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517 km nach Rom Florenz - Assisi - Rom

10.08. Anreise nach Florenz

Wir fahren nachmittags gegen 15.00 Uhr mit dem Zug nach Florenz. Marion hat uns nach Assisi, genauer Santa Maria Delle Angeli gebracht. Am Bahnhof treffen wir ein Paar aus Australien, die eine dreiwöchige Rundreise in Italien machen. Wir unterhalten uns im Zug mit Russel und Sharon, die aus Perth sind. Er arbeitet im Bergbau, fährt in seiner Freizeit Dragstar-Rennen und fliegt Hubschrauber. In Florenz trennen sich unsere Wege, wir checken in der Nähe des Bahnhofes im Hotel Nazional ein. Danach besichtigen wir Florenz, gehen nett Abend essen, bevor wir relativ früh im Bett liegen, denn wir nehmen den ersten Zug nach Sant´ Ellero, unserem Startpunkt. In Florenz ist der Tourismus natürlich riesig, entsprechend viele Menschen sind unterwegs. Überall Menschen, Autos und Roller, das Fortbewegungsmittel Nr. 1.

Mein Gepäck 20 kg mit Proviant und Wasser

11.08. Sant Ellero - Consuma, ↑ 1.041 m ↓ 110 m

Ohne Frühstück geht es zum Bahnhof, da unser Zug bereits 7.08 Uhr fährt. Am Bahnhof gibt es in der Bar einen Kaffee und ein Brioche, was in den nächsten Wochen öfter unser Frühstück sein wird. Dann geht es los, mit dem Zug nach Sant Ellero, und dann ab in die Hügel, 1.000m aufwärts am ersten Tag. Unsere Rucksäcke drücken ziemlich, 20 kg, bzw. 16 kg sind halt kein Pappenstiel. Aber wir schaffen es. Es gibt noch ein Zimmer im Hotel Miramonti, alles andere ist belegt. Aber erstmal gibt es einen Kaffee und etwas süsses in der Bar. Das Hotel ist zwar etwas befremdlich, denn außer uns gibt es nur ältere Rentner mit Vollpension als Gäste und der Kellner ist etwas überfordert, aber schließlich klappt es mit dem Essen noch. Und die Aussicht vom Zimmer in die Berge ist schön.

Stia

12.08. Consuma - Stia, ↑332 m ↓966 m

Der Weg ist schön, sehr abwechslungsreich. Unterwegs treffen wir auf einen kleinen Ort, in dem es aber ein Altersheim gibt. Im Haus daneben spreche ich eine ältere Dame, die im Garten sitzt, und ihren Mann an. Wir plaudern ein wenig über das kleine Dorf, bevor es weiter geht. Keine Zeit zum Hinsetzen. Es geht mehr bergab wie rauf, aber es zieht sich, durch Wälder, über Bäche, mal mehr, mal weniger deutlich ein Weg. Und wir verpassen einen Abzweig, stellen erst später an einer Kreuzung fest, dass wir falsch sind. Wir sind aber nicht die ersten, denn ein Wegweiser führt uns zurück zum Pilgerweg. Das macht 4 km mehr als geplant, mehr als eine Stunde zusätzlich. Wir hätten den anderen, direkten Weg ins Dorf nehmen sollen statt zum Pilgerweg zurück. Zu allem Übel verliere ich auf dem Weg bei einem Fotostop noch meinen Schlafsack. Aber Glück gehabt, ich musste zwar einen guten Kilometer bergauf zurück laufen, aber er lag noch da! Ziemlich erschöpft kamen wir in Stia an und bezogen mitten am Platz ein schönes Hotel. Die Suche nach einem Ristorante war etwas schwieriger, weil alle Plätze in den Ristorante reserviert waren, aber schließlich fanden wir noch eine Pizzeria, die zumindest bis 20.30 Uhr für uns Platz hatte. Wir waren eh total müde, deshalb war uns eh nicht nach einem langen Abend.

