Blau, gelb-rot oder rot-blau: Das sind die Farben der Schals der etwa 40 Pfadfinder, die am Mittwochabend die Gemeinde Schmißberg besuchen. Auf dem Platz hinter dem Gemeinschaftshaus herrscht Hochbetrieb. An den Biertischen sitzen Kinder und Jugendliche, überall ist das Geklapper von Campinggeschirr zu hören. Ans Grillhäuschen haben die Pfadfinder die Flaggen ihrer „Pfadfinder Stämme“ gehangen.
Das die rheinland-pfälzischen Pfadfinder Schmißberg besuchen ist kein Zufall. Eine kleine Gruppe der Pfadfinder hatte bereits zu Pfingsten in Schmißberg Halt gemacht, schaute sich das Schlachthaus an und wurde dort herzlich mit Rührei und Speck bewirtet - Liebe geht durch den Magen, Grund genug wieder herzukommen.
Unter den Pfadfindern sind auch Alina Büttner und Sabrina Stothut. Sie gehören zu den ältesten in der Gruppe, passen auf die Jugendlichen und Kinder auf und geben den Ton an. Das signalisieren auch die blauen Schals, die die Mädels tragen. Das Kommando zu haben, ist aber nicht immer ganz so einfach, gibt die 24-jährige Sabrina zu. Viele der Kinder und Jugendlichen in der Gruppe seien das frühe Aufstehen und das viele Laufen nicht gewohnt. Auch wenn manche der Jüngeren mal Heimweh bekommen, müssen die beiden Anführerinnen trösten. Doch in Schmißberg fühlt sich jeder zu Hause und da gibt es zum Glück kein Heimweh.
Die Pfadfinder sind im Alter von sieben bis 24 Jahren, kommen aus Nieder-Olm bei Mainz und Bad Dürkheim, auch vier Flüchtlinge sind unter ihnen. Ihre Zelte haben sie für sieben Tage im Schönewald aufgeschlagen, auf dem Campingplatz Waldwiese. Dort sei man froh über den Besuch der Gruppe. Der Betreiber habe den Pfadfindern den Gartenschlauch direkt vor das Küchenzelt gelegt. „Das ist Luxus für uns“, sagt Sabrina.
Vor neun Jahren hat Sabrina sich dem „Pfadfinder Stamm“ in Nieder Olm bei Mainz angeschlossen, seit 2011 ist sie Stammesführerin. Alina, die schon elf Jahre dabei ist, habe sie dazu überredet. Beide haben dadurch schon viel erlebt. Gerade zu ins Schwärmen kommen sie, als sie anfangen vom Evangelischen Kirchentag in Stuttgart zu erzählen. Es seien aber nicht nur diese großen Veranstaltungen, die das Pfadfinder-Leben so liebenswert machten, sondern auch die kleinen, zwischenmenschlichen Erlebnisse.
„Wir lernen viele Menschen kennen, wir wandern nur mit dem Rucksack durch die Natur, wir singen Lieder am Lagefeuer. Es ist aber auch diese Herzlichkeit, die man erfährt, wenn wir irgendwo auf Besuch sind, so wie jetzt“
„Wir lernen viele Menschen kennen, wir wandern nur mit dem Rucksack durch die Natur, wir singen Lieder am Lagefeuer. Es ist aber auch diese Herzlichkeit, die man erfährt, wenn wir irgendwo auf Besuch sind, so wie jetzt“, sagt Alina.
Da die Pfadfinder sich völlig selbst versorgen, haben sie auch bei ihrem Besuch in Schmißberg ihr Essen mitgebracht. Das Grillen lassen sich Klaus Loose und Günter Geiß aber nicht nehmen. Als die Würstchen und die Steaks fertig sind, stehen die Pfadfinder Tisch für Tisch auf und holen sich ihre Portionen ab. Es herrscht Ordnung. Dafür sorgen Gruppenleiter wie Sabrina und Alina. Wer 16 Jahre alt ist, kann Gruppenleiter werden. Jugendliche können so schon früh lernen, Verantwortung für sich selbst und andere zu übernehmen.
Dann ruft Sabrina dazu auf, die Biertische zur Seite zu stellen und die Bänke in einem Kreis aufzustellen. Anschließend greifen die Pfadfinder zu ihren Gitarren, schnappen sich ihre Gesangbücher und beginnen zu singen. Wer jetzt dabei ist und zu hört, weiß was Alina und Sabrina meinen, wenn sie von dem Leben als Pfadfinder schwärmen, und würde am liebsten selbst einer sein.
Extra Bundespfadfinderzeltlager 2009
Bereits am 4. August 2009 besuchten Pfadfinder Schmißberg. Sie renovierten den Spielplatz und strichen die Biertische. Am Ende des Tages wurde auf dem Spielplatz ein Baum gepflanzt und an der Grillhütte gegrillt. Die Pfadfinder waren damals im Bundespfadfinderzeltlager in Buhlenberg untergebracht.