Loading

ON|OFF PREVENT RADIKALISIERUNGSPRÄVENTION IM ON- UND OFFLINE-SEKTOR

ÜBERSICHT

  1. VORWORT
  2. DAS MODELLPROJEKT ON|OFF PREVENT
  3. PROJEKTUMSETZUNG
  4. INHALTE
  5. KANÄLE
  6. FAZIT & AUSBLICK
  7. IMPRESSUM | KONTAKT

VORWORT

Diese Zusammenfassung gibt einen Überblick über die Aktivitäten im Rahmen des Modellprojekts On|Off Prevent. Das Projekt wurde von 8/2017 bis 12/2019 von Violence Prevention Network e. V. durchgeführt und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ sowie mit Mitteln des Landesprogramms „Hessen – aktiv für Demokratie und gegen Extremismus“ (Hessisches Ministerium des Innern und für Sport) gefördert.

Das Projekt befasste sich mit der Erprobung innovativer Handlungsansätze im Bereich der Online-Radikalisierungsprävention und -intervention im Themenfeld des religiös begründeten Extremismus. Es galt, praxis- und zielgruppenorientierte digitale Content-Formate zu entwickeln und auf ihr Potenzial hin zu testen, über das Internet Kontakt zu jungen Menschen herzustellen, die radikalisierungsgefährdet waren oder Merkmale demokratiefeindlicher Handlungen entwickelten.

1. EINFÜHRUNG

Junge Menschen nutzen das Internet und die Sozialen Medien als Informations- und Kommunikationsplattformen. 91 Prozent der jungen Erwachsenen sind laut aktueller JIM-Studie täglich im Netz – und die Zahl der jüngsten Altersgruppe, der 12- bis 13-Jährigen, nimmt kontinuierlich zu. Zumeist gehen die jungen Nutzer*innen mit dem Smartphone online: Für 95 Prozent ist dies der bevorzugte Weg online zu kommunizieren und im Internet zu surfen. Das Smartphone ist somit integraler Bestandteil des Alltags und der „digitalen Realität“. Am beliebtesten sind bei den jungen Nutzer*innen die Kommunikation via Messenger und Chats sowie Video- und Streaming-Plattformen.

Für Extremist*innen aller Phänomenbereiche bietet diese niedrigschwellige Option der Kommunikation eine einzigartige Chance mit ihren Botschaften junge Menschen zu erreichen. Der Konsum bestimmter spezifischer Medieninhalte kann dabei Radikalisierung verstärken und Gewalt fördern: Hasskultur im Internet ist ein virulentes Problem und manifestiert sich auch offline, wie etwa die Anschläge von Arid Uka am Frankfurter Flughafen (2. März 2011) oder von Brenton Tarrant im neuseeländischen Christchurch (15. März 2019) zeigen. Radikalisierung über das Internet und die Vermittlung extremistischer Taten und Botschaften sind im Netz etabliert, und online verbreitete extremistische Propaganda kann offline erhebliche Gefahren für die zivile Sicherheit erzeugen.

Aktuell sind die populärsten deutschsprachigen Kanäle mit islamistischen und salafistischen Botschaften vor allem auf Social-Media-Plattformen präsent, die von jungen Menschen besonders häufig genutzt werden, und zwar bei YouTube, WhatsApp, Instagram, Facebook, Soundcloud und Twitter. Das zeigen unter anderem die im Herbst 2019 durch das Zentrum für angewandte Deradikalisierungsforschung modus|zad veröffentlichten aktuellen Forschungsergebnisse des Projekts ABAT. Die Akteur*innen aus dem Spektrum religiös begründeter Extremismus wissen, wie und wo sie junge Menschen erreichen: YouTube ist mit 63 Prozent die beliebteste Plattform, gefolgt von WhatsApp mit 39 Prozent, Instagram zeigt mit 30 Prozent deutliche Zuwächse und ist gerade bei den 14- bis 17-Jährigen die beliebteste Plattform überhaupt.

Mit dem Start des Modellprojekts On|Off Prevent im Jahr 2017 begann das Team, inhaltsbasierte Zugänge für die Arbeit mit ideologisierungsgefährdeten und/oder radikalisierungsgefährdeten Zielgruppen zu erproben. Die folgend dargestellten Aktivitäten auf unterschiedlichen Social-Media-Kanälen wurden durch mehrere Expert*innenmeetings unterstützt und sind als Feldversuche in einem bis dato für die Präventionsarbeit wenig erschlossenen Themenkomplex anzusehen.

