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3 Tage Wandersegelflug im August 2019 1500 km durch Deutschland mit dem SegelflUgzeug

Ich lag auf der Lauer, um ein Wetterfenster für einen 3- tägigen Ausflug ab Hamburg Boberg zu erwischen. Die großen Dreiecksstrecken für die Deutschen Meisterschaften (DMST) 2019 sind bis August geflogen und ich nahm mir Zeit für ein neues Abenteuer. Ich wollte etwas anderes sehen, etwas, was außerhalb der normalen Reichweite vom Startplatz Hamburg Boberg liegt. Südlich Leipzig und südlich des Harzes, das fehlt mir noch. Das Wetter musste passen. Die Wetterlagen zum Segelfliegen sind in den letzten Jahren wie Eintagsfliegen. Ein Hochdruckgebiet, das sich mit der Zugbahn gen Osten etwas Zeit lässt, das sollte es sein. Ende August war es soweit und die Segelflugreise begann am 21. August.

I lay in wait to catch a weather window for a 3 day trip from Hamburg Boberg. The big triangle routes for the German Championships (DMST) 2019 flew until August and I took time for a new adventure. I wanted to see something else, something outside the normal range of Hamburg Boberg. South of Leipzig and south of the Harz mountains, that's still missing. The weather had to fit. The weather conditions for gliding in the last years are like day flies. A high pressure area, which takes some time with the train to the east, that should be it. At the end of August it was so far and the glider flight journey began on 21 August.

Starvorbereitung mit ausgefahrenem Propeller in Boberg (Originalbild)

16 Liter Benzin im Rumpftank und nochmal 10 Liter in den Benzinsäcken der Flugzeugflächen sollten die nächsten Tage reichen. Ich wollte nicht nachtanken und ließ mir mit dem Start etwas Zeit, bis sich die Thermik etwas stabilisiert hatte und etwa 1000 Meter hoch über dem Startplatz Boberg stand. Pro Eigenstart brauche ich 3 Liter Sprit auf 600 Meter über dem Erdboden. Der Motor mit Propeller ist hinter dem Cockpit fest eingebaut. Nach dem Start wird der Propeller eingefahren und es geht mit Sonnenenergie, der Thermik, weiter.

16 liters of gasoline in the fuselage tank and another 10 liters in the gasoline sacks of the airplane surfaces should suffice the next days. I didn't want to refuel and took some time with the start until the thermals had stabilized a bit and were about 1000 meters high above the take-off point Boberg. For each self-launch I need 3 liters of fuel at 600 meters above the ground. The engine with propeller is fixed behind the cockpit. After the start the propeller is retracted and it goes on with solar energy, the thermals.

Blick auf Hamburg kurz nach dem Start (Originalbild) . Unter jeder Thermikwolke ein Aufwind. Segelflieger sind Wolkenversteher.

Mit dem Westwind ging es nach Osten. Der Rückenwind hilft, die Schnittgeschwindigkeit wird um die Windgeschwindigkeit erhöht. Das Zentrum des Hochdruckgebiets befand sich noch westlich. Perfekte Wolkenaufreihungen bis zum Fläming südlich Berlin, danach wurde es etwas feuchter und die Wolken mächtiger, wie auf dem Satelitenbild zu erkennen. An der Schneekoppe in Tschechien schauerte es noch. Mein Ziel war Rothenburg an der Neiße. Wichtig beim Wandersegelflug ist das Wetter des nächsten Tages, um wieder weiter zu kommen. TopMeteo prophezeite für den nächsten Tag eine hohe Wolkenbasis im Westen. Heißt, dass man mit dem Segelflugzeug hoch steigen kann und viele Meter Höhe zum Abgleiten hat. Aus 1000 Meter Höhe komme ich über 50 km weit, wenn der Gegenwind nicht zu stark ist. Damit hat man genügend Zeit, um einen neuen starken Aufwind zu finden.

With the west wind it went east. The tailwind helps, the cutting speed is increased by the wind speed. The center of the high pressure area was still west. Perfect cloud formations up to the Fläming south of Berlin, afterwards it became a little more humid and the clouds more powerful, as to be recognized on the satellite picture. The Schneekoppe in the Czech Republic was still shimmering. My destination was Rothenburg an der Neiße. The weather of the next day is important for the hiking glider flight to get further again. TopMeteo predicted a high cloud base in the west for the next day. This means that you can climb up with a glider and have many meters of height to glide down. From a height of 1000 meters I can reach more than 50 km, if the headwind is not too strong. This gives you enough time to find a new strong upwind.

Bodenwind aus West und feuchtere Luft im Osten auf dem Satbild vom 21.8.2019. Der Westwind zeigt, dass sich das Zentrums des Hochdruckgebiets noch westlich befindet.

Der Flug erfolgte bis in die feuchte Luft im Osten und über die polnische Grenze. Europa macht es möglich. Gelandet bin ich dann in Rothenburg/ Oberlausitz. Ich habe diesen Platz mal als sächsisch Nevada beschrieben. Dieser Flugplatz kann es von der Größe locker mit den US amerikanischen Plätzen aufnehmen, und manchmal sogar mit dem Wetter. Es ist aber auch ein perfekter Platz, um das Dreiländereck Deutschland, Polen und Tschechien zu erkunden. Flugleiter Volker erwartete mich bereits und mein Flieger stand nach der Landung auf der 2500 Meter langen Landebahn. Abflugbereit für den nächsten Tag.

