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Grenzenlos Literatur 2021 In Time of Corona ....

“Ich schreibe, also bin ich.
Ich werde gelesen, also bin ich nicht allein.”
Kurt Marti

Kurt Marti (* 31. Januar 1921 in Bern; † 11. Februar 2017 ebenda) war ein Schweizer evangelisch-reformierter Pfarrer und Schriftsteller.

Hannah Arendt: Wir Juden, Schriften 1932 bis 1966

Piper Verlag, 2021

Peter Mlczoch: "Diese anspruchsvoll geschriebenen Essays von Hanna Arendt kreisen um die Themen "neues kulturelles bzw. politisches Selbstbewusstsein" und "Erforschung des Holocaust". Sie erkennt und benennt viele Phänomene, die sich bewahrheiten sollten: Wiewohl selbst Zionistin kritisiert sie dessen nationalistische Entwicklung. Die Erkenntnis, wie "öffentliche Meinung" etwa die Franfurter Auschwitzprozesse beeinflussen sollte finden wir heute im Diskurs um Pandemie-Maßnahmen wieder. In einer Zueignung an Karl Jaspers schreibt sie: "Was ich bei Ihnen gelernt habe und was mir in den folgenden Jahren half, mich in der Wirklichkeit zurecht zu finden, ohne mich ihr zu verschreiben, wie man sich früher dem Teufel verschrieb, ist, dass es nur auf die Wahrheit ankommt und nicht auf Weltanschauungen, dass man im Freien leben und denken muss und nicht in einem noch so schön eingerichteten "Gehäuse" und dass die Notwendigkeit in jeder Gestalt nur der Spuk ist, der uns locken möchte, eine Rolle zu spielen, anstatt zu versuchen irgendwie ein Mensch zu sein"."

Hannah Arendt im Gespräch mit Joachim Fest (1964)

Francesca Buoninconti: Grenzenlos - Die erstaunlichen Wanderungen der Tiere

Folio 2021

Kurt Bauer: "In drei Abschnitten werden Tierwanderungen in der Luft, zu Wasser und an Land geschildert. Dazu sehr interessante Hintergrundinformationen, wie man diese Daten erheben konnte. Eine kleine Küstenseeschwalbe legte in einem Jahr 90.000 km zurück: von der Arktis zur Antarktis über Australien und wieder zurück. Monarchfalter in Nordamerika fliegen jedes Jahr von Kanada nach Mexiko, und im nächsten Jahr wieder zurück. Allerdings in 3-4 Generationen! Wie finden die den Weg zurück? 6 cm große Wanderlibellen fliegen mit den Monsun-Winden aus der Himalaya-Region quer über den Indischen Ozean nach Südafrika und mit dem drehenden Monsun wieder zurück. Ihnen folgen die kleinen Amur-Falken, deren Hauptnahrung sie sind. Frisch geschlüpfte kleine Meeresschildkröten merken sich offenbar die Sternbilder und die Koordinaten des Erdmagnetismus (!) ihre Geburtsstätte. So können sie Jahre später wie aus dem Nichts wieder an den selben Strand zurückkehren, um ihre Eier dort abzulegen. Die Wanderung der Kaiserpinguine am antarktischen Eis und die Brut am Eis im antarktischen Winter ist unglaublich und fast herzzerreissend. Ein sehr interessantes Buch, gut zu lesen mit anschaulichem Kartenmaterial."

Vögel halten ihre Fristen immer ein

Hans Bürger „Selbstverständlich ist nichts mehr“

Braumüller 2020

Andreas Pöll: "Für eine große Anzahl an Menschen ist die Arbeit Lebensinhalt, oder im Ungefähren ein großer Teil des Lebens. Was unternimmt der Mensch wenn ihm heute Schritt für Schritt die Arbeit verläßt? Weil im Produktionsprozeß oder im Handel fast jeder 2te Arbeitsplatz ersetzt wird .. durch Digitalisierung, Robotik oder künstliche Intelligenz (KI). In seinem vierten und neuen Buch hat Hans Bürger ausführlich die Themen „Produzieren und Konsumieren, das Wachstum und den Wohlstand unserer gegenwärtigen Gesellschaft“ genauer beleuchtet. Die Digitalisierung der heutigen Arbeitswelt, hochkomplexe Algorithmen, die permanente Datensammlung „Big Data“, die Globalisierung der Produktion des Handels und der wiederkehrend auftretenden Pandemien verändern uns und unsere Umgebung in einem immer größeren Ausmaß. Auf der Suche nach einem besseren, sinnerfüllteren und weiseren Leben geht Hans Bürger bis in die Antike zurück. In eine Zeit, in der Arbeit eher verpönt war. Einfließen läßt er die Glücksforschung, aus der Sinn- und Weisheitsforschung versucht er Antworten auf die konkrete Tagespolitik abzuleiten. Halten wir Abstand zum Tempowahnsinn der letzten Jahre und schalten wir nicht nur wegen Corona einmal einen Gang zurück."

Hans Bürger über sein neues Buch "Selbstverständlich ist nichts mehr"

(c) Nadja Meister St.Pölten 2020

Dante Alleghieri: Divina Comedia

dtv 20. Auflage 2018

Heinz Stipsits: " Die Göttliche Komödie, italienisch ursprünglich Comedia oder Commedia (deutsch „Komödie“), in späterer Zeit auch Divina Commedia genannt, ist das Hauptwerk des italienischen Dichters Dante Aligheri (1265–1321). Sie entstand während der Jahre seines Exils und wurde wahrscheinlich um 1307 begonnen und erst kurze Zeit vor seinem Tod vollendet (1321). Die Divina Commedia gilt als bedeutendste Dichtung der italienischen Sprache und Literatur und hat Italienisch als Schriftsprache begründet. Zudem wird sie als eines der größten Werke der Weltliteratur angesehen. Politisch hing die Entstehung und Nachwirkung des Werkes mit dem lang andauernden Konflikt zwischen Kaiser- und Papstanhänger zusammen, der das mittelalterliche Italien beherrschte, worauf hier aber nicht eingegangen wird, zumal Dantes Dichtung sich im Gegensatz zu diesem Konflikt als zeitlos erwiesen hat. Dante selbst gehörte zu den kaiserfreundlichen, als „fast ghibellinisch“ beschriebenen Weißen Guelfen seiner Heimatstadt Florenz.
Die drei Jenseitsreiche
Anknüpfend an das Genre mittelalterlicher Visionen vom Jenseits schildert die Commedia in der Ich-Form eine Reise durch die drei Reiche der jenseitigen Welt. Sie führt zunächst durch die Hölle (Inferno), die als ein gewaltiger unterirdischer Trichter bis zum Mittelpunkt der kugelförmig vorgestellten, nur auf der nördlichen Halbkugel bewohnten Erde reicht und in neun Höllenkreise unterteilt ist, die Strafbezirke derer, die für ihre Sünden zur ewigen Verdammnis verurteilt sind. Als Nächstes geht es durch den Läuterungsbereich, das Fegefeuer (Purgatorio, vorgestellt als auf der südlichen Halbkugel aus dem Ozean aufragender Berg, auf dem die Seelen derer, die für ihre Sünden noch Vergebung erlangen konnten, auf einem spiralförmigen Weg durch sieben Bußbezirke zum irdischen Paradies, dem Garten Eden auf dem Gipfel des Berges, pilgern. Aus dem Irdischen steigt der Reisende schließlich auf in das himmlische Paradies (Paradiso) mit seinen neun Himmelssphären, über denen im Empyreum (7. Himmel) die Seelen der Geretteten im Angesicht Gottes die Freuden der ewigen Seligkeit genießen. Mit 17 Seiten Nachwort und über 60 Seiten Anmerkungen, sowie einer Zeittafel wird versucht den oftmals kryptischen Text dem Leser etwas näher zu bringen, was immer noch schwer genug fällt. Aber dennoch ist es ein Buch für die Ewigkeit, und heuer zum 700. Todestag seines Verfassers, Dante Aligheri, sehr zu empfehlen.

Dantes Göttliche Komödie (BR 1962)

Julian Barnes: The man in the red coat

Knopf 2020

Alma Culik: "Wunderbare und reich illustrierte Geschichte der französischen Belle Epoche mit feinem Humor beschrieben."

Julian Barnes: "Der Mann im roten Rock"

Joseph Czapski: Proust - Vorträge im Lager Grjasowez

Friedenauer Presse 2021

Franz Meister: "Den Namen Czapski werden wohl nur eingefleischte Proust-Fans kennen.. und natürlich allerhand Leute, die sich mit der polnischen Geschichte beschäftigt haben. Ich bin (noch) keiner von beiden. Mich hat das Buch angesprochen, als ich im Klappentext gelesen habe, unter welchen Bedingungen es entstand. Czapski war Kriegsgefangener der Roten Armee, die sich ihren Teil von Polen einverleibte, den sich Ribbentrop und Molotov ausgehandelt habe. Und Czapski war einer jener Offiziere, der geschlagenen polnischen Armee, die in sowjetische Lager verbracht worden sind. Ganz wenige von diesen Offizieren haben überlebt, haben Katyn überlebt. Czapski und seine Mitgefangenen, die von Tag zu Tag mehr und mehr über ihr weiteres Schicksal im Ungewissen gehalten worden sind, haben sich über das Verbot hinweggesetzt und sich gegenseitig Vorträge zu allerhand Themen vorgetragen. So auch Czapski, der aus der Erinnerung an seine Lektüre von Proust auf der Suche nach der verlorenen Zeit schöpfend, vortrug. Nach dem Krieg hat er, wieder aus der Erinnerung schöpfend diesen Vortrag zu Papier gebracht. es mag sein, dass sein Vortrag nur Blitzlichter wiedergab, eine Nacherzählung wäre schier ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Und je mehr man in dieses doppelte Erinnerungsstück eintaucht, umsomehr will man auch mehr über den Verfasser wissen. An Czapskies Lebenslauf lässt sich die Tragik der polnischen Geschichte ermessen.2

Timothy Snyder: Pursuing the Truth: An Introduction to Józef Czapski's “Inhuman Land: Searching for the Truth in Soviet Russia, 1941–1942”

Józef Czapski: Facing the Void

(c) Nadja Meister St.Pölten 2020

Daniel Defoe: Die Pest zu London

Jung&Jung 2020

Alma Culik: "Eindrucksvolle Chronik der Pestseuche in England 1664."

The Plague (Die Seuche) • Trailer • Theater Krefeld Mönchengladbach

Matthias Dusini: Hotel Paradiso

Falter Verlag 2021

Franz Meister: "Ein Reisebuch (mit der Bahn) zu Plätzen der Utopiefindung. Doch, wie es der Utopie eigen ist, blieb es stets bei den Versuchen und nunmehr umweht der Nachhall der einst ersehnten anderen Zukunft diese Plätze. Von Batas Zlin (kurzweilig auch Gottwaldov) über Lednice/Valtice, dem vormaligen habsburgischen Gutshof Friedrichshof, der sich eher mit der Mühl-Kommune verbindet bis zum Monte Verita im Tessin.. und andere mehr.."

Seeseiten Literaquarium spezial mit Mathias Dusini "Hotel Paradiso", Falter Verlag

Richard P. Feynman: Sechs physikalische Fingerübungen - Physikalische Fingerübungen für Fortgeschrittene

Piper 2021

Kurt Bauer: "Der Nobelpreisträger Richard Feynman war ein begnadeter Vortragender. Er konnte die schwierigsten physikalischen Probleme „einfach“ und anschaulich erklären. Das hat er in einer Reihe von Studenten-Vorlesungen am Caltech in den 1960er Jahren getan. Aus Mitschriften und Feynmans Unterlagen sind die „Fingerübungen“ im vorliegenden Buch entstanden. Die „Sechs physikalischen Fingerübungen“ sind im Wesentlichen Physik-Stoff aus der Oberstufe von Realgymnasien. Immerhin interessant dargestellt. Die „Physikalischen Fingerübungen für Fortgeschrittene“ sind schon stärkerer Tobak. Seitenweise Ketten von Differenzialgleichungen, das Problem „Raumzeit“ als Vierte Dimension, der „Gekrümmte Raum“ und andere Spezialitäten der Allgemeinen und Speziellen Relativitätstheorie. Immerhin bietet auch hier der Autor einige anschauliche Analogien und Diagramme. So kann man verstehen, dass im, durch große Massen gekrümmten Raum die Formel der Kugeloberfläche O = d2 . π nicht mehr stimmt. Der Durchmesser wird grösser! Sehr anschaulich, aber kompliziert erklärte er, weshalb nach den Relativitätstheorien Uhren bei Bewegung langsamer gehen, und mit abnehmender Schwerkraft schneller gehen. Das wirkt im ersten Moment eher wie ein esoterisches Problem. Ist es aber nicht! Feynman hat das GPS-System nicht mehr erlebt. Dieses wäre ohne die Korrekturfaktoren nach der Allgemeinen und Speziellen Relativitätstheorie absolut unbrauchbar! Einstein wäre sehr stolz darauf!