2. DAS MODELLPROJEKT ON/OFF PREVENT

Das Modellprojekt On|Off Prevent (Laufzeit 08/2017 – 12/2019) diente der Entwicklung und Erprobung innovativer inhaltsbasierter Handlungsansätze im Bereich der Online-Prävention und -Intervention.

Zielstellung

Das Modellprojekt verfolgte vorrangig zwei Ziele. Zum einen die von interdisziplinären Expert*innen gestützte Beobachtung und Bewertung von Online-Radikalisierungs- und -Rekrutierungstrends im Phänomenbereich des religiös begründeten Extremismus. Zum anderen sollten neue innovative praxis- und zielgruppenorientierte Online-Ansätze der Präventions- und Interventionsarbeit durch die Konzeption und Produktion verschiedener digitaler Formate und deren Verbreitung über diverse Social-Media-Kanäle erprobt werden.

Zielgruppen

Die Primärzielgruppe bestand aus ideologisierungs- bzw. radikalisierungsgefährdeten jungen Menschen zwischen 14 und 27 Jahren. Die Sekundärzielgruppe umfasste pädagogische Fachkräfte und Multiplikator*innen wie zum Beispiel Träger und Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe, die beruflich Radikalisierungsprozesse bei jungen Menschen feststellen oder Umgang mit Radikalisierungsanfälligen haben.

3. PROJEKTUMSETZUNG

Um im Rahmen der Radikalisierungsprävention menschenverachtenden Ideologien und demokratiegefährdenden gesellschaftlichen Entwicklungen im Internet mit zielgerichteten Maßnahmen begegnen zu können, bestand zunächst die Aufgabe darin, die aktuellen Entwicklungen auf dem Gebiet der Online-Radikalisierung zu analysieren. Des Weiteren galt es Wege für eine Kontaktaufnahme mit der Zielgruppe radikalisierungsgefährdeter junger Menschen zu erschließen, die deren Lebensrealität und Kommunikationsgewohnheiten entsprachen und den technologischen Wandel in diesem Feld berücksichtigten.

Innovationswerkstätten | Expert*innenmeetings

Im Verlauf des Modellprojektes On|Off Prevent gab es wiederholt interdisziplinäre „Innovationswerkstätten“: Expert*innen aus den Bereichen Präventionspraxis, Wissenschaft, Medien, Wirtschaft und Zivilgesellschaft tauschten sich zu aktuellen Online-Radikalisierungstrends im Bereich des religiös motivierten Extremismus aus. Neue Handlungsansätze der Online-Prävention und -Intervention wurden erörtert. Zentrale Fragen der Veranstaltungen waren zum Beispiel:

  • Wie haben sich mediale Kommunikationsprozesse in den letzten Jahren gewandelt?
  • Wie haben extremistische Akteur*innen die entstandenen Möglichkeiten zur Verbreitung von Propaganda und Rekrutierung genutzt?
  • Welche weiteren Entwicklungen sind zu erwarten und welche sinnvolle Begegnungsstrategien ergeben sich daraus für die Präventions- und Deradikalisierungsarbeit?

Als besonders herausfordernd wurde grundsätzlich die effektive Online-Kommunikation mit der Zielgruppe, deren Mediennutzung und mangelnde Medienkompetenz bzw. Medienkritikfähigkeit angesehen. Einig waren sich alle Expert*innen darin, dass Soziale Medien gezielt strategisch von Extremist*innen genutzt werden, um Falschmeldungen und Propaganda zu verbreiten und neue Anhänger*innen zu rekrutieren. Diese Entwicklungen wurden auch als dringliche Problemstellungen der Präventionsarbeit im Kontext der Multiplikator*innenfortbildung identifiziert. Erzieher*innen, Lehrer*innen und Hochschuldozent*innen sollten befähigt werden, ihr pädagogisches Know-how mit aktuellen Informationen der Online-Prävention zu ergänzen und zu erweitern.

