London Vier Tage in der britischen Hauptstadt

Erster Tag

Schwer zu sagen wann der erste Reisetag beginnt. Um 9 Uhr geht der Flieger von Frankfurt nach London City. Das bedeutet: Aufstehen um fünf Uhr. Gar nicht meine Zeit. Weil ich sowieso mittelschwere Flugbedenken habe, versuche ich in der Nacht vorher also gar nicht erst zu schlafen und packe lieber meine Tasche:

Neben einer spiegellosen Systemkamera (Olympus OM-D E-M5 Mark II) mit zwei Objektiven, habe ich meine Hosentaschen-Kamera (Ricoh GRII), eine Sofortbild-Kamera (Lomo’Instant Automat), Filme, ein kleines Stativ, Grauverlaufsfilter und Fuji Instax-Drucker dabei.

Schwein gehabt...

Mit Flugangst in einem winzigen Flieger über den Ärmelkanal schaukeln und auf einem klitzekleinen Flughafen mit strammem Seitenwind landen...ich habe schon schönere Momente erlebt.

London, wie man es erwartet

London war, wie man London eben erwartet: Windig, regnerisch und kalt. Nach dem Bezug des Appartements in Fitzrovia (unweit der Oxford Street) gab es erst mal typische Londoner Kost: Meatballs bei Scandinavian Kitchen. Irgendwie schloss sich damit der Kreis zu meiner letzten Flugreise nach Stockholm. Bei Cranberry-Sauce und Kartoffelbrei verflogen die letzten Schrecken des Fluges.

Big Ben, Trafalgar, Horse Guard Road

Dann ging es zu Fuß durch die Stadt. Vorbei an allerlei Streetfood-Läden und Ständen mit dem kulinarischen Angebot der ganzen Welt - einem ausgiebigen Stopp beim wirklich gut sortierten Gosh! Comics - hin zum Piccadilly und über den Trafalgar nach Westminster zur Westminster Abby, zum Parlament und zum Big Ben. Ich habe quasi all mein Wissen über London aus dem Englisch-Unterricht in zwei Stunden erlaufen.

Big Pete vor Big Ben

Entlang der Themse ging es vorbei am London Eye und Cleopatra's Needle (ich habe mich in Paris schon gefragt, wie die im 18. Jahrhundert diese riesigen Obeliske aus Ägypten nach Europa verfrachtet haben um sie dann dort aufzustellen), unfallfrei - weil kein Zauberer in der Nähe - über die Millenium Bridge, hinein in die Tate Modern. Dort gab es dann endlich mal Tee und einen guten Blick über die Stadt (siehe unten) - während es draußen ordentlich regnete.

Zweiter Tag
Morgendlicher Blick aus dem Appartement...was für ein Wetterchen!

Notting Hill

Der zweite Tag begann mit blauem Himmel, einem leckeren Frühstück und einem anschließenden Spaziergang durch Notting Hill. Dort blühten bereits die ersten Bäume vor weißen Häusern, die teilweise noch zweistöckige Souterrain-Wohnungen hatten. Richtung Portobello Road wurden die Häuser dann bunt und die Türen noch bunter.

Die Häuser der Portobello in Notting Hill bieten jede erdenkliche Pastell-Farbe.

Von dort aus ging es Richtung Kensington Gardens - zufälligerweise durch eine Straße in der jedes Haus eine Botschaft war - illustre Botschafter aus dem Libanon, dem Nepal, der Slowakei, Israels und von den Fidschi hatten dort ihre Anwesen.

Apropos Fidschi: Als in Kensington Gardens hinter einer Hecke hörbar ein Mannschaftssport gespielt wurde, hoffte ich inständig, dass dort Rugby gespielt werden würde. Immerhin ist die Mannschaft des Inselstaates 2016 sensationell Olympiasieger in eben diesem Sport geworden. Leider war es dann aber doch American Football. Schade. Dieses England-Klischee hätte ich gerne mitgenommen.

Wettervergleich: Erster Tag (links), zweiter Tag (rechts)

Heilige Stätte

Hinter der nächsten Hecke war sie dann zu sehen, eine der vielleicht heiligsten Stätten der Musikwelt - die beeindruckende Royal Albert Hall. Wenn man sich nur mal klar macht, wie lange es dieses Konzerthaus schon gibt, wer dort alles schon gespielt hat und welche denkwürdigen Konzerte dort stattgefunden haben - von denen viele auch gefilmt und aufgenommen wurden - dann muss man in Ehrfurcht erstarren.

