sagt Maret über ihren Konkurrenten, «und er ist strategisch ein furchterregender Gegner.» Trotz des Altersunterschieds von 26 Jahren sassen sie einst gleichzeitig im Grossen Rat, verfassten gemeinsam einen Bericht über die Sozialhilfe im Wallis. Der Umgang ist freundlich, wenn die Mikrofone aus sind und sich die Zuschauer um die Stehtische mit den Häppchen versammeln. Wie nach jenem Duell in Monthey, als Nantermod schon unten Hände schüttelt, während sie noch hilft, auf der Bühne die Tische und Stühle aufzuräumen.

Alles fängt von vorne an, alles auf null

Rieder und Maret sind gewählt – zumindest wenn es nach den Walliser Wählerinnen und Wählern nach dem ersten Wahlgang geht. Es ist Wahlsonntag, 20. Oktober, der Herbst zieht durch die Sittener Altstadt. Und die Walliser CVP landet allmählich auf dem Boden wie die Blätter von den Bäumen. Die C-Familie hat fünf Prozent und einen Nationalratssitz an die Grünen verloren. Serge Métrailler, abtretender Parteipräsident der CVP Unterwallis und just gescheiterter Nationalratskandidat, sieht die Schwäche der Christdemokraten in der «Suissitude», die auch das Wallis heimsuche. Der gesellschaftlichen Annäherung an den Rest der Schweiz, herbeigeführt durch die Zuwanderung innerhalb der Landesgrenzen. «Wenn es nicht ein Freiburger oder ein Jurassier ist, der ins Wallis zieht, ist die Chance gering, dass er CVP wählt», sagt Métrailler.

Troistorrents, 20. Oktober 2019. Am Sonntag des 1. Wahlgangs war Maret noch bedeutend gelassener, als sie die Resultate in Augenschein nahm.

Einen wie ihn kann Maret jetzt gut gebrauchen. Jemanden, der die Truppen zusammenhält. Und der die Lust an der Politik auch an solchen Tagen nicht verliert. «Und dies trotz der Scheisse, mit der ich mich in den letzten sechseinhalb Jahren herumschlagen musste – das hat wohl noch kein anderer Parteipräsident jemals erlebt», sagt Métrailler und meint damit die Krisen rund um Buttet oder auch Darbellay, der ein halbes Jahr vor den Staatsratswahlen einen Seitensprung beichtete. Während Métrailler ihr die Treue verspricht, trifft Beat Rieder in Sitten ein. Er hat ein persönliches Spitzenresultat eingefahren, wirkt aber noch ernster als sonst. «Viele haben es noch gar nicht geschnallt. Aber es wird dieses Mal noch härter als vor vier Jahren.» Ein typischer Rieder-Satz. Und er wird recht behalten.

Die Zerfallserscheinungen innerhalb der CVP sind an diesem Sonntag nicht mehr zu übersehen. Maret sieht es anders. «Schon vor vier Jahren hatte ich als Vizepräsidentin das Gefühl, dass viele in der Partei erst so richtig Gas geben, wenn es um alles geht. Wahrscheinlich glaubten viele, es würde ein Sonntagsspaziergang.» Für sie fängt der Wahlkampf an diesem Sonntag wieder von vorn an. Ihr Polster von 3337 Stimmen auf Reynard ist so klein, dass sie sich darauf nicht ausruhen kann. Alles auf null. Nochmals zwei Wochen.

Le Châble, 8. Oktober 2019. Im Espace Saint-Marc, diesem futuristisch anmutenden Stahlbau, treffen die beiden Lokalmatadore Marianne Maret und Philippe Nantermod das letzte Mal direkt aufeinander. Keine zwei Wochen später zieht der 35-Jährige seine Kandidatur zurück.

Philippe Nantermod hat sich derweil verabschiedet. Grund dafür ist der Entscheid der SVP, Cyrille Fauchère in den zweiten Wahlgang zu schicken. Ein Dolch in Nantermods Rücken, der im lautstarken Streit zwischen den beiden Kandidaten per Telefon endete. Noch vor dem Wahlkampf hatten sich Nantermod und die beiden SVP-Kandidaten darauf geeinigt, dass sich alle ausser dem Bestplatzierten zurückziehen. Nantermod ist verbittert, wittert die Rache der SVP für Oskar Freysingers Abwahl aus dem Staatsrat vor zwei Jahren. Männer-Geschichten.

