Soup & Socks Tour II we cook with people in katsikas

Vom 26. März bis zum 24. April 2016 waren wir mit unserem Team erneut in Griechenland im Einsatz. Nach der erfolgreichen ersten Tour in Athen wollen wir ein weiteres Zeichen der Solidarität mit den Menschen auf der Flucht setzen, mit anpacken, etwas bewegen und mit eigenen Augen sehen, was sich entlang der Fluchtrouten in Europa abspielt. Hier teilen wir unsere Erfahrungen und Eindrücke mit euch.

Es geht los!

Nach zwei Monaten der Planung steht Ende März endlich alles Nötige in Heidelberg bereit.

Das Vorhaben: Mit unserer mobilen Küche, dem vorhandenen Equipment und den gesammelten Spenden können wir 4 Wochen lang für 1000 Personen pro Tag kochen. Außerdem ins Gepäck kommen Kisten voller Kleider- und Medikamentenspenden. Jetzt heißt es: Transporter beladen, Feldküche anhängen und Motoren starten!

Mit an Bord sind diesmal:

Florian, Hane (einer von vielen Unterstützern aus dem Camp), Jenny, Mimi, Konny, Tobias, Manuel, Sonja, Henri, Kat, Matze, Anna und Frank (auf diesem Bild leider nicht zu sehen)

Wie schon bei Tour I bleibt bis zur Abfahrt offen, wo genau es hingehen wird. Die Situation entlang der Balkanroute ändert sich beinahe täglich und wir wollen dort mit anpacken, wo unser Know-How und unser Equipment in den nächsten vier Wochen am sinnvollsten eingesetzt werden können. Das grobe Ziel für Tour II lautet daher zunächst erstmal Griechenland.

Auf dem Weg zum Hafen von Ancona ist zwischendurch noch "kurz" ein Motorschaden zu beheben - dank des Teams der Werkstatt CarTec kein Problem!

Nach 2 Tagen Fahrt zu Land und zu Wasser erreicht unser kleiner Konvoi das griechische Festland. Jetzt wird es spannend; in den nächsten Stunden muss ein konkreter Einsatzort festgelegt werden! Seit einer Woche stehen wir in ständigem Austausch mit mehreren Initiativen, die ebenfalls in Griechenland tätig sind. Von ihnen erhalten wir täglich aktuelle Informationen über den jeweiligen Bedarf an Unterstützung. Nur eine Stunde von unserem Ankunftshafen entfernt, existiert seit 10 Tagen das Camp von Katsikas. Von der Initiative OlVIDAdos hören wir, dass es den Menschen hier an den nötigsten Dingen fehlt und wir beschließen, dort einen ersten Halt zu machen.

Katsikas - Eindrücke aus dem Camp

Im Camp angekommen, sind wir uns ziemlich schnell einig: wir bleiben. Während ein Teil des Teams sich direkt auf den Weg zu einem Kleiderlager macht um die Freiwilligen dort zu unterstützen, erkundet ein anderer Teil das Camp, spricht mit verschiedenen Akteurinnen und Akteuren und organisiert innerhalb weniger Stunden eine nahe gelegene Wohnung, in der die ganze Mannschaft für den nächsten Monat schlafen kann. Vom Balkon aus hat man einen Blick über die Militärbaracken und die Zeltstadt des Lagers von Katsikas.

Im Camp leben zu diesem Zeitpunkt etwa 1050 Personen, etwa ein Drittel von ihnen sind Kinder. Die hier untergebrachten Menschen haben keinen Zugang zu angemessenen sanitären Anlagen. Die Dixietoiletten, die entlang der Zäune aufgestellt wurden, sind nicht beleuchtet und nach wenigen Stunden am Tag unter hygienischen Gesichtspunkten unzumutbar, vor allem für die Kinder. Für diese ist der Toilettensitz zu hoch und die Öffnung viel zu weit, weshalb einige sich nicht besser zu helfen wissen, als auf den Boden zu machen.

Es gibt kein warmes Wasser, was für die Körperhygiene und den Abwasch problematisch ist. Die wenigen Wasserhähne, die am Rande des Camps provisorisch eingerichtet wurden, haben keinen Abfluss. Abwasser mischt sich so mit Essensresten, was nicht nur ein Herd für Krankheitserreger ist, sondern auch Ratten und damit Schlangen anzieht.

