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Meidlinger Pfarrkirche HEILIGE RÄUME 2020

Pfarrkirche "Heiliger Johannes Nepomuk"

Die Meidlinger Pfarrkirche wurde in den Jahren 1842–45 nach Plänen von Carl Roesner erbaut. Sie ist dem hl. Johannes von Nepomuk geweiht und befindet sich am Migazziplatz. Die Kirche wurde auf einem eigens angelegten Platz freistehend errichtet und lehnt sich in ihrer äußeren Gestaltung etwas an die kurz zuvor erbaute Altmannsdorfer Kirche an. Es handelt sich um eine Hallenkirche, die von einem Fassadenturm akzentuiert wird, und streng symmetrisch gegliedert wurde. Das Gebäude ist breit angelegt, mit einem leicht erhöhten Mittelschiff mit Kreuzrippengewölbe. Der Chor schließt gerade ab. In der Halle befinden sich mächtige kreuzförmige Pfeiler.

Die karge Innenausstattung wird durch eine monumentale Kreuzigungsgruppe von Erich Pieler aus dem Jahr 1956 beherrscht, die mit über 4 Metern Höhe die größte Holzplastik Österreichs ist. Die keramischen Kreuzwegbilder (1963) stammen von Alfred Kirchner. Der neue Altar und der Tabernakel wurden von der Firma Geyling hergestellt. Die Kirchenbänke und Tore stammen noch aus der Bauzeit.

Blick in den Chor
Blick zur Orgelempore

Die Orgel stammt von Kaufmann (1933). Das in den Kriegswirren verschwundene Gnadenbild der Schwarzen Muttergottes von Tschenstochau (1850), das sich bereits in der alten Kirche befunden hatte, wurde von einem Antiquitätenhändler erworben und 1984 der Pfarre Meidling übergeben.

In der Taufkapelle befindet sich eine plastische Pietà aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Bild des Gekreuzigten aus dem 17. Jahrhundert soll 1650 in Nürnberg mit jener Lanze durchbohrt worden sein, mit der auch die Seite Christi geöffnet wurde. Weiters finden sich eine Kopie eines Marienbildes aus Brünn und eine Dreifaltigkeit aus dem 18. Jahrhundert. Das Taufbecken stammt noch aus der ersten Kirche.

Kreuzigungsbild mit durchbohrter Leinwand
Mariazellerkapelle

In der Mariazellerkapelle befindet sich noch ein Altar von 1888 von den Gebrüdern Kastner, der die Maria Immaculata darstellt. In den Seitennischen stehen Figuren der hll. Severin und Leopold.

Geschichte

Die erste Meidlinger Kirche wurde vermutlich 1732/33 auf Veranlassung von Kaiser Karl VI. errichtet. Sie wurde als erste Kirche Österreichs dem 1729 heiliggesprochenen Johannes von Nepomuk geweiht, der als Patron gegen Überschwemmungen gilt. Meidling wurde nämlich durch den nahegelegenen Wienfluss öfters von Überschwemmungen heimgesucht. 1783 wurde diese Kapelle, die bis dahin zur Pfarre Penzing gehört hatte, im Zuge der josephinischen Kirchenreform zunächst zur Lokalkaplanei und 1784 zur Pfarrkirche erhoben. Seit dieser Zeit wurde Meidling vom Stift Klosterneuburg betreut.

Die zu klein gewordene Kirche, die sich an der Stelle der heutigen Meidlinger Hauptstraße 10 befunden hatte, wurde 1842–45 durch eine neue dreischiffige Kirche nach Plänen von Carl Roesner im neoromanischen Stil ersetzt, die ein frühes Beispiel des Historismus in Wien darstellt. Kaiser Ferdinand persönlich setzte den Schlussstein. Diese Szene wurde von Peter Fendi festgehalten. Die neue Kirche erhielt als Hochaltarbild ein wertvolles Gemälde von Johann Georg Schmidt, das ursprünglich das Hochaltarbild von Stift Klosterneuburg war und die Geburt Mariens darstellte. Außerdem besaß sie ein Bild von Leopold Kupelwieser und ein weiteres von Johann Ender. In den Jahren 1879 und 1900 wurde die Kirche jeweils restauriert.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche 1945 beschädigt und die Innenausstattung dabei weitgehend zerstört. Das Hochaltarbild wurde mühsam wiederhergestellt und ging zurück an das Stift Klosterneuburg, das Bild von Kupelwieser erhielt das Niederösterreichische Landesmuseum, das Bild von Ender wurde zerstört. 1952–58 gestaltete der Architekt Gustav Peichl das Presbyterium neu. Ab 1991 wurde die Kirche einer Generalsanierung unterzogen und der Altar neu gestaltet. Ebenso wurde eine Unterkirche geschaffen.

MEIDLINGER KIRCHE · Migazziplatz · 1120 Wien

Credits:

Fotos by Gerd W. Götzenbrucker