13.08. Stia - Camaldoli, ↑800 m ↓428 m

Auf dem Weg treffen wir eine Frau, die im Garten Zucchiniblüten erntet. Ich spreche sie an und frage, was sie denn damit macht und wann denn das Essen dann fertig sei. Sie meinte, dass es im Bierteig gebackene Blüten werden und wir wären gerne eingeladen. Das mussten wir aber ablehnen, denn wir konnten doch nicht 3 Stunden bis Mittag warten. Kurz nach unserem Aufstieg im ersten Dorf treffen wir Peter und Verena an der Kirche. Nach einer kurzen Gesprächsprobe , italienisch, englisch, ach so deutsch, stellt sich heraus, sie sind aus Deutschland, aus Salem, und laufen den Franziskusweg bis nach Assisi, nach dem Rother Wanderführer.

Im Dorf suchen wir verzweifelt die in beiden Reiseführern angegebene Bar, die sich als Bäckerei mit kleinem Laden herausstellt. Es gibt auch Kaffee, Brötchen, Wasser, Gottseidank, sonst hätten wir ohne Verpflegung und Wasser weiter gehen müssen. Es sind tolle Wege, die uns erwarten bis zum Kloster Camaldoli, aber es beginnt immer wieder zu regnen. Wir laufen nicht miteinander, aber wir treffen uns immer wieder, je nach Pause. In Camaldoli sind viele Menschen, man muss sich für Führungen anstellen, 1 Stunde Wartezeit. Das ist es uns nicht wert und wir wollen halbwegs trocken noch im Dorf unten ankommen. Dort sind alle Hotelbetten belegt, auch die Pilgerunterkunft. So beschließen wir erstmal eine Pizza zu essen und dann noch in Stück zu wandern und im Wald zu übernachten. Aber dann kommen Peter und Verena und aus dem Wald wird ein Campingplatz.

14.08. Camaldoli - Badia Prataglia, ↑487 m ↓478 m

Leider regnet es immer wieder, aber es ist eine schöne Strecke. Manche Ausblicke sind gerade mit dem Wolkenband sehr spannend. Bereits zum MIttag sind wir in Badia Prataglia und Essen sehr gut im Restaurant La Foresta. Nach der Kirchenbesichtigung und einem Einkauf im Dorfladen beschließen wir, noch einen Teil der Strecke von morgen zu gehen und unterwegs zu übernachten. Wir gehen also steil bergauf und kommen dann irgendwann auf einem Gipfel an, wo wir unsere Hängematte und das Tarp aufspannen. Später kommen Peter und Verena dazu und schlagen ihr Zelt auf, so dass wir zusammen die Nacht verbringen. Peter ist Heilerziehungspfleger und Verena Kunsttherapeutin, im ersten Leben war sie Polizistin in Konstanz. Sie arbeitet selbständig und zweimal die Woche in Überlingen-Bambergen in einem Heim und in Aulendorf im ZfP.

15.08. Badia Prataglia - La Verna, ↑1.045 m ↓777 m

Am Morgen wachen wir im Nebel auf. Es ist immer noch bewölkt und manchmal regnet es kurz. Frühstück gibt es unterwegs in dem kleinen Dorf Frassinata, unter dem Dach des Wasserbrunnens, da es gerade mal wieder regnet. Mit dem Kocher machen wir Kaffee, und es gibt Nutellabrot. Der Weg ist steil, und in Rimbocchi gibt es wenigstens einen Kaffee, aber das Restaurant hat zu. Dann halt weiter, ein steiler und langer Anstieg nach La Verna. Der Märchenwald kann Tanja nicht mehr begeistern, sie ist einfach am Ende, trotz der verkürzten Etappe, da wir ja bereits am Vortag einen Teil gegangen sind. Aber ihre Füsse schmerzen sehr, ansonsten haben wir uns etwas gewöhnt, der Muskelkater lässt nach.