The Feynman Series

(c) Nadja Meister St.Pölten 2020

Orlando Figes: Die Europäer

Hanser 2020

Kurt Bauer: "Pauline Viardot, eine herausragende Sopranistin, Louis Viardot, ihr Gemahl und ein brillanter Experte der spanischen und französischen Malerei und Iwan Turgeniew, berühmter russischer Schriftsteller, reicher adeliger Grundbesitzer in einer „Menage a Trois“ erleben die technischen, politischen und gesellschaftlichen Umbrüche des 19. Jhdts. Ein atemberaubendes Panorama der Zeit mit Querverbindungen zu den führenden Persönlichkeiten und politischen Ereignissen. Besonders interessant die „Europäische Euphorie“ dieser Gesellschaft vor dem Deutsch-Französischen Krieg 1870, und der abrupte Verfall Europas in den Nationalismus danach. Ein geschichtliches Sachbuch der Sonderklasse mit vielen jnteressanten Bildern. Für mich „Das Buch des Jahres“.

Orlando Figes and the beginning of European culture | European Lab 2019 | Live Talk

Franzobel: Die Eroberung Amerikas

Zsolnay 2021

Heinz Stipsits: "Nie zuvor kam ein Europäer in jene Gegenden der heutigen USA, ehe der spanische Seefahrer und Konquistador Ferdinand Desoto, span. Hernando de Soto, auf seinem ‚Eroberungszug‘ von 1538 bis 1542 von Kuba kommend über Florida die größte Expedition durch den Südosten der heutigen USA vollführte. Mit ihm waren über 700 Mann Begleitung, dazu 220 Pferde, viele Schweine, Hühner, Wolfshunde, und natürlich Kanonen, Priester und Kreuze. Diese Expedition war die größte ihrer Zeit, auch noch im 17. Jahrhundert gab es keine größere, allerdings war es die am wenigsten von ‚Erfolg‘ gekrönte. Desoto, geboren um 1500, hatte schon 1532 Francisco Pizarro nach Peru begleitet, war demnach höchst erfahren in der Unterwerfung von indigenen Stämmen, machte in Peru ein Vermögen, nicht nur mit dem Gold der Inkas sondern auch mit Sklavenhandel. Dennoch erbittet er vom Habsburger Karl V. eine Expedition auszurüsten, damals nannte man den gesamten Südosten der heutigen USA einfach Florida, und versprach dem Kaiser noch mehr Ruhm, Ehre und Reichtümer aus diesem Teil der Terra incognita zu holen. Des Kaisers Auftrag lautet schlicht: ‚die noch unbekannte Region innerhalb von vier Jahren zu erobern, zu bevölkern und zu befrieden‘.In diesen vier Jahren durchqueren die Konquistadoren Florida, ziehen nach Norden, überqueren die Appalachen, heute Georgia, South und North Carolina, dann weiter nach Westen und wieder Süden. Auf diesem Weg –der keiner war – trafen sie ständig auf die Urbevölkerung Amerikas, die heute ‚First Nation‘ genannt werden soll. Ständig auf der Suche nach den sagenhaften Goldschätzen, welches sich aber oft als Kupfer herausstellte, waren die Spanier auch im permanenten Kampf mit der Natur, aber auch mit der Urbevölkerung. Besonders die Schlacht bei Maubila zeigte einen traurigen Rekord: in der neunstündigen Schlacht kamen ca. 40 Spanier um, fast alle waren verletzt, allerdings mussten mehrere tausend Krieger der Chocktaw sterben, entweder direkt im Kampf mit den ungleichen Waffen, durch Feuer, oder Hinrichtungen und viele auch durch Suizid. Den Siegern blieb allerdings fast gar nichts, viele Verletzte, Verluste an Ausrüstung, Pferden und vor allem Moral waren die Folge.Sie zogen weiter nach Westen und gelangten oder entdeckten den Mississippi und überquerten auch diesen mit sehr viel Mühe. Der heute angenommene ‚de Soto Trail‘ führte dann über die heutigen Bundestaaten Mississippi, Arkansas, Oklahoma bis nach Texas. Sie überwinterten am Arkansas River und kehrten demoralisiert zum Mississippi zurück, wo Desoto am 21. Mai 1542 – vermutlich an einer Fieberkrankheit verstarb. Die verbliebenen Männer brachen die Expedition ab, fuhren den Mississippi abwärts bis zur Mündung, überquerten den Golf von Mexiko bis sie wieder auf spanisches Territorium gelangten. Nur ca. 310 Männer kehrten zurück, ohne Gold, ohne Ruhm, ohne Frieden."
Kommentar: "Diese historische Figur und auch der gesamte Eroberungszug wird von Franzobel mit sehr viel Fantasie und noch mehr Lust am Fabulieren viel zu oft in eine lächerliche Posse mit historischen Fakten verquickt, ein ständiges Wechseln der Handlungsstränge, des Zeitablaufs, der historischen Figuren und der Romanfiguren, immer wieder Fakt gegen Fiktion, aber eigentlich ein Fake, vor allem am interessierten Leser. Nicht genug des Schabernacks, wird auch noch eine zeitaktuelle Rahmenhandlung in die 540 Seite hinein gezwängt. Nach einer völlig absurden Sammelklage einer Anwaltskanzlei wird vom Supreme Court nach viereinhalbjähriger Prozessdauer (genauso lange wie die Desoto Expedition dauerte) folgendes rechtskräftiges Urteil verkündet: die Vereinigten Staaten von Amerika werden dazu verurteilt alle Stammesterritorien an die Indigene Bevölkerung wieder zurückzugeben, weil die damals gemachten Verträge niemals Rechtsgültigkeit besaßen. Sollte die Rückgabe nicht erfolgen, seien die USA gezwungen 600 Billionen Dollar zu zahlen, oder für die nächsten 40 Jahre die aktuellen Militärausgaben ausschließlich für Umwelt und Sozialprogramme zu verwenden, um das seit 500 Jahren kaputt gemachte Land wieder in Ordnung zu bringen. Weniger Fake wäre für diesen Roman besser gewesen."

Johann Wolfgang von Goethe: Novelle

Reclams Universal-Bibliothek Nr. 14086; 2021

Heinz Stipsits: "Am 23. März 1797 als Versepos Die Jagd konzipiert, wurde der Stoff erst im Oktober 1826 und im Januar/Februar 1827 wieder aufgegriffen, in Prosaform neu geschrieben, Anfang 1828 „corrigirt und ajustirt“ und lag im Frühjahr 1828 im Druck vor. Goethe selbst wählte als Titel der Erzählung die literarische Gattungsbezeichnung Novelle.
Handlung: An einem Herbsttag will der Fürst in den Waldungen seines Fürstentums jagen. Als er sich von der jungen Gemahlin verabschiedet, empfiehlt er ihr einen Spazierritt. Dabei sollen der fürstliche Oheim Friedrich und der Hofjunker Honorio die Fürstin geleiten. Der Fürst reitet mit seinem Jagdgefolge aus dem Schloss, und die Fürstin winkt ihrem Gemahl mit dem Schnupftuch. Alsdann begibt sich die Dame in ein Gemach, an dessen Fenster das treffliche Teleskop auf die uralte, halbverfallene Stammburg auf dem Felsgipfel, umgeben von mächtigen Bäumen, gerichtet ist. Die Fürstin verfolgt den Ritt des Gatten durchs Fernrohr und winkt noch einmal mit dem Schnupftuch. Der alte rüstige Oheim kommt mit einem großen Portefeuille voller Zeichnungen. Er denkt nicht an das Losreiten. Wortreich, untermalt mit den Zeichnungen, erläutert er der Gräfin Restaurierungsarbeiten jener Stammburg. Honorio meldet, das Lieblingspferd der Fürstin sei gesattelt. Die Fürstin möchte sich die Burgruine einfach einmal anschauen, jedoch zunächst durch die Stadt reiten, am Jahrmarkt vorbei. Der Oheim mag nicht. Er reite niemals gern durch Markt und Messe. Die Fürstin kennt die Geschichte von dem Jahrmarktsbrande, dem der Oheim einmal knapp entronnen war und setzt sich durch. Honorio nimmt das Sehrohr mit. Man reitet hinab. Das Volk, dicht gedrängt auf dem Markt, findet, daß die erste Frau im Lande auch die schönste und anmutigste sei. Die drei Reiter gelangen an ein größeres Brettergebäude, in dem ein Löwe und ein Tiger zur Schau gestellt werden. Der Löwe brüllt zur Fütterungsstunde, der Tiger hingegen liegt ganz ruhig in seinem Kerker.Es wird schon Mittag, als die drei Reiter sich dem Zielpunkt ihrer Wallfahrt, der mächtigen Ruine, nähern und von einem Aussichtspunkt in einem Bergwald sowohl die nahe Ruine, als auch die inzwischen entfernte Stadt mit der fürstlichen Residenz erblicken. Der Rest der Novelle spielt in dem Bergwald unterhalb der Burgruine beziehungsweise in der Burgruineselbst. Über der Landschaft liegt eine heitere Stille, wie es am Mittag zu sein pflegt. Honorio schaut durch das Sehrohr nach der Stadt und muss konstatieren, auf dem Markte fängt es an zu brennen. Der Oheim will sofort zurück. Die Fürstin möchte mit Honorio dem Oheim langsam folgen. Honorio hat es auch nicht eilig und empfiehlt dem alten Mann: Reiten Euer Durchlaucht langsam, ich bitte, langsam! in der Stadt wie auf dem Schloß sind die Feueranstalten in bester Ordnung. Der Oheim verlässt den Ort der Handlung, reitet hinab in Richtung fürstliche Residenz, und an seiner Stelle springt der entlaufene Tiger heran. Flieht! ruft Junker Honorio der Gräfin zu. Die prescht davon, aber ihr Pferd stürzt. Der Tiger nähert sich der Gräfin, aber Honorio, ganz ritterlich, bewährt sich auf dem Höhepunkt der Novelle und trifft mit der Pistole das Ungeheuer durch den Kopf. Die Fürstin fordert von Honorio: Gebt ihm den Rest. Aber der Tiger ist schon tot. Da nahen die Besitzer des Raubtiers, Betreiber einer Wandermenagerie und an der reinlich anständigen, doch bunten und seltsamen Kleidung kenntlich gemacht: eine Wärterin, die Schaustellerfrau, und ein Knabe, der eine Flöte in der Hand hält. Die Wärterin beklagt die Ermordung des Tigers ohne Not. Das Jagdgefolge des Fürsten reitet heran, und der Fürst steht vor dem seltsamen, unerhörten Ereignis. Nun dringt auch noch der Vater des Knaben, bunt und wunderlich gekleidet, zum Fürsten vor und verkündet das nächste unerhörte Ereignis: auch der Löwe ist los. Es stellt sich heraus, die Raubkatze lagert bereits seit einiger Zeit oben in der Burgruine bedenklich im Sonnenschein. Der Vater des Knaben bittet den Fürsten, das große Tier auf seine Art einzufangen. Er will den beschlagenen Kasten heraufschaffen, und der Junge soll das Raubtier mit Flötenspiel zunächst besänftigen. Dann soll es in seinen Kerker gelockt werden. Der militärisch erfahrene Fürst bleibt Herr der Lage. Er blickt nieder auf seine Gemahlin, die, an ihn gelehnt, das Schnupftuch hervorzieht und sich damit die Augen bedeckt. Der Fürst gestattet die wunderliche Löwenfangmethode, gibt Honorio der merkwürdigen Situation angemessene Befehle und verlässt zusammen mit der Fürstin den Ort der Handlung. Die Herrschaften reiten mit dem Jagdgefolge hinab in Richtung fürstliche Residenz. Honorio bleibt befehlsgemäß bewaffnet im felsdurchsetzten Wald auf Wache zurück. Der Junge steigt zur Ruine hinauf und beschwichtigt den Löwen, abwechselnd Flöte spielend und die Friedensbotschaft der Novelle singend:

Aus den Gruben, hier im Graben

hör ich des Propheten Sang;

Engel schweben, ihn zu laben,

wäre da dem Guten bang

Der Löwe ist an seinen gefegten Kerkerfußboden gewöhnt. In der „freien Wildbahn“ Fürstentum hat sich ein scharfer Dornzweig zwischen die Ballen eingestochen. Der besänftigte Löwe nähert sich dem Knaben mit einiger Beschwerde, legt ihm die schwere rechte Vordertatze auf den Schoß und lässt sich behandeln. Danach flötet und singt der Knabe weiter:

Denn der Ewge herrscht auf Erden,

über Meere herrscht sein Blick,

Löwen sollen Lämmer werden,

und die Welle schwankt zurück.

