Loading

„Können mit Freude und Stolz auf 65 Jahre Bundeswehr zurückblicken“ 65. Gründungstag der Bundeswehr

Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte: Vor 65 Jahren, am 12. November 1955, überreichte Verteidigungsminister Theodor Blank in der Bonner Ermekeil-Kaserne den ersten 101 Freiwilligen der neuen westdeutschen Streitkräfte ihre Ernennungsurkunden – etwas mehr als zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Untergang des Nazistaats war die Bundeswehr geboren.

Die Aufstellung neuer Streitkräfte und die Wiederbewaffnung war politisch und gesellschaftlich höchst umstritten, dennoch gelang es Bundeskanzler Konrad Adenauer, sich mit seinem Kurs durchzusetzen: Die Bundesrepublik Deutschland sollte als Mitgliedstaat der Nato ihren Beitrag zur Verteidigung des westlichen Europas leisten. Wie dieser Beitrag aussehen sollte, war bereits im Oktober 1950 im Geheimen ausgeplant worden: Als sich mehrere ehemalige Wehrmachtsoffiziere im Eifelkloster Himmerod trafen, umrissen sie Umfang und Aufbau der künftigen Armee, legten aber auch den Grundstein für das bis heute gültige Prinzip der Inneren Führung. Der „Staatsbürger in Uniform“ war geboren.

Das erste Gerät der Bundeswehr wurde von den Verbündeten, in erster Linie von den USA geliefert. Foto: picture-alliance / dpa | DB

Anfangs unter bescheidenen Verhältnissen mit Material ausgestattet, das von den Verbündeten überlassen worden war, entwickelte sich aus der Bundeswehr ein Instrument der Landes- und Bündnisverteidigung mit bis zu 500.000 Soldaten. Erst nach der politischen Wende in Osteuropa und der erfolgreichen Wiedervereinigung des geteilten Deutschlands schrumpfte die Bundeswehr wieder kontinuierlich, um sich im Rahmen der Auslandseinsätze auch neuer Aufgaben anzunehmen. Heute befindet sich die Bundeswehr erneut in einer Übergangsphase: Der Fokus liegt wieder auf der Landes- und Bündnisverteidigung.

Heute beging die Bundeswehr ihren 65. Geburtstag mit einem Feierlichen Gelöbnis im Garten von Schloss Bellevue. Im kleinen Rahmen mit nur neun Soldatinnen und Soldaten, Corona ließ aber keine Großveranstaltung zu. Alle anderen für diesen Tag geplanten Gelöbnisse der Bundeswehr wurden abgesagt.

Im kleinen Rahmen: Das Feierliche Gelölbnis im Park von Schloss Bellevue. Foto: picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer schlug die Brücke von der alten zur neuen Bundeswehr. Zu den Soldaten sagte sie: „Ihr heutiges Gelöbnis und der Gründungstag der Bundeswehr sind miteinander verbunden. Beide handeln vom Aufbruch und vom Ankommen gleichermaßen.“ Kramp-Karrenbauer sagte, dass die Gründung der Bundeswehr für die junge Bundesrepublik sowohl den Aufbruch in eine neue Form der Verantwortung in einem Bündnis markiere als auch das Ankommen im Kreis der Demokratien des Westens. Die Ministerin weiter: „Ihr Gelöbnis heute markiert sowohl den Aufbruch junger Menschen in den Dienst für dieses Land als auch Ihr persönliches Ankommen in der Gemeinschaft jener, die sich dazu verpflichtet haben, die Freiheit tapfer zu verteidigen – wenn nötig, auch unter Einsatz ihres Lebens.“

Die Geschichte der Bundeswehr sei eine Erfolgsgeschichte, betonte Kramp-Karrenbauer, „deshalb können wir mit Freude und Stolz auf 65 Jahre Bundeswehr zurückblicken“. Die Bundeswehr habe eine eigene Tradition hervorgebracht. „Die Tradition der Bundeswehr ist da gewachsen, wo sie wichtiges geleistet hat: Im Kalten Krieg, in der Landes- und Bündnisverteidigung, im Gefecht am Hindukusch, im Einsatz in der Sahel-Zone ebenso wie bei der Hilfe bei Schnee- und Flutkatastrophen. Oder, jetzt ganz aktuell, in der Corona-Pandemie.“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mahnte: "Armee und Gesellschaft dürfen sich nie fremd werden." Foto: picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier forderte die Gesellschaft zu mehr Interesse an den Soldaten und ihren Einsätzen auf. „Es droht ein freundliches Desinteresse, eine Gleichgültigkeit, die dem Vertrauen zwischen Bundeswehr und Gesellschaft nicht dient“, sagte Steinmeier beim Feierlichen Gelöbnis im Park seines Amtssitzes. Seine Mahnung: „Armee und Gesellschaft dürfen sich in einer Gesellschaft nie fremd werden.“

Die Bundeswehr übernehme heute mehr Verantwortung als je zuvor, sei aber im Bewusstsein, im Alltag der allermeisten Deutschen fast unsichtbar geworden, sagte Steinmeier. Die Truppe sei heute deutlich kleiner, vielfältiger und bunter als vor 65 Jahren. Sie sei professioneller geworden, stehe heute auch in gefährlichen Auslandseinsätzen für Freiheit und Sicherheit ein. „Doch wie viel von dieser Realität nehmen die Deutschen eigentlich wahr?“

Steinmeier erinnerte an die Soldatinnen und Soldaten, die bei Auslandseinsätzen getötet oder verletzt wurden. „Ihre Kämpfe sind auch unsere Kämpfe, auch wenn, ja gerade weil bei uns zuhause Frieden herrscht. Das ist unserer Gesellschaft nicht nur zumutbar, das muss unserer Gesellschaft wichtig sein.“ Der Bundespräsident betonte zugleich, die Soldaten hätten „einen Anspruch darauf, mit der bestmöglichen Ausrüstung ausgestattet zu werden, die ihnen dieser Staat zur Verfügung stellen kann“. Die Worte des Bundespräsidenten sollten beherzigt werden, wenn auch aus den nächsten 65 Jahren Bundeswehr eine Erfolgsgeschichte werden soll.

Auch das Zentrum Innere Führung (ZIF) in Koblenz gratulierte zum 65-jährigen Bestehen der Bundeswehr. In einem rund zehnminütigen Video hat das ZIF die Hintergründe des Entstehens der Bundeswehr sowie einen kurzen Überblick über die Geschichte der Streitkräfte anschaulich dargestellt.

Created By
Yann Bombeke
Appreciate