Das Camp steht unter der Aufsicht des griechischen Militärs. Diese Instanz ist auch für die Versorgung mit Nahrungsmitteln dreimal täglich zuständig. Morgens und abends gibt es industriell abgepackte Brötchen mit Schokoladenfüllung oder Schinken und Käse für alle, von den Babys bis zu den hochbetagten Personen im Camp. Das Mittagessen ist zu Beginn so schlecht, dass die meisten Menschen die Annahme dieser Mahlzeit nach wenigen Tagen verweigern. Eine unserer täglichen Aufhaben wird daher die Herstellung von Babybrei aus Obst und Gemüse.

Die Zelte, in denen Familien mit bis zu 10 Personen untergebracht sind, wurden unmittelbar auf grobem Kies errichtet, auf dem die Menschen zunächst auch schlafen. Nach und nach gelingt es, Isomatten und Matratzen zu organisieren.

Wenn es regnet, was in diesem Teil Griechenland häufig der Fall ist, stehen die Zelte und damit der gesamte verbleibende Besitz der Geflüchteten unter Wasser.

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An die Töpfe, fertig, los!

Es gibt also viel zu tun. Wir richten das Küchenzelt ein und legen gleich los: es wird wieder geschnippelt und gekocht!

Nach und nach kommen alle Zutaten, die über den Tag sorgsam gewaschen, geschält und klein geschnitten wurden in den Topf. Von der Planung, über die Vor- und Zubereitung bis zum Anrichten in den Schüsseln geben wir unser Bestes. Ziel ist es, jeden Tag eine leckere, gesunde und warme Mahlzeit für die Menschen im Camp zuzubereiten. Das ist unser Beitrag zu ihrer Gesundheit und zur Steigerung ihrer Lebensqualität. Liebe geht durch den Magen - Solidarität auch!

Wenn alles bereit ist, geht es an die Essensausgabe. Hier kommt es auf eine gute Organisation an. Im Camp bestehen die Menschen auf zwei Warteschlangen – eine für Männer und eine für Frauen und Kinder. Für beide wird hinter unserer improvisierten Theke Suppe geschöpft, Hummusbrote werden mit Salat garniert und Reisportionen mit Minzjoghurt vorbereitet. Während der ersten beiden Wochen steht das Kochzelt zwischen den anderen Zelten des Camps - mitten im Geschehen.

Essenausgabe aus dem Kochzelt
Essensausgabe aus dem Kochzelt

Umzug in die Baracke - "Habibi-Kitchen" entsteht

Nach zwei Wochen ziehen wir um - aus dem Küchenzelt in eine Baracke. Um die Baracke herum verläuft ein Zaun, der sich vorne in einem großen Tor öffnet. Anders als erhofft ist es hier nicht ruhiger als zwischen den Zelten. Ein Großteil der Menschen im Camp sind Kinder. Die strukturlosen Tage und die Langeweile sind für sie besonders schwer auszuhalten. Und so machen sie alles zu einem Spiel: in der Küche mithelfen, eine Banane aus dem Lager stibitzen, gemeinsam mit Freudinnen und Freunden den Eingang der Baracke erobern oder sich so oft bei der Essensausgabe anstellen, bis uns auffällt, dass dieses Gesicht schon zum vierten Mal vor uns steht.

Endlich Interaktion, endlich Teil haben, endlich zeigen, was man kann! Wir verstehen die Motivation. Aber es sind zu viele Kinder, um alle einzubeziehen und zu beschäftigen. Hinzu kommen die Messer und Gasflaschen, mit denen wir in der Küche hantieren, sowie das Kleiderlager, das in Ruhe sortiert werden muss. Eine mögliche Lösung für diese Situation wäre es, das Tor zu schließen. Die vollkommene räumliche Abgrenzung. In der Praxis ist diese Lösung nicht umsetzbar: zu oft muss das Tor geöffnet werden, um Lieferungen entgegen zu nehmen, den Abwasch zur Wasserstelle zu bringen, Freiwillige herein und hinaus zu lassen. Zudem ist das absolut Letzte, was wir wollen, noch mehr Zäune zu bauen und Türen zu schließen – das erleben diese Menschen auf globaler Ebene schon zur Genüge. Jeden Tag suchen wir also nach Kompromissen, die zum einen Teilhabe ermöglichen und zum Anderen die Ordnung nicht gefährden, die nötig ist, um zu kochen und das Camp mit Nahrung zu versorgen. Und so entsteht ein weiteres wichtiges Einsatzgebiet: Kinder beschäftigen.