Folgend eine Zusammenfassung weiterer im Rahmen der Veranstaltungen gewonnenen Erkenntnisse:

Es fehlen Angebote und Strategien für die Intervention und Deradikalisierungsarbeit online

Es sind zwar primärpräventive Angebote verschiedener Akteur*innen online verfügbar, Interventions- oder Deradikalisierungsangebote bilden jedoch noch die Ausnahme und sind gegenüber Primärpräventionsangeboten voraussetzungsreicher und komplexer umzusetzen.

Herausforderungen in diesem Zusammenhang sind zum Beispiel eine 24/7-Erreichbarkeit für die Zielgruppe, deren potenzielle Stigmatisierung durch entsprechende (Hilfs-)Inhalte und -Angebote oder die generelle narrative und visuelle Ansprache. Teil einer möglichen Lösung könnte der Perspektivwechsel von einer bisher eher defizitorientierten Herangehensweise („Du brauchst Hilfe“) hin zu einem ressourcenorientierten Angebot sein („Du bist wichtig für uns“), wie es von extremistischen Gruppen eingesetzt wird. Ein derartiger Perspektivwechsel hat in der pädagogischen Praxis offline schon vor Jahrzehnten stattgefunden, scheint aber in der Entwicklung und Umsetzung von Online-Angeboten weiterhin eine Herausforderung darzustellen.

Kenntnisse über das Kommunikations- und Informationsverhalten junger Menschen sind eine notwendige, jedoch keine hinreichende Bedingung für erfolgreiche Präventionsarbeit

Extremistische Gruppen passen ihre Strategien den Veränderungen in den Sozialen Medien an. Kontinuierliches Monitoring ist daher wichtig: Zielgruppenrelevante Kanäle und Akteur*innen sind zu identifizieren und entsprechende Informationen der Präventions- und Interventionsarbeit zeitnah zur Verfügung zu stellen.

Junge Menschen sollten miteinbezogen werden, um ein tieferes Verständnis für zielgruppenspezifische Handlungsmotive zu gewinnen: Welche Bedürfnisse werden befriedigt? Welche Themen erreichen eine hohe Aufmerksamkeit? Ein rein technisches Verständnis der verschiedenen Kommunikationskanäle ist nicht ausreichend.

Welche Rolle spielt die Öffentlichkeit der Online-Kommunikation und wie kann Online-Verhalten richtig eingeschätzt werden (strafrechtlich/pädagogisch)?

Fraglich ist, inwieweit sich junge Menschen überhaupt der Folgen ihres Handelns bewusst sind und wie zwischen dem sanktionswürdigen Verhalten eines jungen Menschen und seinem altersgemäßen Experimentieren unterschieden werden kann. Restriktive Maßnahmen zeigen schnell nicht beabsichtigte (Neben-)Effekte: Verbote führen oftmals zu einer Verlagerung der Gespräche in geschlossene Kommunikationskanäle und erschweren so den Kontakt zur Zielgruppe. Ein möglicher Weg zur Vermeidung einer solchen Kommunikationsverlagerung könnte sein, dass Personen aus der Zielgruppe – unter pädagogischer Betreuung – relevante Inhalte selbst melden und bewerten.

Neue technische Möglichkeiten: Chancen und Risiken müssen abgewogen werden

Technische Neuerungen verändern fortlaufend die Kommunikations- und Informationswege junger Menschen und damit auch deren Möglichkeiten, im Netz Erfahrungen zu machen. Potentielle Risiken – wie z.B. Virtual-Reality-Erlebnisse, die unter bestimmten Voraussetzungen neurologisch als „echte“ Erfahrungen verarbeitet werden und somit zu (Re-) Traumatisierungen führen können – müssen bedacht und bei der Beurteilung neuer digitaler Präventionsansätze ausreichend berücksichtigt werden. In diesem Zusammenhang gilt zuerst die pädagogische Fürsorgepflicht gegenüber den (potentiellen) Klient*innen; sie kann der Anwendung neuer technischer Entwicklungen und Online-Präventionsansätze entgegenstehen.

Ist es angezeigt, erfolgreiche Strategien der Medien und der extremistischen Akteur*innen zu kopieren/nachzuahmen?