Maman Marianne

Nach der Ausbildung zur kaufmännischen Angestellten wurde Marianne Maret Mutter von vier Kindern, Hausfrau, Grossmutter von fünf Enkelkindern. Später folgte der Einstieg in die Lokalpolitik. 1997 wird sie in den Gemeinderat von Troistorrents gewählt, wird Gemeindepräsidentin, Präsidentin des Verbandes Walliser Gemeinden und Grossrätin. Jetzt steht sie kurz davor, die erste Walliser Ständerätin zu werden. Oder doch nicht?

Troistorrents, 16. Oktober 2019. Maret will keine Medien bei sich zu Hause. Ein Interview im Garten ist aber in Ordnung.

Donnerstag nach dem ersten Wahlgang, der Himmel über Sitten ist verhangen. Mathias Reynard läuft aus der Redaktion des «Nouvelliste», diesem hässlichen Betonbau mit fahlen roten Fensterrahmen. Die verbleibenden Unterwalliser Ständeratskandidaten werden einzeln hierherzitiert. «Une interview tac au tac» – keine langen Reden mehr, sondern schlagfertige Antworten. Maret fährt in ihrem bordeauxroten Skoda Octavia vor, es ist kurz vor 16 Uhr. Stéphanie Germanier, Politjournalistin beim «Nouvelliste», erwartet sie bereits. «Wie geht es dir?», man kennt sich. Maret ist müde, die Zeit sei intensiv. Der Wahlkampf zehrt an ihr.

Maret und Germanier sitzen an einem Sitzungstisch mit Sicht auf die Bahnhofsgleise und Schloss Valère. Angefangene Sätze beenden – «Falls Marianne Maret in den Ständerat gewählt wird…» Dann Unterstellungen, zu denen sie Stellung nehmen darf. Kurz und bündig. Eine zweite Amtszeit bei einer allfälligen Wahl, also dann, wenn sie das Männer-Rentenalter erreicht hat? «So Gott will», sagt Maret, «oh je, so darf ich das nicht sagen. Es gibt ja nicht nur Gott, sondern noch die Wählerschaft dazwischen.» Sie lacht, kokettiert mit dem C im Parteinamen.

«Frau sein ist kein Argument und ich bin auch gegen Quoten. Aber ich bin die letzte Chance für das Wallis.»

Marianne Maret über die Frauenfrage

«Du rufst zur Frauenwahl auf, obwohl du das Manifest für den Frauenstreik nicht unterschrieben hast.» Die Aussage sitzt. Maret hält inne. Und freut sich, dass sie damit konfrontiert wird. «Stimmt, ich habe diese Charta nicht unterzeichnet, weil sie mir nicht in der Gesamtheit der Forderungen entspricht. Für mich als Mitte-rechts-Frau geht sie viel zu weit», sagt sie. «Was nicht bedeutet, dass ich keine Frau bin.» Darauf besteht sie, «es wäre nett, das zu drucken.» Sie lacht. Ihr Ehemann habe ihr kürzlich gesagt: «Für die Linken bist du keine Frau.»

Das Thema geht ihr nahe. Sie respektiert Reynards Arbeit in diesen Belangen. «Und ich werde mich sicherlich nicht über jemanden auskotzen, den ich schätze», sagt sie, «auch wenn er mein härtester Konkurrent ist.» Der 32-jährige Sekundarlehrer sitzt ihr im Nacken. Sein Gesicht steht in diesen Tagen für den Wandel, etwas Neues. Marets Gesicht hingegen steht plötzlich nur noch für die CVP und deren krampfhaften Festhalten an den zwei Sitzen im Ständerat, an der Macht. Es steht nicht für die Frau, die die Chance hätte, die erste zu sein. «Frau sein ist kein Argument und ich bin auch gegen Quoten», sagt Maret. «Nach dem 1. Wahlgang bin ich aber die letzte Chance für das Wallis.»

Reynard: «Menschlich schätze ich sie sehr»

Wenige Tage vor dem entscheidenden zweiten Wahlgang steht Reynard kurz vor 17 Uhr mit Freunden am Bahnhof Sitten. Seine Stimme ist kratzig. Wird er krank? «Die letzten Wochen haben auch an mir gezehrt und nun erhalte ich die Quittung dafür.» Er führt ins Tearoom Le Panetier am Bahnhof Sitten, nur wenige Meter neben dem Bahnhofseingang. Bis er sich an den Holztisch setzen kann, schüttelt er ein halbes Dutzend Hände. «Vielen Dank für die Unterstützung», sagt er, und: «Es ist noch nichts gewonnen, vergessen Sie nicht, rechtzeitig wählen zu gehen.»