In der Baracke stehen währenddessen vor allem größere und kleinere Bauarbeiten an: das Dach reparieren, Regale bauen, den Innenraum ausgestalten...

Während die Habibi-Kitchen eingerichtet wird und jeden Tag Strukturen wachsen, die auch nach unserer Abreise noch vorhanden sein werden - wie Kühlschränke und heißes Wasser - wird nebenher wie immer auf Hochtouren geschnippelt und gekocht, auch mit der mobilen Feldküche! Und ein Teil des Teams macht sich nach den ersten beiden Wochen auf den Rückweg nach Deutschland...

Nachhaltigkeit - in kleinen Schritten zu einem großen Ziel

Damit die Strukturen, die wir aufbauen und hinterlassen, auch nach unserer Abreise weiter genutzt werden, binden wir jeden Tag mehr Unterstützerinnen und Unterstützer aus dem Camp mit ein. Die Habibi-Kitchen soll eine Community-Küche werden, in der die Menschen abwechselnd füreinander kochen, Rezepte aus ihren Heimatländern anwenden, selbst entscheiden, was sie essen wollen - und das Leben damit wieder ein Stück an Selbstbestimmung gewinnt.

Alltag?

Unser Tag beginnt früh morgens...

... mit dem besten Frühstück der Welt!
...und endet spät abends - mal mit einer großen Teambesprechung,
... mal mit einer Einladung zu einem Lagerfeuer.

Jeden Tag gibt es besondere Herausforderungen zu meistern. An manchen Tagen sind es schöne oder lustige Aufgaben: Die Organisation einer Liveübertragung des Fußballspiels Barcelona - Madrid, Popcorn inklusive, die Ausgabe einer Tonne gespendeter Äpfel oder die Eis-Ausgabe im Drachenkostüm an unserem letzten Tag.

Unterstützung für unsere Arbeit kommt in den unterschiedlichsten Formen und zu den unerwartetsten Zeitpunkten, aus Deutschland und von den Menschen vor Ort. Beispielsweise von drei großartigen Kerlen aus Minden, die wir in einem Stau kennen gelernt haben, von dem noch die Rede sein wird... Sie selbst sind unter der Flagge "Minden hilft" mit Sach- und Geldspenden auf dem Weg nach Idomeni. Drei Tage später, auf ihrem Weg zurück, machen sie Halt in Katsikas - und überraschen uns mit einer Spende, mit der wir in den letzten Tagen unseres Einsatzes nochmal Vollgas geben und die Pläne für die Habibi-Kitchen weiter umsetzen können!

Leider hält jeder Tag auch weniger erfreuliche Ereignisse bereit, sei es ein Stromausfall, fehlendes Wasser oder die Ankunft von Bussen. Die Busse sind voller Menschen, die in Katsikas "untergebracht" werden sollen. Die Bedingungen im Camp erschrecken die Geflüchteten jedoch so sehr, dass sie sich weigern auszusteigen – sie wollen zurück nach Athen oder weiter in ein anderes Camp. Einige von ihnen zeigen uns Fotos von Unterkünften, die ihnen beim Einsteigen in den Bus versprochen wurden. Mit der Realität in Katsikas haben diese Bilder nichts zu tun.

Was wir zunächst nicht fassen können, ist die Art und Weise, auf die von offizieller Seite mit dieser Situation umgegangen wird. Es kommt zu mehrtägigen Kraftproben zwischen den Betroffenen in den Bussen und den Behörden. In unseren Augen ist es mit nichts zu rechtfertigen, dass 180 Menschen, Männer und Frauen jeden Alters, zudem viele Kleinkinder und Säuglinge, ohne Wasser, Nahrung und Zugang zu sanitären Anlagen zwei Tage lang in Bussen sitzen gelassen werden!

Unser Team gibt Wasser, Bananen und warme Mahlzeiten an die Menschen aus, unsere weiblichen Teammitglieder verteilen Windeln und Damenbinden. Zudem stellen wir einen Generator zur Verfügung, der den Menschen eine Möglichkeit bietet, ihre Handys aufzuladen und damit Kontakt mit anderen halten zu können.

Wasser und Strom für die Betroffenen

Sich Gehör verschaffen

Die Weigerung der Menschen, in Katsikas auszusteigen, ist ein deutlicher Protest gegen die vorherrschenden Bedingungen im Camp. Auch die Menschen, die bereits hier - soll man nun "wohnen" sagen? oder "leben"? beides trifft die Realität nicht wirklich - machen in Form einer Straßenblockade auf die unerträglichen Bedingungen in der Zeltstadt aufmerksam. In dem Stau, der daraufhin entsteht, stehen auch drei Männer aus Minden...

