Heimat im Unabsehbaren Zur projektausrichtung des gemeindebildes

Ich finde, es gehört zum Wesen der Kunst, das man in ihr nicht weiß, was man tut. Der Grund dafür? - Als Künstler will ich etwas machen, das mehr ist und besser als ich selbst. Ich will über mich und mein Selbst hinaus reichen und eine Form finden, die etwas bedeutet, das mir selbst neu ist. Eine neue Lösung, sozusagen. Ein Forschungsergebnis aus dem Unbekannten.

Mit der Kunst (ich meine jetzt einen weiten Begriff, der auch die Musik und andere Disziplinen einschließt, eigentlich alles Kreative) bereitet die Zivilisation sich für die Zukunft vor. Schafft sich eine Heimat im Unabsehbaren. Wir leben heute in einer Epoche, die sich sehr bewusst ist, dass fundamentale Änderungen ins Haus stehen. Global und lokal, politisch und wirtschaftlich, wissenschaftlich und spirituell, medizinisch und ökologisch.

Wir wissen nicht, was kommt, aber es wird anders sein als es ist. Sehr viel anders und sehr bald. Die Änderung der äußeren Umstände wird mit einem innerlichen Reformationsprozess einhergehen, unsere Vorstellung von dem Verhältnis zwischen dem ICH und der Wirklichkeit wird sich entwickeln und wandeln.

So ist die Lage und sie ist unsicher. Das macht Angst und die erzeugt den Wunsch nach Kontrolle. Irgendetwas, an dem man sich festhalten kann, irgendetwas, das bleibt. Wenn man nur keinen Fehler macht. Und in der vernetzten Gesellschaft sind wir alle ständig unter Beobachtung. Fehler werden auffallen, sind zuortbar und werden nie vergessen werden im Datenschaum. Das lähmt. Wo wir doch so viel Mut bräuchten, uns einer ungewissen Zukunft kreativ zuzuwenden.

Der Prozess des Gemeindebildes ist im Gegenentwurf dazu ausgerichtet. Bei dem Gemeindebild muss ich keine Kontrolle vortäuschen, um ernst genommen zu werden oder mich selbst ernst nehmen zu können. Ich möchte es so beschreiben: ich bin der Gärtner dieses Bildes, sorge für die äußeren Umstände und ermögliche das Wachstum. Was da wächst und als Kunstwerk wirklich wird, muss ich hegen und schützen, nicht zu letzt vor mir selbst und meinem eigenen Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle.

Ich mache ein Reformationsbild für die Emmaus-Kirchengemeinde in Bremthal, zusätzliche Aufträge wie "Publikumszahlen", "mediale Aufmerksamkeit", "Verkäufe" oder "Social likes" habe ich nicht. Es wäre schön, wenn das Gemeindebild heute Resonanz und Zuspruch fände - aber Priorität hat es nicht.

Stefan Budian, 2017-03-10

Created By
Stefan Budian
Appreciate

Made with Adobe Slate

Make your words and images move.

Get Slate

Report Abuse

If you feel that this video content violates the Adobe Terms of Use, you may report this content by filling out this quick form.

To report a Copyright Violation, please follow Section 17 in the Terms of Use.