In gesellschaftlichen Fragen politisiert er dezidiert links, ist durch sein Engagement für Traditionen und Kulturerbe aber durchaus parteiübergreifend wählbar. «Da steckt sehr viel Arbeit dahinter», sagt er. Er sieht sich als Mann des Volkes, immer und überall anzutreffen, nicht nur im Wahlkampf. «Niemand nennt mich Reynard, alle nennen mich Mathias.» Das soll etwas bedeuten. Reynard spürt die Veränderung durchs Tal wehen und weiss, dass er von der grünen Welle und vom Frauenstreik profitieren kann. Für Maret empfindet er tiefsten Respekt: «Menschlich schätze ich sie sehr», sagt er, «und für sie spricht, dass sie langjährige Erfahrung auf verschiedenen politischen Ebenen sammeln konnte.» Ausserdem sei sie im Kanton gut vernetzt und ist – «das ist nicht zu unterschätzen» – eine Frau. «Es ist wichtig, Frauenstimmen in der kleinen Kammer zu haben», sagt Reynard.

Es ärgert ihn aber, dass er jetzt als «Lady-Killer» gebrandmarkt wird. «Nicht ich verhindere eine Frau, wenn überhaupt ist es die CVP», sagt er bestimmt, «sie hätten seit 1971 Frauen nominieren können, tun es aber nicht. Oder nur dann, wenn ein Sitz in Gefahr ist.» Denn unter Gleichstellung versteht Reynard mehr als die simple Frage nach weiblicher Vertretung. «Mir geht es nicht erst seit zwei Monaten um eine gleichgestellte Gesellschaft. Ich setze mich seit zehn Jahren dafür ein.» Reynard nahm sich Zeit, obwohl er gar keine hat. Er schaut nicht ein einziges Mal auf die Uhr. Während des 20-minütigen Gesprächs schüttelte er drei Hände. «Vielen Dank für die Unterstützung», sagte er. Und: «Noch ist nichts gewonnen, vergessen Sie nicht, rechtzeitig zu wählen.»

Spätestens seit dem 20. Oktober hat Marianne Maret das Frauenthema verinnerlicht. Die Walliser Delegation im Nationalrat ist ein reiner Männerclub geworden. «Andere Kandidaten fordern eine Pluralität der Parteien, ich fordere eine andere: dass die über 50 Prozent der Bevölkerung ebenfalls vertreten werden.» Ein Argument so simpel wie effizient. Eigentlich hat sie gehofft, dass die Medien auf die schlechte Frauenvertretung aufspringen werden. Tun sie aber nicht. Der Frauenstreik-Tag vom 14. Juni liegt mehr als vier Monate zurück.

«Wenn jemand eine Frau verhindert, dann die CVP»

«C'est bon, je suis élue»

«C’est raide.» Keine Begrüssung, als sie mit geröteten Augen die Tür öffnet, nur diese drei Worte: «C’est raide», es ist aus. Es ist 12.15 Uhr am Wahlsonntag, 3. November, und Marianne Maret hat jegliche Hoffnung verloren. Sie nimmt Platz am langen, alten Holztisch im Wohnzimmer ihres Einfamilienhauses mit offener Küche. Vor ihr liegen ein Notizbuch, ein Taschenrechner und ein Excel-Dokument mit ihren und Reynards Resultaten aus dem ersten Wahlgang. Gewissenhaft ergänzt sie die Resultate Gemeinde nach Gemeinde und notiert die Differenz.

In ihrer Gemeinde Troistorrents, in der sie bereits im ersten Wahlgang mit 244 Stimmen Rückstand nur das zweitbeste Resultat hinter Philippe Nantermod erreichte, erleidet sie auch heute eine Niederlage. Reynard erhält 716 Stimmen, sie nur 688. Differenz 28. Ein Stich ins Herz der ehemaligen Gemeindepräsidentin. Die Resultate von Nendaz trudeln ein, «cette fois-ci c’est vraiment mort», sagt sie. Die Stimmung ist im Loch, es ist 12.26 Uhr. Dabei hat sie zu diesem Zeitpunkt noch gut 8000 Stimmen Vorsprung auf ihren Verfolger. Dank dem Oberwallis.

Gemeinde nach Gemeinde schwindet Marets Hoffnung. Dauernd fällt das Gespräch zwischen Maret und ihrem Mann auf das Wohnmobil, das sich die beiden im Falle einer Niederlage zulegen wollen, es ist ihr Running Gag des gesamten Wahlkampfs. Einfach einsteigen und weit wegfahren. Irgendwohin. Hauptsache weg.

