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Distanz- und Hybridunterricht DIGITALISIERUNG DES UNTERRICHTS ALS KRISEN- ODER ZUKUNFTSMODELL?

Impulse für ein Neues Lernen in Schule, Hochschule und ZfsL

Michael Rogge, Zfsl Gelsenkirchen

Teil 1: Schule in der digitalisierten Welt

Am 22.02.2021 kehrt NRW wieder schrittweise zurück zum Präsenzunterricht. Wie wird sich der Unterricht und das System Schule bis dahin verändert haben?

22.02.2021 - Rückkehr in den "Normalzustand"?

"Meine Lehre aus der COVID-19 Pandemie: Es fehlt in Schule nicht an digitaler Technik, sondern an einer veränderten Lernkultur"

Schule im 19. Jahrhundert : Wenn alles schläft und einer spricht, dann nennt man das wohl Unterricht...

Schule 2020 : Noch immer Langeweile im Unterricht?

Sir Ken Robinson: Changing Educational Paradigms

Die zunehmende Komplexität, Flüchtigkeit, Ungewissheit und Mehrdeutigkeit unserer Welt hat auch Auswirkungen auf die Schule

Die 6 Probleme des Schulsystems sind auch die Probleme der Lehrerausbildung: industriemäßig orientierte Ausbildung, Mangel an Lernerautonomie, kaum echte Lerngelegenheiten, kein Raum für eigene Leidenschaften, keine Berücksichtigung individueller Lernbedürfnisse und Seminarveranstaltungen, die kaum Raum für Austausch und Kommunikation bieten

Blended Learning oder NEw Learning

Ein Ausweg aus der Bildungskrise?

Blended Learning - Ein Weg aus der BildungsKrise?

Quelle: H. Poelert (2020): Unterrichten digital. Online:https://unterrichten.digital/wp-content/uploads/2020/10/Blended-Learning.png

Wechsel von Präsenz- und Distanzphasen im Blended Learning Modell

Quelle: H. Poelert (2020): Unterrichten digital. Online:https://unterrichten.digital/wp-content/uploads/2020/10/Blended-Learning.png

Quelle: Bob Blume (2020): Blended Learning und Hybridunterricht. Online: https://www.youtube.com/watch?v=gUJB0WqKWEs&feature=emb_logo

Das Hagener Manifest

Die digitale Transformation revolutioniert die Arbeitswelt und unser Leben. Doch unser Bildungssystem kommt mit den notwendigen Veränderungsprozessen viel zu langsam voran - dringend erforderliche „future skills“ stehen nach wie vor nicht im Fokus des Lernens.

schon unterschrieben?

Teil 2: Distanz- und Hybrid-unterricht

Pädagogische didaktische, und methodische Überlegungen

Die didaktischen Schieberegler (nach Krommer 2020)

1. Beziehungskultur

Soviel Empathie und Beziehungsarbeit wie möglich, so viel Tools und Apps wie nötig

Die Corona-Schulschließungen im Frühjahr 2020 haben gezeigt: Distanzunterricht setzt eine aktive Beziehungsarbeit zwischen Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften voraus. Ohne eine etablierte Beziehungskultur kann Distanzunterricht nicht funktionieren.

Lehrkräfte sollten sich (bei aller nötigen professionellen Distanz) um eine positive Zuwendung bemühen, auf die SuS empatisch und verlässlich wirken und mit den SuS in eine verlässliche Dialoghaltung eintreten.

Die Schülerinnen und Schüler sollten Gelegenheit erhalten, möglichst aktiv an den Unterrichtsprozessen teilhaben zu können (z.B. durch gemeinsame Planung von Unterricht und Feedback), um die Selbstwirksamkeit der SuS zu stärken.

vgl. Mittelbach, Tom (2020). In: Kantereit (Hrsg. ), 34-39.

2. Positive Fehlerkorrektur

So viel Vertrauen und Freiheit wie möglich, so viel Kontrolle und Struktur wie nötig

Während der Covid-19 Schulschließungen vertraten viele Eltern die Ansicht, dass die in der Distanz von Lehrkräften gestellten Aufgaben regelmäßig Überprüft und kontrolliert werden müssten. Eine solche Form der Rückmeldung ist bei Klassengrößen von 30 SuS aber kaum realisierbar und ist auch nur bedingt sinnvoll. Alternativ bietet es sich an, z.B. einige wenige positive Beispiele der SuS auszuwählen und gemeinsam mit allen SuS in der Präsenzphase (oder im Rahmen einer Videokonferenz) zu besprechen. Dabei stehen positiv gelungene Aspekte im Vordergrund, nicht aber die individuellen Fehler der SuS.