Blankes Schwert erstarrt im Hiebe,

Glaub und Hoffnung sind erfüllt,

wundertätig ist die Liebe,

die sich im Gebet enthüllt.

Das Kind flötete und sang so weiter, nach seiner Art die Zeilen verschränkend und neue hinzufügend:

Und so geht mit guten Kindern

Selger Engel gern zu Rat,

Böses Wollen zu verhindern,

Zu befördern schöne Tat.

Honorio, die einzige Person, die durchgängig an oder nahe bei den Orten der Handlung verweilte, kann lächeln und das Gewehr im Schoß ruhen lassen.
Erläuterungen zum Titel
Johann Peter Eckermann diskutierte mit dem Dichter mehrere Vorschläge zu einem Titel, keiner wollte auf das Ganze passen: ,Wissen Sie was‘, sagte Goethe, ‚wir wollen es die ‹Novelle› nennen; denn was ist eine Novelle anders als eine sich ereignete unerhörte Begebenheit. Dies ist der eigentliche Begriff, und so vieles, was in Deutschland unter dem Titel Novelle geht, ist gar keine Novelle, sondern bloß Erzählung oder was Sie sonst wollen.
„Indeß gereicht es mir zur angenehmsten Empfindung, daß die ‚Novelle‛ freundlich aufgenommen wird; man fühlt es ihr an, daß sie sich vom tiefsten Grunde meines Wesens losgelöst hat. Die Conception ist über dreyßig Jahre alt.“
Zitat aus einem Brief Goethes aus 1829 an den preußischen Staatsrat Christoph Ludwig Friedrich Schultz
Unvergesslich bleibt das Radio Hörspiel aus dem Jahr 1953 unter der Regie von Max Ophüls mit Oskar Werner als Vorleser."

Die Novelle - Eine "unerhörte Begebenheit"

(c) Nadja Meister St.Pölten 2020

Sam Heughan & Graham Mc Tavish: Clanlands - Zwei Männer, Kilts und jede Menge Whisky

Knaur 2021

Nadja Meister: "Die beiden Autoren sind Schauspieler, die sich beim Dreh für die TV-Serie Outlander kennengelernt haben. Seit dieser Zeit verbindet sie eine nun schon langjährige Freundschaft. Durch die Highland zwischen Glencoe und Inverness reisen sie mit Wohnmobil, mit Kajaks oder Motorrädern. Wandern ist auch auf dem Plan. Jeder erzählt mit viel Humor, aber auch faktenreich aus der schottischen Geschichte über die Orte und Plätze, die sie besuchen. Genauso spanned sind ihre Erzählungen über Menschen, die sie besuchen. Was bedeutet es ein Schotte zu sein? Dazu gehört, deren Ansicht nach, insbesondere für einen Mann, einen Kilt zu besitzen (nicht zu vergessen: Whisky zu trinken.. auch wenn Graham oft dazwischen Kaffee trinken muss, um lebendig zu bleiben um mit Sam, der dem Whisky zugetan ist, Schritt halten zu können) Es ist somit auch eine Reportage über eine ein wenig trinkfreudige Tour durch Schottland. Jeder trägt einen Klit mit speziellem Muster - jenem, der seiner Clanzugehörigkeit entspricht. Trotz des Altersunterschieds zwischen beiden, verstehen sich beide so gut, dass sie diese Reise sowohl im Buchform als auch als Filmdokument herausgebracht haben. Das Buch liesst sich sehr entspannt. Vieles habe ich dabei gelernt, besonders zur Geschichte Schottlands.

Men In Kilts: A Roadtrip With Sam Heughan & Graham McTavish I Official Trailer

Dave Goulson: Wildlife Gardening

Hanser 2019

Monika Fischer: "Der Klimawandel schreitet voran. Die Insekten verschwinden. Und wir sind machtlos. Oder doch nicht? Dave Goulson zeigt, wie wir im eigenen Garten das Artensterben stoppen und zu Selbstversorgern werden können. Pestizidfrei und CO2-neutral. Mit Katzenminze und Beinwell für die Bienen, mit Holunder- und Brombeersträuchern für die Vögel, mit Bohnen und Blumenkohl für uns selbst. Charmant leitet Goulson zur britischen Kunst des "Wildlife Gardening" an. Dabei verrät er, warum Lavendel nicht gleich Lavendel ist, auf welchen Pflanzen sich Hummeln niederlassen und wie auch in kleinen Gärten Dutzende Gemüsesorten gedeihen. Sie wollen die Erde retten? Lesen Sie dieses Buch. Und fangen Sie an zu buddeln …"

Leseprobe

Hans Ullrich Grimm: Der Bio Bluff - der schöne Traum vom natürlichen Essen

Hirzel 2010

Martina Sattmann: " Der Journalist H.U. Grimm hat sich der Hintergrundbeleuchtung der Lebensmittelindustrie verschrieben. Seine "Ernährungslüge" ist legendär und hat mit Geschmacksverstärkern, süchtig machenden und künstlich im Labor gefertigten Lebensmitteln der Leserin die Augen geöffnet. Im vorliegenden Buch beleuchtet er die Bio-Industrie von Beginn im muffigen Geschäftslokalen mit welken Rüben und schrumpeligen Äpfeln bis zur heutigen Päckchensuppe. Fertigpürrees aber halt Bio. Was in der Fleischindustrie, in der viel zu verdienen ist, passiert, ist kriminell. Aber selbst Herr Hipp, der mit seinem guten Namen bürgt, verkauft Konserven, die fraglich bio, jedenfalls fast vitaminfrei sind."

Grimm-Vortrag: Der Pfui-Teufel-Faktor

(c) Nadja Meister Tulln 2020

Sandra Gugic: Zorn und Stille

Hoffmann und Campe, 2020

Peter Mlczoch: "In diesem zweiten Roman einer Wiener Autorin mit serbischen Wurzeln geht es um eine Familiengeschichte zwischen Anpassung und Ausbruch. Die Eltern kamen als Gastarbeiter nach Wien und haben hier mühsam Fuß gefasst. Bily Bana bricht als Jugendliche aus dem engen elterlichen Umfeld aus und verweigert den Kontakt zur Familie. Ihr jüngerer Bruder sucht sie, als sie schon als angesehene Fotografin zwischen Wien, Berlin und Budapest pendelt. Nach einem engen Wiedersehen der Geschwister verschwindet seine Spur in Serbien. Gugic´ gelingt eine authentische Schilderung einer Gastarbeiterfamilie in Wien und welche Konflikte mit der hier geborenen zweiten Generation auftauchen."

Sandra Gugic - Homepage

Buchbesprechung Sandra Gugić: Zorn und Stille Von Tino Schlench 25.10. 2020

Peter Härtling: Schubert - Zwölf Moments musicaux und ein Roman

Kiepenheuer & Witsch 1995

Heinz Stipsits: "Ein feinsinnlicher Roman über den Komponisten Franz Schubert, der nur 31 Jahre alt wurde und immer einer der tragischsten Genien der abendländischen Musikgeschichte bleiben wird. Es ist ihm nicht an der Wiege gesungen worden, ‘einer der erschütterndsten Komponisten überhaupt‘ zu werden (Nikolaus Harnoncourt). In der Enge und dem Lärm des Schulhauses auf dem Wiener Himmelpfortgrund, wo der Vater Lehrer ist und die Mutter ein Kind nach dem anderen zur Welt bringt, gilt Musizieren lediglich als Beiwerk, Komponieren nicht als Beruf. Doch ausgewählt von Kaisers Gnaden, entkommt der Sängerknabe der k. k. Hofkapelle der Autorität des Vaters und wird zum gefeierten Mittelpunkt der Wiener Salons: Franz Schubert, das einsame Genie, der leise Rebell, der unglücklich Liebende, der erste bürgerliche Komponist. Mit sicherem Blick für das Wesentliche zeichnet Peter Härtling die Lebensstationen Schuberts nach, vom Sängerknaben der k.k. Hofkapelle, erlaubt erschütternd tiefe Einblicke in das soziale Leben in der Wiener Vorstadt zu Beginn des 19. Jahrhunderts, aber auch in die Salons der vergnügungssüchtigen Wiener Gesellschaft. Mit großer Intensität beschreibt Härtling das Leben und die Werke Schuberts, ein Leben, das nur in der Kunst Glück erlangt hat. Die Musik des Genies bleibt unsterblich."

Klassikzeit: Peter Härtling auf Schuberts Spuren

Yuval Noah Harari: Sapiens - Der Aufstieg

Regina Prachner: "In der die Geschichte der Menschheit auf sehr sympathische Weise, unter Einführung von Hararis kleiner Nichte Zoe, der er mit Hilfe einer korpulenten indischen Anthropologin, die immer ein kleines „Idefix“-Hündchen mit sich herumträgt, auf verschiedenen Zeitreisen die Entwicklung des Homo Sapiens erläutert."

Yuval Noah Harari - Homepage

Auguste Hauschner: Der Tod des Löwen

Homunculus Verlag 2019

Franz Meister: " Eine vergessene, nun wieder entdeckte Vertreterin des Prager Kreises - laut Max Brod Bezeichnung für eine Gruppe deutschschreibender Schriftsteller aus und um Prag. Hauschner hat zwar nicht allzu lange in Prag gelebt, doch verblieb ihr der Ort als eine Art von Sehnsuchtsort, verbunden mit Mythologie und viel Vergangenheit. Und gerade diese Vergangenheit sublimiert sie in ihrem Text - vermischt mit tatsächlich gelebten Personen - zu einer Vorlage für die Mystizierung Prags. Diese haben dann andere später durchaus weitergespinnt - so denke ich an das mir noch gut in Erinnerung verbliebene "Nachts unter der Steinernen Brücke", von Leo Perutz. aber auch der Golem von Mayrinck, ist mit dem Text Hauschners in Verbindung zu bringen. Eine Entdeckung für alle, die Prag nicht loslassen kann..."

