Holzstiche aus Tirol Handkoloriert, Stiche um 1880

Anders als eine Fotografie zeigt ein Holzschnitt immer die subjektive Sichtweise seines Stechers. Jedes Bilddetail, jedes Pünktchen, jeder Strich wurde bewusst gesetzt, andere, unwichtig erscheinende Einzelheiten wurden in den Hintergrund gedrängt oder fortgelassen. Obwohl der Holzschnitt im 19. Jahrhundert der alltäglichen Berichterstattung diente, dokumentiert er deutlich die Sichtweise der Menschen jener Zeit, spiegelt ihre Ängste wider und zeigt ihre Begeisterung für bestimmte Dinge oder Ereignisse.

Darüber hinaus handelt es sich bei einem Holzschnitt in der Regel um eine Originalgrafik. Die Blätter wurden in der Regel direkt von dem Druckstock abgezogen, den der Tonschneider von eigener Hand geschaffen hatte.

Um 1900 kam das fotomechanisch gerasterte Klischee in Gebrauch. Es begann, den Holzstich zunächst in der Presse, später auch in anderen Druckwerken abzulösen. In einzelnen Bereichen blieb der Holzstich jedoch bis weit ins 20. Jahrhundert als die geeignetste Darstellungsform aktuell. In einzelnen Werbekatalogen war er, wegen seiner Klarheit in der Darstellung, bis in die 60er Jahre präsent. Heute ist der Holzstich zum begehrten Sammlerobjekt geworden.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts eroberte eine neue Technik die Holzschnitt-Ateliers. Bis dahin hatte man für den Holzschnitt ausschließlich Holzplatten benutzt, die wie übliche Bretter in Holzfaserrichtung aufgesägt worden waren. Für den Formschneider bedeutete dies, dass er die Holzfasern in unterschiedlcher Richtung durchschneiden musste. Als Holzarten kamen zunächst der einheimische Birnbaum, später das aus Kleinasien importierte Buchsbaumholz in Frage. Neben einigen gröberen Werkzeugen zum Austiefen von größeren nicht druckenden Flächen wurde für den eigentlichen Bildschnitt lediglich ein kleines Messerchen benutzt, das ähnlich einem modernen Skalpell gehandhabt wurde.

Aus der Schnittrichtung zum Faserverlauf ergaben sich für die Darstellung materialbedingte Eigenheiten, die man als 'Holzschnittmanier' bezeichnete. Mit der herkömmlichen Technik war es beispielsweise nicht möglich, sehr feine, nah beieinander liegende oder sich kreuzende Linien zu schneiden. Die schmalen Stege wären sofort längs der Maserung ausgebrochen. Der Stecher konnte also nur die Umrisslinien und die tiefen Schatten mit kräftiger Linienführung herausarbeiten. Halbschatten oder zarte Grautöne waren nicht zu schneiden, ein allmählicher Hell-Dunkel-Übergang war nicht möglich, Lichter mussten möglichst breit gehalten werden. Beim Schneiden musste man den Schnittwinkel zum Faserverlauf beachten. Je nach Winkel setzte die Maserung dem Messer unterschiedlichen Widerstand entgegen. Folgte das Messer der Faser, neigte das Holz zum Spalten. Diese Eigenheiten gaben dem Holzschnitt eine gewisse Markigkeit, die stets auch ihre Verehrer hatte, so dass auch in anderen Künsten versucht wurde, das Erscheinungsbild des Holzschnitts nachzuahmen.

Der englische Grafiker und Holzschneider Thomas Bewick (1753-1828) stellte in den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts alle bisher gültigen Formschnittregeln auf den Kopf und revolutionierte damit den Holzschnitt. Bewick begann nämlich seine Figuren, statt in Langholz, in Hirnholz zu stechen. Er verwendete hierzu quer zum Stamm gesägte Buchsbaumscheiben. An Stelle des bisherigen Messers benutzte er einen Grabstichel mit V-förmigem Querschnitt. Da die beiden Schneiden des Stichels bei jedem Schub gleich zwei Messerschnitte ersetzten, sparte Bewick - ganz im Sinne der aufkommenden Industrialisierung - Arbeit und Zeit. Zugleich erzeugte er mit dem Stichel mühelos parallele Schnittkanten, deren Abstand er, je nach Schnitttiefe, einfach variieren konnte. Das Hirnholz setzte dem Stichel einen angenehmen und in jeder Schnittrichtung gleichen Widerstand entgegen. Der Formschneider erreichte für seine Arbeit eine größere Sicherheit und konnte mit der neuen Methode seine Motive viel feiner ausarbeiten. Selbst die kleinsten Pünktchen brachen nicht mehr aus, weil sie mit den senkrecht stehenden Holzfasern fest im Block verwurzelt waren. Plötzlich war es möglich, feine Tonabstufungen differenziert darzustellen, was den Holzschnitt den besten Kupferstichen ebenbürtig machte.

Erhältlich sind diese schönen handkolorierten Holzstiche in der Kunsthandlung Schneider in Hopfgarten. 0043 676 3724194, www.glasschneider.at

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GlasSchneider 6361 Hopfgarten
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