Unsere Frau in Brüssel Carina Geiß aus schmissberg arbeitet in Belgien

von Rudi Weber I 28. Juni 2016

Meine Nichte Carina Geiß reist sehr gern. Ihr Lebensmotto lautet: „Live! Explore! Travel! – Lebe! Erkunde! Reise!“ Sie hat schon Orte wie New York, Texas, Alaska, Vietnam, den Kosovo, Dubai und zuletzt die Stadt Fès in Marokko bereist. Carina findet es einfach toll, neue Kulturen, Sitten und Menschen kennenzulernen. Da verwundert es auch nicht, dass sie nun in Brüssel wohnt und arbeitet, in der Hauptstadt Europas.

Ausbildung bei der Kreisverwaltung Birkenfeld

Mit 16 Jahren begann Carina eine Ausbildung im mittleren Dienst bei der Kreisverwaltung Birkenfeld. Da eine dauerhafte Beschäftigung bei der Behörde zu diesem Zeitpunkt nicht möglich war, bewarb sich Carina bei der neu strukturierten Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier (ADD Trier). Sie bekam die Stelle und war dort im Bereich „Unterbringung von Spätaussiedlern, jüdischen Emigranten und der Förderung von Integrationsmaßnahmen“ tätig. Später wurde ihr dann der Aufgabenbereich „Liegenschaftsverwaltung sowie Arbeitsschutz“ zugeteilt.

Seit zwei Jahren in Brüssel

Um die Chance zum Aufstieg in den gehobenen Dienst zu nutzen, drückte Carina erneut drei Jahre die Schulbank. Zusätzlich absolvierte die Schmißbergerin eine zweimonatige Gastausbildung, die sie in die Landesvertretung Rheinland-Pfalz nach Brüssel führte. Als dort eine Stelle im gehobenen Dienst frei wurde, stellte sich Carina gerne dieser neuen Herausforderung. Seit dem 1. März 2014 arbeitet Carina in Brüssel, in der Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz.

Carina Geiß aus Schmißberg arbeitet für das Bundesland Rheinland-Pfalz in Brüssel. Foto: Carina Geiß

"Plötzlich arbeitet man also im Ausland“, erzählt Carina. „In einem Land mit unterschiedlicher Sprache, mit anderen kulturellen Vorzügen und anderer Mentalität. An Belgien und Brüssel mag ich besonders die gelassene Art der Menschen, im Vergleich zu den Deutschen. Da kann es schon passieren, dass der Handwerker statt wie abgemacht um 14 Uhr, erst spät abends oder am nächsten Tag kommt.“ Naja, entgegne ich (Rudi Weber), das kann einem in Schmißberg auch passieren, aber mit so vielen Nationalitäten hat man es bei uns dann doch nicht zu tun.

Carina lernt täglich neue Menschen kennen, hat Freunde aus Schweden, Irland, Rumänien und Frankreich. Die ehemalige Schmißbergerin rät dazu, Brüssel auf jeden Fall einmal zu besuchen und in die Welt von Bier, Waffeln und Fritten einzutauchen. Von Schmißberg aus sind es gerade mal drei Stunden Fahrtzeit.

Rudi Weber (R.W.): Die Landesvertretungen beim Bund in Berlin waren mir bekannt, jedes Bundesland will seine Interessen wahren. Aber wofür sind die 14 Mitarbeiter in Brüssel zuständig?

Die Vertretung des Landes in Brüssel wirkt seit 1987 als Schnittstelle zur Politik auf europäischer Ebene. Heike Raab, die Bevollmächtigte beim Bund und in Europa, für Medien und Digitales, und ihre Mitarbeiter halten den Kontakt zu allen Organen der Europäischen Union. Sie informieren die rheinland-pfälzische Landesregierung im Vorfeld wichtiger Entscheidungen. Dazu besuchen sie Fachausschüsse, pflegen Kontakte zu Mitgliedern des Europäischen Parlaments, der Kommission, zu Verbänden und Institutionen sowie zu den Europaabgeordneten die aus Rheinland-Pfalz kommen.