3. Sinnvolle Auswahl von Medien und digitalen Werkzeugen

"So viel einfache Technik wie möglich, so viel neue Technik wie nötig"

Während der Schulschließungen haben die Schulen mit unterschiedlichsten digitalen Tools experimentiert - nicht immer erwiesen sich diese Tools als uneingeschränkt hilfreich. "Weniger ist mehr" - nach diesem Prinzip sollten Schulen sich möglichst auf einige wenige digitale Werkzeuge verständigen, die dann aber möglichst von allen Lehrkräften der Schule im Unterricht sowie im Distanz- und Hybridunterricht eingesetzt werden. Idealerweise verfügt die Schule über ein digitales Lernmanagementsystem (z.B. Logineo LMS, IServ, Moodle etc.), das von allen SuS beherrscht wird. Fachschaften können - auch im Rückgriff auf den Medienkompetenzrahmen NRW - definieren, welche weiteren Tools fachbezogen ggf. vielleicht eingeführt werden.Im schulischen Medienkonzept können diese fachbezogenen Übersichten zusammengetragen werden und schaffen somit Verbindlichkeit und Transparenz für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern.

4. Kollaboration und Kommunikation

So viel asynchrone Kommunikation wie möglich, so viel synchrone wie nötig

Mit dem Entfall des Präsenzunterrichts haben Schulen versucht, den Präsenzunterricht vor Ort durch synchrone Videokonferenzen zu ersetzen. Doch Kollaboration ist auch asynchron, d.h. zeit- und ortsunabhängig möglich. Entsprechende digitale Tools ermöglichen, dass SuS gemeinsam an Textdokumenten, Präsentationen und Geschichten arbeitet. Dies kann nun entweder in Echtzeit geschehen (z.B. über Videokonferenz) oder zeitasynchron über digitale Kommunikationskanäle (E-Mail, Chats, Messengerdienste, Lernplattformen / LMS). So lassen sich z.B. auch komplexe Projekte durch Schülergruppen bearbeiten und digital präsentieren (z.B. über Audio- und Videoprodukte oder eine gemeinsam erstellte digitale Präsentation)

5. Offene Lernaufgaben

So viel offene Projektarbeit wie möglich, so viele kleinschrittige Übungen wie nötig

Während der Schulschließungen wurden SuS häufig mit kleinschrittigen Übungsaufgaben und Wiederholungsmaterial überschüttet, das kaum Raum für entdeckendes Lernen bot. Doch gerade offene, schülerorientierte Aufgabenformate sind für den Distanzunterricht von besonderer Bedeutung. Nach Leisen (2016:43) bilden diese Lernaufgaben das "Herzstück" der Steuerung von Lernprozessen. Entsprechend sollte im Distanzunterricht ein offener, projektorientierter Zugang zu Lerninhalten im Vordergrund stehen, der an die Lebenswelt von SuS anknüpft und für diese herausfordernd ist, der zugleich Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken fördert (4K-Modell) und möglichst verschiede Teilkompetenzen des Faches (Sach-, Methoden- und Handlungskompetenzen) integriert.

6. Feedback

So viel Peer-Feedback wie möglich, so viel Feedback von Lehrenden wie nötig

Insbesondere der Distanz- und Hybridunterricht lebt von Feedback, das sich sowohl auf die Unterrichtsprodukte als auch auf die Lernprozessen der Schülerinnen und Schüler beziehen sollte. Nach Hattie gehört Feedback zu den wichtigsten Einflussfaktoren für lernwirksamen Unterricht. Entsprechend sollten SuS auch in Distanzphasen geeignete Rückmeldungen zu ihrem Lernprozess erhalten, wobei dieses Feedback sich sowohl auf den Ist-Zustand des Lernenden (feed-up), die intendierte Zielperspektive (feed-forward) und den bereits zurückgelegten Lernweg (feed-back) beziehen sollte. Als besonders lernwirksam erweist sich dabei das peer-feedback, d.h. die Rückmeldung zum Lernfortschritt durch die Mitschülerinnen und Mitschüler, das gerade z.B. in Distanzphasen auch gut über Audiokommentare zu Lernprodukten erfolgen kann.

vgl. Hattie, John / Clarke, Shirley (2019). Visible Learning: Feedback. London: Routledge

Teil 3: Praxisbeispiele
Created By
Michael Rogge
Appreciate

Credits:

Einstiegsimpuls zum Thema "Distanz- und Hybridunterricht".  Erstellt von Michael Rogge, Zfsl Gelsenkirchen (michael.rogge@me.com) mit Bildern von Ben White - "“The more that you read, the more things you will know. The more that you learn, the more places you’ll go.” ― Dr. Seuss" • Taylor Wilcox - "Fifth graders in their classroom at school" • Austrian National Library - " Glance into a classroom, 1935" • Sam Balye - "The boys in the back" • Diego PH - "The focus"