Fast alles, was laut, bunt und provokativ ist, wird in den (Massen-)Medien besonders schnell konsumiert und verbreitet. Gerade Extremist*innen scheinen mit ihren dichotomen Erklärungsmustern, der Konstruktion konfliktträchtiger und emotionalisierender (Opfer-)Narrative und dem Teilhabeversprechen an einer vermeintlich starken und wertschätzenden Gemeinschaft sehr erfolgreich darin zu sein,

  • Themen schnell zu (be-)setzen,
  • Prozesse eines extremistischen Framings zu forcieren
  • und Diskussionen durch Störaktionen zu kapern (Praxisbeispiel: #NichtOhneMeinKopftuch).

Dennoch ist es schon aus moralischer und rechtlicher Perspektive nicht opportun, sich vergleichbarer Strategien und Handlungsansätze zu bedienen. Gerade in diesem Kontext gilt es analog den Grundsätzen der politischen Bildung gemäß des Beutelsbacher Konsens zu agieren. Dessen Grundelemente sind ein Indoktrinationsverbot, das Gebot kontroverse Sachverhalte auch kontrovers darzustellen und junge Menschen in die Lage zu versetzen, die politische Situation und die eigene Interessenlage eigenständig zu analysieren und nach Mitteln und Wegen zu suchen, politisch zu partizipieren.

Extremist*innen verkaufen das zugänglichere „Produkt“ ohne ethische Einschränkungen

Extremistische Ideologien bieten einfache Lösungen an, vermitteln Exklusivität und versprechen Vorteile für den sozialen Status. Junge Menschen werden als „Hoffnungsträger*innen“ angesprochen. Extremist*innen verfügen häufig über die für die jeweilige Zielgruppe „besseren“ oder „spannenderen“ Narrative und agieren zudem unmoralisch.

Demokratieförderung wirkt demgegenüber oftmals noch sehr abstrakt, spricht die Zielgruppe kaum an und vermittelt einen eher defizitorientierten Blick. Denn Akteur*innen der Prävention oder Intervention müssen, schon allein aus Gründen der Glaubwürdigkeit, selbst auferlegte Kodizes einhalten. So können zum Beispiel Fake-Accounts, unter denen in geschlossenen Chatrooms agiert wird, wissenschaftliche Erkenntnisse zwar befördern, sind aber für Maßnahmen der authentischen pädagogischen Intervention kaum tauglich.

Ein Teil der Lösung könnten in diesem Zusammenhang neue zielgruppenrelevante Vorbilder und alternative Narrative sein.

4. INHALTE

Zur Erprobung verschiedener inhaltsbasierter Zielgruppenzugänge via Social Media produzierte Violence Prevention Network unterschiedliche Content-Formate, die – angepasst an die verschiedenen Social-Media-Kanäle – in der Regel mehrfach ausgespielt wurden.

Persönlichkeiten

In Anlehnung an das Vorgehen extremistischer Kanäle, verwendete das Projektteam Zitate von prominenten muslimischen Persönlichkeiten der jüngeren Geschichte und Gegenwart. Ausschlaggebend für die Auswahl waren die Vorbildfunktion und die Prominenz der Persönlichkeiten sowie die Emotionalität und Alltagsrelevanz der Zitate für die Zielgruppe. Zitatgeber waren Personen mit unterschiedlichen Profilen, von Sportlern wie dem verstorbenen Boxer Muhammad Ali bis hin zu Wissenschaftlern wie Dr. Cefli Ademi.

Beispiel für Persönlichkeiten-Post

Junge Menschen konsumieren Inhalte überwiegend in Form von Videos über Online-Plattformen. Extremistische Akteur*innen sprechen ihre Community meist über Video-Inhalte an. Deshalb konzipierte das Projektteam verschiedene Video-Reihen, die sich mit der Lebensrealität und Problemen junger Muslim*innen beschäfigten.

In den Videos der Reihe Sag’s laut gab es Interviews mit junge Menschen zu unterschiedlichen Themen des Alltags. Das Projektteam fragte nach möglichen Diskriminierungserfahrungen, der Identifikation mit der Gesellschaft, nach Generationskonflikten oder verschiedenen Möglichkeiten des Eigenengagements.

Das Format Poetry Slam basiert auf der aktuell populären Form des literarischen Wettstreits mehreren Teilnehmer*innen im Vortrag ihrer selbstgeschriebenen Texte vor Publikum. Die Texte der Videos stammen von jungen Peers und wurden mittels Computeranimationen visualisiert.