Landesvertretung in Belgien macht Werbung für Rheinland-Pfalz

Ganz praktisch bietet die Landesvertretung auch Beratung an, beispielsweise wenn es um europäische Fördermittel geht. Im Brüsseler Haus der Rheinland-Pfälzer wirbt die Vertretung auch mit den Vorzügen und Stärken des Bundeslandes. Darunter stellt sie Rheinland-Pfalz als Wirtschaftsstandort oder als Urlaubsland vor. Dafür werden dann unter anderem Podiumsdiskussionen, Empfänge und Kunstausstellungen veranstaltet.

Carina plant und organisiert Veranstaltungen

An dieser Stelle kommt jetzt auch Carina ins Spiel. Sie ist unter anderem für die Organisation und Durchführung von allen Veranstaltungen verantwortlich. Zudem sorgt sie dafür, dass die Villa aus der Gründerzeit mit ihren drei Etagen und 900 Quadratmeter Nutzfläche, in Schuss bleibt. Aha, daher also der "Grumbel" mit den „Handwerkern“.

Auch die Villa, in der sich die Vertretung befindet, hält Carina in Schuss. Foto: Carina Geiß

R.W.: Besucher sind jedenfalls gerne gesehen. In deinem Job trifft man doch bestimmt auch hin und wieder ganz prominente Persönlichkeiten?

Dazu will sie lieber nichts sagen, bescheiden ist sie ja, unter Umständen steht auch der Datenschutz dagegen. Vielleicht schicken wir mal eine Schmißberger Delegation zu ihr nach Brüssel - noch prominenter geht ja gar nicht.

R.W.: Wie hast Du Ende März, die Situation während der Terroranschläge in Brüssel erlebt?

„Ich war gerade mit unserer Reinigungskraft Lourdes am Reden, als um 8 Uhr meine Kollegin rief: Eine Bombe am Flughafen! Lourdes und ich schauten uns versteinert an, umarmten uns und wünschten uns einen sicheren Tag. Eine Stunde später der nächste Schock: Eine Bombe in der Metrostation Maelbeek, die nur zwei Stationen von meinem Büro entfernt ist. Wir riefen alle Kollegen an, die noch nicht bei der Arbeit waren, um uns zu versichern, dass es ihnen gut geht. Wir sagten, sie sollen zu Hause bleiben. Alles lief wie in Trance ab.

Telefon stand nicht mehr still

Dann schrieb mein Bruder eine WhatsApp Nachricht, ob alles ok sei und danach stand mein Computer und mein Telefon nicht mehr still. An ein normales Arbeiten war an diesem Tag nicht mehr zu denken. Dank der Facebook Funktion „Bei einer Explosion in Sicherheit“ konnte ich der Außenwelt mitteilen, dass es mir „gut“ geht, da zwischenzeitlich das Telefon- und Handynetz überlastet war. Mein Papa meinte am nächsten Tag nur: Gestern warst du ziemlich durcheinander, gell?

Die Brüsseler wären aber nicht Brüsseler, wenn sie nicht bald wieder versuchen würden, der „Normalität“ nachzugehen. Es gibt zwar immer noch Militär und viel Polizei in der Stadt, aber daran sind wir seit den Anschlägen auf die Pariser Zeitung „Charlie Hebdo“ im Januar 2015 gewöhnt.“

R.W.: Verändert einen solch eine Erfahrung?

Carina berichtet, dass sie sich seither intensiv mit dem Konstrukt „Islamischer Staat“ auseinandersetzt. Sie hofft, dass in Zukunft viele Kulturen friedlich zusammenleben können. Nicht weit von ihrer Wohnung entfernt, in einem Park, ist die älteste und größte Moschee Brüssels. „Ich hoffe, dass wir lernen uns zu verstehen und vor allem zu respektieren.“

R.W.: Und welche Rolle spielt das kleine Schmißberg noch im Leben einer Weltenbummlerin?

„Daheim ist einfach daheim“

Die behutsame Kindheit, die sie hier erlebt hat, kann ihr keiner mehr nehmen, meint Carina. Der Unterstützung der Familie, die immer mit Rat und Tat für sie da waren, verdankt sie sehr viel. Und noch heute, wenn sie nach Hause kommt, erlebt sie Nachbarn, die sich nach einem erkundigen und in Gespräche verwickeln. Das sei eine Vertrautheit, die man in Städten nicht immer findet.

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Rudi Weber
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Credits:

Carina Geiß

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