The flight took place to the humid air in the east and over the Polish border. Europe makes it possible. Then I landed in Rothenburg/ Oberlausitz. I have described this place once as Saxon Nevada. This airfield can easily compete with the US American airfields, and sometimes even with the weather. But it is also a perfect place to explore the border triangle of Germany, Poland and the Czech Republic. Air traffic controller Volker was already waiting for me and after landing my plane stood on the 2500 meter long runway. Ready to take off for the next day.

Landung Bahn 17 in Rothenburg/ Oberlausitz, 2500 MeterAsphalt. Ganz weit hinten links im Bild die Schneekoppe. Fast nicht zu erkennen, da das Bild mit einem Weitwinkel fotografiert wurde.

Am nächsten Morgen in Rothenburg kam der Wind bereits aus Ost und drehte im Tagesverlauf im Westen auf Süd. Südwind bedeutet oft Wolkenauflösung und Blauthermik, heißt, dass die Thermik anhand der Wolken nicht zu sehen und zu finden ist. Diese Fliegerei muss man mögen und die Vorstellung haben, wo die Natur die Thermik ablöst. Das Satbild dokumentiert die Blauthermik im Westen. In Rothenburg gab es vormittags noch Cumuluswolken, die mir halfen, den richtigen Startzeitpunkt zu finden. Ich wartete wieder etwas bis über dem Flugplatz Rothenburg die erste Wolke stand, um nicht so viel Benzin zu verbrauchen. Im Slalom flog ich nördlich um den Luftraum Dresden und südlich um den Luftraum Leipzig-Halle herum. Es dauerte eine ganze Zeit, um an den Braunkohle Tagebauten vorbei zu kommen. Der Luftraum von Leipzig ist riesig und soll noch intensiver mit einer neuen Struktur für den Luftfrachtverkehr genutzt werden.

The next morning in Rothenburg, the wind was already coming from the east and turned in the course of the day in the west to the south. South wind often means cloud resolution and blue thermals, which means that the thermals cannot be seen and found from the clouds. One must like this flying and have the idea where nature replaces thermals. The satellite picture documents the blue thermals in the west. In Rothenburg there were cumulus clouds in the morning, which helped me to find the right starting time. I waited again a bit until the first cloud stood above the airfield Rothenburg in order not to consume so much gasoline. In the slalom I flew north around the airspace Dresden and south around the airspace Leipzig-Halle. It took a long time to get past the lignite mines. Leipzig's airspace is huge and is to be used even more intensively with a new structure for air freight traffic.

Bei Südwind gibt es oft Blauthermik. Satelitenbild und Windkarte vom 22. August 2019

Nach Leipzig ändert sich die Landschaft und ich konnte aus der Luft einen sehr langen Waldstreifen am Nordrand des Thüringer Beckens erkennen. Bei dem Südwind und dem Sonnenstand auch im Blauen ( ohne Thermik Wolken) eine Thermikautobahn, wie ich hoffte. Nach dem Überqueren der Unstrut fädelt sich ein Hügel nach dem anderen auf. Die Saale Unstrut Platte ist noch flach und die Flüsse wie Saale und Unstrut sind eingeschnitten. Dann folgen die Hügelzüge mit den schönen Namen Finne, Hohe Schrecke, Schmücke, Hainleite und Dün. Auf dem unteren Foto ist das Tal der Helbe zu erkennen. Die Helbe führt nur Wasser bei Starkregen oder bei Schneeschmelze. Durch den Muschelkalk im Boden ist dieser verkarstet und ist sehr wasserdurchlässig. Genau so etwas wollte ich bei meinem Wandersegelflug sehen und erfliegen. Sonne und der Südwind standen auf der Beckenkannte und es war eine Thermikautobahn.

After Leipzig the landscape changes and I could see from the air a very long strip of forest at the northern edge of the Thuringian basin. With the south wind and the position of the sun also in the blue (without thermal clouds) a thermal motorway, as I hoped. After crossing the Unstrut, one hill after the other is winding up. The Saale Unstrut plate is still flat and the rivers like Saale and Unstrut are cut in. Then follow the hills with the beautiful names Finne, Hohe Schrecke, Schmücke, Hainleite and Dün. The lower photo shows the Helbe valley. The Helbe only carries water in heavy rain or when the snow melts. Due to the shell limestone in the soil it is karstified and very permeable to water. That's exactly what I wanted to see and fly during my wandering glider flight. Sun and the south wind stood on the edge and it was a thermal highway.

Die Helbe am Nordrand des Thüringer Beckens

Weiter gings mit der Luftentdeckungsreise in Richtung Westen. Hinter Göttingen liegt die Grefenburg, ein Basaltkegel, der aus einem Vulkan vor ein paar Millionen Jahren entstanden ist. Die Helbe und die Grefenburg sind Beispiele von Luftentdeckungen die man beim Wandersegelflug erleben kann.