Nachdem die Betroffenen die Nacht auf der Straße verbracht haben, wird die Blockade am nächsten Tag von der Polizei geräumt. 15 Personen werden festgenommen, darunter 2 Minderjährige und 3 freiwillige Unterstützer*innen, die bei den Menschen geblieben waren um zu fotografieren oder die Schlafsäcke der vergangenen Nacht einzusammeln. Wir selbst sind zu diesem Zeitpunkt nicht vor Ort. Den Ablauf der Räumung kennen wir nur aus Erzählungen. Handys mit Aufnahmen, die mehr über den genauen Ablauf der Räumung zeigen würden, wurden von der Polizei beschlagnahmt.

Die Nachricht der Festnahme löst bei den Menschen im Camp große Verzweiflung aus. Seit Wochen suchen sie das Gespräch mit den Behörden, doch niemand fühlt sich zuständig.

In der Zwischenzeit haben linke Aktivist*innen das Rathaus in Ioannina besetzt und fordern die sofortige Freilassung der Inhaftierten.

Spontan übernimmt Manuel aus unserem Team zusammen mit einer spanischen Journalistin im Büro des Bürgermeisters die Vermittlerrolle in den Verhandlungen.

Wenige Stunden später werden alle Festgenommenen freigelassen, einige von ihnen weisen Verletzungen auf.

Wir finden es erschreckend, dass die Situation erst eskalieren musste, bevor die Betroffenen von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden – und das zudem von vielen nicht auf die Art und Weise, die sie verdienen. Geändert hat sich an der Lage in Katsikas nichts. Solche Vorfälle werden mitunter von verschiedenen Parteien benutzt, um sich gegenseitig in einem schlechten Licht darzustellen; die Geflüchteten, die Freiwilligen, die Polizei, die Behörden. Was es hier braucht, ist Kommunikation. Und die Übernahme von Verantwortung. Nicht nur innerhalb Griechenlands!

Sich selbst zu helfen wissen

Innerhalb des Camps haben sich schnell soziale Strukturen und Netzwerke entwickelt, die wir während unserer Zeit vor Ort nicht alle durchschauen können. Viel hängt dabei mit den Nationalitäten zusammen und leider kommt es in diesem Aspekt auch hin und wieder zu Konflikten zwischen einzelnen Gruppen. Das Militär, das für das Camp verantwortlich ist, bleibt – um es positiv auszudrücken – im Hintergrund. Wir fragen uns, wie sich die Menschen hier intern organisieren, um Unrecht an sich und ihrem Eigentum zu verhindern. Wenn von offizieller Seite niemand für die Einhaltung von Recht und Ordnung sorgt, müssen inoffizielle Strukturen entstehen, die verhindern, dass sich nur die Stärkeren durchsetzen.

Der Mangel an den grundlegendsten Dingen treibt derweil kreative Blüten. Hier wird (vor den Augen des Militärs) die Stromleitung angezapft.

An dieser Stelle wollen wir klar stellen, dass wir nicht das Militär im Camp für die schlechten Bedingungen vor Ort verantwortlich machen. Auch der griechische Staat oder die griechische Bevölkerung können nicht allein die Verantwortung für die Situation der Menschen in Katsikas und weiteren 50.000 Geflüchteten in Griechenland tragen. Es ist die Verantwortung der europäischen Regierungen dafür zu sorgen, dass Menschen, die auf der Suche nach Freiheit und Sicherheit nach Europa kommen, ausreichend und menschenwürdig versorgt werden!

Alltag einkehren lassen? Selbst- und Fremdbestimmung

Wie unser Alltag ungefähr aussah, haben wir hier beschrieben. Was aber ist mit dem Alltag der Menschen im Camp? Wir haben viel darüber nachgedacht und die Frage umformuliert. Soll hier überhaupt Alltag einkehren?

Tagelang haben sich Freiwillige den Kopf darüber zerbrochen, wie man Böden aus Sperrholz in den Zelten verlegen könnte. Um die Familien vor Kälte und Regen zu schützen. Um das Leben etwas angenehmer zu machen. Die aufgeregte aber eindeutige Aussage eines Mannes zu den Überlegungen lautete: "We don't want floors! Even if we have a floor, we still live in a tent. We don't want to live in tents." - "Wir wollen keine Böden! Wenn wir einen Boden haben, leben wir trotzdem immer noch in einem Zelt. Wir wollen nicht in Zelten leben."