Im Kloster haben wir zunächst eine Odyssee, bis wir das Pilgerzentrum finden, werden einmal ringsrum geschickt und Tanja hat einfach keine Kraft mehr, wartet ab. Wir bekommen die letzten beiden Betten im Schlafsaal und schauen uns dann das Kloster etwas an. Es sind aber zuviele Menschen unterwegs. Hier soll Franziskus seine Stigmate bekommen haben und er war mehrmals hier zur Erholung, auch nach seiner Teilnahme an einem Kreuzzug. Im Kloster gibt es Keramikgemälde von Andrea della Robbia, alles andere würde in dem Klima schimmeln. Und die Kutte von Franzsiskus ist dort ausgestellt. Leider müssen wir uns nun von Peter und Verena verabschieden, zum einen weil es kein freies Bett mehr im Kloster gibt und sie deshalb in Chiusi della Verna übernachten, zum anderen, weil deren Reiseführer nun über Caprese Michelangelo geht, und wir über Pieve San Stefano.

16.08. La Verna - Pieve St. Stefano, ↑315 m ↓1.008 m

Das Abendessen war gut, Tanja hat das ganze Obst gefuttert. Und die Nacht war trotz Schlafsaal überraschend ruhig. Um 06.00 Uhr sind wir schon auf, und vor 07.00 Uhr bereits unterwegs, auf Frühstück haben wir verzichtet, das gibt es unten im Dorf. Dort wollen wir auch etwas für unterwegs einkaufen. Hier treffen wir Chris, eigentlich aus Berlin, nun aber in München wohnhaft. Er läuft viel schneller als wir. Es geht manchmal steil bergab, und der Weg ist nur dank GPS zu finden.

Wir quälen uns durch Hagebuttensträucher, kleine Bäume und Büsche, hohe Wiesen. Tanjas Fuß schmerzt wieder, und wir machen immer wieder Pause. Bei einer Pause bekommen wir Besuch von drei Hunden, ohne Herrchen. Zumindest ist er nicht zu sehen, bis er dann aus dem Unterholz auftaucht. Er ist knapp 80Jahre alt und mit seinen Hunden auf Trüffelsuche, einen hat er gefunden und zeigt ihn mir stolz. Wir gehen bis Montalone, einen Berg mit Gipfelkreuz, mit traumhafter Aussicht und wir sehen auch, wo wir heute noch hin müssen.

Montalone

Noch 6 km bergab. Während der Mittagspause in einer Bar mit leckerem Gemüse und 1,5 l Fanta sieht Tanja eine Bushaltestelle und frägt, ob hier ein Bus fährt. Ihr Fuß schmerzt sehr, weitere 6 km sind einfach nicht wirklich gut, weshalb sie diese Alternative in Betracht zieht. Die Antwort lautet ja, in 10 Minuten. Also schnell gegessen und dann raus zur Haltestelle, rein in den Bus und wen treffen wir? Peter und Verena!

Pieve San Stefano, Trüffelpasta

Es fährt kein Bus nach Caprese Michelangelo, deshalb sind sie nach Pieve San Stefano unterwegs, und so treffen wir uns wieder. Zusammen trinken wir noch einen Kaffee, dann bleiben wir im Hotel, und sie wollen noch ein Stück laufen, sind bisher nur Bus gefahren. (Später erfahren wir, dass sie in den nächsten Bus sind und noch ein Stück bis zum Stausee gefahren sind. Außerdem bleiben wir per Whatsapp in Kontakt und bekommen mit, dass sie in Assis Ringe gekauft haben und sich in Deutschland verlobt haben!). Wir machen im Hotel große Wäsche, essen ganz toll Trüffelnudeln und schlafen schnell ein.