SWR - BUCHKRITIK Auguste Hauschner - Der Tod des Löwen 19.7.2019, 11:22 UHR von CHRISTOPH SCHMÄLZLE

(c) Nadja Meister Tulln 2020

Michal Hvorecký: Tahiti Utopia

Tropen Verlag 2021

Franz Meister: " Ich wage einmal die Behauptung, dass recht vielen ÖsterreicherInnen die Slowakei als Land mit einer sehr bemerkenswerten Geschichte nicht viel sagt. Böhmen ja, Deutschland schon ein wenig mehr, Frankreich, ach ja die Revolution und dann De Gaulle, aber Slowakei?. waren die nicht eh schon immer mit den Tschechen beisammen!? Böhmen war bei Österreich. Aber wohin gehörte da die Slowakei..? Keine Angst! Ich möchte Sie nicht zu einer dicken Schwarte über die slowakische Geschichte führen - die gibt es übrigens (noch) nicht. Nein, Michal Hvoretzky lässt die Slowaken einmal auswandern, nach Tahiti. Das macht er nicht, weil er den Slowaken mit einer negativen Grundeinstellung gegenübersteht. Nein, er ist Slowake. Ein Nestbeschmutzer also..? Nein, auch wieder nicht. Hvoretzky spinnt eine Idee des Staatsgründers "Milan R. Stefanik" weiter. Dieser - und er war eine wirkliche historische Figur, ein Hans Dampf in allen Gassen, ein sehr gebildeter, ein slowakischer Nationalist, ein Gegner Österreich-Ungarn, ein Flieger, ein Frauenheld und was nicht noch alles. Dieser Stefanik wollte für die Slowaken eine neue Heimat fernab und auf jeden Fall weit weg von Österreich und vor allem von Ungarn. Hier sind Exkurse ratsam: Hundertausende Slowaken sind um die Jahrhundertwende ausgewandert, hauptsächlich nach Amerika. Dies hatte ökonomische, soziale und auch politische Gründe. Stefanik erträumte sich Tahiti als neue Heimat - streng im Geiste eines Kolonialismus, der sich nicht viel um die Ureinwohner scherte. Hvoretzky spinnt dise Idee weiter und hält- auch dies ist ein bemerkenswertes Motiv - den Slowaken vor Augen, dass die Fremdenfeindlichkeit von heute sich eigentlich nicht mit der Vergangenheit des Staates gut verträgt. Und amüsant geschrieben ist dises Buch auch - also, sowohl ein bisserl historischer Nachhilfeunterricht - wenn man komplementär recherchiert, was Dichtung und wahrheit ist- und eine amüsante Einführung in einen den Ostösterreichern nicht wirklich fremden Humor."

Trojanow trifft: Michal Hvorecky

Harald A. Jahn: Randschaften. Auf der Suche nach dem Wien unserer Kindheit

Phoibos Wien 2021

Franz Meister: "Ein Buch nicht nur für Nostalgiker, Stadtforscher, Kleinwelterkundler, Romantiker, etc. Hier werden Dinge versammelt, die es nicht mehr gibt, die es nicht mehr geben wird (bald einmal). Allein das Wien meiner Kindheit und Jugend ist längst vergangen, denn die Stadt ist nicht nur stark verändert (bis auf die historischen Sehenswürdigkeiten) - sie ist inzwischen herausgeputzt und vielfach neu angemalt. Das hat sein Gutes. Die Fassaden sind wieder in neuer Bemalung erkennbar. Doch das Wien der späten 60er bis zu den 80er Jahren war auch tief grau. Viele Straßenzüge waren noch mit Kopfsteinpflaster befahrbar - inzwischen, so nicht herausgerissen, sind sie mit Asphalt überdeckt. Aber, und hier hat das Werk seine eigene Qualität: eine Vielzahl von Geschäften, die gar sonderbares, ausgefallenes herstellten, feilboten, sind nicht mehr da oder kurz vor dem Verschwinden. Ein sehenswertes Buch.

eine reich bebilderte Leseprobe

Ismail Kadare: Der zerrissene April

Sebastian Fischer Taschenbuch 1996 ( deutsche Übersetzung von Joachim Röhm)

Heinz Stipsits: "(Originaltitel: Prilli i thyer) ist ein im Jahr 1980 auf Albanisch erschienener Roman von Ismail Kadare. Sujet des Buches ist das in Albanien seit hunderten von Jahren verbreitete Gesetz der Blutrache, welches Bestandteil des Kanuns ist. Dabei handelt es sich um das mündlich überlieferte alte Gewohnheitsrecht der Albaner. Im Roman ‚Der zerrissene April‘ erzählt Kadare die Geschichte der albanischen Blutrache, die nach einem tausendjährigen Gesetzeskodex noch bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein gültig war. Kadare erzählt von der Intensität, die das Leben im Angesicht des Todes gewinnt.
Inhalt: Der zerrissene April beginnt mit einem Mord, mit Blut, mit einer schicksalhaften Verquickung zweier Familien. Der Roman schildert die uralte, brutale Tradition der Blutrache im albanischen Hochland, mit einer mystischen Kraft, mit einer archaischen Präsenz, die außergewöhnlich ist. Der Roman handelt in den 1930er-Jahren an und fokussiert seinen Blick auf den jungen Mann Gjorg Berisha. Seine Familie, die Barishas, liegt mit den Nachbarn Kryeqyqes in einer Generationen umspannenden Blutfehde. Eine „ziemlich gewöhnliche Geschichte mit zweiundzwanzig Gräbern auf jeder Seite, insgesamt also vierundvierzig“. Gjorg will nicht töten, beugt sich aber der Familie und dem Kanun: Auge um Auge, Menschenleben um Menschenleben. Gjorg erschießt Zef Kryeqyqe, und das strenge Reglement des Kanun nimmt seinen Lauf. Das „große Ehrenwort“ wird ihm von der verfeindeten Familie gegeben: 30 Tage bleibt Gjorg so unbehelligt, bis die Jagd auf ihn beginnt – am 17. April, dem Monat, der auch sein Leben zerreißen wird. Gjorg wandert in dieser Zeit durch das Gebirge, zahlt Blutzoll im Turm von Orosh, spürt Regen und Kälte der Landschaft auch in seinem Innern.Dem Weg des verzweifelten Gjorg folgt man atemlos. Die Beschreibungen erscheinen wie aus einer anderen Welt und doch beschreibt Kadare ein Leben, das auch teilweise heute noch geführt wird. Es gibt noch einen zweiten Handlungsstrang: Der Schriftsteller Besian Vorpsi aus Tirana fährt mit seiner Frau auf Hochzeitsreise durch das albanische Hochland. Er ist fasziniert von der archaischen Kraft des Kanun und wünscht sich nichts mehr, als seiner Angetrauten Diana diese Begeisterung zu vermitteln. Durch seine Erläuterungen für die Ehefrau vermag auch der Leser dieses urzeitliche Gewohnheitsrecht etwas zu verstehen. Doch die Grausamkeit dieses Lebens wiegt für seine Braut Diana viel schwerer als die Faszination. Durch Zufall treffen sie für einen Augenblick auf Gjorg – nur einen Blick wird Diana mit ihm wechseln und doch werden ihr diese Augen, die Verzweiflung, Kraft und Hoffnungslosigkeit ausdrücken, nie mehr aus dem Sinn gehen. Das Paar entfremdet sich bereits. Ein atemberaubender und erschütternder Roman."

Sternstunde Philosophie: Ismail Kadare über Albtraum und Poesie - Gespräch mit Roger de Weck

(c) Nadja Meister Grenzübergang Seefeld-Kadolz-Jaroslavice 2020

Vea Kaiser: Rückwärtswalzer oder Die Manen der Familie Prischinger

KIWI 2019

Regina Prachner: "Nach „Blasmusikpop“ und „Makarionissi“ der dritte Roman der jungen Altphilologin (*1988) Vea Kaiser, die mit ihrer witzigen, geistreichen und spritzigen Schreibweise einen erfrischenden Wind in die üblicherweise eher negative, depressive und larmoyante Stimmung zeitgenössischer heimischer Autoren bringt. Ein „Roadmovie“ in die Vergangenheit, in dessen Verlauf die Geschichte jeder/s einzelnen der Geschwister Prischinger in Rückblenden aufgerollt wird. Sepp, Mirl, Wetti und Hedi verbindet ein Familiengeheimnis um den Tod von Nenerl, des jüngsten Bruders, und ein unaufgearbeitetes Gefühl von Schuld. Der Tod von Willi, des Lebensgefährten einer der drei Schwestern, stellt diese vor die pietätvolle Aufgabe, den geliebten Toten in seiner Heimat Montenegro zu bestatten, wie es ihm versprochen wurde. Denn auch Willi hat ein Familiengeheimnis und trägt eine Bringschuld seiner Schwester gegenüber mit sich, von deren Blutsverwandtschaft er erst lange nach ihrem Tod erfährt. Und so beginnt eine abenteuerliche Fahrt mit dem tiefgefrorenen Willi im kleinen Panda – es werden insgesamt 1029 km von Wien-Liesing bis Montenegro zurückgelegt - , mit allen Peripetien und Schwierigkeiten, die sich im Laufe der Reise, vor allem an den verschiedenen Grenzen, auftun. Doch die Bestattung in Montenegro kann letztendlich stattfinden, und so sind die Manen der Familie Prischinger den Hinterbliebenen wohlgesonnen und weisen ihnen den Weg auf eine gute Zukunft."

Vea Kaiser im Interview über "Rückwärtswalzer" | Leipziger Buchmesse | MDR KULTUR

Navid Kermani: Ausnahmezustand

C.H.Beck 2013

Peter Mlczoch: "Reiseberichte aus einer beunruhigten Welt. Kermani bereiste (seit 2007) die Länder des nahen und mittleren Ostens. Sein Befund: In vielen Ländern entwickelten sich nationalistische, rechtspopulistische oder islamistische Regime für die Menschenrechte nichts zählen."

Über David Kermani (Wikipedia)

Radek Knapp: Von Zeitlupensymphonien und Marzipantragödien - Notizen eines Möchtegern-Österreichers

Amalthea 2020

Regina Prachner: "In gewohnt launiger Weise erzählt Radek Knapp, gebürtiger Pole und bekennender Österreicher, in verschiedenen kurzen Geschichten über die Österreichische Seele, den Wiener Schmäh und allerlei Begebenheiten, wie z.B. seine zufällige Begegnung und daraus resultierende Freundschaft mit Stanislaw Lem. Knapps Blick auf seine Wahlheimat ist kritisch, aber niemals bösartig, eher amüsiert und auch erstaunt über die gar nicht so großen Unterschiede zwischen Österreichern und Polen, wenn es z.B. um den Alkoholkonsum geht."

Literaturhaus Salzburg: Radek Knapp "Von Zeitlupensymphonien und Marzipantragödien"

