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Einsturzgefahr Förderzeitraum: 2017

Die ev.-luth. Kirche in Kolenfeld, Stadt Wunstorf, Region Hannover

Sanierung des Dachstuhls

Das Dorf Kolenfeld, das heute zur Stadt Wunstorf gehört, war lange Zeit Mittelpunkt der Verwaltung von großen Ländereien, die dem Zisterzienserkloster Loccum in der Gegend gehörten. Daran erinnert heute noch der sogenannte Mönchehof, Rest eines umfangreicheren mittelalterlichen Klosterhofes („Grangie“). Auf eine jahrhundertelange landwirtschaftliche Prägung weist auch das reizvolle Ensemble im Ortszentrum aus der ev.-luth. Kirche, dem alten Pfarrhaus, der Pfarrscheune und einigen landwirtschaftlichen Gebäuden hin.

Die Kirche

Kolenfeld war durch die Folgen verschiedener kriegerischer Ereignisse im 16. und 17. Jahrhundert eine arme Gemeinde, die trotz der über ein halbes Jahrhundert andauernden Baufälligkeit ihrer Kirche erst 1743 an einen Neubau gehen konnte. Der schlichte weiträumige Rechtecksaal wurde nach dem Entwurf von J. D. Schneider bis 1747 an die Ostseite des aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammenden mächtigen romanischen Turmes angebaut. Sie steht auf den Fundamenten der romanischen Vorgängerkirche. Zwei mächtige Linden, die 1817 anlässlich des 300-jährigen Reformationsjubiläums gepflanzt wurden, bilden einen malerischen Durchgang zur Kirchentür.

Drei Ausstattungsstücke beherrschen den ansonsten schlicht gestalteten Innenraum der Kirche: der barocke Kanzelaltar mit seinen korinthischen Kolossalsäulen und theatralisch bewegten Figuren, der 1747 von dem bedeutenden hannoverschen Bildhauer Johann Friedrich Blasius Ziesenis stammt, der 1651 datierte steinerne Taufstein und die Orgel mit ihrem barocken Prospekt, die von Franz Wilhelm Naumann geschaffen wurde, einem Sohn des Johann Matthias Naumann, eines Meisterschülers des Orgelbauers Arp Schnitger.

Kirche lebt im Dorf

Die Kirchengemeinde Kolenfeld ist nach dem Leitbild „Kirche lebt im Dorf“ volkskirchlich geprägt. Mit sehr viel ehrenamtlichem Engagement, das von vielen aktiven Gemeindemitgliedern getragen wird, konnte sie in den letzten 20 Jahren große Projekte realisieren: So den Umbau der alten, baufälligen Pfarrscheune zu einem Gemeindehaus, das von kirchlichen, aber auch von nichtkirchlichen Gruppen genutzt wird. Sie bildet mit dem weitläufigen Außengelände, der Kirche und der Schule ein Zentrum der Dorfgemeinde, dem sich die Menschen verbunden fühlen.

Ein weiteres für den Ort wichtiges Projekt stellt nun die Instandsetzung der Kirche dar, wobei der Kirchturm und die Glocken in den letzten Jahren bereits in Eigenleistung saniert werden konnten. Umfangreich sind auch die Maßnahmen, mit denen das Kirchenschiff restauriert werden soll: Reparatur des Daches, Verputz von Innenwänden und Außenmauern, Neufassung der Innenausstattung und Erneuerung der elektrischen Anlagen.

Akuter Pilzbefall

Bei der Vorbereitung der Instandsetzung stellten Sachverständige fest, dass das Dachgebälk von holzzerstörenden Pilzen („Holzporling“) befallen war. Partiell hatte die dadurch verursachte intensive Weißfäule die Holzsubstanz zerstört. Lastumlagerungen und damit eine Gefährdung der Tragfähigkeit des Dachstuhls waren zu beobachten. Das Gewicht des Daches verteilte sich durch die zerstörten Balkenteile anders auf das Mauerwerk. Der wechselnde Druck könnte mittelfristig zu Rissen an den Wänden und zu einer Beschädigung der Auflagepunkte am Außenmauerwerk, letztlich aber zu einem zumindest teilweisen Einsturz der Konstruktion führen.

Instandsetzung

Die von Weißfäule befallenen Teile des historischen Dachstuhls waren nicht mehr instandsetzungsfähig. Sie mussten ausgetauscht werden. Die dringende Beseitigung der Schäden an der Dachkonstruktion führten zu einer deutlichen Erhöhung des Kostenbudgets. Die Wenger-Stiftung für Denkmalpflege beteiligte sich gemeinsam mit anderen Institutionen an der Finanzierung, um der engagierten Kirchengemeinde bei der Sanierung der Schäden am Dachstuhl behilflich zu sein, eine unumgängliche Voraussetzung für die folgende Instandsetzung ihrer Barockkirche.

Dr. Peter Königfeld

Literatur

Arnold Nöldeke et. al. (Bearb.): Die Kunstdenkmale des Kreises Neustadt am Rübenberge. Textband. Neudruck der Ausgabe 1958. Osnabrück 1979 (Kunstdenkmälerinventare Niedersachsens 20). S. 81—87.

Heinrich Lathwesen: Kolenfeld. Die Geschichte eines calenbergischen Dorfes. Wunstorf 1961.

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