17.08. Pieve St. Stefano - Sansepolcro, ↑460 m ↓598 m

Die Strecke durch das Dorf ist menschenleer als wir starten. An der Raccordo entlang gibt es einen schönen Weg, aber laut durch die vielen Autos. Dann biegt der Weg ab in den Wald, und plötzlich trennen wir eine Wildschweinhorde. Ein Teil ist oberhalb, ein Teil unterhalb unseres Weges, was den Schweinen nicht gefällt und sie lautstark zum Ausdruck bringen. Wir reden laut, machen mit den Stöcken krach und durchqueren das Gebiet schnell, das bringt den Puls nach oben.

Stausee Montedoglio

Beim nächsten Anstieg holt uns Chris ein und er geht ein Stück mit uns. Wir haben schöne Aussichten auf den See Montedoglio, aber auch einen langen Abstieg. Tanja würde da gerne Trampen, aber wir wollen doch pilgern. Am See ist keine Badestelle erkennbar, also geht es weiter, steil bergauf. Es ist heiß, sehr heiß, so dass wir uns am Nachmittag entschließen im Freien zu übernachten. Wir finden eine schöne Stelle auf freiem Feld, am Waldrand. Es gibt Tomatensuppe, nachdem die Gemüsesuppe zuviel Wasser braucht und wir nicht soviel Wasser dabei haben. Dann erreichen uns spät abends zwei Pilger aus Sachsen bzw. jetzt Bayern.

Er ist Fernfahrer, und sie kann nicht mehr, raucht wie ein Schlot, keine Fitness und ist von der Strecke offensichtlich überfordert, mit dem Fuß schon umgeknickt. Der Franziskusweg ist einfach etwas schwerer als der Jakobsweg. Wir laden sie ein mit uns zu übernachten, Schlafsack haben sie dabei und Tanja leiht ihr sogar die Isomatte, schläft selbst auf den Fliesskissen. Wir teilen noch einen von mit mir mitgebrachten Whiskey, dann wird es ruhig. Der Sternenhimmel ist toll, es ist Halbmond und die Nacht ist sehr schön.

18.08. Pieve St. Stefano - Sansepolcro, ↑460 m ↓598 m Fortsetzung

Um 06.00 Uhr ist die Nacht vorbei. Es ist eine tolle Stimmung und wir verabschieden uns von den beiden, denn wir laufen einfach schneller. Wir gehen abwärts ins Tibertal, in dem Tabak angebaut wird. Bereits um 11.00 Uhr erreichen wir Sansepolcro und treffen dort Tanjas Eltern. Wir geben ihnen einen Teil unseres Gepäckes, was wir so wohl nicht mehr brauchen und bleiben zwei Nächte dort, damit wir uns etwas erholen. Außerdem können wir dann schön den Ort am Abend genießen.

19.08. Sansepolcro

Am Tag erkunden wir den Ort, der viele Entdeckungen bereit hält. Neben einer schönen Pasticceria suchen wir Kirchen auf, den Marktplatz, die vielen Gassen. Natürlich kaufen wir auch für den nächsten Tag schon ein. Und wir treffen auf einer Parkbank eine ältere Dame, die sich zu uns setzt, weil sie nicht weiter kann, obwohl das Haus gerade gegenüber ist. Später kommt ihr Mann (93) dazu und sie geht ins Haus, um das Essen vorzubereiten. Wir unterhalten uns nett über alles mögliche, Kinder, Familie, Arbeit, aber auch über die Menschen und er meint, Krieg sei nicht gut, alle Menschen sind doch gleich und sollten in Freundschaft leben. Weisheit des Alters. Wir gehen bald ins Bett, denn wir wollen früh raus, morgen steht wieder eine Bergetappe an.

20.08. Sansepolcro - Selci Lama, ↑738 m ↓756 m

Bereits um 06.00 Uhr verlassen wir das Hotel, gehen in die gefundene Pasticceria zum Frühstück und dann geht es los. Wir haben auch einen neuen Begleiter, Rudolf das Wildschwein.