(c) Nadja Meister Grenzübergang Frates-Slavonice 2020

Helmut Krausser: Die kleinen Gärten des Maestro Puccini

DuMont, Köln, 2008

Regina Prachner: "Helmut Krausser (*1964 in Esslingen am Neckar) ist nicht nur ein sehr produktiver Schriftsteller, sondern auch Schachprofi (Oberbayrischer Meister 2001), Komponist – und ein Opernnarr! Davon zeugen nicht nur die „Kleinen Gärten“, wo es um die erotischen Zufluchtsorte des berühmten Opernkomponisten geht, sondern auch der „Bagarozy“, eine teuflische Hommage an Maria Callas, und „Melodie oder Nachträge zum quecksilbernen Zeitalter“, das einem Kastraten des 17. Jahrhunderts gewidmet ist. Auch schrieb er Opernlibretti für zeitgenössische Komponisten, die ihrerseits Gedichte von ihm vertont haben. Ein äußerst musikalischer Schriftsteller also, und nichts liegt näher, als sich ausführlich mit ihm zu beschäftigen.
Die kleinen Gärten des Maestro Puccini: In bester Hortus Amoenus Tradition geht es nicht um reale Gärten, sondern geistige Orte, einen Seinszustand der Glückseligkeit, und das sind im Falle Puccinis seine diversen Kurz- und Langzeitliebschaften. Anhand von echten und meisterhaft nachempfundenen fiktiven Briefen werden drei Affären geschildert, die eine nachhaltige Bedeutung in der Biographie Puccinis hatten, wobei die dritte keine war und tragischerweise die verheerendsten Folgen zeitigte. Nicht mitgezählt Puccinis offizielle Gefährtin und spätere Ehefrau Elvira Bonturi, mit der er einen Sohn hatte, und die er erst heiraten konnte, als ihr Mann verstorben war. Es zählt zu Kraussers Verdiensten, Daten zu Puccinis großer Liebe Cori/Corinna, der damals noch minderjährigen Maria-Anna Coriasco aufzustöbern, deren Identität als unlösbares Rätsel der Musikgeschichte galt. (Dokumentiert in „Die Jagd nach Corinna“ – Dokumentation einer Recherche zum Puccini-Roman) Die blutjunge Cori faszinierte den alternden Künstler – in indiskreten Briefen berichtet er von nicht weniger als sieben aufeinanderfolgenden Orgasmen – die Eltern der Minderjährigen hatten nichts einzuwenden gegen den prominenten - und reichen – Liebhaber. Dieser Cori wurde von Seiten des Verlegers Ricordi übel mitgespielt. Weniger aus moralischer Entrüstung als aus Angst, dass „La Torinese“, wie sie in der Folge von Elvira genannt wurde, den Meister zu sehr vom Komponieren abhalten würde, was auch einen finanziellen Verlust des Verlagshauses bedeutet hätte. So wurde fleißig intrigiert, wurden intime Infos der eifersüchtigen Elvira zugespielt, und Cori nach Kräften verleumdet und denunziert. Ob sie es mit der Treue nicht so genau genommen haben soll, sei dahingestellt, tatsächlich scheint sie ihren Giacomo wirklich geliebt zu haben, und wäre nicht ein schwerwiegender Autounfall dazwischengekommen, hätte Puccini womöglich seine geliebte Corinna der endlich frei gewordenen Elvira als Ehefrau vorgezogen. So aber wurde Cori immer mehr zur Seite gedrängt, letztlich großzügig abgefunden, und heiratete später einen Mann, der von der ganzen Affäre zwar wusste, aber wohlweislich nie ein Aufsehen davon machte. Sie starb 1961. Neben zahlreichen anderen Affären, die en passant erwähnt werden, war die (wenig erotische) Freundschaft zu Sybil Rachel Seligman von großer Bedeutung für Giacomo Puccini. Die kunstsinnige und hochintellektuelle Gattin eines amerikanischen Bankiers wird seine Seelenfreundin, Vertraute, Beraterin in allen Lebenslagen, vor allem auch, was die Wahl seiner Opernsujets und Libretti betrifft. Sie hat sich ihrem innigst geliebten Freund offenbar nur einmal hingegeben, freimütig und ohne Umschweife – damit diese Sache erledigt und somit vom Tisch ist. Mehr konnte der enttäuschte Dauercasanova auf diesem Gebiet nicht erwarten. Er schätzte dennoch ihre Freundschaft, ihre Nähe und die Vertrautheit, die ihn mit dieser interessanten Frau verband. Die dritte und tragischste Beziehung Puccinis aber war diejenige, die gar keine war. Doria, ein tüchtige und von allen geschätzte, aber unattraktive Hausangestellte, rührte den Meister durch ihre große Bewunderung und Begeisterung für seine Musik, sodass er sich ihr gegenüber großzügiger erwies, als es sonst seine Art war. Dieser Umstand wurde ihr zum Verhängnis, da er den Verdacht der mit Recht ständig eifersüchtigen Elvira erregte, noch dazu geschürt durch Intrigen und Verleumdungen seitens ihrer Tochter aus erster Ehe, die von der unglückseligen Doria ausgerechnet im Garten Puccinis in flagranti mit einem Liebhaber erwischt worden war. Die krankhaft eifersüchtige Elvira begann Doria auf offener Straße zu beschimpfen, zu verleumden, ja sie fast tätlich anzugreifen, und ihr den Tod anzudrohen, und trieb das unschuldige, verängstigte Mädchen schließlich in einen Selbstmord und qualvolles, langes Sterben. Der darauffolgende Prozess, den Dorias Familie anstrebte, um die Ehre des armen Mädchens wiederherzustellen (auf letzten Wunsch der Sterbenden wurde sie nach ihrem Tode ärztlich untersucht und ihre Jungfräulichkeit eindeutig festgestellt) und Elvira der Schuld am Tode Dorias anzuklagen, kann nur als unappetitlich bezeichnet werden. Entgegen allen Ratschlägen von Seiten wohlmeinender Freunde, ihrer Anwälte und dem völlig überforderten Puccini selbst blieb Elvira uneinsichtig und unvernünftig. Letztlich wurde aber doch Dorias Familie mit einer beträchtlichen Entschädigung abgefunden. Die Ehe Giacomos mit Elvira hatte ihre größte Zerreißprobe. Dass Doria auch als Bauernopfer herhalten musste für ihre Cousine Giulia, mit der Puccini zu der Zeit tatsächlich ein Verhältnis hatte, das auch einmal eine Abtreibung notwendig machte, war in diesem ganzen Aufruhr letztlich nicht mehr von großer Bedeutung….."

Helmut Krausser Interview

Helmut Krausser: Der große Bagarozy

Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 1997

Regina Prachner: "Der große Bagarozy ist der Teufel. Und ein großer Verehrer von Maria Callas, die aber stets ein instinktives Mißtrauen gegen den eleganten Verführer zeigt, in welcher Gestalt auch immer er versucht, sich ihr zu nähern. Nur in einer Gestalt akzeptiert sie ihn, und „das ist des Pudels Kern“, als ihren schwarzen Pudel. Immer aber in bester Gesellschaft des weißen Pudels, seines Rivalen und Widersachers seit jeher, Gott. Anhand dieser beiden Figuren, und allerhand Gemeinheiten, die Bagarozy unter den Menschen – vor allem den Frauen – aufführt, wird die Biographie der Callas erzählt, und ihre tragische Beziehung zu Aristoteles Onassis. Auch Fotos der Diva sind dabei. Eines – wie könnte es anders sein – zeigt sie mit ihren beiden Pudeln. Die Unterschrift: „Es gibt ein Foto von Maria, Gott und mir. Da. Der schwarze Pudel – das bin ich!“"

Verfilmung 1999 (Auszug)

Michael Maar: Die Schlange im Wolfspelz - Das Geheimnis großer Literatur

Rowohlt 2021

Kurt Bauer: "Michael Maar zeigt anhand typischer Beispiele aus der Literatur seit dem 19. Jhdt. was gute und weniger gute Literatur ist. Die Anzahl der Beispiele ist umwerfend, und sie zu lesen sehr interessant. Ein ganz tolles Buch, jedem zu empfehlen, der Literatur nicht nur lesen, sondern auch verstehen und fundiert beurteilen will."

Interview mit Daniel Kehlmann & Michael Maar / ilb 2021- Die Schlange im Wolfspelz

(c) Nadja Meister Mitterretzbach 2020

Stefano Mancuso und Alessandra Viola: Die Intelligenz der Pflanzen

Antje Kunstmann, 2015

Peter Mlczoch: "Pflanzen sind die unterschätzte Grundlage allen Lebens auf der Erde. Dieses Buch eröffnet auch dem botanisch Unbedarften die faszinierende Welt der Pflanzen, die sogar über mehr Sinne als wir Menschen verfügen. Spannend geschrieben wie ein wissenschaftlicher Thriller macht dieses Buch neugierig auf mehr..."

Buchbesprechung von von EVA LUBER (Literaturzeitschrift.de)

Henning Mankell: Die weiße Löwin

DTV 2001

Andreas Pöll: "Alles beginnt mit dem Verschwinden einer schwedischen Immobilienmaklerin - doch schon bald weisen immer mehr Details auf ein teuflisches Komplott von internationalen Dimensionen hin. Kommissar Wallander stößt bei seinen Ermittlungen unter anderem auf die Spur einer südafrikanischen Geheimorganisation und weiß bald, dass das Schicksal von Hunderttausenden auf dem Spiel steht."

Dieter Wunderlich über "Die weiße Löwin"

Georg Markus: Spurensuche - Neue Geschichten aus Österreich

Amalthea 2020

Heinz Stipsits: "Eine sehr unterhaltsame und leichte Lektüre, eine Spurensuche durch das alte, gestrige und fast heutige Österreich, von der Türkenbelagerung 1683 bis ins 20. Jahrhundert. Weit über 100 kauzige und köstliche Kurzgeschichten, zu den Themen Kunst, Kultur, Musik, Malerei, Schriftstellerei, aber auch Sex & Crime, Liebe, K & K, Politik, Sänger, Schauspieler, Musen, etc. etc. werden jeweils auf ein–zwei Seiten kurz und bündig erzählt. So eine Art Seitenblicke Revue über viele Jahrhunderte, Details die man wirklich nicht wissen braucht, aber wenn man sie liest sind sie dennoch amüsant. Wahrscheinlich machen sich noch lebende Promis Sorgen, wenn sie nicht in dem Buch vorkommen."

Georg Markus - Homepage

(c) Nadja Meister Hardegg 2020

Mischa Meier: Geschichte der Völkerwanderung

C.H.Beck 2019

Kurt Bauer: "Prima Vista ein furchterregender Wälzer, beim Lesen eine faszinierende Darstellung der Kämpfe und Verwerfungen am Ende des Römischen Imperiums. Daraus resultiert zum Großen Teil die heutige politische Aufteilung Europas, Nordafrikas und des Nahen Ostens. Besonders interessant die Lage Ostroms im 7. Jhdt. unter Kaiser Herakleios. Er konnte die persischen Sassaniden als erster definitiv besiegen. Kurz danach begann aber die Auseinandersetzung mit den dann bereits muslimischen Arabern. Herakleios war der „Erfinder“ des sog. „Heiligen Krieges“, der Religion auf das engste mit kriegerischen Handlungen verwob. Die Araber haben als zeitweilige Hilfstruppen der Römer im Kampf gegen die Sassaniden nicht nur deren perfekte Logistik studiert und übernommen, sondern auch den „Heiligen Krieg“. Ostrom entging dem Untergang durch die Araber im 7. Jhdt. nur dadurch, dass sich diese in Kämpfen der Sunniten und Schiiten untereinander aufrieben. All das ist noch 1500 Jahre später gegenwärtig und politisch hochbrisant. Ein hervorragendes Buch."

Was sagen Sie dazu? "Was heißt Völkerwanderung?" mit Mischa Meier

Gesa Neitzel: Frühstück mit Elefanten

Ullstein 2018

Josef Fischer: "Als Rangerin in Afrika - Gesa Neitzel wagt sich von Berlin in den Busch. Ihr Ziel: die Ausbildung zur Safari-Rangerin in Afrika. Das bedeutet fast ein Jahr in einfachen Zeltlagern. Ohne Internet, ohne Badezimmer, ohne Türen — dafür aber mit Zebras, Erdferkeln und Skorpionen. Die Ausbildungsinhalte bestehen aus Fährtenlesen, Überlebenstraining, Schießübungen. Wie schlägt sich eine junge Frau in dieser fremden Welt? Kann sie sich auf ihre Instinkte verlassen? Funktionieren die eigentlich noch? Sie erzählt von atemberaubenden Begegnungen mit Elefanten und Löwen, vom Barfußlaufen durch die Savanne, von langen Nächten unterm Sternenhimmel — und von einem Leben, das endlich richtig beginnt.