Die legendäre Royal Albert Hall.

Im Eingangsbereich hängen viele alte Ankündigungsplakate, sogar das der Eröffnungszeremonie am 29. März 1871. Seitdem hat zum Beispiel Eric Clapton rund 200 Konzerte in der Halle gespielt - niemand stand dort öfter auf der Bühne. Pink Floyd erhielten 1968 Hausverbot, nachdem sie zwei Kanonen während eines Auftrittes abfeuerten, Deep Purple haben dort mit "Concerto For Group And Orchestra" wohl den Grundstein für alle folgenden "Rock trifft auf Klassik"-Projekte gelegt und Opeth nahmen dort 2010 die DVD "Live Concert at the Royal Albert Hall with the Loyal Disharmonic Orchestra Conducted by The Powers That Be" auf.

Der sprechende Hut

Viel Zeit blieb nicht, denn für den nächsten Programmpunkt musste man etwas Schwung holen. Es ging nicht - wie man vielleicht vermuten könnte - zum Bahnhof King's Cross, an dem sich ein berüchtigtes Gleis 9 3/4 befindet, sondern ganz in der Nähe in den Bahnhof Euston. Von dort aus mit dem Zug in den beschaulichen Londoner Vorort Watford und mit dem Bus in die Warner Brothers Studios, die eigens dafür errichtet wurden, um die Harry Potter Filme zu drehen.

Von Gleis 9 3/4 (fast) mit dem Hogwarts Express (so ähnlich) nach Watford

Das alles empfiehlt sich gut im Vorfeld zu planen, da die Zeitfenster Vormittags und Mittags sehr begehrt und daher schnell ausgebucht sind. Je nachdem wie intensiv man sich mit der Materie auseinander setzen möchte, kann man dort locker ein bis zwei Tage verbringen.

Die Studios beinhalten nicht nur die originalen Kulissen und Requisiten, die zum großen Teil begehbar, mindestens aber beschaubar sind, sondern auch allerlei Blicke hinter die Kulissen und Informationen zur Produktion - und zwar zu wirklich jedem Arbeitsschritt.

Spätestens beim Errinnerungsfoto mit Zauberer-Umhang oder auf einem Besen stellt sich dann die wichtigste Frage: Zu welchem Haus gehöre ich denn eigentlich? Wo ist der sprechende Hut, wenn man ihn mal braucht? Um es vorwegzunehmen: Er spricht nicht wirklich. Und dennoch bin ich wohl ein Hufflepuff. Zumindest steht das auf dem Quidditch-Shirt, das seit neustem in meinem Schrank liegt.

Mich persönlich hat die Winkelgasse (Diagon Alley) am meisten beeindruckt. Neben der Großen Halle - in der man gleich zu Beginn empfangen wird - ist sie die größte zusammenhängende Kulisse. Man kann dort über das Kopfsteinpflaster schlendern und in die Geschäfte schauen. Alle Läden, wie z. B. Ollivanders Zauberstabwerkstatt, die Zauberbuchhandlung "Flourish & Blotts", den Zauberscherzartikelladen "Weasleys Zauberhafte Zauberscherze" und natürlich Eeylops Eulenkaufhaus sind komplett eingerichtet, hineingehen kann man allerdings nicht.

Dritter Tag

Camden Market

Tag drei begann wieder mit originalem Londoner Wetter. Da aber sowieso Shopping-Tag geplant war, störte das nicht. Übrigens: Wer glaubt, dass man in London bei Regen ja einen Regenschirm benutzen kann - vergesst es, zu windig.

Mit einem roten Bus (muss man halt mal gemacht haben, als Tourist, zu Fuß ist man bei dem Verkehr in London allerdings immer schneller) ging es zum Camden Market. Das ist riesiges Markthallen-Gelände in dem unzählige kleine Läden und Stände sind. Man bringt dort automatisch Stunden zu, weil man sich einfach verläuft. Es gibt dort alles: Schmuck, Deko, Mode, Platten und sonstigen Klimmbimm. Wenn man sich erst mal eingeschaut hat, erkennt man auch die guten Sachen. Es sind dort nämlich auch wirklich gute Handwerker und Künstler beheimatet, die einem individuelle Ledertaschen machen, Shirt oder Chucks bemalen.