Die Morgenstimmung ist immer am schönsten, und so wandern wir zügig bergauf zum Kloster Montecasale, das wir um 09.00 Uhr bereits erreichen. In einer wunderschönen Lage, mitten im Wald, sehr einsam und ruhig, sind wir die einzigen Besucher und genießen den besonderen Ort.

Dann geht es weiter bergauf, später bergab, es zieht sich. Die tollen Aussichten in das Tibertal sind eine Entschädigung, aber wir fühlen uns gegrillt. Bei 35 Grad Temperatur kommen wir in Selci Lama in unserem Hotel an und gehen erstmal in die Bar daneben, denn wir haben Durst und könnten sie gerade leer trinken. Dort gibt es auch das Abendessen mit Pasta und Salat. Die Inhaberin ist eine Französin aus Nizza, blieb aber der Liebe wegen hier hängen. Wir haben ein nettes Gespräch und treffen noch zwei weitere Paare, Hans aus Darmstadt und Miriam aus Chile, nun aber aus Rom, die seit dem Jakobsweg immer wieder zusammen laufen, und außerdem Edgar und Ingrid aus Memmingen, die aber sehr schweigsam sind.

21.08. Selci Lama - Bocca Serriola, ↑646 m ↓232 m

Heute haben wir 4 Liter Wasser dabei und ein Brötchen, denn unterwegs kommt einmal mehr keine Versorgungsstation und es geht mehr bergauf als bergab. Es ist ein schöner Weg, mit Bachläufen, an denen wir uns schon mal die Füße kühlen, aber es ist auch sehr steil und gerade zur Mittagszeit erwischen wir einen Weg, der in einer Felsrinne in der Sonne steil nach oben führt.

Es braucht also einige Pausen, und mein Oberschenkel macht mir Kummer, da er immer mehr einschläft, wenn er gebraucht wird. Ein blödes Gefühl, aber hilft ja nichts, es muss weiter gehen. Auch Tanjas Fuß meldet sich hin und wieder. Trotzdem, wir schaffen das und sind so gegen 15.00 Uhr in der Bar de la Cimma, der einzigen Übernachtungsmöglichkeit auf dem Pass mit angeschlossenem kleinen Restaurant. Vor der Tür ist ein Motorradtreff, aber nachts ist es ruhig. Beim Abendessen bekommen wir eine Riesenportion Pasta, die wir aber wegputzen, mit Salat und Rotwein. Den Cafe und Grappa im Anschluß bekommen wir spendiert. Für alles zusammen, Übernachtung Frühstück, Abendessen, Getränke und Wegzehrung für den Folgetag haben wir nur 90€ bezahlt!

22.08. Bocca Serriola - Pietralunga, ↑400m ↓471m

Frisch gestärkt und mit ausreichend Proviant ausgestattet geht es früh weiter, wir wollen einfach die Hitze des Tages abkürzen und den Gewittern ausweichen. Der Weg ist schön, gleichmäßig geht es rauf und runter ohne große Besonderheiten, so dass wir zügig voran kommen, sehr zügig sogar, denn wir sind bereits vor dem Regen um 13.30 Uhr in Pietralunga und mieten uns im Pilgerhotel Tinca ein.

Pietralunga

Es ist ein netter kleiner Ort, ein paar Cafes, Geschäfte, kleine Gassen und wir schlendern etwas herum, bevor uns das Gewitter ins Hotel treibt. Das Hotel ist auf Pilger eingestellt, man kann sogar Wäsche waschen und es gibt eine Trockenleine vor dem Fenster. Perfekt. Wir treffen dann später auf der Straße Edgar und Ingrid wieder, die auch angekommen sind. Beim Abendessen auf der Terrasse mit Aussicht in einem sehr guten Restaurant treffen wir Miriam und Hans, die immer viel später loslaufen als wir und dann natürlich erst spät ankommen. Jeder hat seinen eigenen Rhythmus. Morgen wäre eine lange Etappe, 29km, aber wir beschließen diese Etappe mit dem Bus zurück zu legen, da wir in Gubbio doch einiges ansehen wollen. Deshalb kaufen wir in der Bar gleich die Bustickets für den nächsten Tag.