In Begriffe des Islam erläuterte der Host Abdelaziz die Bedeutung arabischer Begriffe des Islam aus seiner Sicht und in einer der Lebenswelt der Zielgruppe angepassten Form unter Bezugnahme auf mögliche extremistische Deutungsweisen.

Thema der Reihe Hijabi Life waren alltägliche Probleme junger kopftuchtragener Muslimas. Die Einblicke in familiäre Probleme oder Diskriminierung im öffentlichen Raum wurden im Stil von „User-Generated-Content“ produziert und die Nutzer*innen bekammen einen kurzen Einblick in die Gedankenwelt der Protagonistin.

Post-Kategorien

Mit dem Ziel, junge muslimische Frauen zu erreichen, veröffentlichte Violence Prevention Network speziell auf die Lebenswelt der weiblichen Zielgruppe angepasste „Gender-Posts“.

Beispiel für „Gender-Posts“

Durch allgemeine und aktuelle „Themen-Posts“ sollte die Lebensrealität junger Muslim*innen geschlechtsunspezifisch aufgegriffen und die Vielfältigkeit der Glaubensauslegung thematisiert werden. Hierzu berücksichtigte das Projektteam auch die Parameter der Algorithmen – etwa durch erzählende Bildunterschriften oder themenspezifische Hashtags, um die Sichtbarkeit der Inhalte in den allgemeinen Feeds oder bei der themenspezifischen Suche zu erhöhen.

Event-driven Posts“ wurden zu zeitlich eingegrenzten und/oder wiederkehrenden Anlässen auf mehreren Kanälen mitunter täglich geteilt. Sie behandelten beispielsweise Fragen rund um den Fastenmonat Ramadan.

Beispiel für „Event-driven Post“

5. KANÄLE

Die ursprüngliche Planung, für jedes Content-Format separate Social-Media-Kanäle zu nutzen, wurde im Projektverlauf modifiziert. Um im Rahmen des Community-Buildings die Reichweite schneller erhöhen und Cross-Promotion-Effekte nutzen zu können, bündelte das Team die verschiedenen Content-Formate zu ihrer Erprobung – mit einer Ausnahme – auf jeweils nur einem Kanal pro Social-Media-Plattform. Ergänzt wurden diese Kanäle durch die Website al-musa3ada.de. Sie diente hauptsächlich als kanalübergreifender Sammelort für die verschiedenen Content-Formate, der Auskunft über die Projektzugehörigkeit sowie der Impressums- und Kennzeichnungspflicht. Unter dem Namen Al-Musa3ada wurden auch die Social-Media-Accounts eingerichtet.

Startseite der Website al-musa3ada.de

Die Facebookseite von Al-Musa3ada kommunizierte vornehmlich die auf der Website zusammengeführten Content-Formate.

Auf Instagram waren zwei Kanäle mit unterschiedlichen Fokusgruppen aktiviert: ein öffentlicher, genderneutraler und ein geschlossener, für junge weibliche Musliminnen konzipierter Kanal. Auf dem nicht öffentlichen Kanal postete das Team ausschließlich speziell für die weibliche Zielgruppe produzierten Content.

Alle Videos waren zudem bei YouTube präsent und auf dem Al-Musa3ada-Kanal der Online-Pinnwand Pinterest war eine Content-Mischung der beiden Instagram-Kanäle veröffentlicht.

Um das Wachstum der Community zu beschleunigen und die Zielgruppe auf die verschiedenen Content-Formate aufmerksam zu machen, initiierte das Team auf Facebook und dem öffentlichen Instagram-Kanal wiederholt zielgruppengenaue Werbemaßnahmen.

6. FAZIT UND AUSBLICK

Um für die Zielgruppe attraktiv zu sein, müssen Online-Angebote der Prävention und Intervention der Lebenswelt und Mediennutzung der Zielgruppe entsprechen. Die Entwicklung solcher Kommunikationsangebote bleibt, nicht zuletzt aufgrund des schnellen Wandels der „Netz-Öffentlichkeit“, weiterhin eine der größten Herausforderungen in diesem Feld.