Gesa Neitzel –- Rangerin

Ingrid Noll: Selige Witwen - Die einen sterben, die anderen erben …

Diogenes 2001

Andreas Pöll: "Gute Mädchen kommen in den Himmel, Maja aus Frankfurt und Corinna aus Heidelberg kommen überall hin. Nach dem mysteriösen Todesfall des Englischen Dandys steht eine großzügige Villa mit Pool mit Aussicht in den Florentiner-Bergen zum Verkauf. Cora zögert bei der Kaufentscheidung, eine Amerikanerin kauft überraschend die Villa. Zur Klärung familiärer Angelegenheiten brechen beide aus dem toskanischen Laissez-faire-Leben, mit Cora’s Porsche nach Deutschland auf. Um freie Hand zu haben, überläßt Maja ihren Sohn Béla dem Ex-Mann Jonas auf dessen Bauernhof in Freiburg / Breisgau. Maja denkt über die Freundschaft: „Sobald Cora beim Ausgehen neben mir ist, achten die Burschen nur auf sie, ich bin doch adrett, charmant und Cora mit roten Haaren und grünen Augen … wie entfliehe ich ihrem Einfluß?“ Nach langen Jahren trifft Maja in einer Darmstädter WG ihre Kommilitonin Kathrin. Kathrin unterrichtet „Italienisch“ in der Volks¬hochschule Frankfurt am Main und hat extreme Sorgen wegen ihrem Ex. Maja suppliert für Kathrin, die darauf nach Innsbruck abreist... Als Rechtsanwalt hat Kathrins Ex hauptsächlich Klientel aus dem Frankfurter Rotlicht-Milieu.Zu dritt helfen sie Frauen im Kampf gegen die fiesen Beschützer und besiegen die Gewalttäter gemeinsam mittels flüssigen Drogen. Kathrins Mann erliegt auf der Autobahn nach Morgensport am Mainufer einem Infarkt am Steuer. Nach diesem Befreiungsschlag reist Maja mit Coras Porsche nach Florenz um die Villa in Besitz zu bringen. Nachdem die Amerikanerin aus Unachtsamkeit einen Autounfall verursacht, lädt sie Maja in ihrer Villa ein, um deren Wagen reparieren zu lassen. Habgier auf das Bild von „Matisse“ aus Kathrins zwielichtigem Besitz bringt die Hausherrin und Kunstexpertin dazu eine Waffe zu laden und eine Erpressung zu starten. Maja überrascht die Gastgeberin und entwaffnet diese. Nach Majas Drohung die italienische Polizei einzuschalten folgt eine nächtliche Lebensbeichte der Amerikanerin. Erpressung und Bildraub werden „vergessen“ man versöhnt sich. In den nächsten Tagen wird folglich notariell geregelt, daß Maja und ihrem Sohn Béla die Villa lebenslang zur Verfügung steht und der „Matisse“ mit der Amerikanerin in die USA übersiedelt...Ein Sommerroman von Ingrid Noll der späten 90er, der Leser versucht DM in Euro umzurechnen. Sechs Monate läßt er uns heiter die Story miterleben, manches ist altmodisch, ein Tischtelefon mit langer Schnur, ein Anrufbeantworter, ein erstes Autotelefon, Pinnwände mit Memos statt Chat-Nachrichten, noch wird selbst gekocht!"
Die Autorin Ingrid NOLL, wurde 1935 geboren in Shanghai als Arzttochter geboren, studierte Germanistik und Kunstgeschichte in Bonn, ist 3-fache Mutter und Großmutter und lebt in Weinheim an der Ruhr. Im Jahre 1991 begann sie Kriminalgeschichten zu schreiben, die im Rhein/Neckar Kreis spielen und zu Bestsellern wurden.

Leseprobe Ingrid Noll Selige Witwen

Über Ingrid Noll

(c) Nadja Meister Weinviertel 2020

Marian Pauer: Karol Plicka

Slovart 2015

Nadja Meister: "Es handelt sich hier um eine Monografie über einen der bedeutendsten slowakischen Fotografen, Karol Plicka. Plicka war ein Multitalent, der 9 Berufe ausübte. So war er u.a. Ethnograph, Filmregisseur, Kameramann, Musiker. Geboren 1894 in Wien, als Schüler sogar Mitglied der Wiener Sängerknaben. Auf Wunsch seiner Eltern musste er einen bürgerlichen Beruf erlernen und hat als Lehrer in Böhmen gearbeitet. Gelebt hat er in Böhmen und der Slowakei. Als er in der Slowakei das einfache Leben in der Tatra kennengelernt hat, ist er immer wieder in die Slowakei gefahren um fotografische und cineastische Projekte zu verwirklichen. Sein fotografischer Schwerpunkte waren slowakische Landschaftsfotografie, Architektur und slowakischer Folklore. Die bekanntesten Fotobücher Plickas sind „Slowakei“, „Vltava“, „Prager Burg“. Plicka hat die größte Sammlung an Folkloreliedern in der Slowakei erstellt. Er war auch Begründer der Filmakademie in Prag. Seine wichtigsten Filme sind „Das Land singt“ und „Cicmany“- beide in der Slowakei gedreht. Der Autor Marian Pauer hat Plicka bei einigen seiner Filmprojekte begleitet und ihn als den freundlichsten Menschen, den er je kannte, beschrieben. Diese Monografie präsentiert die größte Anzahl von Plickas Fotos zu seinem Lebenswerk."

Karel Plicka & Ballad from Eastern Slovakia

ZEM-SPIEVA—-Karol-Plicka-(1933)

Peter Pirker: Codename Brooklyn

Tyrolia Verlag 2019

Kurt Bauer: "Ein deutscher Jude aus Freiburg und ein holländischer Jude aus Amsterdam melden sich im 2. Weltkrieg zum amerikanischen Geheimdienst. Sie werden 1944 in Bari auf den Einsatz in Nazideutschland vorbereitet. Dazu stösst ein desertierter Tiroler Leutnant aus Oberperfuss. Das Trio wird zusammen mir der Ausrüstung mit Fallschirmen über dem Sulzenauer Ferner in Tirol abgesetzt. Sie erreichen Oberperfuss, und werden von der NSDAP-feindlichen Bevölkerung mehr oder weniger stillschweigend aufgenommen und versteckt. Leutnant Weber organisiert die Hilfe vor Ort, hier insbesonder von den Frauen des Ortes unterstützt. Dem deutschen Fred Mayer gelingt es, als „Offizier“ der Wehrmacht genaue Informationen über Truppenbewegungen im Raum Innsbruck auf der Brennerstrecke zu bekommen, und insbesondere die, von den Alliierten befürchtete „Alpenfestung“ der Nazis als Hirngespinst zu enttarnen. Der Holländer Wijnberg leitet als Funker alles nach Bari weiter. Meyer wird von der Gestapo als Amerikanischer Offizier-Spion enttarnt, verhaftet und schwerst gefoltert. Die Amerikaner stehen schon in Scharnitz, Gauleiter Hofer will seine Haut retten, und verhandelt mit dem Gefolterten wegen einer kampflosen Übergabe Innsbrucks. Diese Szene gehört zu den skurrilsten des ganzen Buches. Die kampflose Übergabe gelingt. Die Aktion „Brooklyn“, so der Codename des Unternehmens wird abschließend als die erfolgreichste Agenten-Aktion des gesamten 2. Weltkrieges gewertet! Die Akteurinnen und Akteure ernten wenig, und sehr späten Dank. Weber wird Politiker, verschweigt diese Episode seines Lebens später aber, da er vielfach als „Verräter“ beschimpft worden war. Die Nazi-Bonzen und Folterer gingen sämtlich straffrei aus. In der Österreichischen Geschichtsschreibung kommen die Protagonisten kaum vor, hingegen werden Molden und Gruber geehrt, die sich erst post festum als die „großen Retter Österreichs“ in das Geschehen hinein reklamiert haben. Fasziniernd, genau recherchiert, desillusionierend was den späteren Ausgang für die handelnden Personen betrifft."

Peter Pirker - Homepage

Verena Popp-Hacker u. Georg Popp: Wiener Wildnis

POPP-HACKNER photography OG 2017

Peter Mlczoch und Regina Prachner: "Tolle Fotos von Wiener Wildtieren - teils über/unter Wasser geknipst. Überraschende Berichte zu den vielen (kleinen) Wildtieren, die in der Großstadt oft bessere Lebensbedingungen vorfinden, als am Land. Ein fantastisches Buch."

Wiener Wildnis - Fotogalerien

Christoph Ransmayr: Der Fallmeister - Eine kurze Geschichte vom Töten

S. Fischer 2021

Regina Prachner: "Ransmayr beschwört eine düstere, pessimistische Zukunftsvision der Ressourcenknappheit, vornehmlich des Wassers, um dessen Besitz/Beherrschung eine in immer kleinere Fürstentümer zerfallende Welt in permanenten Kriegen erbittert kämpft. Eine totale Überwachung, der sich kaum jemand entziehen kann, außer die privilegierten Spezialisten für Wassertechnik, Hydrotechniker, wie es der Erzähler einer ist. Dieser ist auf der Suche nach seinem verschwundenen Vater, dem Fallmeister, der aufgrund eines Fehlers bei der Schleusenbetätigung – wie sich am Ende herausstellt, willentlich – den Tod von mehreren Menschen verursacht hat, um danach aus Schuldgefühlen heraus seinen eigenen Selbstmord zu simulieren, um sich unbemerkt und unerkannt mit seiner aufgrund der politischen Verhältnisse expatriierten Frau zu vereinen. Der ganze Plot ist wenig schlüssig und noch weniger überzeugend, wurde doch die längste Zeit die Ehe der Eltern des Erzählers als lieblos, leer und sprachlos geschildert. Zu allem Überfluss unterhält der Erzähler eine inzestuöse Beziehung zu seiner Schwester, was in der utopischen Gesellschaft eine äußerst erwünschte Liaison darstellt. Als diese von seinen Annäherungen nichts mehr wissen will, verursacht er unwillentlich ihren Tod, den er aber geschickt als Unfall darzustellen weiß. Die Schuldgefühle bleiben ihm aber."

Christoph Ransmayr liest aus seinem Roman »Der Fallmeister. Eine kurze Geschichte vom Töten.«

(c) Nadja Meister Seefeld-Kadolz 2020

Sebastião Salgado. Amazônia

Taschen 2021

Regina Prachner: "Sebastião Salgado bereiste sechs Jahre lang das brasilianische Amazonasgebiet, um den Regenwald, die Flüsse, Berge, und vor allem die Menschen dieser einzigartigen Region zu fotografieren. Im Zuge dieses Projekts besuchte er ein Dutzend indigener Völker, die in winzigen Gemeinschaften über den größten tropischen Regenwald der Welt verstreut leben, um ihren Alltag, ihre Lebensweise, Sitten und Gebräuche, ihre Riten, Tänze, und auch ihre Familienbande, Jagd und Fischfang, den Schamanismus etc. zu dokumentieren. Der 528 Seiten starke Fotoband ist ein Appel für die Erhaltung dieser – in Zeiten Bolsonaros - mehr denn je bedrohten Kulturen und Ethnien und getragen von großer Achtung, Zuneigung und Bewunderung für diese Menschen, die in ihrer Naturverbundenheit dazu beitragen, die natürlichen Ressourcen und die Artenvielfalt des Regenwaldes zu erhalten. Die großartigen Schwarz-weiß-Fotografien sollen, neben dem ästhetischen Eindruck, die Aufmerksamkeit der Welt auf die Bedeutung dieser einzigartigen Kulturen lenken und zu deren Schutz aufrufen. Das Buch ist den indigenen Völkern des faszinierenden brasilianischen Amazonasgebiets gewidmet."

Sebastião Salgado's photographs show the beauty of Amazônia

Sebastião Salgado Keynote Speech | ICOM Kyoto 2019

Clemens J. Setz: Die Stunde zwischen Frau und Gitarre

Suhrkamp 2017

Regina Prachner: "Die Hauptperson ist Nathalie, eine Behindertenbetreuerin, die, nach erfolgreich absolvierter Ausbildung, ihre erste Stelle in einem betreuten Wohnheim antritt. Auf über 1000 Seiten werden die Besonderheiten der Bewohner geschildert, aber auch die Gewohnheiten, Ticks und persönlichen Probleme der Betreuerinnen und besonders eines Besuchers, der seine eigenen sinistren Absichten zu verfolgen scheint. Sehr bald stellt sich heraus, dass die Grenzen zwischen den sogenannten „Normalen“ und den sogenannten „Irren“ bzw. „Gestörten“ fließend sind. Nicht nur, aber vor allem Nathalie trägt einen Rucksack von Neurosen und Zwangshandlungen mit sich, und kann bereits auf einige traumatische Perioden in ihrem jungen Leben zurückblicken, die ihre Spuren hinterlassen haben (Kindheit als Epileptikerin, Scheidung der Eltern, Abwesenheit des geliebten Bruders, Aufenthalt in einer Sekte, Beziehungsunfähigkeit, unappetitliche Sexualobsessionen….). Auch die Täter-Opfer Beziehung zwischen einem Insassen des Heims und seinem regelmäßigen Besucher kehrt sich ins Gegenteil und ein Verwirrspiel zwischen Stalkern und Gestalkten sorgt für zusätzliche Verunsicherung. Beim finalen Showdown rettet ein bisher unerkannter Stalker unter Einsatz seines eigenen Lebens das von Nathalie. Ein futuristisch utopisch anmutender Epilog verkehrt nochmals die Rollen zwischen den verbleibenden Personen. Ein verstörender Roman, der konsequent durchkomponiert ist. Details, die scheinbar belanglos erwähnt werden, erweisen sich in der Rückschau als Spuren, die für Ereignisse gelegt wurden, die oft erst Hunderte von Seiten später stattfinden."