23.08. Pietralunga - Gubbio, Busstrecke

Wir stehen früh auf, 06.00 Uhr, und es gibt sogar schon Frühstück im Hotel. Dann geht es zur Bushaltestelle. Der Bus fuhr bereits 5 Minuten vor dem Abfahrtstermin weg, gut dass wir schon da waren. Es ist ziemlich kurvig, aber die Stunde Busfahrt vergeht schnell und so sind wir bereits um 08.00 Uhr in Gubbio. Wir spazieren durch das Städtchen, das langsam erwacht, trinken Kaffee und bestaunen die langsam anrückenden Touristen. Gubbio lohnt sich, es gibt viel zu entdecken, deshalb verwundert es nicht, dass wir nicht allein sind. Mitten in der Stadt finden wir ein Bed-&Breakfast für 50€. Dort lassen wir unser Gepäck und machen die Gassen unsicher.

Es gibt unzählige Kirchen, den Dom, die Piazza, ein Amphitheater und und und…. Nachdem es von Bettona nicht weit entfernt ist haben wir uns mit Nino und Marion zum Mittagessen verabredet. Außerdem geben wir nochmal Restgepäck ab, so dass unser Rucksack noch leichter wird, aber 15 kg sind es immer noch. Nachdem wir den ganzen Tag Gubbio besichtigt haben tun uns die Füße weh. Das war wahrscheinlich auch eine eigene Tagesetappe, aber es hat sich gelohnt. Früh gehen wir ins Bett, nachdem wir in einer kleinen Seitengasse noch schön gegessen haben.

24.08. Gubbio - Valdichiascio, ↑238m ↓107m

Die heutige Etappe ist sehr kurz, aber wir wollten unbedingt in einem schönen Agritourismo übernachten, das überall empfohlen wird. Die Strecke führt hinaus aus Gubbio, durch das Tal, und dann langsam ansteigend auf der gegenüber liegenden Seite hinauf. Die frühe Morgenstunde erleichtert das Wandern und es ist einfach schöner. Wir machen Rast in einer Bar auf der Hälfte des Weges und mir fällt ein, dass wir zu Hause noch zwei leichtere Rücksäcke haben, die jetzt für das kleinere Gepäck ausreichen müssten. Und übermorgen kommt Kristin nach Bettona, die könnte doch die Rucksäcke aus Deutschland mitbringen. Gesagt getan, Tanja telefoniert mit Kristin und Elke, die unsere Wohnung betreut, und die Rucksäcke sind auf dem Weg. Wir gehen weiter und haben traumhafte Blicke ins Tal, auf Gubbio und die Berge. Ein Blick zurück lohnt sich immer wieder.

Bereits um 12.00 Uhr kommen wir im Agritourismo an und werden freundlich von Maria-Teresa begrüßt. Das Zimmer ist sehr schön, noch besser ist der Garten mit Pool!. So kann man sich vom Pilgerstreß erholen. Später kommen auch Hans und Miriam hier an und bleiben bei uns. Gemeinsam haben wir ein schönes, vegetarisches Abendessen. Die Herzlichkeit und Gastfreundschaft ist einmalig, es hat sich gelohnt, auch wenn wir morgen dafür eine längere Etappe machen müssen.

25.08. Valdichiascio - Valfabbricca, ↑583m ↓919m

Wir sind schon bei Sonnenaufgang unterwegs, nachdem wir uns das Frühstück selbst gemacht haben. Ein Brötchen als Proviant haben wir auch dabei und genug Wasser.

Es ist anfangs eine tolle Strecke, aber 27 km werden lang. Kurz vor einer Einsiedelei, in der man als Piilger übernachten kann, treffen wir eine Gruppe Jäger, die ihre Hunde trainieren, denn bald ist wieder Jagdsaison. Die Waldwege sind schön, schattig, und wir kommen an einen Stausee, der aber kein Wasser hat, da die Staumauer seit Jahren saniert wird.

