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13 Tage auf La Réunion ein dreiakter

There is an Island in the Sun

Auch wenn Harry Belafonte mit „Island In The Sun“ eine andere Insel besungen hat, dieses Lied passt auch zu La Réunion. Es gibt auch Gemeinsames, die eine liegt in Höhe des 20. Breitengrades nördlich des Äquators in der Karibik, La Réunion in Nähe des 20. Breitengrades südlich des Äquators mitten im Indischen Ozean und gehört zu Frankreich. Die Vulkaninsel hat tropisches Klima – aber nicht zu heiß – hat traumhafte Strände und Korallenriffe und im sehr bergigen Inland Regenwald. Aus Deutschland gibt es keine Direktflüge. Nonstopflüge nur von Paris mit Air France, Corsair sowie Frenchblue von Paris-Orly aus und vom Flughafen Charles de Gaulle startet Air Austral. Flugzeit: rund 11 Stunden ohne Verbindungsflug. Von Deutschland aus dürfen dann noch mal drei Stunden dazu gerechnet werden. Flüge zu Schnäppchenpreisen gibt es eher nicht und wenn, dürfen für An- und Rückreise schon mal 19 Stunden und mehr veranschlagt werden (kann sich natürlich alles ändern). Apropos Vulkaninsel, La Rèunion hat mit dem Vulkan Piton de la Fournaise einen der aktivsten Vulkane der Erde. Das letzte Mal hat er am 11. August 2019 gehustet. Haben wir verpasst.

Vom langen Flug müssen wir uns erst mal am Strand erholen

Ein bisschen schwimmen, am Strand entlang flanieren, hie und da eine Strandbar aufsuchen, ein kühles Bier oder Cocktail trinken, einfach Nichtstun. So sieht unser erster Tag aus. Die Sandstrände sind nicht überfüllt und das türkisfarbene, kristallklare Wasser lädt zur Abkühlung ein. Das dreißig Kilometer lange, vorgelagerte Korallenriff – ein Eldorado für Taucher – bildet eine natürliche Schutzzone zum Indischen Ozean.

Für die ersten fünf Nächte haben wir als unsere Bleibe das drei Sterne Hotel Le Récif ausgesucht, 1,6 km vom Port de Saint Gilles entfernt.

Eine kleine Orientierungshilfe zu unseren Unternehmungen:

(Wo war was)

Le Maido (1)

In den Werbebroschüren gibt es natürlich nur Sonne und superschönes Wetter auf La Réunion. Gott sei Dank ist dem nicht so und wir hatten Glück, oben in über 2171 m Höhe hatten wir viel Nebel zu Beginn unserer Wanderung und auf der Aussichtsplattform Le Maido alles, nur keine Weitsicht. Normalerweise hat man von hier oben einen sagenhaften Blick in den 1000 m tiefer gelegenen Talkessel Cirque de Mafate. Trotzdem war diese Wanderung unglaublich schön, wie in einer Zauberwelt und weil unser Blick nicht in die Ferne schweifen konnte, nahmen wir das, was direkt vor uns war, viel intensiver auf. Dinge, die uns mit Fernblick wohl entgangen wären.

Genau genommen wanderten wir in den Wolken und mussten nur aufpassen, dem Abgrund nicht zu nahe zu kommen. Nicht nur Sträucher, Blumen und Moose faszinierten uns, sondern auch der Tanz der Wolken, deren Spiel, wenn wir mal nicht von ihrem Nebel eingeschlossen waren, spannend zu beobachten war. Sie spielten mit uns und gaben ab und zu, flashmäßig den Blick ins Tal frei, so als wollten sie sagen: „Schaut, was es hier noch alles zu entdecken gibt, ihr müsst wiederkommen.“

Warnung

Die Fahrt zum Le Maido Parkplatz geht von 0 auf 2171 Meter hoch – auf einer schmalen Bergstraße mit gefühlt zwei Millionen Kurven. So viele waren es natürlich nicht, aber Frau und Sohn, Achterbahn und Kettenkarussell erfahren, wurde übel. Ich saß am Steuer und hatte daher keine Probleme, musste aber die letzten Kilometer im Schneckentempo fahren, sonst wäre die Endreinigung des Mietautos (zu dem komm ich später) teuer geworden.

Wir genießen noch den Sonnenuntergang am Meer und als wir zu unserem Hotel Le Récif zurückkommen, überraschen uns dort Maloya-Tänzerinnen mit Gesängen, Tänzen natürlich und kreolischen Cocktails – mit Rum von der Insel. Kann es einen schöneren Ausklang nach so einer Wanderung geben?

Cilaos (2)

Wie steht es im La Réunion Wanderführer vom Rother Verlag: „Cilaos ist eine Insel auf der Insel, ein abgeschiedener Frischluftort in 1200 m Höhe, umgeben von 2000 bis 3000 m hohen Bergkämmen.“ Von unserem Hotel Le Récif bis Cilaos sind es gerade mal 80 Kilometer, aber das dauert. Für die Hälfte – optisch längere Strecke – bis Saint-Louis brauchen wir auf der Küstenautobahn 30 Minuten. Für die zweite Hälfte fast dreimal so viel Zeit, denn jetzt schlängelt sich die Straße durch die Berge.

Und jetzt komme ich zum Autoteil. Wer ins Innere des Landes vordringen will, sollte keinen Straßenkreuzer mieten. Die kleinen Bergstraßen sind oft schmal, verwinkelt und verzwickt. Wir haben uns bei Sixt schon von zuhause aus einen kompakten Jeep Renegade Allrad (4,2 m lang, 1,80 breit und wer es nicht weiß, auf Fiatbasis) reserviert. Allrad ist nicht unbedingt nötig, aber die paar Zentimeter mehr Bodenfreiheit machen auf unbefestigten Wegen durchaus Sinn. Um gleich alle Verdachtsmomente auszuräumen, wir wurden nicht von Jeep oder Fiat gesponsert oder irgendwie unterstützt. Die Kiste hat einfach Spaß gemacht.

Allein die Fahrt nach Cilaos, ein Bergort mit rund 5000 Einwohnern, ist die Reise wert und die Gegend drumherum ist bei Kletterern, Wanderern und Canyoning-Fans sehr beliebt. An Wochenenden ist dort die Hölle los. Schön restaurierte kreolische Häuser, kleine Boutiquen und Restaurants versprühen ein etwas hippieske (steht nicht im Duden) Atmosphäre, die wohltuend entspannend wirkt. Wer mehr will, kann von Cilaos auch zum mit 3071 Metern höchsten Berg des Indischen Ozeans, dem Piton des Neiges aufsteigen, einem Vulkanmassiv, dessen letzte Eruption vor 12.000 Jahren stattgefunden hat und kann dann, sozusagen vom Dach des Indischen Ozeans den Blick auf den Talkessel genießen.

The Dodos face is all over the place

Nein, nicht das rechte Bild, das bin ich nach einem Dodo-Bier. Der Dodo ist der Nationalvogel Réunions, obwohl dieser große, flugunfähige Vogel schon seit langem, genau seit 1690, ausgestorben ist, ist er doch allgegenwärtig und ziert auch das Etikett der Bourbon Brauerei.

Egal, ob man zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Auto unterwegs ist, die Aussicht ist einfach grandios und Busfahrer hier oben sind wahre Tunnelartisten, wer es nicht erlebt hat, kann es nicht glauben, ohne zu zögern fahren sie in Tunnels ein, wo rechts, links und oben nur noch wenige Zentimeter übrig bleiben. Wenn das jeder könnte, wäre die Parklückensuche halb so schwer.

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Credits:

Foto + Videos © Herbert Worm