Mit Shitstorm in die Ferien

Im Oberwallis baut sie ihren Vorsprung weiter aus. Christian bringt eine selbst gekochte Kürbissuppe mit Gemüse aus dem eigenen Garten an den Tisch. Dazu Brot und Käse und eine Flasche Rotwein. Maret ist weiterhin in ihre Tabelle vertieft. «Unser Schwiegersohn, der sich mit Zahlen auskennt, ist zuversichtlich», freut sie sich, als sie dessen SMS vorliest. «Mist!», ruft Christian aus, «ich habe das Wohnmobil schon bestellt.» Er lacht. Der Humor kommt ihnen nicht abhanden. «Marianne, möchtest du nicht etwas essen, bevor du umfällst?» Sie aber will vorwärtsmachen, um 13.00 Uhr treffen Freunde ein. Ein paar Löffel Kürbissuppe später leuchtet ein kurzer Hoffnungsschimmer auf, während sie vor dem Unterdach eine Zigarette raucht und Regentropfen vor ihr auf die Holzterrasse prasseln. «Ich kann mit allen Resultaten umgehen, aber Troistorrents schmerzt besonders.»

«Ich kann mit allen Resultaten umgehen, aber Troistorrents schmerzt besonders.»

Marianne Maret über das Resultat in ihrer Gemeinde.

Nach wie vor fehlen die Resultate aus Collombey-Muraz, Martinach, Savièse, St-Maurice, Fully, Orsières und Sitten. Marets Vorsprung beträgt noch 9000 Stimmen. «C’est mort», sie glaubt nicht an ihren Sieg. Ihre Hoffnung stirbt jedes Mal von Neuem, wenn sie die Seite des Kantons mit den Resultaten neu lädt. Ihr Handy klingelt nun ununterbrochen. Erste Glückwünsche leuchten auf dem Display auf. Es fehlen noch fünf Gemeinden, sie hat noch rund 8300 Stimmen Vorsprung.

«So Freunde, wir müssen los!», Maret wird ungeduldig. Es ist kurz nach 13 Uhr, als sie in Begleitung ihres Mannes und ihrer Freundin und Parteikollegin Sandra Cretton in den metallicgrauen Subaru von Dominique Rouiller, Crettons Partner, steigt. Richtung Hauptstadt, Richtung Entscheidung, Richtung Bern?

Die Stimmung während der rund 40-minütigen Autofahrt schwankt zwischen Hoffnungslosigkeit und hysterischer Freude. «Bleib am Boden», rät ihr Cretton in den kurzen Phasen des Übermuts. «Ich bleibe am Boden», versichert sie und glaubt schon wieder nicht mehr daran. Je näher die Kantonshauptstadt rückt, desto stärker steigt Marets Adrenalinpegel. Am Telefon hingegen, das ununterbrochen klingelt, gibt sie sich bedeckt. Letzter Austausch mit Cretton. Es wird abgewogen, ob Reynard den Rückstand noch aufholen könnte. Niemand im Wagen glaubt mehr daran. «C’est bon, je suis élue.» Endlich spricht Maret die sechs Worte mit gerade so viel Selbstbewusstsein, dass sie endlich selbst daran glaubt.

Ohne Hoffnung auf den Sieg stieg Marianne Maret in Troistorrents in ihr metallicgraues Wahlmobil, mit dem Selbstbewusstsein einer Siegerin steigt sie um 14.02 Uhr in Sitten aus. Immer noch fehlen die Resultate aus Sitten und Fully.

Im Sekundentakt treffen Nachrichten auf Marets Smartphone ein, die Glückwünsche häufen sich. Immer noch fürchtet sie das Resultat der Gemeinde Sitten, wo Reynard bereits im ersten Wahlgang 2830 Stimmen Vorsprung hatte. Sie dirigiert ihren Trupp zum CVP-Parteibüro. Parteimitglieder, Familie, Freunde, Medien erwarten sie bereits. Die Resultate aus Sitten treffen Minuten später ein. Maret gewinnt 551 Stimmen dazu, Reynard deren 1333. Zu wenig für den Konkurrenten. Die erste Walliser Ständerätin wird mit 1370 Stimmen Vorsprung gewählt. Das wars also.