The air discovery journey continued in a westerly direction. Behind Göttingen lies the Grefenburg, a basalt cone that emerged from a volcano a few million years ago. The Helbe and the Grefenburg are examples of air discoveries one can experience during a hiking glider flight.

Grefenburg, ein eine Millionen Jahr alter Vulkankegel aus dem Tertiär

Immer weiter nach Westen ging der Flug. Gestartet mit dem Rückenwind musste ich mir langsam überlegen, wo es hingehen sollte. An der Luft und den hohen Wolken war zu erkennen, dass der Flug am nächsten Tag wohl ausschließlich im Blauen und mit einer nicht mehr so thermikträchtigen Luftmasse zu fliegen sein sollte. Es standen zur Auswahl k, Achmer oder Lingen als Landeort. Wenn schon Wandersegelflug, dann von der Neiße bis zur Ems. Moderne Technik macht es möglich und somit die Kontaktaufnahme mit dem Emsland. Es reizte ein Hallenstellplatz, ein Übernachtungsplatz, Nahrung und das Wiedersehen mit den Lingener Freunden aus dem sommerlichen Fuentemilanos Treffen. Motivation pur. Der beste Weg nach den Thüringer Erfahrungen, wieder an die Mittelgebirgskante. Diesmal der Teuto. Bei Oerlinghausen ging es auf über 2000 Meter Höhe, Energie Scotty. Über Bielefeld hinweg und vorbei am münsteraner Luftraum ans Wiehengebirge. Auch hier stand noch ein Bart (Thermik) mit fast 2000 Meter Höhe. Das reichte für die letzten 80 Kilometer im Gleitflug. Vorbei am Atomkraftwerk Emsland Lingen ging es mit der Hilfe von GPS und Oudie (Navigationscomputer) auf den Platz zu, den ich zuerst nicht von den umliegenden Feldern unterscheiden konnte. Der Flugleiter half und ich landete in Nordhorn- Lingen. Kaum gelandet stand ich bereits in der Flugplatzhalle, versorgt von Chris und Elli.

The flight went further and further west. Started with the tail wind I had to slowly think about where to go. From the air and the high clouds it was to be recognized that the flight on the next day should be to be flown probably exclusively in the blue and with a no longer so thermikträchtigen air mass. You could choose between Achmer or Lingen as landing place. If already wandering glider flight, then from the Neiße to the Ems. Modern technology makes it possible and thus the establishment of contact with the Emsland. A hall parking place, an overnight stay, food and the reunion with the Lingener friends from the summer Fuentemilanos meeting appealed to it. Pure motivation. The best way after the Thuringian experiences, again to the low mountain range edge. This time the Teuto. At Oerlinghausen it went on over 2000 meters height, energy Scotty. Over Bielefeld and past the Münster airspace to the Wiehengebirge. Also here stood a beard (thermal) with almost 2000 meters height. That was enough for the last 80 kilometres in gliding flight. With the help of GPS and Oudie (navigation computer) I went past the nuclear power station Emsland Lingen to the place, which I could not distinguish from the surrounding fields at first. The air traffic controller helped and I landed in Nordhorn-Lingen. Hardly landed I stood already in the airfield hall, supplied by Chris and Elli.

Atomkraftwerk Emsland Lingen. Foto von einem vorherigen Flug.

Nach einer Hammer Versorgung und einem Abschiedsfoto ging es auf den letzten Teil der Reise. Auf Christophs Foto ist bereits der Cirrus und damit die Warmluft zu erkennen. Beim Abflug musste das AKW Emsland noch ein bisschen helfen, aber dann ging es durch die Pampa von Flugplatz zu Flugplatz über die Weser und Aller in die Lüneburger Heide, die aber thermisch auch nicht besser ging. Die Warmluft kam und machte dem thermischen Herumtreiben ein Ende.

After a hammer supply and a farewell photo we went on the last part of the journey. Christophs photo already shows the Cirrus and the warm air. The Emsland nuclear power plant still had to help a little during the departure, but then it went through the pampas from airfield to airfield over the Weser and Aller to the Lüneburger Heide, which also did not improve thermally. The warm air came and put an end to the thermal hustle and bustle.

Foto: Chris Talle, ich war unter ständiger Kontrolle der Luftfahrtbehörde Niedersachsen

Zurück bleibt eine Flugspur auf der Karte. Weit in den Osten der Republik bis an die polnische Grenze. Quer durch Deutschland mit einem langen Flug bis an die holländische Grenze und zurück zum Startpunkt Hamburg. Zurück bleiben aber auch Bilder und Erinnerungen an eine tolle Landschaft und nette Menschen.

One flight track remains on the map. Far into the east of the republic up to the Polish border. Across Germany with a long flight to the Dutch border and back to Hamburg. But also pictures and memories of a great landscape and nice people are left behind.

Strecke des Wandersegelfluges ( Karte Copyright: Seeyou)
Zurück in Boberg, fast alles wieder im Anhänger
Created By
Holger Weitzel
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