Immer das Theater mit dem Bus Das Theaterensemble der HTWG macht vom 29.05 bis 03.06.2017 die Konstanzer Stadtbusse zur Bühne – Eine kleine Nachkritik von Nicolai Eckert

Ein Busanhänger, ein Regisseur, 17 Studierende, drei Gitarren, ein Bass, viel Freude und Charme; zusammen ergeben diese Zutaten die erstaunlich frische Text – Musik – Aktion „Der Rote Arnold, übers Abfahren, Anhalten und Ankommen“.

90 Jahre wird er alt, der Linienbus in Konstanz, der ebenso sehr zum Konstanzer Stadtbild gehört wie der Nebel im Winter. Benannt ist er nach dem SPD Politiker Fritz Arnold, dem ehemaligen Bürgermeister der Stadt, der den Linienbusverkehr in Konstanz eben vor 90 Jahren einführte. Das Ensemble hat sich zur Aufgabe gemacht, einige der vielen Geschichten des Busses zu erzählen; denn in den vergangenen Jahren hat der ‚Rote Arnold‘ viel erlebt. Grund genug für das Ensemble aus Studierenden der HTWG unter der Leitung von Felix Strasser, einige der zahllosen Geschichten zu erzählen. Konstanzer Bürgerinnen und Bürger konnten Strasser und sein Team nach einem Aufruf mit Anekdoten rund um den alltäglichen Busbetrieb versorgen. Vielfältig gestalten sich diese Einsendungen, die in zwei Heften zusammengefasst sind und jedem Zuschauer mitgegeben wurden. Von alltäglichem Gossip bis hin zu kleinen Dramen in Prosa oder Poesieform, mal weitläufig ausformuliert, mal als kleiner Zweizeiler und mit Musikuntermalung, präsentieren die Darsteller den Fahrgästen ein buntes Potpourri.

Das Ensemble hat sich zur Aufgabe gemacht, einige der vielen Geschichten des Busses zu erzählen; denn in den vergangenen Jahren hat der ‚Rote Arnold‘ viel erlebt.

Es geht los an der Bushaltestelle Marktstätte/Bahnhof mit der Linie 13/4 im Busanhänger. Eine ungewöhnliche Lichtstimmung durchdringt den Bus: Lila und Rot dominieren. Über einer Türe hängt eine Discokugel, die für hunderte kleine Lichtreflexe im Innenraum des Waggons sorgt. Boxen in allen Ecken gewährleisten die umfassende Beschallung des Anhängers. Die Musiker und Schauspieler tragen alle das weiße Hemd mit schwarzer Hose und die rote Krawatte, mit welcher auch die Busfahrer der Stadtwerke ausgestattet sind. Während dem alltäglichen Betrieb im Bus, lesen sie die zusammengetragenen Geschichten vor und singen im Wechselspiel mit den Texten Lieder von den Beatles, Bob Dylan oder Willie Nelson. Die Beiträge werden von den Zuschauern mit frenetischem Zwischenapplaus und Gelächter getragen. Ab und zu steigt ein Fahrgast aus, und kaum wahrnehmbar tönt hin und wieder ein „Nächste Haltestelle…“ aus den Lautsprechern. Die ganze 13/4 Runde wird bespielt, und weil die Strecke unterschiedlich viel Zeit in Anspruch nehmen kann, ist das Ensemble in der Lage flexibel auf die Fahrtdauer zu reagieren. Denn die Aktion verfolgt keinen stringenten Handlungsstrang. Beinahe willkürlich, so scheint es, werden die Textbeiträge aneinandergereiht.

Das Ensemble fungiert als Sprachrohr der Konstanzer Bürgerinnen und Bürger die täglich mit dem Bus fahren. Besonders in Erinnerung bleiben die amüsanten Geschichten: Eine erzählt von einem Busfahrer, der, obgleich sich immer noch Fahrgäste im Bus befanden, Feierabend machen und den Bus abstellen wollte. Eine andere von jungen Männern, die sich mal wieder nicht trauten, die Angebetete im Bus anzusprechen und schier an ihrer Unfähigkeit zerbrachen. Auch an die kleinen Partys im Bus nach dem Hemdglonker in Konstanz erinnert man sich gerne. So wird der Bus zum zweiten Male Zeuge dieser Geschichten; er ist Bühne und Schauplatz zugleich.

Das Ensemble fungiert als Sprachrohr der Konstanzer Bürgerinnen und Bürger die täglich mit dem Bus fahren.

Der Kopf hinter diesem außergewöhnlichen Projekt ist Felix Strasser. Der Leiter des Hochschultheaters machte zuletzt vergangenen Jahres mit „Liebe Macht Nass“ auf sich aufmerksam. Es handelte sich hierbei um eine moderne Version von Romeo und Julia, die in Kooperation mit der Südwestphilharmonie in der Konstanzer Therme aufgeführt wurde. Hier entstand auch die Idee einen Bus zu bespielen. Ursprünglich habe er die Gäste bereits im Bus auf dem Weg zur Therme mit Musik und Performance unterhalten wollen, was sich jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht realisieren ließ. So wurde daraus ein ganz eigenes Projekt zum 90. Jubiläum der Stadtbusse, welches den Mitfahrenden am Ende mit der Erkenntnis zurücklässt, dass eine 70-minütige Busfahrt auch ohne Smartphone und Kopfhörer Spaß machen kann.

Es spielten: Kevin Kohler, Philipp Herrmann, Verena Graf, Noah Rothfuß, Vanessa Dinh, Kaddy Jödicke, Fabian Greiner, Benedikt Sienz, Viktor Venz, Leonardo Alliata, Jonas Lerch, Sophia Hummler, Jasmin Fink, Ancheng Feng, Annika Stross, Tamara Bernhardt und Pascal Sindlinger.

Credits:

Nicolai Eckert 

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