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Schulentwicklung agil, digital, ubiqitär Krise als Chance Nutzen

Begriffsbestimmung

Zum Thema Schulentwicklung werden oft Faktoren aufgezählt, Gelingensbedingungen erörtert oder SWOT-Analysen vorgenommen. Es wird diskutiert, welche Stellschrauben im Prozess eines Changemanagements man stellen muss, um eine positive Entwicklung zu erzielen. Meist hat man langfristige Ziel im Blick und bereitet Prozesse langfristig vor und begleitet diese planmäßig.

Ressourcen zum Thema Schulentwicklung:

Schulentwicklung unter den Bedingungen von #COVID-19

In Zeiten der Corona-Krise wird die Entwicklung des Bildungssystems vor neue Herausforderungen gestellt. Wie durch ein Brennglas werden Versäumnisse der letzten Jahre und Jahrzehnte sichtbar. Lösungen müssen schnell gefunden werden, ohne erst langwierige, bürokratische Genehmigungsverfahren zu durchlaufen.

Planung, Tests, Evaluation - das alles läuft jetzt komprimiert und gleichzeitig ab.

Gerade diese Zeit der Krise mit ihren Schulschließungen ist entscheidend für Schulentwicklung. Jetzt werden Entscheidungen getroffen, Wege gegangen und neue Strukturen etabliert, die auch nach der Krisensituation erhalten bleiben und nicht wieder zurückgenommen werden können, die die weitere Entwicklung im Bildungssystem prägen werden.

leere Klassenräume - Lehren und Lernen in Digitalien 😉

COVI-19 stellt die gesamte Gesellschaft und damit auch die Bildung vor Probleme. Probleme, die es erforderlich machen:

  • ruhig, die neuen und sich ständig ändernden Bedingungen zu analysieren,
  • flexible Lösungsstrategien, die über die üblichen Reaktionsbahnen hinausgehen, zu entwickeln,
  • neue Wege, Methoden, Konzepte, Werkzeuge zu probieren und vorurteilsfrei zu bewerten,
  • neue Fehlerkultur, die ausdrücklich den Fokus auf Kreativität und Erprobung legt und die Möglichkeit des Scheiterns mit einbezieht, zu etablieren
  • und - last but not least - sich zu vernetzen: alle Beteiligten entlang der Bildungskette, phasen- und institutionsübergreifen und in konstruktive Gespräche zu treten, die zu abgestimmten Handlungen führen.

Nun sind die Schulen geschlossen. Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern stehen vor einer ungewohnten Situation.

Change

Ausgangslage:

  • Kinder sind zu Hause, sie treffen ihre Freunde nicht und sind in ihren Aktivitäten sehr eingeschränkt.
  • Eltern arbeiten häufig von zu Hause aus und sollen neben den beruflichen Verpflichtungen auch die Betreuung der Kinder übernehmen.
  • Lehrer sind zu Hause und sollen für alle ihre Schüler Unterricht organisieren (vorbereiten, durchführen, kontrollieren, bewerten).
Realität

Realität:

  • Schüler:innen vermissen die Gemeinschaft, die Interaktion.
  • Eltern können nicht beide Aufgaben (Beruf und Schule der Kinder) leisten. Sie sind nicht die Lehrer:innen ihrer Kinder.
  • Viele Lehrer:innen sind auf digitales Unterrichten in den wenigsten Fällen vorbereitet, denn die Strukturen (Lern- und Bildungsmanagementsysteme, Cloud-Dienste, Kommunikationstools u. a.) fehlen.

Die Entwicklung ist weder geradlinig, noch einfach und erfordert ein beständiges Nachsteuern - agiles Handeln und einen positiven Umgang mit Fehlern.

offen für neue Wege - neue Herausforderungen - "Fahren auf Sicht"

Was Schulen nicht brauchen, ist eine xte Tool-Liste - denn die Priorität der Veränderungen liegt nicht im technischen Bereich.

Jeder wird deutlich spüren, dass eine 1:1-Übertragung der Abläufe aus dem herkömmlichen Schulalltag in eine "digitale Schulumgebung" nicht möglich ist. Elearning bzw. blended learning erfordert andere Strukturen und Konzepte - und danach sollte sich die Auswahl der Werkzeuge richten.

10 Bereiche der Veränderung, die auch für die zukünftige Entwicklung von Schule relevant sind:

  • Aufgabenkultur
  • fächerverbindende Projekte
  • Zeitstrukturen
  • selbstständiges, eigenverantwortliches Arbeiten
  • digitale Kommunikation
  • digitales, kollaboratives Arbeiten
  • digitales Feedback
  • digitales Präsentieren
  • ePortfolios für Dokumentaion, Reflexion und Präsentation
  • Selbstverständnis als Lehrer:in
Möglichkeiten - Bedingungen - Entscheidung

1. Aufgabenkultur

  • keine kleinschrittigen, behavioristischen Aufgabenstellungen
  • größere Zeiträume für umfangreichere Aufgaben
  • Themenfindung, Methodenwahl und Präsentationsform - Schüler:innen einbeziehen und diese unterstützen
  • nicht "googlebare" Aufgaben