Videos sind am beliebtesten

Videos generierten, unterstützt durch gezielte Werbemaßnahmen, im Projektzeitraum mit Abstand die größte Reichweite und initiierten die meisten Reaktionen und Interaktionen. Die Videos von Al-musa3ada erzielten in den Sozialen Netzwerken insgesamt eine Reichweite von rund 350.000 Impressionen. Mit rund 200.000 Impressionen war Instagram dabei die Plattform mit der höchsten Reichweite.

Community-Building ist essentiell

Um in den Sozialen Netzwerken erfolgreich zu sein, ist auf eine organisch wachsende Reichweite und das Entstehen einer loyalen, aktiven Community hinzuarbeiten. Für deren Aufbau ist viel Zeit erforderlich und der Prozess lässt sich nur bedingt durch Werbemaßnahmen oder die Unterstützung durch Influencer*innen beschleunigen.

Denn die zentralen Parameter für eine erfolgreiche Kommunikation auf Social-Media-Plattformen sind der direkte Austausch von persönlichen Meinungen und die Teilhabe an authentischen, emotional bewegenden (Kommunikations-) Vorgängen, die den Nutzer*innen einen Mehrwert bieten. Werbung oder über Influencer*innen „ausgeliehene“ Authentizität und Reichweite können diese Elemente nicht dauerhaft ersetzen.

Instant-Posts sind ansprechender

Junge Menschen bevorzugen die „instant“ Nutzung verschiedener Inhalte und bleiben deshalb für ihren Konsum von und der Suche nach Inhalten in der Regel auf der Social-Media-Plattform, auf der sie sich gerade befinden. Dies ist einer der Gründe, warum Instagram-Posts mit Zitaten oder Videos in der Regel erfolgreicher liefen als vergleichbare Posts auf Facebook, die über Links zu Inhalten auf die Website al-musa3ada.de verwiesen.

Bedeutung von Websites nimmt ab

Auch aus den genannten Gründen spielen Websites bei jungen Menschen als direkte Anlaufstelle sowohl beim Konsum von Inhalten als auch zur Kontaktaufnahme eine immer geringere Rolle. Um Jugendliche und junge Erwachsene zu erreichen, ist die Bekanntheit und Auffindbarkeit in Sozialen Netzwerken relevanter als etwa ein gutes Ranking bestimmter Keywords bei Suchmaschinen wie Google.

Weniger kann mehr sein

Sämtliche erfolgreiche Akteur*innen im Bereich des religiös begründeten Extremismus präsentieren ihre Inhalte auf verschiedenen Online-Plattformen und -Diensten. Häufig ist es eine Kombination aus YouTube, Facebook, Instagram sowie Messenger-Diensten. Diese Vielfalt mehrerer Plattformen, gepaart mit einer flexiblen Anpassung der jeweiligen Inhalte, ist „State of the Art“ bei den erfolgreichsten extremistischen Online-Kanälen und sollte es daher auch in Online-Präventionsprojekten sein.

Doch schon um auf nur einem Kanal mit extremistischen Angeboten in Konkurrenz um die Aufmerksamkeit der Zielgruppe treten und Antworten auf deren Kampagnen entwickeln zu können, bedarf es auf Seiten zivilgesellschaftlicher Träger erhebliche personeller, zeitlicher und technischer Ressourcen. Möchte man erfolgreich die Aufmerksamkeit der Zielgruppe wecken und Antworten auf die Kampagnen von konkurrierenden Plattformen und deren extremistischen Angeboten entwickeln, empfiehlt es sich daher, die Aktivitäten auf eine möglichst kleine Anzahl von Distributionskanälen zu konzentrieren, dort über einen langen Zeitraum präsent zu sein und sich ändernden Kommunikationsgewohnheiten und -möglichkeiten der jungen Zielgruppe frühzeitig anzupassen. Erfolgreiche extremistische Akteur*innen sind auf diesem Gebiet „Early Adopter“ – hier gilt es schnell aufzuschließen.