Anders als viele hier hoffen, ist an eine schnelle Weiterreise nicht zu denken. Wir haben gehört, dass das Camp für die nächsten acht Monate bestehen soll. Ein Betroffener, der sich mit einem seltenen Gast, einem Delegierten des UNHCR unterhält, macht deutlich, was er von den Bedingungen hier hält: „This is not living. This is surviving.“ Das hier ist kein Leben. Es ist reines Überleben.

Wie gehen die Betroffenen und die Unterstützerinnen und Unterstützer mit dieser Aussicht um?

Die Schule, die für die Kinder im Lager entsteht, hat nach einigen Wochen den Namen "School of hope" erhalten. In der ersten Zeit sprachen alle nur von "Workshops" - unverbindlich und kurzfristig. Denn das Eingeständnis, dass dies nun ihre Schule sein wird, die Dixietoiletten ihre Badezimmer, die Zelte für Wochen oder Monate oder Jahre ihre Behausung, dass dieses Leben, das eigentlich kein Leben ist, nun zu ihrem Alltag wird - dieses Eingeständnis muss unendlich schwer fallen. In dem Alltag im Camp ist alles fremdbestimmt. Wo man lebt. Wer neben einem wohnt. Wann es Essen vom Militär gibt. Was es zu essen gibt.

Wir wissen, dass viele Menschen sich wünschen, selbst für sich und ihre Familien zu kochen. Wenn man über alle Bereiche des eigenen Lebens die Kontrolle abgeben muss - so könnte man zumindest beim Kochen selbst entscheiden, was und wann man essen wird! Was die eigenen Kinder essen werden! Ein kleines Stück Selbstbestimmung.

Dieses Bedürfnis können wir mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, nicht befriedigen. Unsere Habibi-Kitchen bietet aber immerhin die Strukturen, die nötig sind, um alle mit einer selbstgekochten, gesunden und leckeren Mahlzeit zu versorgen. Wieder selbst tätig zu werden. Mit zu bestimmen. Mit zu gestalten!

Die Menschen im Camp gehen unterschiedlich mit ihrem fremdbestimmten Alltag um. Manche verschönern ihre Zelte. Manche pflanzen Tomaten an. Versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.

Aber das hier darf nicht der Alltag dieser Menschen werden.

Denn das würde bedeuten, dass eine ganze Generation im Nirgendwo aufwächst. In einem quasi rechtsfreien Raum. Ohne Perspektive.

Die Menschen im Camp von Katsikas stammen vor allem aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Auf der Suche nach einem Leben in Sicherheit und Freiheit haben sie die Flucht auf sich genommen und sich auf den Weg nach Europa gemacht. Während sich in Deutschland die Erstaufnahmestellen für Geflüchtete leeren, gibt es für die Menschen an den Außengrenzen unseres Kontinents kein Weiterkommen. Grenzen zu schließen und keine Perspektive anzubieten, ist keine Lösung. Diese Menschen sind keine Bedrohung, sondern die Bedrohten. Das sollte man nicht vergessen.

Abschied

Der Abschied in Katsikas fällt uns schwer. Einen Monat lang waren wir vor Ort und haben viele Menschen kennen gelernt, die uns ans Herz gewachsen sind. Wir haben alles gegeben, um Strukturen einzurichten, die auch nach unserer Abreise noch funktionieren und das Leben im Camp ein bisschen selbstbestimmter und angenehmer zu machen.

Wir wollen Teil einer Lösung sein. Unsere Erfahrungen in Katsikas spornen uns weiter an, auf die Situation von Menschen auf der Flucht in Europa aufmerksam zu machen und unsere nächsten Aktionen zu planen. Freut euch auf neue Entwicklungen - sie werden nicht lange auf sich warten lassen! ;-)

Special Thanks to Rob Timmerman for letting us use some of his great pictures here!

Wir sagen: "Danke und bis bald!". Zu euch und den Menschen in Katsikas.

Special Thanks to our photographers Jennifer Mallmann, Henri Shabani, Rob Timmerman, Andrea Sánchez Brox, Louis Dowse, Kat, Florian Horsch, Manuel Seifried, Mathias Horsch und Anna Innocenti!

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