SRF Literaturclub: «Die Stunde zwischen Frau und Gitarre» von Clemens J. Setz

Clemens J. Setz (*1982) Preisträger des Georg-Büchner-Preises 2021

Reinhold Stipsits: 365 HAIKU‘ - TÄNZELND DEN WEINBERG ENTLANG

LÖCKER 2021

Heinz Stipsits: "Diese Auswahl von Haiku ist eine Einladung zu einem atmosphärischen Rundgang durch das Jahr, Begegnungen mit Natur zu erspüren, und dabei sich selbst zu verorten. Buchstäblich an jedem Tag des Jahres. Die hier gesammelten Haiku sind im ersten Jahr der Pandemie, allerdings ohne sich auf Corona zu beziehen, zwischen Mitte April 2020 und April 2021, entstanden. Haiku japanisch: 俳句; Plural: Haiku, auch: Haikus ist eine traditionelle japanische Gedichtform, die heute weltweit verbreitet ist. Das (oder der) Haiku gilt als die kürzeste Gedichtform der Welt. Aus dem Vorwort des ‚Kokinshu‘ (Sammlung alter und neuer Gedichte) aus dem Jahre 905 stammt folgendes Zitat: „Die japanische Dichtung hat als Samen das menschliche Herz, und ihr entsprießen unzählige Blätter von Wörtern. Viele Dinge ergreifen die Menschen in diesem Leben: sie versuchen dann, ihre Gefühle durch Bilder auszudrücken, die sie dem entnehmen, was sie sehen und hören.“ Heute gilt Matsuo Basho (1644–1694) als der erste große Haiku-Dichter. Sein Frosch-Haiku ist wohl das meistzitierte Haiku der Welt. Masaoka Shiki (1867- 1902) gilt als Begründer des modernen Haiku. Er prägte den Begriff Haiku gegenüber dem älteren Haikai oder Hokku. Japanische Haiku bestehen meistens aus drei Wortgruppen von 5 – 7 – 5 Silben (Moren), wobei die Wörter in den Wortgruppen vertikal aneinandergereiht werden. Unverzichtbarer Bestandteil von Haiku sind Konkretheit und der Bezug auf die Gegenwart. Vor allem traditionelle Haiku deuten mit dem ‚Kigo‘ eine Jahreszeit an. Im Deutschen werden Haiku meist dreizeilig geschrieben."

CHECK: Ein Haiku schreiben (japanische Gedichtform)

Meike Stoverock: FEMALE CHOICE

Tropen Verlag 2021

Martina Sattmann: "Wissenschaftlich unterlegt unterstreicht sie genau die Lebensweise, die sich richtige oder mutige oder durchsetzungsfreudige Frauen über die Jahrtausende erhalten, bzw. gegen alle gesellschaftliche Widerstände neu erkämpft haben. Es bleibt die Entscheidung über Fortbestand der Spezies in weiblicher Planung, sofern nicht, wie sie das sehr klug und deutlich in ihrer Arbeit beschreibt, sofern nicht industrielle und religiöse Einschläge diese Linie stören. Seit der Sesshaftigkeit der Menschen galt es als klüger, den Fortbestand der Menschen dem Mann in dieHände zu legen, das Weib(bewusst wähle ich nun diese abträgliche Form) zu unterdrücken und es für unfähig zu erklären, sowohl wirtschaftlich als auch sonst planerisch für das Fortkommen der Nachkommenschaft zu sorgen. Auch die zahlenmäßige Reduktion wird durch eine Moral reguliert, die es wohl das Ausweichen des testosterongesteuerten Mannes erlaubt, in anderen Gefilden zu .jagen, diese anderen Jagdgründe aber der Verdammnis preisgibt. EinUntersdrückersystem, das sich über alle kulturellen Epochen, Grenzen, Zeitenwenden erhalten hat, weil es so einfach für ein Teil des Geschlechts war. Ist? Was sind dieKonsequenzen? Kolateralschäden, in Familien oft über Generationen hinweg. Lüge, Leid und Mord. Sollen wir Beziehung, Erziehung, Moral, Anschauung neu denken?"

Meike Stoverock, Female Choice

(c) Nadja Meister Tulln 2020

Amor Towles: Ein Gentleman in Moskau

Ullstein 2018

Peter Mlczoch: "Graf Alexander Iljitsch Rostov wurde ein 1913 verfasstes Gedicht zugeschrieben, das ihm 1922 das Leben rettete, weil darin vage von „einem neuen, milden Frühling“ die Rede war. Die Revolutionäre verurteilten die „ehemalige Person“ (Umschreibung für Adelige) zu lebenslangem Hausarrest im Hotel Metropol im Zentrum Moskaus. Der Graf lebte fortan als Oberkellner in diesem Mikrokosmos und im Buch werden über 30 Jahre persönlicher mit zeitgeschichtlichen Ereignissen (Stalins Säuberungen) verwoben. Der elegante Gentleman durchlebt die rauen Zeiten mit Humor und Menschenfreundlichkeit und einigen Abenteuern... Der amerikanische Autor war ursprünglich Investmentbanker und sein zweiter Roman, A Gentleman in Moscow, stand 57 Wochen auf der Bestsellerliste der New York Times."

Amor Towles on "A Gentleman in Moscow" at Book Expo America 2016

A Gentleman in Moscow by Amor Towles

Sahra Wagenknecht: Die Selbstgerechten. Mein Gegenprogramm – für Gemeinsinn und Zusammenhalt

Verlag Campus 2021

Ilja Fiser und Heinz Stipsits: Wagenknecht grenzt die traditionellen Linken, die vor allem von der Arbeiterschicht unterstützt worden sei, von den Lifestyle-Linken ab, die das öffentliche Bild der gesellschaftlichen Linken heute dominieren und die vor allem bei der akademischen Mittelschicht Anklang finden würden. Die Lifestyle-Linken würden zwar für Diversität, Antirassismus, eine lockere Einwanderungspolitik und gegen den Klimawandel eintreten, sich aber im Gegenzug kaum mehr für Klassenpolitik interessieren. Ihre Ziele würden sie auch nicht mehr durch Umverteilung von Vermögen erreichen wollen, sondern durch „Fragen des Lebensstils, der Konsumgewohnheiten und der moralischen Haltungsnoten“. Das entscheidende Merkmal der Lifestyle-Linken sei es hierbei, dass sie ihre Privilegien für Tugenden hielten, und verächtlich auf diejenigen blicken würden, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft Fragen der Migration oder sozial ungerechte Maßnahmen gegen den Klimawandel anders erleben als Besserverdienende, oder die nach anderen kulturellen, vermeintlich reaktionären Werten als sie leben. Die Lifestyle-Linken seien hierbei äußerst intolerant und würden abweichende Meinungen durch Cancel Culture stummschalten, wodurch sie die Spaltung der Gesellschaft genauso befeuern würden wie die politisch Rechten. Wagenknecht kommt daher zu dem Schluss, dass der Linksliberalismus, den sich die Lifestyle-Linken zuschreiben, weder links noch liberal sei. Wagenknecht beschreibt zunächst die nivellierte Mittelstandsgesellschaft nach dem 2. Weltkrieg, in der die Auffassung verbreitet war, dass jeder die Chance auf sozialen Aufstieg und Wohlstand habe. Diese Erzählung sei zwar genau genommen ein „Mythos“ gewesen, doch die Gesellschaft in den Nachkriegsjahren sei deutlich näher an diesem Ideal gewesen als heute, was durch staatliche Regulierungen, starke Gewerkschaften, gesellschaftlichen Zusammenhalt und gemeinsame Verantwortung füreinander erreicht worden sei. Dies habe sich jedoch mit den neoliberalen Reformen und den politischen Weichenstellungen zur Globalisierung seit den 1970ern geändert, in denen die Finanzmärkte entfesselt, Industriearbeitsplätze in andere Länder verlagert und der Arbeitsmarkt dereguliert wurden. Für viele Arbeiter habe dies zu sozialem Abstieg hin zu einfachen Dienstleistungsberufen mit schlechterem Einkommen geführt. Gleichzeitig habe sich eine Wissensgesellschaft gebildet, von der gut ausgebildete Akademiker profitieren würden. Die soziale Mobilität habe sich dadurch aber deutlich verschlechtert, da neben der schulischen und universitären Bildung auch z. B. der Habitus, und gute Sprachkenntnisse durch Auslandssemester eine Rolle spielen würden. Menschen mit geringer sozialer Herkunft seien hier abgehängt. Existentielle Nöte hätten die meisten Akademiker aus der Mittelschicht von daher nie am eigenen Leib erfahren, und durch die steigenden Mieten in Großstädten würden sie mit Menschen aus anderen sozialen Schichten kaum mehr in Kontakt kommen. Dadurch hätten Lifestlye-Linke kein Gespür und keine Empathie für die Nöte der tatsächlich weniger Privilegierten.Der heutige Linksliberalismus, der vor allem von diesen gut ausgebildeten Akademikern vertreten werde, sei wiederum eng mit dem progressiven Neoliberalismus verbunden. So seien zum Beispiel die sozialen Verwüstungen, die durch den Freihandel und das „globale Renditestreben“ entstanden sind, mit dem linksliberalen Argument der Weltoffenheit gerechtfertigt worden, wohingegen staatliche Maßnahmen zum Schutz der heimischen Arbeitsplätze und sozialen Sicherungen als vermeintlich nationalistisch und wohlstandschauvinistisch abgewertet worden seien. Der Linksliberalismus habe die wirtschaftsliberalen Ideen neu verpackt: „So wurde aus Egoismus Selbstverwirklichung, aus Flexibilisierung Chancenvielfalt, aus zerstörten Sicherheiten Abschied von Normalität und Konformität, aus Globalisierung Weltoffenheit und aus Verantwortungslosigkeit gegenüber den Menschen im eigenen Land Weltbürgertum.“
Sahra Wagenknecht, geb. 16. Juli 1969 in Jena DDR, amtlich zunächst Sarah Wagenknecht, ist eine deutsche Politikerin (PDS, Die Linke) und Publizistin. Dem Bundesvorstand der PDS gehörte Wagenknecht von 1991 bis 1995 und von 2000 bis zur 2007 erfolgten Vereinigung mit der WASG an. In der Nachfolgepartei Die Linke konnte sie ihren Einfluss erweitern. Dort galt die lange Zeit als Kommunistin auftretende Wagenknecht als Protagonistin des linken Parteiflügels. Von 2004 bis 2009 war sie Mitglied im Europäischen Parlament und von 2010 bis 2014 eine der stellvertretenden Parteivorsitzenden. Im Januar 2021 nominierte der Landesvorstand der Linkspartei von NRW Wagenknecht für Platz 1 der Landesliste. Wagenknecht kandidierte damit wieder für den Bundestag im September 2021. In ihrer eigenen Partei sorgte die Buchveröffentlichung für gemischte Reaktionen. Das Buch wurde kritisiert als eine „Kriegserklärung an Hunderttausende junger Menschen, die uns wählen und sich für Klimaschutz und Antirassismus einsetzen“. Einige Kritiker warfen Wagenknecht darüber hinaus eine „rechte Rhetorik“ vor. Dagegen gab es aber auch Stimmen wie: „Sahra Wagenknecht hat auf ihre eigene Art ein Diskussionsangebot gemacht und man sollte das auch als solches sehen und auch darüber diskutieren. Es ist natürlich erstaunlich, wie man dann sofort wieder jemanden versucht, in irgendeine Ecke zu stellen“. Den parteiinternen Kritikern zufolge verunglimpfe Wagenknecht in jenem Buch Bewegungen wie Unteilbar, Black Lives Matter oder Fridays for Fuure als „selbstgerecht“ und agiere konträr zur eigenen Partei.Diese Kritiker beantragten schließlich im Juni 2021 ein Parteiauschlußverfahren gegen Wagenknecht mit der Begründung, sie habe der Partei mit dem Buch „schweren Schaden“ zugefügt. Die Parteiführung kritisierte jedoch den Antrag und auch der NRW-Landesvorstand stellte sich hinter Wagenknecht. Das Verfahren wurde Ende Juni 2021 formal eröffnet. Die Landesschiedskommission NRW lehnte die Anträge auf Parteiausschluss im September 2021 einstimmig ab. Trotz der Kritik wurde Wagenknecht in einer darauf folgenden Kampfabstimmung mit 61 Prozent der Stimmen zur Spitzenkandidatin der Linken Nordrhein-Westfalen bestimmt. Schlussendlich erhielt sie bei der Bundestagswahl 2021 über die Landesliste erneut ein Abgeordnetenmandat. "

Sahra Wagenknecht und ihr Buch "Die Selbstgerechten"

Anne Weber: Annette, ein Heldenepos

Matthes&Seitz 2020

Franz Meister: "Ein Heldinnenepos über eine Resistancekämpferin, die auch nach dem Krieg ihren eigenen Willen und ihre eigenen Vorstellungen durchzusetzen suchte."