Camden Market: Shopping-Nimmerland in London

Natürlich kann man nicht in London gewesen sein, ohne einmal Fish & Chips gegessen zu haben. An einer Ecke der Camden High Street gibt es einen der angeblich besten und preisgekrönten Läden dafür: Poppies Fish & Chips. Toller Laden im Stil eines Diners - inkl. der passenden Musik - bei dem man schon sehr höflich an der Tür abgeholt und platziert wird. Fisch lecker, Chips, lecker, Ketchup und Majo lecker - dazu ein schöner warmer schwarzer Tee.

Fish & Chips bei Poppies in Camden

Nachrichten aus der Heimat

Das Ende der Shopping-Tour war die Oxford-Street. Dort ist auch ein Geschäft der Plattenladen-Kette "His Master's Voice" in dem ich mir ein Stündchen ausgiebig die Zeit vertrieb. Etwas erschöpft vom vielen Konsum, ging es anschließend in ein Café. Mal eben ins WLAN klinken und schauen, was noch so los ist. Kaum war ich im Netz stand mein Handy gar nicht mehr still. Über verschiedene Messenger erhielt sich 15 bis 20 Nachrichten auf einmal. Irgendwo blinkte mal kurz das Wort "London" auf und dann war mir eigentlich auch schon klar, was passiert sein musste.

Einen Banane-Minz-Smootie lang, schrieb ich nun also Nachrichten darüber, dass ich nicht am Parlament war, dass in der Stadt kein Chaos herrscht und das es mit gut geht. Die Überlegung, ob mich das irgendwie beeinflusst, hatte ich schnell erledigt und als ich draußen auf die Oxford Street trat, ging - wie zum Trost für die Stadt - die Sonne so schön unter wie die ganze Woche noch nicht.

Vierter und letzter Tag

Trotz anhaltender besorgter Nachrichten aus der Heimat, war in London weiterhin nichts von Chaos oder Ausnahmezustand zu spüren. Die Berichterstattung in den deutschen Medien war insgesamt vielleicht etwas übertrieben. Man kann nicht mal behaupten, dass die Londoner auf der Straße oder in der U-Bahn viel darüber sprachen.

Heilige Stätte II

Für den letzten Tag stand noch ein Highlight auf dem Plan, ohne das ich London nicht verlassen wollte: die legendären Abbey Road Studios. Wohlwissend, dass es dort außer dem kleinen Studiogebäude und dem berühmten Zebra-Streifen nichts gibt, wollte ich doch einmal an der Stelle über die Straße laufen, an der John, Paul, George und Ringo dieses für das Cover von ihrer Scheibe Abbey Road taten.

Der Weg dahin war gar nicht so einfach zu finden. Es gibt nämlich einerseits die Abbey Road und andererseits noch eine Tube-Station mit gleichem Namen - allerdings in jeweils unterschiedlichen Richtungen. Das warf die ursprüngliche Planung etwas durcheinander und führte zu einem Fußmarsch zur richtigen Abbey Road. Dafür allerdings dafür auch durch die Baker Street und vorbei an der berühmten Nummer 221B.

Baker Street 221B: Sherlock Holmes

In der Abbey Road war schon ordentlich was los. Es täuscht ein bisschen auf dem Foto unten. Es kommen und gehen immer wieder Leute und wenn dort keine Ampel stehen würde, käme der Verkehr wohl zum Erliegen, weil jeder ein Fotos auf dem berühmten Zebrastreifen haben möchte. Es herrscht auch irgendwie eine ganz besondere Stimmung - so anders, als bei den anderen Sehenswürdigkeiten. Menschen aus aller Welt kommen leicht ins Gespräch und fotografieren sich gegenseitig beim Überqueren der Straße. Ich habe Fotos für ein spanisches Pärchen und zwei Asiaten gemacht, die dann sogar noch unbedingt ein Selfie machen wollten. Ich glaube, dass hätte John Lennon sehr gefallen.

So wie einst John, Paul, Ringo und George.

Rückflug

So ab dem frühen Nachmittag wurde mir dann langsam klar: Ich muss wieder in ein Flugzeug steigen. Also war an Programm eigentlich auch nicht mehr zu denken. Selbst zum Flughafen London City ist der Weg recht weit und bis man durch alle Checks ist, dauert es eben. Es ging also zum Flughafen und ich gab mich dem Warten hin.

Leider hatte die Maschine auch noch ein halbe Stunde Verspätung und der Rückflug war so wacklig und schaukelig, dass auch die Flugbegleiter sitzen bleiben mussten. Dafür war die Landung butterweich. Immerhin.

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