2. fächerverbindende Projekte

  • Potential fächerübergreifender Aufgabenstellungen nutzen
  • komplexe Themen ("real life problems") für Gruppenarbeit
  • auch Zusammenarbeit mit Kolleg:innen nutzen

3. Zeitstrukturen

  • Schüler:innen Freiräume für die Bearbeitung einräumen
  • langfristige Zielstellung
  • Zeiten für Kollaboration und Beratung einplanen
  • formative assessment als Begleitprozess integrieren

4. selbstständiges, eigenverantwortliches Arbeiten

Schüler:innen sollen einbezogen werden bei:

  • Themenfindung,
  • Teamzusammensetzung,
  • Vorgehensweise, Methoden, Tooleinsatz,
  • Dokumentation,
  • Peer-to-Peer-Feedback,
  • Präsentationsformen.

5. digitale Kommunikation

  • verschiedene Kanäle
  • asynchron und synchron
  • zeit- und ortsunabhängig
  • Nutzung von Visualisierungen
  • Grundlage für kollaborative Prozesse und Feedback

6. digitales, kollaboratives Arbeiten

  • agile Prozesse (z. B. Scrum)
  • Teamarbeit - in virtuellen Teams
  • soziale Interaktion

7. digitales Feedback

  • zeitnah
  • Peer-to-Peer
  • Lehrer:in - Schüler:in
  • immer abrufbar und verfügbar

8. digitales Präsentieren

  • Kenntnisse/Nutzung digitaler Räume, Datenschutz und Urheberrecht
  • Öffentlichkeit/Gruppe einbeziehen
  • Dokumentation und Präsentation als Prozess des Lernens durch Lehren (LdL)

9. ePortfolios

  • Dokumentation, Reflexion und Präsentation des eigenen Lernprozesses
  • als lebensbegleitende Methode des LLL (life long learning)
  • durch Veröffentlichungen - Etablierung eines PLN (personal learning network)

10. Selbstverständnis als Lehrperson

  • Lernbegleiter bzw. -unterstützer
  • Bereitstellen und Begleitung individueller Lernprozesse
  • sich selbst als Lerner wahrnehmen

Schulentwicklung wird nach der Krisenzeit blended learning als Normalität in den Bildungsalltag integrieren können und müssen.

Alle Entscheidungen müssen an die jeweilige Situation angepasst werden. Dies setzt voraus, dass den Schulleitungsteams große Verantwortung zukommt, aber sie auch mehr Entscheidungsfreiheit benötigen als jetzt. Sie sind diejenigen, die die aktuellen, dringenden und individuellen Bedürfnisse kennen, eigene Erfahrungen aufarbeiten und gemeinsam mit anderen Akteuren Lösungsmöglichkeiten finden und organisieren müssen.

Alle Veränderungen haben Prozesscharakter und nehmen Zeit für Austausch, Reflexion und Feedback in Anspruch. Dafür müssen Ressourcen geschaffen werden. Dies ist die dringende Aufgabe an die Politik.

Krise als Chance

Durch den Einsatz digitaler Konzepte und Tools kann ein Workflow genutzt werden, der über die Grenzen der eigenen Schule hinaus reicht und so Energien, Material und Inspiration aufschließt und damit weitere Entwicklungen initiiert.

Das, was jetzt an Fehlern und Versäumnissen offensichtlich wird, muss schnell gelöst werden.

Das, was gut funktioniert, muss reflektiert, evaluiert und gegebenenfalls angepasst und etabliert werden.

Bildung bedeutet Zukunft und sie muss zukunftsorientiert sein - vom ersten Schritt im Studium bis hin zur täglichen Routine als Lehrer:in. Bildung hat mehr mit Haltung als mit Wissen. Dann kann man auch nächste Krisen meistern.

#protipp: Schulleitungen braucht engagierte, zukunftsorientierte, mutige und neugierige Menschen, die die Entwicklung der Schulkultur an ihren Schulen begleiten und voranbringen.

Credits:

Erstellt mit Bildern von Brandi Redd - "Scattered white paper" • Annie Spratt - "Self isolating guidance" • Rubén Rodriguez - "untitled image" • geralt - "directory road sign shield" • Alexas_Fotos - "reality real really" • aitoff - "hazard warning road" • geralt - "away feet shoes" • Kelly Sikkema - "Ideas waiting to be had" • John Schnobrich - "together now" • Curtis MacNewton - "The Centre Pompidou calendar" • Josh Calabrese - "untitled image" • Andrew Neel - "Woman working by a window" • Patrick Perkins - "From a naming brainstorm at a talk" • Charles Deluvio - "Design meeting" • Campaign Creators - "untitled image" • Anete Lūsiņa - "Sponsored by Google Chromebooks" • Science in HD - "Cleantech Research Center at NREL. NREL scientists Michael Crowley and Antti-Pekka Hynninen have developed algorithms that speed calculations done by the software tool CHARMM by several orders of magnitude, using code such as the one pictured. Using NREL's new petascale supercomputer housed in the Energy Systems Integration Facility, they can simulate the motions of thousands of atoms, leading to greater understanding of how molecular models work."