Annette - ein Heldenepos - Leseprobe

(c) Nadja Meister Weinviertel 2020

Margarete Wenzel/Micaela Sauber: Im Auge des Sturms

der Erzählverlag 2019

Ameli Pauli: " Schlüsselgeschichten von "Erzählen ohne Grenzen" durchmischt mit berührenden Erfahrungsberichten."

Micaela erzählt

Uwe Wittstock: Februar 33 - Der Winter der Literatur

C.H.Beck 2021

Franz Meister: " Die einen ahnten das was kommen wird und andere lernten es, sobald es da war. Wittstock führt uns in das dichte Programm der Tage des Umsturzes - ein demokratischer Wechsel war es ja nicht. Die Nazis arbeiteten mit allen Mitteln, denen der Lüge, des Terrors der Straße, gezielte Morde, übelste Propaganda und Hintergehen aller nützlichen Idioten, die ihnen dienlich sein konnten. Aus einer großen Zahl von hinterlassenen Quellen, wie Tagebüchern, Briefen, Berichten etc. verfolgen wir Hitlers Machtergreifung und wie diese von Schriftstellern, Schauspielern und Berühmtheiten (manche davon nicht mehr allzu vielen präsent) miterlebt wurde. Verdienstvoll wird hier nicht streng chronologisch dargestellt, was der/die in diesen Tagen von Ende Jänner 1933 bis Mitte März 1933 getan, erlebt haben, es werden der oder die in ihrem Werkkontext präsentiert. Um nur einige zu nennen: Gottfried Benn, Bert Brecht, Alfred Döblin, Lion Feuchtwanger, Ricarda Huch, Alfred Kerr, Egon Erwin Kisch, Else Lasker-Schüler, Erika Mann, Thomas Mann, Heinrich Mann, Klaus Mann, Erich Maria Remarque, Josef Roth, Ernst Toller, Frank Wedekind, Helene Weigel, Carl Zuckmayer, Stefan Zweig."

SALON LUITPOLD c/o C.H.Beck: Februar 33 - Der Winter der Literatur | mit Axel Hacke & Uwe Wittstock

Marie- Luise Wolff: Die Anbetung - Über eine Superideologie namens Digitalisierung

Westend 2020

Martina Sattmann: "Die Autorin ist in leitender Funktion in der deutschen Energie- und Wasserwirtschaft tätig. Doch ihre über 30 Jahre lange Berufserfahrung auch in anderen Sparten und ihre Kontakte ins Silicon Valley hat sie in Gebiete hineinblicken lassen, die uns alle betreffen. Sie nimmt uns mit hinter die Kulissen, lässt unsan der Geisteshaltung derer teilnehmen, die uns „supporten“ wollen. Uns in trügerischer Absicht unterstützen möchten, unsere Arbeit, unsere Kontakte, unsere intimen Wünsche umzusetzen, dabei bequem auszuliefern, digital auszulagern, was wir selbst erledigen sollten und könnten (und letztlich, seien wir doch ehrlich, die selbe Zeit kostet) Frau Wolff will uns nicht abhalten, überlässt die Entscheidung uns selbst, rät aber zur Vorsicht, sich den Big Four Amazon, Facebook, Google und Microsoft komplett auszuliefern. Zuwenig rechtlich, zu wenig unabhängig analytisch seien Rahmenbedingungen erstellt worden, damit wir uns auf Grenzen berufen könnten, die uns noch unantastbar machen. Denn selbst die sich ständig ändernden Datenschutzbestimmungen sind solcherart verschleiert und kompliziert zu lesen, dass sie nicht KonsumentInnen schützen, sondern den Anbietern alle Möglichkeiten bieten, uns auszuschlachten wie das sprichwörtliche Suppenhuhn. Danke, Frau Wolff, kann ich da nur sagen, danke für die Informationen, die meinen Verdacht bestätigen, dass wir geblendet, angefüttert und ausgeliefert werden."

Marie Luide Wolff im Gespräch: Warum die Anbetung der Digitalisierung beendet werden muss

(c) Nadja Meister Tulln 2020

Stefan Zweig: Magellan, der Mann und seine Tat

Erstdruck 1938 erschienen im Herbert Reicher Verlag; Gelesene Ausgabe: insel taschenbuch 4. Auflage 2020

Heinz Stipsits: "Magellan. Der Mann und seine Tat, ist ein biografischer Roman von Stefan Zweig und erzählt das Leben des portugiesischen Ritters und Seefahrers Ferdinand Magellan, der 1519 bis 1521 unter der Regentschaft des Kaisers Karl V. eine spanische Expedition zu den Molukken befehligte. Nur ein Schiff dieser Expedition, die Viktoria, vollbrachte 1522 die erste historisch belegte Umsegelung der Erde.
Inhalt: Der Handel mit Gewürzen aus exotischen Ländern und der damit verbundene unendliche Reichtum war eine wesentliche Triebfeder für die Entdecker der Neuen Welten, insbesondere zwischen Spanien und Portugal, die sich die Welt bereits im Vertrag von Tordesillas 1494 aufgeteilt hatten. Magellan, geboren 1480, ist einer von mehr als tausend „unbekannten Soldaten“, die 1505 unter Francisco de Almeida nach Indien in See stechen. Als er nach acht Jahren Militärdienst nach Portugal zurückkehrt, ist er Kriegsmann, Seemann, Kaufmann, Kenner der Menschen, der Länder, des Meeres und der Gestirne. Magellan erfährt von seinen Freund, Francisco Serrao, das Geheimnis und die genaue Lage der „märchenhaften Gewürzinseln“, den Molukken, die am östlichsten Rand der Welt liegen, so weit im Osten, dass man sie von Europa aus womöglich leichter erreicht, indem man nach Westen segelt. So vernimmt Magellan den Ruf zu seiner persönlichen Mission und wird nun zu seiner „Lebensidee“ und auch zu seinem „Schicksal“. Dafür muss er aber erst den vielgesuchten „paso“ finden, „die mythische Meeresstraße“, die geheimen Karten zufolge vom Atlantischen in den Pazifischen Ozean führen soll. Hat Magellan diese Durchfahrt gefunden, dann steht ihm nicht nur der Weg zu den Molukken offen, sondern „die letzte, die schönste, die schwerste“ aller Aufgaben bevor: „auf ein und demselben Schiff den ganzen Erdball zu umrunden und damit gegen alle Kosmologen und Theologen der Vergangenheit die Rundform unserer Erde zu messen und zu erweisen“. Dazu braucht man Geld, Schiffe, Ausrüstung und Mannschaften. Magellan trägt seine Idee dem portugiesischen König Manuel I. vor, wird von ihm aber abgewiesen. Daraufhin kehrt er seinem Vaterland den Rücken und geht 1517 zum König und Kaiser Karl V., dem Habsburger und Spanier, um ihn für seine Ideen zu gewinnen und tatsächlich erhält er vom Kaiser gegen „tausend Widerstände“ eine Flotte.Am 20. September 1519 stoßen Magellans fünf Schiffe vom Festland ab. Nach einem Zwischenstopp auf den Kanaren überqueren sie den Atlantik und erreichen die Bucht von Rio de Janeiro und den Rio de la Plata. Doch die wochenlange Erkundung weiter nach Süden entlang der Küste bleibt ergebnislos, der paso kann nicht gefunden werden. Sein Eifer und heiliger Glaube an die Existenz einer Durchfahrt nach Westen ist zwar erschüttert, aber es gibt kein Zurück mehr“. Die Flotte überwintert im Port San Julian vom März 1520 bis August 1520. Die ständige Anspannung aller Besatzungsmitglieder führt nicht nur zu dem Verlust des ersten Schiffes, der Santiago, sondern auch zu einer Meuterei,. Doch Magellan kann die Meuterei niederschlagen und lässt den Rädelsführer Quesada hinrichten. Im Oktober 1520 lässt er die Suche nach der Durchfahrt in den Westen fortsetzen, und tatsächlich findet er die Meeresstraße, den paso in den Pazifik, die man bis heute Magellanstraße nennt. Doch erst nachdem er „einen neuen gewaltigen Ozean“, nämlich den Pazifische Ozean, als erster Mensch aller Zeiten glücklich durchfahren“ hat, entdeckt Magellan sein Königreich: zwar nicht die Gewürzinseln, aber andere, nicht minder märchenhafte Inseln, die Philippinen. Hier erkennt Magellan, dass er „das Eigentliche seiner Tat“ vollendet hat, was man seit tausenden Jahren vermutet hat und wovon nur die Gelehrten träumten: Die Erde ist rund. Doch wie Prometheus muss er für seine Heldentat büßen, der größte Seefahrer der Geschichte wird am 27. April 1521 im Kampf getötet. Magellans Leichnam bleibt in der Gewalt der Ureinwohner und verschollen ist sein Grab. Von den fünf Schiffen der Flotte erreicht nur die Victoria über das Kap der guten Hoffnung und die Kap Verde Inseln schließlich am 6. September 1522 wieder Sevilla.
Historischer Gehalt: In der Einleitung zu Magellan. Der Mann und seine Tat erklärt Stefan Zweig, Magellans Heldenfahrt „nach allen erreichbaren Dokumenten möglichst der Wirklichkeit getreu“ dargestellt zu haben. Das Manuskript hatte Zweig vor der Veröffentlichung eigens durch Professor Oberhummer von der Universität Wien prüfen lassen. Tatsächlich entspricht die äußere Handlung seines Magellan-Romans im Wesentlichen den historischen Fakten, soweit sie zur Zeit der Abfassung wissenschaftlich etabliert waren. Dass es überhaupt einen Reisebericht gegeben hatte, nachdem Magellan ja selbst nicht mehr nach Spanien zurückgekehrt ist, verdanken wir Antonio Pigafetta und seinem Augenzeugenbericht der ersten Weltumsegelung von 1519 – 1522: Mit Magellan um die Erde.
Neben der wichtigen Zeittafel am Ende des Buches gibt es auch eine detaillierte Aufstellung die gesamten Kosten der Flotte Magellans, sowie die abgefassten Verträge zwischen der Majestät und dem Kommandanten der Flotte über die Gewürzinseln. Ein großartiger historischer Roman."

Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit - Magellan / Zitate

Stefan Zweig Weltautor - Ausstellungskatalog

Zsolnay 2021

Franz Meister: " Dieser Ausstellungskatalog ergänzt - für alle, die sich mit Stefan Zweig vertiefter einlassen wollen - Leben, Arbeit, Reflexion und Echo dieses herausragenden Schriftstellers. So erfahren wir über die akribische Aufstellung seiner Werke, deren Übersetzuungsausgaben, Verfilmungen und Korrespondenzen. Wir erfahren, dass durchaus bekannte schriftstellerische Zeitgenossen nicht immer würdigend, nein eher aus Eifersucht ob des Ruhms, auf Zweig hinabblickten. Und wir erfahren - aus der Feder Daniel Kehlmanns, wie Zweigs Werk - ohne Verlagspromotion - bis hin zu New Yorker Taxifahrern - nahezu aus dem Nichts - vor wenigen Jahren neue Aktualität bekam."

Sonderausstellung "Stefan Zweig. Weltautor" im Literaturmuseum

(c) Nadja Meister Krems 2020

Die Fotos sind dem Photoprojekt "In Time of Corona" 2020 von Nadja Meister entnommen.

Created By
Franz Meister
Appreciate

Credits:

Nadja Meister - photography