KONTAKT | IMPRESSUM

IMPRESSUM

Violence Prevention Network e. V. | Alt-Moabit 73 | 10555 Berlin | Fon: (030) 917 05 464 | Mail: post@violence-prevention-network.de

Vertretungsberechtigt: Judy Korn, Thomas Mücke | Mail: judy.korn@violence-prevention-network.de

Projektleitung: Sebastian Ehlers

Violence Prevention Network e. V. (gegründet 2004) ist eingetragen im Vereinsregister beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg unter der Vereinsregisternummer: 244 27 B | USt-Id-Nr.: DE258428657

Haftungsausschluss

1. Inhalt des Onlineangebotes

Der/die AutorIn übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Haftungsansprüche gegen den/die AutorIn, welche sich auf Schäden materieller oder ideeller Art beziehen, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Informationen verursacht wurden, sind grundsätzlich ausgeschlossen, sofern seitens des/der AutorIn kein nachweislich vorsätzliches oder grobfahrlässiges Verschulden vorliegt. Alle Angebote sind freibleibend und unverbindlich. Der/die AutorIn behält es sich ausdrücklich vor, Teile der Seiten oder das gesamte Angebot ohne gesonderte Ankündigung zu verändern, zu ergänzen, zu löschen oder die Veröffentlichung zeitweise oder endgültig einzustellen.

2. Verweise und Links

Bei direkten oder indirekten Verweisen auf fremde Webseiten (“Hyperlinks”), die außerhalb des Verantwortungsbereiches des/der AutorIn liegen, würde eine Haftungsverpflichtung ausschließlich in dem Fall in Kraft treten, in dem der/die AutorIn von den Inhalten Kenntnis hat und es ihm/ihr technisch möglich und zumutbar wäre, die Nutzung im Falle rechtswidriger Inhalte zu verhindern. Der/die AutorIn erklärt hiermit ausdrücklich, dass zum Zeitpunkt der Linksetzung keine illegalen Inhalte auf den zu verlinkenden Seiten erkennbar waren. Auf die aktuelle und zukünftige Gestaltung, die Inhalte oder die Urheberschaft der gelinkten/verknüpften Seiten hat der/die AutorIn keinerlei Einfluss. Deshalb distanziert er/sie sich hiermit ausdrücklich von allen Inhalten aller gelinkten/verknüpften Seiten, die nach der Linksetzung verändert wurden. Diese Feststellung gilt für alle innerhalb des eigenen Internetangebotes gesetzten Links und Verweise sowie für Fremdeinträge in vom/von der AutorIn eingerichteten Gästebüchern, Diskussionsforen und Mailinglisten. Für illegale, fehlerhafte oder unvollständige Inhalte und insbesondere für Schäden, die aus der Nutzung oder Nichtnutzung solcherart dargebotener Informationen entstehen, haftet allein der/die AnbieterIn der Seite, auf welche verwiesen wurde, nicht derjenige, der über Links auf die jeweilige Veröffentlichung lediglich verweist.

3. Urheber- und Kennzeichenrecht

Der/die AutorIn ist bestrebt, in allen Publikationen die Urheberrechte der verwendeten Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte zu beachten, von ihm/ihr selbst erstellte Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte zu nutzen oder auf lizenzfreie Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte zurückzugreifen. Alle innerhalb des Internetangebotes genannten und ggf. durch Dritte geschützten Marken- und Warenzeichen unterliegen uneingeschränkt den Bestimmungen des jeweils gültigen Kennzeichenrechts und den Besitzrechten der jeweiligen eingetragenen Eigentümer*innen. Allein aufgrund der bloßen Nennung ist nicht der Schluss zu ziehen, dass Markenzeichen nicht durch Rechte Dritter geschützt sind. Das Copyright für veröffentlichte, vom/von der AutorIn selbsterstellte Objekte bleibt allein beim/bei der AutorIn der Seiten. Eine Vervielfältigung oder Verwendung solcher Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte in anderen elektronischen oder gedruckten Publikationen ist ohne ausdrückliche Zustimmung des/der AutorIn nicht gestattet.

Credits:

Erstellt mit Bildern von Thomas Kinto - "untitled image" • Emmanuel - "untitled image" • Charles - "Office meeting" • Priscilla Du Preez - "untitled image" • Rami Al-zayat - "Samsung Galaxy" • Štefan Štefančík - "untitled image" • irfanahmad - "youtube google social media" • PhotoMIX-Company - "digital marketing technology notebook" • Drew Graham - "Pier 6 am with the Fuji X pro 2" • epicantus - "mailbox post mail" • shutterstock.com/ImYanis