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Fronleichnam 2020 Ein Impuls von Barbara Reene-Spillmann für die KAB im Bistum Essen

Diözesanverband der KAB im Bistum Essen

Das höchste Sakrament

Meine ersten Erinnerungen an Fronleichnamsprozessionen setzen sehr früh ein: Für den Urlaub 1963 im bayerischen Wald wurde mein „Engelchen“ Kleid eingepackt, hellblau Organdy, dazu gab es vor Ort ein Kränzchen aus Vergissmeinnicht.
In Zwiesel zogen wir singend und betend durch beflaggte Straßen, blühende Wiesen und hielten an geschmückten Altären. Dem blauen Organdykleid folgte ein weißes, bestickt mit rosa Blüten.
Und ich spielte wochenlang „Fronleichnam“, kniete zuhause vor einer kleinen Fußbank, zog durch die Wohnküche, das aufgeschlagene Sursum Corda (Gebetbuch des Erzbistums Paderborn) und sang auswendig „Deinem Heiland, deinem Lehrer…“.
Zweifelsfrei gehörte das Fronleichnamsfest zu meinen kindlichen Höhepunkten im Kirchenjahr. Viele Jahre später trug ich als Kommunionhelferin selbst die Monstranz durch die Straßen meines Heimatortes, mittlerweile eine erwachsene Frau von vierzig Jahren, auf andere Art und Weise davon sehr berührt.

Was berührt an Fronleichnam?

Und es berührt mich auch, dass es in diesem Jahr keine Prozession gibt, hatte sich doch gerade eine sehr junge Tradition entwickelt, dass zwei Gemeinden unserer Pfarrei gemeinsam ziehen, ein Jahr durch die Kornfelder Burgaltendorfs, das andere Jahr mit Blick auf das Ruhrtal in Überruhr.

In meinem Impuls zum Dreifaltigkeitssonntag habe ich über die unbedingte Nähe Gottes zu den Menschen geschrieben. Auch das Fronleichnamsfest symbolisiert diese Nähe, Jesus ist mir dauerhaft nahe im Sakrament der Eucharistie, in der leiblichen Gegenwart. Das, was Jesus beim letzten Abendmahl einsetzt (vgl. Mt 26,17 ff; Mk 14,12 ff; Lk 22,14 ff), was wir jeden Sonntag in der Kirche miteinander feiern, ist mehr als eine Mahlgemeinschaft.

Es ist die Überzeugung eines nahen und liebenden Gottes. Und diesen Glauben, diese Überzeugung tragen wir Fronleichnam nach außen. Fronleichnam heißt auch, in Bewegung zu bleiben, fortzuschreiten, im besten Sinne des Wortes, das „Weite zu suchen“.

Wir verlassen die geschlossenen Kirchenräume und treten in die Welt hinaus. Und anders als im katholischen Milieu des bayerischen Waldes 1963 treffen da heute manchmal Welten aufeinander.
Da ist Straßenschmuck mittlerweile die Ausnahme, da warten Menschen auf dem Weg in die Freizeit irritiert, wenn die Prozession über die Straße geleitet wird, begleitet von Gesängen „lobsinget ohne End dem höchsten Sakrament.“
Gerne wurde gerade in geschichtlichen Zusammenhängen das Wort „Demonstration“ benutzt. Mir ist das Wort „Bekenntnis“ lieber, ein Bekenntnis zur liebenden Gegenwart Gottes.
Und so darf Fronleichnam auch ein berührendes, ein emotionales Fest sein, denn „unser Glaub ersetze alles, was der Sinn nicht fassen kann". Nein, Fronleichnam 2020 werden wir nicht durch die Stadtteile und Felder ziehen, betend und singend „Kommt her ihr Kreaturen all…“
Aber wir können uns in den Kirchen vor dem ausgesetzten Allerheiligsten die liebende Nähe Gottes bewusst machen, uns davon berühren lassen und uns sicher sein „Sein wandernd Volk will leiten, der Herr in dieser Zeit“.