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Die Universität Konstanz begrüßt Prof. Dr. Kerstin Krieglstein als neue Rektorin Ein besonderer Spaziergang durch die Uni

Text, Bilder und Layout: Nico Talenta

Dieser Artikel erschien bereits in einer Print-Ausgabe der Campuls 2018.

Bei einem Spaziergang durch die Universität hatte Campuls die Möglichkeit, Kerstin Krieglstein näher kennenzulernen. Vom Start der Bewerbung, über ihre Motivationen für das Amt der Rektorin, bis hin zu ihren ersten Tagen an der Universität in Konstanz, berichtete sie uns ihren Weg.

Es begann alles mit der Ausschreibung für die Position als Rektor_in an der Universität Konstanz. Das Angebot war verlockend für Prof. Dr. Kerstin Krieglstein und durch die nicht vorhandene Wiederkandidatur des ehemaligen Rektors Rüdiger vielversprechend. Langjährige Erfahrungen in der akademischen Selbstverwaltung steigerten die Neugier von Krieglstein, sich auf das Ausschreiben zu melden. Der Drang, die Forschung und Entwicklung eigenhändig weiter anzustoßen und voranzubringen zu können wuchs bereits über viele Jahre. Eigene Ideen in eine so junge Universität miteinzubringen und noch mehr Freiheitsgrade zu besitzen, als in den bisherigen Positionen – das waren die Motivationen von Kerstin Krieglstein. Aus der Dekanfunktion zur Rektorfunktion.

Das heißt nicht, dass es in Freiburg Probleme oder Feindseligkeiten gab. Im Gegenteil, es lief sehr gut. Allerdings war das Angebot an einer so herausragenden Universität wie Konstanz Wünsche und Änderungen durchzusetzen größer, als die Verbundenheit zu Freiburg. In einer Traditions-Universität wie es sie in den meisten Großstädten bereits seit mehreren hundert Jahren gibt, ist es wohl schwierig noch etwas Neues und Unbekanntes durchzusetzen. Getreu dem Motto: Never change a running system. An einer solchen Bildungseinrichtung vertritt der Rektor meist eher eine repräsentative Rolle, anstatt aktiv an Änderungen beteiligt zu sein. Die Bewerbung auf das Amt in Konstanz erfolgte also aus der glücklichen Gelegenheit heraus und war zudem Kerstin Krieglsteins einzige Bewerbung auf eine Rektor_innen Stelle. Am 3. Juli erfolgte dann die Bekanntgabe als neue Rektorin.

Auch wenn sich Krieglstein durch ihre Fächerwahl der Forschung in den Naturwissenschaften versprochen hat, sieht sie eine Universität nie lediglich als Monokultur von Wissenschaften. Glücklicherweise ist ein vielschichtiges Fächerspektrum an fast allen deutschen Universitäten gegeben. Selbst die Medizin ist eng mit den Geisteswissenschaften verbunden. Es würde wohl kaum eine Naturwissenschaft in ihrer Gesamtheit aufgehen, wenn nicht Geisteswissenschaften miteinfließen würden. Ein Campus, so wie ihn Konstanz bietet, der kompakt ist und durch seine Größe und das Zusammenleben schon fast ein eigenes Dorf bildet, ist für diese wissenschaftlichen Verknüpfungen sehr praktisch.

Konstanz charakterisiert sich zusätzlich durch die hohe fachliche Qualität, die Krieglstein als „enormen Gewinn“ betitelt. Das Thema Lehre liegt Kerstin Krieglstein sehr am Herzen. Es ist wichtig, in diesem Bereich auf einem hohen Niveau zu bleiben, da die Studierenden ihr Wissen nach dem Studium in die Welt hinaustragen und als Art ‚Botschafter‘ eine sehr wichtige Gruppe der Gesellschaft sind. Durch die Lage am See ist außerdem nicht nur für das Bildungsangebot gesorgt. Auch für die Freizeit gibt es uniintern und außerhalb der Universität zahlreiche Freizeitaktivitäten.

Campuls: Frau Krieglstein, was für Eindrücke hatten sie an ihrem ersten Tag in der Universität Konstanz und während der öffentlichen Anhörung im Audimax?

Krieglstein: „Als ich der Einladung zur Findungskommission an einem sonnigen Samstag gefolgt bin, wurde ich dort sehr freundlich empfangen. Alle Gespräche waren offen und herzlich. Die öffentliche Anhörung im Audimax war dagegen sehr adrenalingeladen. Eine ungewohnte Umgebung und viele fremde Menschen – es fühlte sich an, als hätte ich das erste Mal eine Vorlesung gehalten. Trotzdem war es die Aufregung in dieser ungewohnten Situation war es auf jeden Fall wert, denn ohne sie hätte ich nicht mein Bestes geben können. Die Gespräche und Blicke der Zuhörer nach der Anhörung haben mich durch das positive Feedback, das ich bekommen habe, sehr glücklich gestimmt.“

C: Gibt es Besonderheiten an der Universität Konstanz gegenüber anderen Universitäten?

K: „Das Miteinander. Man könnte sagen: Die gelebte Reform der Reformuniversität, die das gemeinsame Vorangehen ermöglicht und weiterführt. Das ein Gründergedanke über so viele Jahre erhalten bleibt und nicht untergeht ist alles andere als selbstverständlich.“

C: Was sind ihre Ziele für die Zukunft?

K: „Hier möchte ich in kurzfristige und langfristige Ziele unterscheiden. Kurzfristig steht selbstverständlich der positive Erfolg beim Wettbewerb um die Exzellenzinitiative auf der Liste. Langfristig soll die Universität Konstanz die Wissenschaft auf höchstem Niveau weiterführen und durch die Forschung dafür sorgen, Fortschritte zu erlangen. Ein Augenmerk von meiner Seite aus ist die Entwicklung der Datenwissenschaften. Big Data als Grundlage für Forschung und Lehre. Dafür müssen diese Datenwissenschaften selbstverständlich erst in die Universitäten einziehen, um sie später in die Schulen und in die Gesellschaft zu bringen. Ich kann mir vorstellen, dass es diesen Bereich als Studiengang geben könnte. Allerdings ist dieses Gebiet so fundamental, dass schon vor dem Studium alle Menschen bewusst und kompetent damit umgehen können sollten. Die Datenwissenschaften können an einer Universität nichts ersetzten, doch vielleicht alles verbessern.“

Zur Person

Prof. Dr. Kerstin Krieglstein wurde am 23. Juli 1963 in Erlangen geboren und studierte ab dem Jahr 1982 Chemie an der Philipps-Universität Marburg, Pharmazie an der Ludwigs-Maximilians-Universität München und Pharmakologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Später promovierte sie mit einer Dissertation über die Struktur von Tetanustoxin und Botulinum A-Toxin. 1997 habilitierte sich Krieglstein für das Fach Anatomie und Zellbiologie in Heidelberg. Nach ihrer Professur für Anatomie an der Universität des Saarlandes folgten weitere Professuren, bis sie schließlich im Jahr 2014 Dekanin an der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg wurde. Zum 1. August 2018 übernahm Kerstin Krieglstein das Amt der Rektorin an der Universität Konstanz und folgt somit dem bisherigen Rektor Ulrich Rüdiger, der als Rektor an die RWTH Aachen wechselte.

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Campuls Hochschulzeitung
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