Es ist sehr heiß, besonders auf der Asphaltstraße, die wir gehen müssen. An einer Hangsicherung nützen wir den kleinsten Schatten für eine Pause. Noch 5 km, das sind 1,5 Stunden, und ich schleppe mich dahin. Heute ist nicht mein Tag. Der letzte Anstieg in die Stadt, hinein in die Bar, dann sind alle Reserven aufgebraucht. Alles zittert, ich habe Ausschlag an den Beinen, bin blass, mein Kreislauf stottert, ich bin k.o. Ich muss erstmal was trinken, vermutlich habe ich zu wenig gegessen, Unterzucker. Jeder Tag ist anders, das war dann wohl meine Bewährungsprobe. Tanja geht es vergleichsweise gut. Dann gehen wir, nachdem das Zittern aufgehört hat, in unsere Pilgerunterkunft. Erstmal ausruhen, duschen, langsam geht es besser.

Im Garten treffen wir Paolo aus Belluno, der einen anderen Weg pilgert, aber auch in Assisi endet. Im Städtchen ist der Pallio di Valfabbricca, also eine Sagra mit Mittelalterflair. Für uns Pilger ist ein Tisch reserviert, und so sitzen wir abends mit lauter Italienern, die eine Wochenendwanderung machen, zusammen und genießen den Abend, der aber sehr kurz ausfällt, da wir beide vom heutigen Tag stehend k.o. sind. Bereits um halb neun liegen wir im Bett.

26.08. Valfabbricca- Assisi, ↑502 m ↓435 m

Assisi ruft, und so sind wir ohne Frühstück aus dem Hotel und zu einer nahegelegenen Bäckerei. Dort gab es ganz frisch Brioche con crema, so was von lecker, und Kaffee. Mir geht es wieder gut, als ob nichts gewesen wäre, mal abgesehen davon, dass man jeden Morgen aufsteht und erstmal ein paar Schritte braucht, bis es wieder rund läuft.

Auf der Strecke geht es munter rauf und runter, und wir treffen die Italiener von gestern Abend wieder, die spät ins Bett sind, aber nun einfach schneller laufen als wir. Macht nichts, danach haben wir es wieder sehr ruhig. Der erste Blick auf Assisi ist sehr schön, auch wenn es etwas bewölkt ist und manchmal ein paar Tropfen fallen.

Aber wir müssen erst runter ins Tal, und dann durch den Wald wieder rauf zur Basilika. Im Wald laufen wir an der Friedensglocke vorbei, dann geht es durch eine Tür in der Stadtmauer, und sogleich hat uns die Zivilisation wieder! Menschen en masse, es wuselt überall! Wir stehen etwas geschockt da, nach so vielen Tagen in der Ruhe und Einsamkeit auf den Wegen, aber es hilft nichts, da müssen wir durch. Wir gehen zur Pilgerstation und holen uns die Pilgerurkunden ab, machen ein paar Fotos von Assisi und Santa Maria degli Angeli, bevor uns Marion mit dem Auto abholt.

Wir haben geplant, dass wir in unserm Haus zwei Tage Pause machen, alles mal waschen und die Rücksäcke tauschen. Außerdem lassen wir nun alle warmen Sachen, die wir für die Berge dabei hatten, zu Hause. Die Ruhe an unserem Haus tut sehr gut, und auch die Pause ist sehr schön. Assisi und den Monte Subasio kennen wir, sind wir auch schon gewandert, so dass wir diese Strecke nicht nochmal laufen müssen. Trotzdem ein paar Eindrücke vom Eremo delle Carceri, der Einsiedelei auf dem Monte Subasio mit einem schönen Ausblick auf Santa Maria degli Angeli.

Created By
Markus Spieth
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