Sitten, 3. November 2019. Maret läuft mit Freundin und Parteikollegin Sandra Cretton durch die Sittener Altstadt und gratuliert Mathias Reynard zu seinem Resultat. Während Reynards Anhänger die «Internationale» auf «ihren Mathias» anstimmen, trifft sie später erstmals seit der Bekanntgabe der Resultate auf ihren Listenpartner Beat Rieder. (Bilder im Uhrzeigersinn)

Freudenschreie, Gejohle, Blitzlichtgewitter. Marianne Maret wird von Unterstützern umarmt und geküsst, von einem Medien-Pulk mit seinen ausgestreckten Mikros und geschulterten Kameras verschlungen. In den nächsten viereinhalb Stunden läuft sie einen regelrechten Medienmarathon. Und während die von der SP-Basis auf den unterlegenen Reynard angestimmte «Internationale» durch die Gassen der Sittener Altstadt hallt, feiert die CVP im abgelegenen Parteibüro. Die Erleichterung wiegt schwerer als die Euphorie. Allen ist hier bewusst, dass man gerade nur knapp am Sitzverlust vorbeigeschrammt ist und von der rot-grünen Welle verschont wurde. Zufrieden, aber sichtlich müde macht sich Maret abends auf den Weg nach Troistorrents. Auch dort wird sie von Freunden und Medien erwartet. Quer durch den Kanton geht es am selben Abend noch weiter nach Wiler zum Listenkollegen Beat Rieder.

Sitten, 3. November 2019. Marianne Maret schliesst nach ihrer historischen Wahl ihre Tochter (Bild links) und ihre Enkelinnen in die Arme. Die Fotografen bitten sie um Wahrung deren Privatsphäre: «Vielleicht sind das künftige Politikerinnen, aber heute sind sie nur meine Enkelkinder.»

Zwei Tage später fährt sie mit ihrem Mann in die Ferien. Eine Woche abschalten und die Gedanken ordnen. Sie wird mit einem Shitstorm in den sozialen Medien verabschiedet, nachdem ein Video-Interview von ihr kursierte, wo sie sagte, dass sie am Vormittag des Wahlsonntags aus Langeweile das Haus geputzt habe. Ein denkwürdiger Abschluss eines sonderbaren Wahlkampfs. Maret, für die zu Beginn höchstens ihre Parteizugehörigkeit sprach, hat bis zuletzt gekämpft. Auch mit sich selbst.

Es ist schliesslich also doch noch die Wohnung in Bern geworden und nicht das Wohnmobil.

Wieder jung

Nun freut sie sich auf das neue Amt in Bern. Sie fühle sich wieder jung, ist gespannt auf die Kommissionen, auf die Arbeit mit ihren Ständeratskollegen, sagt sie nach ihren Ferien. Noch immer hat sie nicht die Popularität und das Charisma eines Mathias Reynard oder eines Philippe Nantermod. Letzterer möchte ihr deswegen das Format als Ständerätin aber nicht absprechen, «es gibt Leute, die erst in ihrer Arbeit aufblühen», sagte er im Gespräch. Auch sie selbst schätzt die Dossierarbeit im stillen Kämmerlein mehr als die Auftritte im Scheinwerferlicht. Sie mag es, sich in komplizierte Sachverhalte reinzuknien, immer auf der Suche nach einer mehrheitsfähigen Lösung. Nun bleiben ihr genau vier Jahre, um zu zeigen, dass sie das auch kann.

Bern, 2. Dezember 2019. Marianne Maret geht die letzten Meter zum Ständeratssaal, ihr Haken steht schon bereit. Im altehrwürdigen Stöckli legt die 61-Jährige um 16.28 Uhr ihren Schwur ab.

Ständeratspräsident Hans Stöckli eröffnet die Wintersession der 51. Legislatur und bittet die neu gewählten Ständeräte, die den Eid ablegen möchten, nach vorne. Wie man es von einer CVP-Politikerin erwartet, steht auch Marianne Maret auf. Stöckli spricht den Eid vor: «Ich schwöre vor Gott dem Allmächtigen, die Verfassung und die Gesetze zu beachten und die Pflichten meines Amtes gewissenhaft zu erfüllen.» Um 16.28 Uhr hebt Marianne Maret ihre rechte Hand, spreizt Zeige-, Mittelfinger und Daumen und sagt: «Ich schwöre es!»

Sie sagt es auf Deutsch.

Zur Entstehung

Nie stehen Politiker dermassen in der Öffentlichkeit wie während eines Wahlkampfs. Was aber geschieht hinter den Kulissen einer Kampagne?

Diese Frage trieb den «Walliser Boten» an, einen Kandidierenden bis zu den eidgenössischen Wahlen zu begleiten. Der Entscheid fiel auf Ständeratskandidatin Marianne Maret. Weil ihr Wahlkampf unabhängig vom Ausgang historisch sein würde: die erste Walliser Ständerätin oder der «Sündenbock» für den Verlust des zweiten CVP-Sitzes?

Also fragten wir sie an. Und sie willigte ein. Im Juli gab uns Maret ihr Einverständnis, dass die vorliegende Reportage publiziert werden darf. Unabhängig vom Resultat.

Created By
Adrien Woeffray
Appreciate